[29.04.2008] Die Messer abholen

Schwan

Miguel Cortés, Toreador
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18. April 2008
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Miguel fuhr mit dem Ferrari vor und parkte ihn vor der Glasschmelze. Er stieg aus, öffnete die Eingangstür und ging hinein. Auch diesmal ließ er die Tür angelehnt.

Das gestern eingeschmolzene Silber hatte sich inzwischen vollständig verhärtet. Miguel entfernte den neugeformten Silberbarren aus der Gussform.
Dann entfernte die Messer aus der Halterung. Er konnte der Versuchung nicht wiederstehen, noch an einem zweiten Messer seine neue Fähigkeit auszuprobieren. Er hielt den Griff des Messers mit der rechten Hand umschlossen und konzentrierte sich darauf etwas zu sehen.
 
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Die Neugier hatte Miguel wieder einmal gepackt und er hatte in den Sachen anderer herumgestöbert um heraus zu finden, was ihre Geheimnisse waren. Doch manchmal blieben solche Dinge lieber ungesehen!

Ob es nun Glück oder Pech war, der Toreador hatte ein Messer gewählt was der Ravnos erst vor ein paar Tagen genutzt hatte.
Vor dem geistigen Auge von Miguel konnte er deutlich das Gesicht von Peter erkennen. Kein Zweifel, dies war sein Messer. Die Anwendung der Disziplin schien ein voller Erfolg zu sein!

Doch plötzlich sah er wie das Gesicht von dem Ravnos zu einer animalischen Fratze wurde, die diabolisch lachte! Lachte sie vielleicht sogar Miguel aus? Doch noch eh er darauf eine Antwort finden konnte, merkte er wie es unglaublich heiß um ihn wurde. Er kannte dieses Gefühl von seiner Arbeit mit dem Schmelzofen! Doch diesmal war es kein kontrolliertes Feuer, sondern eine Feuersbrunst die um ihn tobte und ihn zu verschlingen drohte!

Am ganzen Körper spürte er die Flammen, die ihn zu verzehren drohten. Raus hier! Weg von dem Feuer! Schrie ihn sein Tier mit aller Macht zu, doch er konnte nicht! Sein griff um das Messer hatte sich verkrampft und die Vision war nicht mehr aufzuhalten.

Immer stärker verbrannten die Flammen ihn! Plötzlich schlugen die Gefühle über ihn zusammen und statt Angst, griff eine unbändige Wut von ihm besitzt, wie er es vielleicht noch nie gespürt hatte. Kalter Hass durchströmte ihn ebenfalls und drohte ihn zu verschlingen.

Doch dann kam es wie eine Erlösung. Als würde Gott seine Hand austrecken und Vergebung schenken. Als würde seine Mutter ihn wieder in den Arm nehmen und ihn trösten und alles Böse der Welt verscheuchen. Als würde seine Geliebte sich mit ihm vereinen und ihn unendliches Glück und Ekstase schenken.

Doch war es kein Mensch oder Gott, was ihn dieses Geschenk des Friedens gab. Es war Blut! Blut eines Opfers was über ihn strömte und die Flammen löschte und ihn Erlösung und ruhe brachte. Er war errettet worden und der Name des Retters war das Blut was durch die Adern von jedem floss.

In diesem Augenblick fand der Toreador sich auf den Boden in seiner Werkstadt wieder und überall lagen Scherben von zerstörten Gegenständen und ein paar Tische waren umgeworfen worden. Seine Glieder schmerzten, auch wenn er vor Kraft gerade zu explodieren drohte.
Als er sich aufrichtete dröhnte nur ein Gedanke, nur eine Offenbarung in seinem Kopf. Blut ist der Erlöser und Blut soll fließen! So tränke die Welt in Blut und du wirst Erlösung und Frieden finden!
 
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Miguel hatte beim Lesen in dem Messer mehr Erfolg als es ihm gut tat. Wie hieß es doch so schön? Curiosity killed the cat.

Er war verwirrt und hatte keine Zeit darüber nachzudenken was es wohl damit auf sich hatte was er da gesehen hatte.
Noch verwirrter war er als er dann zu sich kam und die verwüstete Werkstatt sah. Doch diese Verwirrung wurde verdrängt von dem Gedanken an Blut und Gewalt.

Und nun rächte es sich, dass Miguel schon nächtelang das Bluttrinken aufgeschoben hatte. Er hatte bei der soeben beendeten Raserei fast seine ganzen letzten Reserven an Blut verbraucht.
Und so hatte er jetzt einen absolut riesigen DURST.

ICH WILL TRINKEN! schrie das Tier in ihm und schien schon Ausschau nach einem Opfer zu halten.

Würde Peter gleich hereinkommen? Würde das Tier dann wieder die Kontrolle über Miguel übernehmen?
Der Toreador war jedenfalls schon kaum noch in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen.
 
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Da Peter nicht viel Zeit am heutigen Abend hatte, fuhr er fast bis vor die Tür mit seinem Motorrad. Schnell stellte er den Motor ab und öffnete die Tür zur Glasschmelze und trat ein. Er hatte nur das Visier seines Helmes hochgeklappt und sah plötzlich die Verwüstung in der Werkstadt.

"Hallo? Cortés sind sie da?" instinktiv ging seine Hand an das Holster seiner Pistole, bereit sie zu ziehen und zu schießen.

Würde Miguel das Tier in ihm besiegen oder zum Angriff auf seine Beute übergehen? Die nächsten Sekunden wurden es zeigen.
 
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Das Tier kämpfte um Oberhand. Miguel konnte es für den Moment nur knapp im Zaum halten.

Und dann hörte er ein Geräusch. Die Haustür. Blitzschnell huschte Miguel in die Ecke direkt neben der Tür. Die Tür befand sich am vorderen Ende des Raumes und ging nach innen auf.
Die offenstehende Tür und die Wand bildeten nun so etwas wie einen schmalen Gang, ungefähr einen Meter breit, und Miguel versteckte sich dort.

Nun brauchte Miguel nur noch hinter der Tür hervorzukommen und sich auf die Beute zu stürzen.
Er spürte wie das Tier in ihm dazu drängte.

Miguel trat vorsichtig einen Schritt nach vorne und lugte um die Ecke. Peter blickte in den Raum hinein und rief nach Miguel. Der Spanier stand nun genau im toten Punkt, und durch den Helm konnte Peter Miguel nicht einmal aus den Augenwinkeln sehen.

Das ist unsere Chance – er sieht uns nicht, stürz dich auf ihn, Miguel! Saug ihn aus! Ich habe Durst! Saug ihn leer!! Ich will sein Blut!!

Konnte Miguel diesem Drang widerstehen?
Der Hunger wurde stärker, der Hunger nagte, und dort war jemand, dessen Blut er trinken konnte, so nah.
Doch wenn er Peter überwältigte und von ihm getrunken hatte, was dann?

Denk nicht nach, trink!!

Miguel war hin- und hergerissen, das machte ihn innerlich zittern.
Er wollte doch Peter eigentlich nichts tun, aber er hatte so schrecklichen Durst.

Der Spanier hatte noch immer Bärenkräfte, spürte diese Energie in sich pulsieren, sie drängte danach freigesetzt zu werden.

Du bist jetzt stärker als er, Miguel, du wirst ihn besiegen. Ergreife die Chance.
Mach schon!! Stürz dich auf ihn, umschling ihn mit den Armen, beiß ihm in den Nacken und trink!


Miguel versuchte gegen den Drang sich auf Peter zu stürzen anzukämpfen. Wenn er Peter jetzt aussaugte und gar vernichtete, dann konnte Miguel alles vergessen, dann würde man ihn sicher hinrichten. Und wie enttäuscht wäre Evelina dann von ihm, das konnte er ihr doch nicht antun.
Vor allem der Gedanke an Evelina half ihm dabei dem Tier nicht nachzugeben.

"Herr Crain, ich bin hier, ich will Ihnen nichts tun, aber bitte seien Sie vorsichtig, ich war gerade eben in Raserei und stehe wieder kurz davor."

Miguel kam langsam hinter der Tür hervor. Es war in der Tat ziemlich deutlich sichtbar, dass Miguel nur knapp seine Selbstbeherrschung aufrecht erhalten konnte. Die Augen des Spaniers funkelten gefährlich, das Tier war sehr nah an der Oberfläche.

"Vielleicht sollte ich das Gebäude verlassen, denn ich weiß nicht wie lange ich mich noch zusammenreißen kann. Wo Ihre Messer hingeraten sind, kann ich leider nicht sagen. Wenn Sie danach suchen möchten... Oder vielleicht sollte besser ich hierbleiben, bis ich mich beruhigt habe, ansonsten breche ich am Ende draußen die Maskerade."
 
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Als Peter Miguels Stimme hörte, entspannte er sich kurz, biss er dann die Worte hörte. Er ging in eine leichte Abwehrhaltung und schaute sich den Toreador an.

Um die Messer war es nicht zu schade gewesen, er hatte noch ein eigenes. Aber für andere würde er dann nichts mehr haben. Was für eine Schande.

"Ich verstehe. Dann werde ich dann gehen und sie melden sich einfach, wenn sie wieder Herr ihres Tieres sind." Peter wusste genau wohin das führen konnte und hatte kein Bedürfnis länger als nötig hier zu bleiben.

Langsam nährte er sich rückwärts laufend dem Ausgang Cortés im Blick behaltend.
"Einen schönen Abend dann noch."
 
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„Tut mir leid, aber sowas passiert unsereins leider manchmal. Ich melde mich dann also. Auch Ihnen einen schönen Abend.“

Miguel sah wie der Ravnos achtsam rückwärts den Raum verließ.

Jetzt ist deine letzte Chance! LOS! Mach schon! Auf ihn!

Doch Miguel wollte nicht Sklave des Tiers sein, es gelang ihm das Tier weiter zurückzudrängen. Völlig im Griff hatte er es jedoch noch nicht, das spürte er.

Er war heilfroh, dass er nicht auf Peter losgestürzt war. Der Schaden in der Werkstatt war unschön, aber zu beheben, ein vernichtetes Kainskind aber war etwas ganz anderes.

Der Spanier wusste, er musste schleunigst Blut auftanken, aber erstmal sollte er sich wieder genug unter Kontrolle haben um nicht in aller Öffentlichkeit in Raserei zu geraten. Er wartete also lieber noch etwas ab.
 
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Nach dem Anruf bei Helena blieb Miguel in der Werkstatt und fing schon mal an aufzuräumen. Er hoffte auch die Messer und den Silberbarren irgendwo zu finden.

So vertrieb er sich die Wartezeit. Innerlich war er sehr unruhig.
Hoffentlich wäre das Blut bald da. Er hatte bisher noch nie Tierblut getrunken, das war sicher nicht sonderlich schmackhaft, aber Hauptsache Blut, Hauptsache erstmal den schlimmsten Durst löschen können.
Danach konnte er immer noch jagen gehen und lief dann hoffentlich nicht mehr in Gefahr jemanden bis auf den letzten Tropfen auszusaugen.
 
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Es würde wirklich nicht lange dauern, bis sein Telefon klingelte und eine Männerstimme, die er im Moment nicht zuordnen konnte, ihm sagte, daß er Jonathan Archer sei, der ihm was zu trinken an die Tür geliefert hatte.
 
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"Vielen herzlichen Dank", erwiderte Miguel.

"Das ist meine Rettung."

Er wartete besser noch eine Minute, bis Jonathan wieder verschwunden und in Sicherheit war, aber diese Minute schien dem Spanier unendlich lang zu sein, und er konnte sich vor Durst kaum bezähmen.
Dann schließlich hastete zur Haustür, riss sie auf und stürzte sich auf das Blut. Der Geschmack war in der Tat nicht besonders toll, aber das machte nichts, er trank es gierig, bis er alles geleert hatte.
Dann sank er auf den Boden und wartete darauf, dass das Blut "einsackte" und der Durst etwas nachließ.
Und jetzt hieß es noch mehr auftanken. Die nächtelang verschobene Jagd musste er jetzt dringend nachholen, ausgiebig.

Miguel schloss die Haustür ab, stieg in seinen Ferrari und fuhr los.
Er hielt bei einer Kneipe, ging hinein und hielt Ausschau einer halbwegs hübschen weiblichen Person, die ohne Begleitung hier war.
Eigentlich hatte er gar keine Lust zum Flirten, viel zu sehr sehnte er sich nach Evelina als das er wirklich Augen für eine andere Frau hätte haben können, und Annäherungsversuche an Männer, das musste wirklich nicht sein.
Einer Frau körperlich nahezukommen war so einfach, vor allem wenn man etwas nachhalf. Er konnte sich eigentlich allein auf seinen Charme verlassen und brauchte nicht unbedingt Präsenz einzusetzen, aber heute sollte es schnell gehen.

Das erste Opfer hatte er schnell eingewickelt. Heute war er längst nicht so wählerisch wie sonst, da tat es auch eine Frau Mitte 40, die nicht mehr die Hübscheste war. Ein wenig flirten, dann sich neben sie auf die Bank setzen, ihren Hals küssen und dabei ein wenig Trinken. Nicht zuviel, ermahnte er sich.
Er hatte kein schlechtes Gewissen angeblich auf die Toilette zu gehen sobald er genug getrunken hatte, sich aber dann in Wirklichkeit aus dem Staub zu machen und die nächste Kneipe aufzusuchen. Nicht einmal sein Getränk hatte er bezahlt, aber solange die Frau noch unter seinem Bann stand würde sie das sicher gern übernehmen. Noch nie zuvor war Miguel Zechpreller gewesen, jetzt jedoch kümmerte es ihn nicht.
Nach drei Stunden war Miguels Kneipentour beendet und er war voll gesättigt. Auf jegliche Zungenküsse hatte er verzichtet, denn solche Küsse waren jetzt Evelina vorbehalten. Flirten und Trinken am Fließband, das war wirklich nicht nach seinem Geschmack, demnächst musste er wieder regelmäßig auftanken.
Und wieviel schöner wäre es von Evelina zu trinken - danach sehnte er sich sehr, es wäre eine wunderbare Ekstase. Aber ob ihr Vater es erlauben würde?

Der Spanier fuhr zum Dom und beeilte sich zu dem Fenster zu kommen. Er wollte doch seine Arbeit vollenden.
Gestern war er noch neugierig darauf gewesen aus dem Tintenfass etwas herauszulesen. Das Tintenfass war weg, offenbar hatte es jemand mitgenommen. Vielleicht würde der Tisch etwas verraten.
Aber nein, bloß nicht. Auf weitere unschöne Überraschungen konnte er im Moment wirklich gut verzichten. Die Lust aus Gegenständen zu lesen war ihm fürs Erste gründlich vergangen. Das wollte er vor der Bestrafung lieber nicht mehr machen.
Wie hätte er denn ahnen können, dass das solche unheilvollen Folgen haben könnte. Dass man da in Raserei fallen konnte, das hatte ihm niemand gesagt, offenbar war nicht einmal Esperanza sowas schon mal passiert. Aber er hatte das Pech, dass es ihm gleich beim zweiten Mal passierte.

Miguel erreichte den winzigen Raum, machte die Lampen an und stieg auf das Gerüst.



Out of Character
Ich fange jetzt für den Rest Fensterputzen nicht extra einen neuen Thread an.
Und jetzt hat Miguel einen guten Grund in der Sakristei nicht zu auspexen. ;)
 
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Miguel erreichte die Glasschmelze und schleppte sein Arbeitsmaterial in die Werkstatt.
Er war völlig durchnässt, aber als Kainskind konnte man sich zum Glück nicht erkälten.

Wie es hier aussah, hier sollte er wirklich mal aufräumen. Aber er konnte es nicht lassen zunächst mal Evelina anzurufen. Mit ihr zu sprechen war aber leider nicht möglich.
Aber er wollte doch auch noch Antonia anrufen, hoffentlich war sie heute zu erreichen. Er klingelte also bei ihr an.
 
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Antonia meldete sich relativ schnell.

"Hier Antonia", meldete sie sich. "Miguel, was gibt es Neues?"
 
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Miguel war mittlerweile wieder recht gut gelaunt, und so war er ziemlich lebhaft.

„Ah, Antonia! Schön, dass ich dich jetzt erreiche. Ich hatte es gestern schon probiert. Was es Neues gibt? Oh, vieles, da weiß ich gar nicht wo ich anfangen soll.

Habe mittlerweile in der Sakristei das Fenster völlig freigelegt, hoho, und was da zum Vorschein kam! Der Sheriff hat mich dann gelobt, er sagte meine Arbeit ist von größter Wichtigkeit.
Bist du eigentlich schon mal diesem Ziege begegnet? Das soll ja ein ziemlicher Rüpel sein, und dennoch hat der sogar ein eigenes Elysium, komisch. Na ob der Sheriff den wohl schon eingemacht hat? Jedenfalls wollte er sich Ziege vorknöpfen.

Und stell dir vor, ich bin gestern einem leibhaftigen Werwolf begegnet! Über zwei Meter groß. Ich habe sogar die Verwandlung gesehen. Ein lieblich aussehendes 17-jähriges Mädchen hat sich urplötzlich in so eine Bestie verwandelt.“

Der Spanier machte es aber wirklich spannend, rückte erst nur mit kleinen Happen heraus, die umso neugieriger machten.
 
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"Und was ist auf dem Fenster zu sehen?" fragte Antonia interessiert. "Immerhin schien das wichtig zu sein. Leider bin ich im Moment nicht sonderlich gut informiert, ich mußte gestern Nacht aus persönlichen Gründen nach Den Haag und war erst sehr spät am Morgen zurück, so dass ich mich nicht mehr erkundigen konnte.

Nein, mit Ziege hatte ich noch nichts zu tun, ich bin nicht sonderlich schießwütig, aber ich denke, nachdem was man hört, habe ich auch nichts verpaßt. Allerdings soll er ein Mensch sein, so dürfte es nicht so schwer sein, den einzumachen, oder?"

Sie machte ein Pause.

"Das mit dem Werwolf klingt interessant, ich dachte, die sind auf dem Kriegpfad und haben das Kriegsbeil ausgegraben ..."
 
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Da fing Miguel an zu erzählen, ohne Punkt und Komma.

„Wenn man zu dem Fenster will muss man zuerst in ein dunkles Loch steigen, richtig unheimlich ist das. Aber dann kommt´s noch schlimmer, da war dann auch so ein Hautgang. Du musst dir vorstellen, ein Gang, vielleicht acht Meter lang, und die Wände bestanden aus Haut, der Boden zum Glück nicht. Da waren also richtig Härchen dran und das Teil lebte. Das muss wohl dieser Tzimisce Hexer Zacharii fabriziert haben, gruselig. Und da war irgendeine böse Präsenz in dem Gang.
Das Fenster, vier Meter hoch, war in einem winzigen Gebetsraum.
Da musste ich ein Gerüst aufbauen um auch den oberen Teil reinigen zu können.
Es war dort dann auch eine Inschrift zu sehen, da hat der Sheriff herausgelesen, dass Ziege einen Dolch, den Wolfsdorn, an Zacharii übergibt. Da waren zwei Gestalten abgebildet, die ich also zunächst halb freigelegt hatte.
Ziege ist also wohl kein gewöhnlicher Mensch, sondern offenbar ein Scherge von Zacharii!
Aber komisch, dass der Prinz so jemandem Privilegien einräumt? Ob der Prinz wohl was gewusst hat? Zumindest verdächtigt man ihn jetzt. Er hat´s entweder gewusst oder hat sich narren lassen, ist ja beides nicht so sonderlich rühmlich.
Und es wissen jetzt schon etliche Leute Bescheid. So eine Gangrel, ich weiß nicht wie sie heißt, eine dunkelhäutige jungaussehende Frau, die hat gleich den Prinzen verdächtigt, dass er mit dem Tzimisce unter einer Decke steckt.

Na jedenfalls, gestern war ich also bei dem Fenster am arbeiten als ich plötzlich Stimmen hörte. Ich gehe nachschauen, und da waren der Sheriff, die Regentin der Tremere und ihre Schwester Kiera gerade in dem Hautgang. Und diese Gangrel, eine junge mir unbekannte Frau und leider auch Herr Stahl. Der Ventrue hat zum Glück nicht so sonderlich viel Notiz von mir genommen, da ihm offenbar speiübel war. Die Regentin war sogar zu Boden gesunken. Tja, der Hautgang hat´s eben in sich.
Wir gingen dann in den etwas größeren Raum, durch den man durch muss wenn man zu dem Fenster will und dort hat sich die junge Frau plötzlich in einen Werwolf verwandelt.
Dann schrumpfte das Monstrum wieder etwas und wurde zu einem Wolf. Der schnüffelte dann in dem Raum an Sachen herum. Ich wusste ja gar nicht, dass die einen Werwolf dabei haben und diese junge Frau sich urplötzlich verwandelt. Das war mir wirklich zuviel, da hab ich den Raum verlassen und bin nach oben zu dem Fenster.
Der Sheriff ist mir dann gefolgt. Er hat mir erklärt was los ist. Die hatten wohl diese Werwölfin verhört. Keine Ahnung, wie sie die denn überhaupt zu fassen bekommen hatten. Und es hat sich herausgestellt, dass wir Kainskinder und die Werwölfe einen gemeinsamen Feind haben. Ob das wohl der Dämon und irgendwelche Plagen sind, die noch erwähnt wurden, oder eben Zacharii, der vielleicht gar mit diesem Dämon im Bunde ist, da blicke ich wirklich nicht durch. Diese Werwölfin heißt Silva Parxx, und es wurde mit ihr ein Waffenstillstand geschlossen, aber eben nur mit ihr. Um Nachforschungen zu machen.
Sag mal, weißt du eigentlich was Plagen überhaupt sind?

Der Sheriff sagte, die ehemalige Sheriff Cat hat mal von Ziege getrunken, und sein Blut war außergewöhnlich köstlich. Und sie findet er ist kein normaler Mensch. Der Sheriff wettet, das Blut in dem Hautgang ist von Ziege. Die Regentin hatte eine Probe von dem Blut bekommen, wohl um es zu untersuchen, und von einem Ghul ist das Blut aber nicht.
Der Sheriff wollte dann Ziege eine Falle stellen. Das weiß ich weil ich gelauscht habe, nachdem der Sheriff sich das halb freigelegte Fenster angeschaut hatte.
Er plante Cat soll ein heißes Date mit Ziege ausmachen, und dabei soll er dann überrascht werden. Ob´s geklappt hat, keine Ahnung.

Und heute bin ich dem Sheriff wieder begegnet in der Sakristei. Bin heute schließlich mit der Reinigung fertig geworden. Er kam mit einer Frau Namens Roxana Dragomir, kennst du die? Sie hatten Benzin dabei und wollten den Hautgang abfackeln. Hoffentlich haben sie das gut überstanden."

Schließlich hielt Miguel inne.
 
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Antonia hörte sich den Wortschwall an und unterbrach Miguel auch nicht, Namen und ähnliches setzte sie für sich ein. Miguel war auf jeden Fall informativ und sie hoffte nur, dass er nicht immer und überall so gesprächig war und jedem neu in der Stadt angekommenen gleich alles auf die Nase band, was in der Stadt so ab ging.

"Meyye heißt die Gangrel und ich hoffe mal, sie hat nicht Recht, denn das könnte sehr schlecht für unseren Clan sein", meinte sie dann und überlegte, bevor sie weitersprach. "Das ist jedenfalls nicht so gut, das ist alles andere als gut ... Roxana ist eine Ravnos und schon ziemlich alt, aber eigentlich neutral und hält sich an die Gesetze der Camarilla, sie lebt draußen auf einem Pferdehof oder so was und hat einen ganzen Zigeunerclan als Gefolge dabei. Anfürsich ist sie in Ordnung, würde ich meinen.

Eine Plage ist eine Art Geist oder kleines Geisterwesen, so genau weiß ich das auch nicht, aber die sind nicht gutartig, sondern ziemlich böse und man sollte sich von denen fernhalten, also wenn dir welche davon begegnen, dann lauf einfach weg, auch wenn ich nicht weiß, ob das etwas hilft."

Bei dem Spanier benutzte sie lieber einfache Worte.
 
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Der Prinz an sich war Miguel eigentlich ziemlich egal, aber das sagte er Antonia besser nicht. Sympathie empfand Miguel nicht für ihn, höchstens Abneigung. Weil er sicher Arthur hätte hinrichten lassen. Der Clan als Ganzes war dem Spanier aber nicht egal, und nur deswegen fände er es nicht so toll wenn alle über den Prinzen hetzen. Weil er ein Toreador war.

„Geister? Können die denn überhaupt hier in diese Welt, ich dachte die sind woanders? Und wenn doch, woran erkenne ich denn einen Geist, kann man den denn sehen?“

Sollte er jetzt vielleicht doch sagen, dass er Kontakt zu einem hatte?

„Ähm, ich hatte nämlich schon Kontakt zu einem Geist, vermute ich zumindest, aber sehen konnte ich den nicht. Der Geist von Arthur hat zu mir gesprochen. Und ist jetzt wirklich nicht so als ob ich am Verrücktwerden bin und mir das nur einbilde.
Das hatte ich auch Peter Crain erzählt, ich weiß nicht, ob das so gut war. Der zeigte sich aber sehr interessiert daran. Was hältst du denn von dem Ravnos?
Kannst du eigentlich aus Gegenständen lesen, bestimmt, oder? Bei mir hat´s gestern zum ersten Mal geklappt. Und heute ist das gründlich in die Hose gegangen.
Ist das eigentlich immer so, dass man dann was sieht bzw. erlebt und das total wie echt ist?
Na jedenfalls, das war so – Herr Crain hatte gestern drei Messer zu mir gebracht, ich sollte die mit Silber beschichten, hat aber nicht geklappt.
Na ja, und dann war ich neugierig ob mir denn die Messer nicht was erzählen könnten sozusagen. Beim ersten Messer hab ich nichts Besonderes erfahren, aber beim zweiten, da sah ich das Gesicht des Ravnos, wie es zu einer animalischen Fratze wurde und diabolisch lachte.
Und dann spürte ich es plötzlich heiß werden, und ich war mitten in einer Feuersbrunst, ich spürte die Flammen am ganzen Körper.
Das war so täuschend echt, dass ich die Kontrolle über mein Tier verloren und die ganze Werkstatt verwüstet habe. Hier bin ich grad, ich muss hier noch aufräumen.
Dass ich hier gewütet habe, daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern, aber als ich dann zu mir kam hatte ich offenbar einiges an Blut verbraucht und wäre beinahe schon wieder in Raserei gefallen, durch den Blutdurst. Da hab ich Helena angerufen, und sie hat Jonathan vorbeigeschickt, er hatte mir Tierblut vor die Tür gestellt. Sonst hätte ich mich womöglich nicht zusammenreißen können und hätte jemanden völlig ausgetrunken und somit getötet.
Wie hätte ich denn ahnen können, dass das solche Nebenwirkungen haben kann, wenn man aus einem Gegenstand liest. Dieses Feuer, das fühlte sich total echt an. Ich frag mich wann Herr Crain denn mal in ein Feuer geraten ist.“
 
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Antonia seufzte.

"Ich denke es nutzt nichts, wenn ich dir jetzt sage, du sollst nicht Angehörigen anderer Clans über alles erzählen, was du weißt, irgendwann wird das gegen die verwandt, das kann ich dir prophezeihen", sagte sie schließlich.
"Ich kenne Peter Crain nicht wirklich, die paar Mal, die ich ihn getroffen habe, war er ziemlich nett, aber die haben nunmal den Fluch, immer mal wieder was gesetzteswidriges tun zu müssen.
Wenn du wissen willst, wann er ins Feuer geriet, wirst du ihn schon selber fragen müssen, das weiß ich nicht, aber es ist manches Mal sanft und manches Mal extrem realistisch, da führt nichts dran vorbei, wenn es etwas schlimmes war, so wie ein Feuer, dann kann so etwas schon mal geschehen, deswegen sollte man nicht wahllos alles damit betatschen.

Geister, so die Seele von Arthur ist nicht frei, das finde ich schlimm, denn wenn man an Erlösung glaubt, ist das nicht zu seinem Besten, aber angeblich kann man eine Person verfluchen, dass sie spuken muß, frag da mal einen Tremere oder vielleicht sonst einen, der sich damit auskennt. Vielleicht Helena, wenn ich an deren Bücher denke, könnte ich mir vorstellen, dass sie mehr darüber weiß."
 
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„Ein ewiges ´Leben´ als Geist würde ich mir ja nicht wünschen. Körperlos zu sein ist bestimmt nicht so toll.
Ähm jaa, ich weiß, ich rede zuviel, manchmal wäre es gut, wenn ich mein Plappermaul halten könnte.
Äh nein, ich werde den Ravnos bestimmt nicht fragen wann er mal gebrannt hat, denn dann will er doch wissen woher ich das weiß, und ich will doch nicht zugeben geschnüffelt zu haben.“

Dann trübte sich Miguels Stimmung, da er an die Bestrafung denken musste.

„Ich darf ja gar nicht an Morgen denken! Ich weiß überhaupt nicht wie das dann ablaufen soll, mir hat niemand was gesagt. Ob mich dann jemand abholt und wann genau.
Und was danach ist, auch keine Ahnung.
Dass sich dann die Ghule von Herrn von Rothschild um mich kümmern, daraus wird jedenfalls nichts, die Seneschall hat das nicht erlaubt.
Na ja, und das mit der Mentorenschaft wird auch nichts. Herr von Rothschild hatte sich also nicht an deinen Rat gehalten noch damit zu warten die Seneschall danach zu fragen, aber ich denke das hätte keinen großen Unterschied gemacht. Sie hätte so oder so nicht zugelassen, dass ein Malkavianer Mentor mein Mentor wird, ob nun Herr von Rothschild oder sonst wer. Von mir hält die Seneschall zwar nicht viel, aber von Malkavianern hält sie offenbar noch viel weniger, und ich bin immer noch ein Toreador.
Sie befürchtet wohl ich könnte dann irgendwie verrückt werden oder so.
Ich muss mich dann wohl besser von Herrn von Rothschild möglichst fernhalten, denn ansonsten könnte die Seneschall das zu seinen Ungunsten auslegen – dass er also entgegen ihren Wünschen handelt und mich doch erzieht. Ich hätte sicher eine Menge von ihm lernen können, tja, aber das kann ich jetzt vergessen.“

Er hörte sich ziemlich enttäuscht an.

„Und du hättest nicht befürchtet, dass ich dann verrückt werde? Also ich denke, wenn ich verrückt werde, dann aus anderen Gründen und nicht weil ich mit Malkavianern engeren Kontakt habe.“
 
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"Ich habe keine Ahnung, wie das läuft mit der Bestrafung, ich weiß auch nicht, was die da vorhaben", meinte Antonia.
"Was diesen Herrn von Rothschild angeht, wenn er nicht hören will, dann kann ich ihm auch nicht helfen. Das Ganze konnte nur schiefgehen, wenn er gleich beim ersten Treffen mit der Tür ins Haus fällt, ich hoffe, du hast nicht bei ihm alle Clans- und Stadtgeheimnisse ausgequatscht, denn entweder ist der Kerl besonders einfältig oder besonders raffiniert. Allerdings glaube ich, dass ersters nicht, es sei denn, der Status wurde in der Stadt aus der er kam beim Versandhandel bestellt.
Ich frage mich allerdings, was du von ihm lernen willst, er kann doch nichts, was du bei unserem Clan nicht auch lernen kannst. Er kann dich höchstens wirr machen, ich hoffe nicht, dass du auf die Idee gekommen bist, auch noch von seinem Blut zutrinken, oftmals überträgt sich damit der Wahnsinn und dann bist du wirklich dumm dran, das ist schlimmer als jedes Blutband."

Irgendwie kam sie sich gerade wie bei einer Lehrstunde vor.
 
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