Stonewall
Kraftspieler
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AW: Alter
Ich bin auch kein Landwirt; und zu behaupten, der mittelalterliche Bauer hätte sich einen faulen Lenz machen können, ist nun auch unsinnig. Aber zwischen "2/3 des Jahres faul in der Sonne liegen" und "15 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche arbeiten" haben wir doch einen recht breiten Spielraum.
Nach meiner kurzen Recherche ist es für die mittelalterliche Landwirtschaft anscheinend auch recht schwierig, "allgemeine" Arbeitszeiten zu ermitteln. Da muß man wohl sehr zwischen Regionen, Epochen und Wirtschaftsweisen differenzieren.
Zur handwerklichen Arbeit habe ich dann noch etwas gefunden. Das stammt zwar aus der Enzyklopädie der Neuzeit, bezieht aber die spätmittelalterlichen Voraussetzungen mit ein:
Jünger als heute? Sicher. Aber da ist die Frage: Wieviel jünger? Und: Welche Leute? Wo? Und wann? Das Mittelalter ist schließlich eine lange Epoche. Ich bestreite nur, daß es im Mittelalter kaum möglich gewesen sei, ein hohes Alter zu erreichen. Die Schwieruigkeit dabei war wohl vor allem, bestimmte "Schwellen" zu schaffen, zB die frühe Kindheit, später bei Frauen, das gebärfähige Alter zu überleben.
Und über die Punkte der Sauberkeit und der Medizin kann man sich durchaus streiten. Die islamische Medizin hatte im Mittelalter einen hohen Stand. Ibn Sina (lat. Avicenna) beschreibt in seinem "Kanon der Medizin" 1025 zB Krebsoperationen. Und in Folge der Kreuzzüge verbessert sich das unter islamischem Einfluß auch im christlichen Europa, auch was die Hygiene angeht. Natürlich muß man dann sehen, welche Gruppen wann und wo Zugang dazu hatten. Aber die Pauschalisierung vom "dreckigen Mittelalter" ist schon fragwürdig.
Aber wie gesagt sooo gut kenn ich mich da nicht aus. Kann mir aber nicht vorstellen, dass die 2/3 des Jahres faul in der Sonne gelegen haben.
Ich bin auch kein Landwirt; und zu behaupten, der mittelalterliche Bauer hätte sich einen faulen Lenz machen können, ist nun auch unsinnig. Aber zwischen "2/3 des Jahres faul in der Sonne liegen" und "15 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche arbeiten" haben wir doch einen recht breiten Spielraum.
Nach meiner kurzen Recherche ist es für die mittelalterliche Landwirtschaft anscheinend auch recht schwierig, "allgemeine" Arbeitszeiten zu ermitteln. Da muß man wohl sehr zwischen Regionen, Epochen und Wirtschaftsweisen differenzieren.
Zur handwerklichen Arbeit habe ich dann noch etwas gefunden. Das stammt zwar aus der Enzyklopädie der Neuzeit, bezieht aber die spätmittelalterlichen Voraussetzungen mit ein:
Über die Zahl der Arbeitstage während eines Jahres und über die Dauer der täglichen Arbeit in der Nz. lassen sich allgemeine Aussagen fast nur anhand der Quellen für den Bereich der Gesellenarbeit und der sich rasch ausbreitenden Lohnarbeit, v.a. im Baugewerbe, treffen. Für die Arbeitszeit im weit überwiegenden Bereich der Landarbeit und der ländlichen Fronarbeit gibt es nur wenige Zeugnisse. (...)
Das Maß der täglichen Arbeit war seit dem MA der lichte Tag zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang. (...)
Einer durchschnittlichen Sommerarbeitszeit von zwölf Stunden stand eine durchschnittliche Winterarbeitszeit von acht bis neun Stunden mit entsprechend gekürzten Löhnen gegenüber. (...) Festgesetzte Arbeitszeiten bedeuteten nicht gleichmäßige Arbeitsintensität. Witterung, Rohstoff- und Auftragslage und der Vollzug hergebrachter Bräuche wie Aufnahme- und Verabschiedungsriten verhinderten stetige Arbeit und erschwerten vielfach eine klare Trennung zwischen der Arbeitszeit und der Zeit, die man später Freizeit nannte. (...)
Bei aller regionalen Differenzierung geht die neue Forschung von rund 100 Nichtarbeitstagen im Jahr aus. Berücksichtigt man die verkürzten Arbeitszeiten an den Vorabenden hoher Feiertage ergibt sich rechnerisch eine 5-Tage-Woche. (...) Sonntage und Feiertage waren nicht durchweg arbeitsfrei. V.a. am Nachmittag der Feiertage konnten die Gesellen verschiedener Handwerke zur Arbeit herangezogen werden.
Der "Blaue Montag" bzw. "Gute Montag" war eine für die Gesellen des städtischen Handwerks typische Verkürzung ihrer Wochenarbeitszeit. Seit dem 14. Jh. wurde es zunehmend üblich., einzelne Montage des Jahres für berufsständische Veranstaltungen oder persönliche Bedürfnisse wie das Baden arbeitsfrei zu halten. (...)
"Arbeitszeit", in: Enzyklopädie der Neuzeit, Bd.1, S.569f.
Ich finde die Diskussion echt total spannend Nur weiter.
Und ich sehe Eure Punkte durchaus ein, aber ihr wollt nicht wirklich irgendwie in die Richtung argumentieren, das es nicht stimmen kann, das die Leute aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung, Vorsorge, Medikamenten, Impfungen, Operationen und viel höherer körperlicher Belastung, schlechten bis keinen sanitären Verhältnissen, Sauberkeit die eher ein Fremdwort im Vergleich zu heute war, deutlich jünger starben als heute oder ?
Jünger als heute? Sicher. Aber da ist die Frage: Wieviel jünger? Und: Welche Leute? Wo? Und wann? Das Mittelalter ist schließlich eine lange Epoche. Ich bestreite nur, daß es im Mittelalter kaum möglich gewesen sei, ein hohes Alter zu erreichen. Die Schwieruigkeit dabei war wohl vor allem, bestimmte "Schwellen" zu schaffen, zB die frühe Kindheit, später bei Frauen, das gebärfähige Alter zu überleben.
Und über die Punkte der Sauberkeit und der Medizin kann man sich durchaus streiten. Die islamische Medizin hatte im Mittelalter einen hohen Stand. Ibn Sina (lat. Avicenna) beschreibt in seinem "Kanon der Medizin" 1025 zB Krebsoperationen. Und in Folge der Kreuzzüge verbessert sich das unter islamischem Einfluß auch im christlichen Europa, auch was die Hygiene angeht. Natürlich muß man dann sehen, welche Gruppen wann und wo Zugang dazu hatten. Aber die Pauschalisierung vom "dreckigen Mittelalter" ist schon fragwürdig.