Honigkuchenwolf schrieb:
[..]50-50 Chance [..] es kommt drauf an wie lange man spielt[..] Der fast aus jeder negativen Karte noch was Positives heraus holt..
Ansonsten bevorzuge ich sie nach wie vor, da eine Karte bei anderen Systemen mehrere Würfelwürfe abdeckt. Also geht es schneller und zerreißt die Stimmung nicht so stark wie eben ein Würfelwurf.
Ich entnehme Deinen Aussagen, daß Ihr die umgekehrten Bedeutungen schon als negativ auslegt. Die Spieler mit mehr Engel-Spielerfahrung kommen damit besser klar, da sie auch "negative" Kartenresultate uminterpretieren können.
Was ist aber mit den nicht so erfahrenen? Haben die dann nicht eine >50% Chance zu scheitern?
Positiv am Arkana-System ist nach Deiner Aussage, daß es schneller im Resultatbestimmen ist, als mehrere Würfelwürfe. Nun für d20 mag das stimmen, da dort zumindest im Kampf mehrere Würfelwürfe notwendig sind. Aber wenn ich jemanden nach d20 Überzeugen möchte, dann brauche ich als Spieler
nur einen einzigen Wurf. Das ist auch nicht langsamer als eine Karte - und man muß auch nicht gleich nach dem Ziehen erst einmal warten, bis sich der Ziehende überlegt hat, wie er das Resultat denn überhaupt interpretieren soll (Naturtalente wie augenscheinlich Cyfer ausgenommen
). Das Schnelligkeitsargument kann ich daher nicht ganz (eben nur für den Kampf) nachvollziehen (da es ja weit mehr Gelegenheiten gibt Unsicherheiten in der Geschichte durch Kartenziehen zu beseitigen, als nur den Kampf).
Was ich tatsächlich auch so empfinde, ist die Stimmigkeit von den ENGEL-Arkana mit der Welt der Engel. Wenn es, wie bei Everway nur eine Art generischer Arkana wären, oder gar ein Standard-Tarot, dann hätte man eigentlich immer einen Bruch. Aber durch Arkana mit Bedeutung in der Spielwelt (Der Himmel, Der Schrottbaron etc.) bleibt man fokussiert auf die Kräfte, die in der Welt der Engel wirken.
Ich wäre nur sehr neugierig, ob Ihr im Spiel mit den Arkana-Karten auch quantitative Angaben vermißt?
Ein Beispiel: Wie schätzt ihr den Schaden eines Hiebes mit einem Rottschwert ab (z.B. in Relation zum Flammenschwert)?
Nach d20 ist der Effekt des Schwertes mit 1d10 oder so, unabhängig von subjektiven Interpretationen des Spielers UND des Spielleiters. Wenn ich also eine Waffenspezialisierung im Rottschwert habe (z.B. als ein kräftiger Michaelit) und noch das eine oder andere darauf ebenfalls bezogene d20-Talent, so kann mir kein Spielleiter daheim oder auf einem Con wegdiskutieren, daß ich mit der und der Chance treffe und daß ich 1d10 plus Schadensbonus Schaden mache. Das Flammenschwert macht 1d10+(1d6 Feuerschaden) - also mehr. Die hier zu erzielenden Trefferpunkte liegen also im Mittel höher als beim Rottschwert. Die Zahlen sind hier ein objektivierendes Maß für die Gefährlichkeit einer solchen Waffe. Wenn ein Gegner 5 Hitpoints hat, so kann ich ihn aller Wahrscheinlichkeit nach mit beiden Waffen mit einem Hieb töten. Hat er 20 Hitpoints geht das mit beiden Waffen in der Regel nicht (kritische Treffer ausgenommen). Das erlaubt eine bessere Einschätzung des Risikos einer Auseinandersetzung. Einen Maßwerksskarabäus kann man also noch mit einem Hieb töten. Einen Feuerkäfer garantiert nicht mehr (immer vorausgesetzt, der Spielleiter würfelt nicht nur 1 und 2 auf den Hit Dice der Traumsaatkreaturen).
Bei Arkana ist es so, daß ich in meiner Hausrunde z.B. meine Interpretation der Quantitäten als Erzähler so sehe, daß ein Rottschwert mit Wucht und Masse viel Schaden verursacht - man kann einen Templer oder Beutereiter (trotz Rüstung) mit einem gut geführten Hieb töten. Ein Hieb mit einem Flammenschwert wirkt gegen einen Beutereiter fast identisch (besonders feuerempfindlich sind die Rüstungen der Beuterreiter ja auch nicht). Gegen Traumsaat oder Ketzer in Polymerrüstung hat das Flammenschwert bei mir jedoch einen wesentlich stärkeren Effekt, da hier nicht die Wucht allein zählt. Das ist allein MEINE Interpretation.
Wenn ich jetzt auf einen Con fahre und bei einem anderen Erzähler nach Arkana-System spielen möchte, und ich in einer Szene mit meinem Michaeliten mit Rottschwert-Spezialisierung ankomme und einem unbotmäßigen Beutereiter quer durch seinen Helm den Schädel spalten will, dann kann es mir blühen, daß der jeweilige Erzähler die Mächtigkeit und die Relation GANZ ANDERS sieht. Dann bin ich angepißt, weil ich mir Powergaming-Vorwürfe gefallen lassen muß, und er ist angepißt, weil ich ihm erzähle, was ich von Putten-Engelchen mit ihren Obstmesser-Schwingereien halte. Da kann (nicht muß!) es krachen.
Ein quantitatives, für alle gleich gutes/schlechtes Regelwerk gibt einem eben eine gewisse Sicherheit, die Situationen und die Handlungsmöglichkeiten einschätzen zu können. Wenn ich im Arkana-System haarsträubende Aktionen wie in Matrix schildere, so kann ich sicher sein, daß es Runden gibt, in denen das den zum impliziten Gruppenvertrag, zum Gruppenkonsenz gehörigen Power-Level, den sich eine Runde meist über ihren Erzähler selbst setzt, übersteigt. Ein Schaden von 1d10 ist immer 1d10. Eine Interpretation von Die Kirche: Strenge ist IMMER ANDERS. Ich bin ja GAR KEIN Freund des d20-Systems (ich kenne es vornehmlich seit der 3.0 Fassung für D&D und fand es da schon eine Verschlimmbesserung des AD&D), aber ich kann verstehen, daß man für solche Fälle lieber ein schlechtes aber gleichzeitig verläßlicheres, als ein zu freies und zu willkürlich interpretierbares System haben möchte. Das erspart einem zwar auch nicht immer den Ärger, aber es reduziert das Risiko für divergierende Interpretationen und Erwartungen(!) doch erheblich.
Habt Ihr solche Probleme bisher nie gehabt? Seid Ihr mit dem Arkana-System rundum glücklich?
Habt Ihr Engel als Spieler schon mal bei unterschiedlichen Erzählern nach Arkana-System gespielt? Konnte man da Unterschiede ausmachen, oder wart Ihr immer gleich sicher, wie etwas ausgelegt wird?