AW: Arthurs Ankunft
„Nun, dann werde ich wohl mit Erkki zeitweise im Gildehaus wohnen und sehen ob wir uns irgendwie nützlich machen können…
Gibt es denn irgendwelche Einschränkungen in welchen Stadtteilen man sich eine Zuflucht anschaffen darf? Oder wo man jagen darf?
Telekinese...Sie meinen sicher den Pfad der Bewegung durch den Geist...die erste Stufe dieses Pfades beherrsche ich, ist das ausreichend?"
Da äußerte sich Erkki in punkto Glas: „Eine komplette Glasfabrik aufzubauen, das kostet Millionen, und…“
Er zögerte und blickte Arthur an.
„…und wir haben nicht einmal einen Bruchteil davon“, beendete Arthur den Satz.
„Sprich es ruhig aus, es ist keine Schande, wenig Geld zu haben. Nein, wir sind nicht halb so wohlhabend wie wir vielleicht auf den ersten Blick aussehen."
Erkki fuhr fort: „De facto haben wir haben nicht einmal ein Zehntel des notwendigen Geldes zur Verfügung. Und man braucht sicher auch hier in Deutschland einiges an Genehmigungen, schon allein weil durch die hohe Hitze beim Glasschmelzen ein deutlich erhöhtes Brandrisiko besteht.
Was allerdings wesentlich einfacher zu realisieren wäre: Eine Zweigstelle unserer Firma, in der man sich nur um den Vertrieb unserer Produkte kümmert und die Waren dem lokalen Markt anbietet. Das würde 10.000 bis 15.000 € kosten, darunter fällt das Anmieten von Räumlichkeiten, die Inneneinrichtung und Werbung. Also noch vergleichsweise günstig. Doch ich fürchte, selbst dafür würden wir uns Geld leihen müssen…“
Arthur machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Ach, der schnöde Mammon…dass man sich überhaupt damit befassen muss…
Unsere Glasfabrik in Helsinki gehört jetzt dem Clan, und außerdem wäre es natürlich unsinnig die Fabrik zu verkaufen um hier eine derselben Art aufzubauen. Die Fabrik in Helsinki hat Erkki aufgezogen und auch vorher das Geld dafür erwirtschaftet.“
Nun konnte Arthur den Stolz auf Erkki umso weniger verbergen.
„Erkki ist ein fähiger Kaufmann, und auch das Glasblasen beherrscht er, und er ist auch Chemielaborant, aber sein Hauptberuf ist Arzt“, fügte Arthur hinzu, und Erkki wirkte etwas verlegen, dass seine Fähigkeiten so sehr herausgestrichen wurden.
Es war klar ersichtlich, dass die beiden jede Menge Grips hatten, aber überheblich wirkten sie nicht.
Arthur fuhr fort: "Auch ich habe als erstes eine kaufmännische Ausbildung gemacht...auf Drängen meines Vaters, aber mein Abschluß war miserabel, da ich im Unterricht vor Langeweile so oft eingeschlafen bin..."
Er schmunzelte.
„Wie ist es denn, hat unser Clan in Finstertal Einfluss im Bereich Medizin? Oder würde Erkki in den Einflussbereich eines anderen Clans hineinpfuschen, wenn er sich beispielsweise eine Anstellung in einem Krankenhaus sucht?
Und wenn ich mir von einem Kainskind Geld leihe…vielleicht könnten Sie mir da jemanden empfehlen? Es sollte jemand sein, der einen solchen Gefallen nicht ausnutzt um mich später für irgendeine widerliche Intrige einzuspannen. Ich verabscheue Intrigen und bin froh, wenn ich mich da heraushalten kann. Mein Erzeuger sagt ich sei zu gutmütig. Nun ja, möglicherweise werde ich irgendwann daran zugrunde gehen…aber meinen Idealismus aufgeben möchte ich deswegen eigentlich nicht."
Als es um den Wald ging sprachen Arthurs Augen von Enttäuschung…wer Arthurs Augen nicht sah mochte ihn für ziemlich unemotional halten, denn seine Emotionen ließen sich meistens nur an den Augen ablesen.
„Die Parks, sind die eventuell Gebiet der Gangrel? Oder wer auch immer, das wäre gut zu wissen, dann könnte ich mich erkundigen ob man es mir gestattet mich dort zeitweise aufzuhalten.
Als Sterblicher habe ich eine ganze zeitlang auf einer kleinen Insel inmitten des Waldes gewohnt, alleine, dort wohnte sonst niemand. Ein Holzhaus, ohne Telefon, keine Besucher...nur mein geheimnisvoller Gönner, der meine Arbeit finanziert hat, besuchte mich ab und zu...Johann von Löwenstern, inkognito...das war eine sehr schöne Zeit...in solcher Abgeschiedenheit kann man wirklich hervorragend arbeiten…“
Arthur entging nicht, dass Victors Miene sich verdüsterte, als er den Prinzen erwähnte.
"Sie sind nicht sehr gut auf den Prinzen zu sprechen...?"
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
"Doch ich will da nicht in Sie dringen...ich habe Sie ohnehin schon mit allzu vielen Fragen gelöchert...vielleicht werden Sie es mir später erzählen...jetzt wäre ohnehin nicht der rechte Zeitpunkt, denn ich möchte nicht beim Prinzen vorsprechen mit negativen Gedanken und Gefühlen über ihn..."
Arthurs Augen verrieten, dass er sehr einfühlsam war.
"Ich kenne die hiesigen Gepflogenheiten nicht…duzt man sich hier unter Lehrlingen nur wenn man sich näher kennt? In Oxford sprechen sich die Lehrlinge alle mit Vornamen an. In Finnland ist Duzen allgemein üblich bei Kainskindern unter 100 Jahren, ohne dass dies etwas über die Vertrautheit aussagt. Und unter Sterblichen…in Finnland duzt man sich auch in der Geschäftswelt, Siezen ist völlig antiquiert und daher unangebracht, schon fast ein Maskeradebruch…
Ich bin mir nicht sicher, wäre es unhöflich wenn ich vorschlage, dass wir beide uns duzen? Ich persönlich würde es bevorzugen, aber ich möchte nichts aufdrängen…“
Out of Character
Habe jetzt fast alles Wichtige gefragt, fehlt nicht mehr viel...dann bist Du erlöst...