[29.04.2008] Die Messer abholen

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„Also ich glaube nicht, dass der Zeitpunkt das Entscheidende war. In zwei Wochen ist er schließlich immer noch ein Malkavianer, daran ändert sich doch nichts. Ich glaube kaum, dass die Seneschall in zwei Wochen weniger entsetzt gewesen wäre.“

Ja, Miguel hatte wohl dem Malkavianer ein wenig zuviel erzählt, aber das wollte er jetzt nicht zugeben.

„Ich wüsste nicht, dass ich Clansgeheimnisse kenne? Und wer würde denn mir irgendwelche großartigen Geheimnisse anvertrauen?“

Der letzte Satz klang sehr selbstironisch.

„Und ich glaube auch nicht, dass ich irgendwelche Stadtgeheimnisse kenne. Was x-Leute wissen, das kann man doch nicht Geheimnis nennen.“

Es gab auch noch eine dritte Möglichkeit warum der Malkavianer bei der Seneschall schon so schnell nach der Mentorenschaft gefragt hatte. Für einfältig hielt Miguel Rothschild nicht, und wieso so ein mit der Tür ins Haus fallen raffiniert sein könnte kapierte Miguel nicht. Aber vielleicht war der Malkavianer auch einfach bloß so arrogant, dass er davon ausgegangen war, das muss doch klappen, egal wann und wie er fragt.
Aber das sagte Miguel besser nicht, er wollte Rothschild nicht schlecht machen. Aber ein gewisses Maß an Arroganz hatte er doch bestimmt.

„Aber nein, warum sollte ich von seinem Blut trinken?“ erwiderte Miguel dann, und verschwieg, dass er drauf und dran gewesen war das zu tun. Wegen Evelina. Antonia würde das sicher für dumm halten, und daher wollte er sich nicht die Blöße geben. Der Einfältige hier, das war wohl er selbst, musste er sich eingestehen, aber das wollte er doch anderen gegenüber nicht zugeben.
Ob dieser Malkavianer nur darauf aus war Miguel zu benutzen und zu manipulieren, es auszunutzen, dass der Spanier so vernarrt in Evelina war?
Da war er es besser vorsichtig zu sein. Aber ganz gewiss würde Miguel es nicht zugeben so jemandem (fast) auf den Leim gegangen zu sein. Falls Rothschild tatsächlich solche Absichten gehabt hatte, wozu da irgendwas unterstellen.

„Aber vom bloßen Reden überträgt sich kein Wahnsinn, das glaube ich wirklich nicht.
Natürlich kann man von älteren Kainskindern was lernen, egal zu welchem Clan sie gehören, und ich bin ja sowieso nicht so sonderlich bewandert.
Und immerhin ist Herr von Rothschild offenbar der Einzige, der bereit gewesen wäre mein Mentor zu werden. Und auch wenn daraus also nicht wird, so rechne ich ihm das hoch an. Ja, wer sonst hätte es denn auf sich genommen, Mentor eines Geächteten zu sein?“

Und konnte man es dem Malkavianer wirklich verdenken, wenn er einen Vorteil aus der Situation hätte ziehen wollen, schließlich hätte er auch einiges riskiert.
Und die möglichen negativen Konsequenzen und Risiken waren eigentlich höher als mögliche Vorteile. Bestimmt hätte er es Evelina zuliebe getan. Ja, ganz bestimmt - weil sie Miguel doch so sehr zugetan war. Und das war allemal etwas Positives, dass Rothschild das für seine Tochter getan hätte. Und dass er am liebsten sicher gehen wollte, dass Miguel loyal war, auch das konnte der Spanier ihm nicht verdenken.
Als ob Miguel erwarten konnte, dass jemand Fremdes völlig wohltätig und uneigennützig war ihm gegenüber. Und selbst wenn Rothschild arrogant war, seine Tochter liebte er, das war unübersehbar.
 
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Irgendwie redete der Spanier wirklich wie ein noch sehr junges Kainskind.

"Naja, in 2 Wochen wäre vielleicht klar gewesen, ob er sich für die Stadt verdient gemacht hat und ob man ihm ein gewisses Maß an Vertrauen entgegen bringen kann", meinte Antonia. "Er war neu in der Stadt, er konnte nicht erwarten, dass man ihm Vertrauen entgegen bringt. In einigen Tagen oder Wochen hätte sich eventuell vieles geändert."

Gut, es war zu spät, den ersten Eindruck konnte man nicht wieder gut machen und da hatte Rothschild versagt. Ja, es war gut, das sie von den ganzen anderen Sachen nichts wußte und es war gut, dass andere das nicht wußten. Eventuell hätte Rothschild irgendwann Ansprüche gegen die Toreador erhoben, weil er sich um Miguel gekümmert hatte. Ob es wirklich gut gewesen wäre, einen Toreador an einen Malkavianer auszuliefern?

"Ja, man kann immer was lernen, aber die Chance wirst du auch so bekommen."
 
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Das war aber dennoch kein Grund dermaßen unfreundlich zu sein und einen nicht einmal ausreden zu lassen. Miguel fand nach wie vor, dass die Seneschall sich schäbig verhalten hatte.

Da war doch bestimmt irgendeine verletzte Eitelkeit im Spiel, als ob sie sich wirklich um mich gesorgt hat.

Ohne dass er es selbst merkte, spielte da jedoch auch bei ihm Eitelkeit eine Rolle. Indem jemand herabgewürdigt wurde, der ihm helfen wollte, da fühlte er sich auch selbst herabgewürdigt. Ja, es war ihm als hätte er selbst von der Seneschall eine Ohrfeige bekommen, und das würde er nicht so leicht vergeben und vergessen.

„Umso enttäuschender für mich, wenn auch du jetzt einen schlechten Eindruck von Herrn von Rothschild hast. Seine guten Absichten, das zählt wohl nicht.
Und ich glaube trotzdem nicht, dass die Antwort der Seneschall zwei Wochen später anders ausgefallen wäre. Sie ist doch wirklich eine Prinzessin auf der Erbse. Sie hätte ja auch sagen können man könnte eine Mentorenschaft vielleicht später in Erwägung ziehen. Wenn jemand hilfsbereit ist, wozu dann denjenigen vergrätzen? Etwas Diplomatie hätte da wirklich nicht geschadet. Und nein, das hat mir nicht der Malkavianer eingeredet, er hat nicht über die Seneschall gehetzt. Aber na gut, wer bin ich denn, dass ich die Seneschall kritisiere.“

Und als tolle Seneschall konnte man sich das ja erlauben sich wie ein Elefant im Porzellanladen zu verhalten. Nein, er machte keinen Hehl daraus, dass er es blöd fand wie die Seneschall sich verhalten hatte. Diese Ansicht würde ihm niemand ausreden können, da war er stur bei sowas. Wenn Antonia anders dachte, und offenbar war das der Fall, dann würde sie seine Ansicht doch abtun, weil er noch recht jung war, bestimmt. Vielleicht würde sie ihn ja sogar schelten, weil er sich so negativ über die Seneschall geäußert hatte.

Und eigentlich traurig, dass ein Malkavianer der einzige war, der sich freiwillig angeboten hatte Miguels Mentor zu sein und sich direkt nach der Bestrafung um ihn zu kümmern. Wo waren denn all die Toreador, die „hier“ geschrieen hatten? Aber auch er durfte schließlich nicht zuviel erwarten, nicht wahr.
Das äußerte er besser nicht, sonst wäre Antonia sicher beleidigt. Ja, dann würde sie ihm sicher sagen, dass auch er ja wohl nicht erwarten konnte, dass ihm jemand vertraute und sich seiner annahm. Tja, dafür musste man wohl ein Verrückter sein um das zu tun.
Miguel schalt sich, er sollte jetzt nicht undankbar sein. Antonia war doch bereit gegebenenfalls seinen Status zu erhöhen falls er sich bewährte. Aber ein bitterer Beigeschmack blieb trotzdem.
Selbst seine Mentorin werden, das wollte sie offenbar nicht, und dass sich jemand nach der Bestrafung um ihn kümmerte, auch dafür hatte sich kein Toreador angeboten.
Nein, er würde jetzt niemanden darum bitten. Unangenehm genug, dass Miguel Helena wegen des Blutes hatte um Hilfe bitten müssen, da wollte er jetzt nicht noch wegen was anderem angekrochen kommen.

Wäre ich doch bloß niemals hierhergekommen dachte Miguel zum Hundertsten Male.

Am besten sollte er nach Barcelona zurück, sobald wie möglich. Aber ob man ihn hier einfach so gehen lassen würde? Und was war dann mit Evelina?
Aber jedenfalls war ihm jegliche gute Laune nun vergangen, und diese Domäne stand ihm bis oben hin. Der Prinz war widerlich, die Seneschall war widerlich, und sie waren ausgerechnet Toreador. Und Miguel war für die nur der letzte Dreck, was zählte für dieses hochnäsige Prinzenpaar denn seine Meinung, seine Wünsche und sein Befinden?
Wenn der Malkavianer arrogant war, dann waren die noch zehnmal arroganter. Aber Antonia fand die trotzdem toll?
Er hatte keine Lust mehr das Gespräch überhaupt noch weiterzuführen.
Und wenn sich niemand um ihn kümmerte, dann eben nicht, er würde schon auch allein irgendwie klarkommen. In ihm kam so ein ´allein gegen den Rest der Welt´- Gefühl auf.

"Und wusstest du schon, dass man mich zur Schau stellen wird? Meine Bestrafung soll gefilmt werden und dann soll jeder mitansehen wie ich leide."

Er schien keine Antwort auf diese Frage zu erwarten, und seine Verbitterung war nun deutlich herauszuhören.

Wohl bekommt´s. Hoffentlich ekelt ihr euch alle schön.

„Sorry, wenn ich das Gespräch jetzt beende, aber mir ist nicht mehr nach Reden, und ich muss hier noch aufräumen“, sagte Miguel tonlos und fühlte sich stumpf und verbittert.
Wenn Miguel nicht nach Reden war, ein schlechtes Zeichen.
Es war ihm egal was Antonia davon hielt, dass er jetzt einfach das Gespräch beendete, und überhaupt was sie von ihm hielt. Sollte sie ihn eben nicht befördern, im Staub kriechen würde er dafür jedenfalls nicht. Den eigenen Stolz aufgeben um Status zurückzugewinnen? Nein, dieser Preis war zu hoch.
 
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Antonia seufzte, was sollte sie dazu sagen, so wirklich wußte sie nicht, was sie dazu sagen sollte, Miguel war manches Mal wie ein Küken in seinen Ansichten, daran konnte sie nichts ändern und sie würde ihn aus dem selben Grund nicht nehmen, wie sie sich geweigert hätte, Tanja zu nehmen, wenn dann wollte sie ein eigenes Child und nicht die verzogenen Ableger von anderen.

"Gut, dann bereite dich darauf vor, es wird sich bestimmt eine Lösung finden, wenn es soweit ist", meinte sie schließlich.
 
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Wegen diesem Ventrue Küken war sie den Tränen nahe und soo besorgt, aber bei mir...

Ja, bei Eduard hätte Antonia sich doch geradezu darum gerissen wieder seine Mentorin zu werden, und bei Linus war sie so bedacht ihn von diesem Brandenburg, diesem unfähigen Ahnen, wegzukriegen.

Aber was bin ich gegen diese Ventrue Schnösel. Mich will sie doch nicht, sonst hätte sie längst was unternommen.

Das machte Miguel zugleich wütend und traurig.

Was hat dieser Eduard was ich nicht habe? Na zumindest Arroganz, so wie jeder Ventrue. Und vornehmer ist er, und gebildeter...

Doch dann musste er an die Bestrafung denken und bekam Angst.

„Erstmal muss ich die Bestrafung überstehen, mir ist wirklich nicht gerade wohl dabei, wenn ich daran denke. Drück mir die Daumen.“

Miguel hörte sich etwas nervös an, und irgendwie auch abwesend, als wäre er mit den Gedanken schon ganz woanders. Bei der ihm bevorstehenden Strafe, den zu erwartenden Schmerzen?
Es folgte Stille, er schien sogar vergessen zu haben, dass er noch nicht aufgelegt hatte, und die nervöse Anspannung dieses Schweigens schien sogar durch das Telefon spürbar zu sein.
 
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