AW: 4E ohne Skill Challenges
Mich stören mehrere Dinge:
- der SL legt vorher Skill Challenge Complexity und daraus resultieren die Anzahl der Erfolge fest. Warum brauche ich so etwas?
- In einer erfolgreichen Skill Challenge muss ich X Erfolge haben bevor ich X/2 Misserfolge haben darf. Warum muss ich X Erfolge haben und der einzelne Erfolg zählt weniger bis nichts, wenn es zu viele Misserfolge waren.
- Bei meinem Beispiel Weg finden und an Gegner vorbeischleichen, mit einer Complexity von 2, bräuchte man 6 Erfolge: als 3x Stealth und 3x Nature. Warum reicht nicht 1x Stealth und 1x Nature?
1) Aus dem gleichen Grund, weshalb ein Spieler-Charakter nicht nur 1 Hit Point hat, sondern mehrere. Es ist ein Teil des Spieldesigns, der sich wiederum auf den Spielablauf auswirkt. Dadurch, dass komplexere Situationen nicht durch einzelne Würfelwürfe, sondern durch mehrere, einzelne Skill Checks aufgelöst werden, bewegt man sich von Handwedelei zu Spielstruktur. Um nichts anderes geht es bei Skill Challenges. Sie sind ein Gerüst, mit dem man loses Erzählen greifbarer und spielhafter macht.
2) Warum ist man nicht bewusstlos, wenn man einen erfolgreichen Schlag auf den Kopf bekommen hat? Weil man noch HP über hat. Heißt das, dass jeder Schlag außer der Letzte unwichtig ist? Nein. Und so ist es auch bei Skill Challenges. Jeder Erfolg zählt, denn jeder Erfolg bringt einen näher an das Ziel. Es liegt an dir als SL das durch gute Beschreibungen den Spielern deutlich zu machen.
3) Das Beispiel hat mehrere Stolpersteine. Erstmal ist das Ziel ein klein wenig zu eng gewählt. Je höher die Complexity einer Skill Challenges, desto größer sollte auch die Aufgabe sein. (Zumindest bis man seinen eigenen Stil gefunden hat, wie man Beschreibungen und Skill Challenges miteinander koppelt.) Wenn du ein Ziel wählst, das nur wenige sinnvolle Fertigkeitsanwendungen hat, dann ist die Skill Challenge nicht sonderlich komplex. Sie ist vielleicht sehr schwer (hohe DCs), aber nicht komplex. Der nächste Stolperstein besteht darin, dass du als SL in der Vorbereitung bereits überlegen solltest, ob und wie die Skill Challenge sinnvoll in Teilziele aufgeteilt werden kann. Genau das werden die Spieler nämlich auch tun. Darum geht es ja bei so einer Skill Challenge Vorbereitung. Deshalb überlegt man sich die Primary Skills usw. Damit man eine komplexe Aufgabe hat, die aus unterschiedlichen Richtungen angegangen und nur in mehreren Schritten bewältigt werden kann.
In deiner Beschreibung wirkt es so, als würdest du die Primary Skills lediglich auf die Zahl der Skill Checks verteilen und diese dann runterwürfeln. So ist das Ganze nicht gedacht. Die Unterteilung in Primary Skills ist für dich als SL da. Die Spieler muss das überhaupt nicht interessieren. Sie bekommen von dir lediglich eine komplexe Aufgabe präsentiert und versuchen diese mit Hilfe ihrer Fähigkeiten zu bewältigen. Die einzelnen Skill Checks tauchen wie gewohnt auf, aber du als SL leitest halt die Aufgabe, statt sie nach dem Handwedelprinzip weiterzuspinnen oder beliebig XP zu verleihen. Bei einem Kampf entscheidest du ja auch nicht nach Gutdünken wann der NSC zu Boden geht, sondern hältst dich an die XP-Vorgaben, NSC-Motivationen, etc. und entscheidest bzw. beschreibst danach. Skill Challenges funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Du hast die vorbereitete Situation, die Liste der Primary Skills und die Zahl der zu erreichenden Erfolge und entscheidest danach wie weit die Spieler mit einem gelungenen Skill Check kommen und ob die Aufgabe damit gelöst oder gescheitert ist.
Das Wichtigste, was man als SL bei Skill Challenges lernen muss, ist wie man die Auswirkungen einer erfolgreichen oder auch misslungenen Fertigkeitsanwendung so anpasst, dass die Aufgabe dann gelöst ist, wenn sie nach den Regeln gelöst ist. Wenn du jede Aufgabe in deiner D&D4 Runde immer nur auf eine einzelne Fertigkeitsanwendung reduzieren willst, dann brauchst du keine Skill Challenge. Wenn du komplexere Aufgaben auch ohne Kampfanwendung lösen möchtest, dann sind Skill Challenge dein Werkzeug um eben mehr als nur Handwedelei zu betreiben.