AW: [29.05.06] Termin bei Buchet
Enio mußte schon schwer staunen. Ein empfindlicher Typ hätte an seiner Stelle beleidigt sein können, wenn er schon wieder abgewiesen wurde. Aber der Brujah war nicht empfindlich. Buchet würde wohl seine Gründe haben warum er seinen Termin nicht einhalten konnte. Im Grunde kümmerte es Enio nicht weiter... aber vielleicht war es auch nicht richtig das ganz ohne Protest hinzunehmen.
"Ich habe bereits einen... Kollegen getroffen. Die Umstände des Abends haben mich in die Arme von Signora Cat laufen lassen. Sie hat mir aber auch keine Unannehmlichkeiten bereitet, da ich mich auf das Telefongespräch gestern Abend mit Ihnen berufen habe und der Tatsache das Prinz Buchet meine Anwesenheit bereits bekannt sein dürfte. Deshalb denke ich, daß ein 3-tägiges Visum vorerst ausreichen wird. Ich muß aber auch darauf hindeuten, daß mich das bei der Wahl meiner Zuflucht ein wenig behindert, da ich selbstverständlich erst eine feste Bleibe beziehen werde, wenn mein Aufenthalt in dieser Stadt formell und ohne zeitliche Begrenzung ist. Glauben sie bitte nicht, daß der Keller in dem ich gerade hause besonders bequem ist. Desweiteren wäre ich recht froh, wenn Herr Buchet das nächste mal, wenn ich hierher komme um die Traditionen der Camarilla zu wahren, auch anwesend ist um dasselbe zu tun." Enio saß reglos da und sprach die Worte recht gelassen aus. Es sollte nicht der Endruck entstehen, daß er hier Stunk anfangen wollte aber er war nicht so alt geworden um sich hier mehr als 2 mal vertrösten zu lassen.
Der Italiener lehnte sich in seinem Stuhl zurück und versuchte eine freundliche Mine aufzusetzen. Was er zu sagen hatte, hatte er gesagt und damit war das Thema für den Brujah auch vorbei. "Aber zur Sache. Wie sie bereits wissen ist mein Name Enio Pareto. Ich bin vom Clan Brujah und wurde von Vilfredo Salgari in Turin gezeugt." Enio konnte sich nicht vorstellen, daß sein Erzeuger hier bekannt war. Zumindest wäre es Enio ganz recht, falls der Name hier niemandem etwas sagen würde. "Ich bin bisher in dem Keller eines verlassenen Gebäudes untergekommen. Die Adresse habe ich ihnen bereits gestern am Telefon gegeben. Ich wäre aber dankbar, wenn sie mir dabei behilflich sein könnten etwas anderes zu organisieren bis ich mich für eine feste Zuflucht entschieden habe." Enio überlegte kurz was der Fragekatalog seines Gegenüber noch alles beinhaltet hatte. "Bevor ich hierher gekommen bin habe ich mich in München aufgehalten. Das war meine letzte bekannte Adresse." Er überreichte Romero eine zerschlissene Visitenkarte. Sie sah aus, als hätte sie schon den einen oder anderen Waschgang über sich ergehen lassen müssen aber die Adresse und eine Handynummer waren noch deutlich zu lesen. "Die Wohnung habe ich aber aufgegeben. Mit einem Kontakt kann ich ihnen nicht dienen. Ich kann ihnen lediglich meine Handynummer geben."
Enio saß in seinem Stuhl und wirkte wie ein junger Mann, der die 20 noch nicht lange überschritten hatte. Seine Kleidung war nicht mal unter dem günstigsten Betrachtungswinkel als vornehm oder auch nur ordentlich zu bezeichnen. Mit seinem zerknitterten, schwarzen Patchworkhemd, seinen geflickten Jeans und den klobigen Stiefeln, wirkte er nicht sonderlich seriös. Aber wenn man sich mit Enio unterhielt, konnte man recht schnell bemerken, daß er kein ungehobelter Klotz war oder keine Umgangsformen hatte. Der Italiener wußte sich auszudrücken und war warscheinlich etwas eloquenter als viele andere von seinem Clan. Jemand, der den Umgang mit Vampiren gewohnt war, konnte vielleicht darauf kommen, daß der Brujah schon ein paar Jahrzehnte der untoten Existenz hinter sich gebracht hatte.