[28.04.2008] Geheimes Suizidkommando

AW: [28.04.2008] Geheimes Suizidkommando

Es waren unzählige Ratten, Mäuse und tatsächlich ein paar räudige, verwahrloste Katzen, viele davon mit allzudeutlichen, nässenden Geschwüren oder Verunstaltungen, die durch das Unterholz huschten und sich schließlich auf das riesige Ungeheuer stürzten. Sicherlich würden diese aber den Werwolf nicht lange aufhalten können, auch wenn sie versuchten, sich auf seine verletzlichsten Stellen zu konzentrieren, wie seine Augen und die Schnauze. Sie bedeuteten lediglich eine Ablenkung, ein Ärgernis. Jedoch auch eine neuerliche Chance, vielleicht doch noch zu entkommen, während er damit beschäftigt war, sich den rasenden, winzigen Fellknäueln zu erwehren.

Eine schwarze Katze, vielleicht einmal eine prachtvolle Schönheit auf vier Beinen, nun jedoch durch einen nässenden Ausschlag auf dem Rücken gezeichnet, erschien neben Lurker. Es war ein wenig surreal, als die Katze mit ihrem Kopf gegen seinen Arm stieß und dann ihren Körper daran entlang rieb, als gäbe es im Augenblick nichts wichtigeres. Dann stieß sie jedoch ein beinahe klägliches Maunzen aus und starrte dem Nosferatu für einen Augenblick in die milchigen Augen, als würde sie ihn zur Eile ermahnen. Mit einem großen Satz stob sie durch das Unterholz davon, weg von dem Wolfling und entgegen der Richtung der anderen, herbeieilenden Tiere. Nach einigen Schritten sah sie zurück zu den beiden Gejagten, als würde sie sich versichern wollen, dass sie auch wirklich nachkommen würden.
 
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Eine Welle der Genugtuung schwappte in dem Nosferatu hin und her. Wogte auf und füllte mit ihrer köstlichen Wärme seine Eingeweide. Es funktionierte, er spürte das er das Unding, oder besser dessen Wahrnehmung, in den Griff bekam. Wäre er in der Stadt, in seiner gewohnten Umgebung, konnte er diese Monster sogar soweit täuschen, dass sie nur noch eine so leise Ahnung von ihm spüren würden, dass sie von einem Echo ausgehen mussten. Einer Spur vielleicht. Hier draußen aber, wo die Verbindung dieser Viecher zu ihrem Terrain, ihrem Territorium, ihrem Schrein oder um was auch immer diese Ausgeburten der Hölle tanzten, stark war, fiel es ihm schwer von sich abzulenken. Das Wesen ahnte das sie hier waren, wähnte sie wahrscheinlich in einem der Büsche.
Er würde nur abwarten müssen, bis es sich abwandte, oder in einen der Sträucher sprang in denen es sie vermutete, dann würde er sie hier herausbringen. Dem Untier würde nichts weiter bleiben als ein Wehklagendes Geheul über die dünner werdende Gegenwart der Beute.
Dann aber, sah er die Katastrophe. Er sah sie deutlich, wie ein Weltuntergangsprophet seine apokalyptische Vision, nach einem Schuss wunderbar reinem Heroins. Es begann mit dem Aufbau von Spannung unter ihm. Die Geduld seiner Tochter war aufgebraucht. Die ganze Zeit hatten sie am Rande des Abgrundes getanzt und nun war ihr Halteseil, das mehr und mehr in dünne Fasern geriffelt war, einfach gerissen.
Lurker spürte die entsetzliche Gewalt, die sich aus dem kleinem Körper Strays ihren Weg suchte.

Nein...nicht...

Selbst wenn ihn die Erkenntnis was sie nun tun würde nicht gelähmt hätte, er hätte keine Chance gehabt noch einzuschreiten. Die adoptiv Nosferatu explodierte mit einem Schrei in die Visage des riesigen Monsters, grub ihre Klauen tief in das schmatzende Fleisch, das mit einem reißendem Geräusch auseinanderstob. Lurker sah das weiß der Knochen schimmern und der Knall mit dem Stray traf, war so laut, das man dachte ein Güterzug wäre gegen einen Gleisabschluss gedonnert. Mit dieser Kraft, hätte Jenny ein Auto herumwerfen können, so schien es. Aber das entsetzliche Etwas grinste nur ein ramponiertes Grinsen, und sein Kopf bewegte sich gerademal eine Handbreit zur Seite. Es würde keinen Sekundenbruchteil brauchen um sich zu fassen und viel zu schnell bereit sein zum Gegenangriff. Das letzte was der Nosferatu sah, war das Wissen im Auge des Feindes, das er sie hatte.

Dann flog der Wald in einem dunkelgrünem Wirrwarr an ihm vorbei. Über sich sah er das Blätterdach, das einen Satz auf ihn zumachte, bevor es sich blitzschnell um die eigene Achse drehte und plötzlich seinen Platz mit dem moosbedecktem Waldboden wechselte und auf ihn zuschoss. Ein Bersten in der Nähe seiner Schulter ruckte durch seinen Kopf, als er aufschlug. Drei Meter rutschte er durch den Dreck, bevor er sich überschlug. Die Spitze seines abgebrochenen Schlüsselbeines piekte ihn in die Wange. Er rollte noch ein kurzes Stück, dann landete er tatsächlich in der Hocke. Fasziniert blickte er sich um. Es blieb ihm noch ein Lidschlag Zeit, dann kam der Schmerz. Mehrere Stellen in seinem verbogenem Skelett hatten der Wucht des Schlages nachgegeben und meldeten protestierend ihren beklagenswerten Zustand. Sein Innerstes siedete und kochte. Der Schmerz jagte wie ein irrsinniger Derwisch in ihm hinauf und hinab, spielte hier frech an einem offenem Bruch und biss dort neckisch in ein Gebiet das Anwärter auf den Titel 'größtes Hämatom aller Zeiten' werden wollte. Vorsichtig und interessiert zugleich, tastete er mit seiner Zunge das innere seiner Wange ab. Es fühlte sich zerbissen und zerfetzt an, wo sein Fleisch über seine schartigen, abgebrochenen Zähne gezogen worden war. Würde er mit den Fingern die Außenseite seines Kopfes abtasten, könnte er an der prächtigen Schürfwunde spielen, die er sich zugezogen hatte, als er mit dem Gesicht über den knorrigen Waldboden geschrammt war.
Bei dieser Begehung der Schmerzen und Schäden fiel ihm jedoch eines auf. Er hatte eine gemischte Palette an Verletzungen davongetragen. Allerdings für seinen Körper nur Kleinigkeiten. Er hatte die volle Wucht des Schlages mitbekommen, aber Strays Körper hatte ihn von den Krallen des Werwolfes abgeschirmt.

STRAY...

Der Gedanke an seine Tochter brüllte wie ein Orkan in seinem Schädel. Seine Augen rasten in der Dunkelheit hin und her. Hinter ihm mochte der geifernde Schatten der Bestie herankommen, er musste seine Tochter finden. Dann sah er sie. Ein blutiger, verborgener Haufen. Das Ding hatte sie beinahe in zwei Teile gespalten.
Der erste Impuls der in ihm aufwallte war sein guter Bekannter, der Durst. Beim betasten und anheben des kleinen geschundenen Körpers hatte sich eine klebrige Schicht gebildet. Sie duftete wie Verheißung und wie sie Fäden zog und zwischen seinen Fingern glitschte, ließ den Schatten der hinter seinen Augen lebte schnurren und sabbern. Das nächste Gefühl war Wut. Er hasste das Monster. Mehr als alles auf der Welt.
Eine bekannte Stimme holte ihn aus seinem Delirium. Geschockt sah er auf die schwarze Katze mit dem nässendem Ekzem hinab. Er kannte sie, nur woher ? Die kleine Rätsel Aufgabe veranlasste seinen Verstand dazu, angestrengt zurück an die Ufer der Vernunft zu rudern, um zu erkennen wen er da vor sich hatte. Sein Kopf klärte sich und er fand sich über Stray gebeugt wieder. Eine Hand mit ihrem Blut halb in seinem Mund vergraben, während seine Zungenspitze gierig in die Furchen seiner Finger grub.
Er wandte sich um und sah wie der Koloss mit dem Teppich aus kleinen Kreaturen rang. All seine Kraft verpuffte sinnlos, da er kein Ziel finden konnte. Sein Kopf ruckte zurück und aus verklärten Augen sah er die Herrscherin der Mülldeponie an. Daher kannte er sie.
Er hatte nicht bemerkt, das die meisten der Tiere die das Wolfding bestürmten Wucherungen hatten, und eigentlich in dieser Umgebung fremd waren. Das war auch unerheblich. Sein Verstand rastete ein, wie ein Mechanismus, als ihm klar wurde was zu tun war. Ein Gedanke wurde ausgesandt und er raste in einer Welle hinab in das Zentrum seines Körpers. Dort hing der verdorrte, schwarze Klumpen, der das Herz des Nosferatu war. Es zuckte wild und begann sich schmerzhaft zusammen zu ziehen, als der Wille des Untoten hinein drang und das Gewebe anregte sich auszudehnen und wieder zusammen zu ziehen. Nur widerstrebend blähte es sich auf und sog sich voll mit der kalten, dickflüssigen Suppe die in den Venen Lurkers zäh vor sich hinfloß. Dann stieß es mit einer eruptionsartigen Gewalt eine Lanze von gestohlenem Blut hinaus in die Adern des Vampirs. Prickelnd erwachten die feinsten Verästelungen des toten Blutgefäßsystems zu Unleben.
Es brauchte ein oder zwei dieser Stöße, dann spürte er wie der Saft des geraubten Lebens in ihm brodelte. Seine welken Musklen bäumten sich auf, als die Kraft die ihm inne wohnte sie durchtränkte. Sehnen knarrten wie alte Segel im Wind, als sie sich daran machten den Körper den sie trugen zu Höchstleistungen an zutreiben.

War er auch nicht so stark wie seine Tochter, stand dem ausgemergeltem und vom Fluch der Untoten geschlagenem Nosferatu dennoch mehr Stärke zur Verfügung als dies auf natürlichem Wege möglich gewesen wäre. Er klaubte das Häufchen das seine Tochter war vom Boden auf und warf es sich über die Schulter. Tief ging er in die Hocke, wie ein mutiertes Insekt, dann schnellte er auseinander und raste los. Völlig auf die Katze vor sich fixiert, folgte er ihr durch das Unterholtz. Er achtete nicht auf seine Richtung, oder Entfernungen. Es galt nur an seiner Lotsin dran zu bleiben und den Boden im Blick zu behalten. Sie durften nicht straucheln, oder fallen.
Mit einer Hand unterstütze er seinen Lauf, wie ein monströser Affe rauschte er durch die Nacht. Die Finger der anderen Hand eng um den Leib Strays geschlossen.
 
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Die Herrscherin der Mülldeponie, wie Lurker die Katze in seinen Gedanken richtig erkannte, war schnell und es dauerte nicht lange, bis sie bereits die Grenzen der nahen Stadt überschritten hatte. Nach einigen Biegungen und Ecken verlangsamte sie ihren Spurt in ein beinahe gelangweiltes Schlendern, machte einen kleinen Bogen um einen zur Hälfte geöffneten Kanaldeckel herum und wieder stieß sie dasselbe klägliche Maunzen aus, wie schon zuvor. So wartete die Schwarze einige Augenblicke, ob der Nosferatu es wohl schaffen würde, sie einzuholen.

Schließlich drehte sich die Katze aber schlicht um, miaute dem Verborgenen noch ein letztes Mal zu und schlüpfte durch ein enges Loch an der nächsten Mauer. So lies die Katze Lurker mit seinem wichtigen Bündel allein - ihre Aufgabe war erfüllt.
 
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Der Werwolf heulte auf. Es war zum Haare ausreißen. Und davon hatte er genügend!
Erst diese Menschenmassen, dann der Silberschuss und jetzt Tiere. Mit was zur Hölle würde diese Drecksbrut als nächstes daher kommen um vor dem endgültigen, gnadenlosen und gerechten Tod zu fliehen. Ja, diese Wesen hatten nichts anderes verdient, als das endgültige Ende. Nicht nur sponnen sie ihre Fäden durch die ganze Stadt, sie waren sogar in der Lage Wesen, die der Natur nahe waren, darin zu verfangen und in ihre dreckigen Geschäfte einzuwickeln.
Also stimmten die Gerüchte, dass den Blutsaugern jede Menge Kräfte gegeben waren, die jede Energie aus den Lebenden saugen konnte, nur um die leeren Hüllen dann gegen die Feinde der Untoten zu hetzen. Er hasste diese Brut. Doch für ihn, den Herrscher über die Erde, den Urfeind alles Widernatürlichen, war es kein Problem, die armen Wesen wieder zu beseelen. Ihnen ihre Kraft, ihre Energie, ihren Geist zurück zu geben.

Die Tiere begannen sich langsam fauchen zurück zu ziehen. Grimes wurde Zeuge, wie sehr diese Wesen von der untoten Brut beeinflusst waren. Selbst jetzt, war ihr Wille noch gebrochen, waren sie ein Teil dieser verwünschenswerten Welt, die nichts als verderben brachte.
Erneut brüllte er auf und reckte die Hände gen Himmel, zu Luna. Er sah wie das Blut an seinen Klauen herabtropfte. Langsam senkte sich die zur Faust geballten Pranke und er begann an dem Blut zu schnüffeln. Es war gestohlenes Blut, aber vielleicht war er trotzdem in der Lage sie aufzuspühren. Es war einfacher, der Blutgeruch war über all. Er hätte nicht gedacht, dass diese Wesen, die selbst Blutjäger waren, so viel Blut geben konnten. Wie viele Menschen mussten dafür gestorben sein?

Grimes ging in die Hocke und zischte mit einem letzten Laut die Tiere zurück. Sie wichen rücklings nach hinten und manchen stolperten sogar über ihre eigenen Füße, so sehr traf sie die Macht des Wolfes. Dann spannte er die Hinterläufe an und sprang aus der geduckten Haltung nach vorne.
Die Jagd ging weiter!
 
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Im ersten Rausch bemerkte er lange Zeit nicht, wie er über den Waldboden dahin flog. In einer geraden Linie hätte ihn das enorm schnelle Wolfsbiest sicher einholen können. Allerdings lief der Nosferatu nicht einfach nur, sondern folgte dem kleinem, schwarzem Wesen das der Himmel geschickt haben musste. Die Katze rannte querfeldein, sauste unter umgestürzten Bäumen hindurch und schlüpfte durch Dornenbüsche. Er folgte ihr, so gut es ging. Aber die Nacht forderte ihren Preis und sie ließ sich in Blut bezahlen. Lurker spürte wie seine Kräfte ihn verließen. Lange konnte er diese mörderische Hatz nicht mehr durchhalten. Es zehrte an ihm und das Denken fiel ihm schwer. Immer wieder glitten seine Gedanken ab und er stampfte mit dem Bündel über seiner Schulter beinahe mechanisch voran. Nur ein Reflex ließ ihn schließlich stehen bleiben und er blinzelte überrascht, als er plötzlich vor einer Barriere stand, durch die er nicht folgen konnte. Große Sägen und bullige Maschinen hatten hier ihr Werk vollbracht und einen ansehnlichen Stapel von Holzstämmen an den Waldrand gelegt. Die Lücken waren alle male groß genug um eine Katze passieren zu lassen, aber für Lurker war es unmöglich ihr in das Dickicht aus abgesägten und ineinander verkeiltem Holz zu folgen. Wie betäubt stand der Nosferatu vor dem Hindernis, dass ihn vom rettendem Waldesrand abschirmte. Er verfluchte sein Pech, beinahe hätten sie es geschafft. Ihr Tod würde ebenso tragisch wie dumm sein. Hinter sich vernahm er das Bersten der Bestie, die sich brachial einen Weg hinter den hakenschlagenden Flüchtigen her durch den Wald schuf. Nie war der Gedanke einfach hier zu Boden zu sinken und aufzugeben verlockender. Lurker konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Die ewige Sucht nach Blut ließ seine Adern zusammenzurren, so dass er spürte wie die Wände seiner Aterien wie wund aneinander scheuerten. Das wilde, unkontrollierbare etwas, das wie ein Stachel in seiner Seele steckte und sein lähmendes Gift in ihn pumpte, wann immer er schwächer wurde, wuchs immer weiter. Es schwoll an wie ein prächtiges Geschwür und es kostete ihn jedes Gramm Willenskraft um es nicht aufplatzen zu lassen. Schier übermächtig dröhnten die Gelüste dieses etwas in ihm und gierten nach dem Blut des Bündels auf seinen Schultern.

Stray...es ist Stray...deine Tochter... nicht einfach ein Bündel.. und du wirst sie nicht nehmen. Du wirst sie nicht bekommen, hörst du ?

Trotzig stemmte er sich gegen das Verlangen seines Dämons. Zischend zog es sich wieder ein Stück in die Finsternis des Nosferatu Herzens zurück, so als hätte man ihm auf die Finger geschlagen, die es schon durch den Spalt geschoben hatte der sich durch Lurkers schwindenden Willen gebildet hatte. Gehässig glühten metaphorische Augen von dort. Der Schatten, das Etwas, der böse Zwilling, wie auch immer man die Dunkelheit nannte, sie war amüsiert und sie war sich absolut sicher das sie gewinnen würde, am Ende.

Ein Heulen hinter ihnen riss Lurker aus seinen Gedanken. Schon wieder waren seine Gedanken abgeglitten und er erwischte sich selber wie er kostbare Sekunden vergeudet hatte, während er einen verfluchten Stapel Holz anstarrte. So gerne er vielleicht aufgegeben hätte, ein anderer Teil von ihm wollte das nicht zulassen. Den Mut sich um zusehen brachte er nicht auf. Möglich das in diesem Moment hinter ihm das Monster mit einem lautem Aufschlag landete. Er hatte keine Kraft mehr sich darum zu scheren. Nur noch nach vorne, zu mehr war er nicht mehr in der Lage. Sie würden an der Barriere entlang laufen müssen bis er um sie herum konnte. Er würde es mit Stray auf der Schulter nicht mehr schaffen hinüber zu klettern, denn er fühlte eine klamme, kalte Taubheit in seinen Fingerspitzen. Ein weiteres Zeichen seiner versiegenden Kräfte. In welche Richtung nur ? Was war der kürzeste Weg aus diesem Wald ?
Etwas blitzte in seinem Augenwinkel. Sein Kopf ruckte herum und zuerst wollte die frostige Furcht wie eine Fontäne in sein Rückgrat schießen. Das Monstrum, es hatte sie. Dann jedoch blinzelte Lurker ungläubig. Er versuchte einen Gedanken zu fassen, doch in seinem Kopf rotierte es nur. Er glaubte einen Schemen gesehen zu haben, den Umriss eines Mannes. Er hatte seltsam gehinkt, als wäre ein Bein beeinträchtigt, so dass ein Gehstock zur Hilfe genommen werden musste. Als der Nosferatu den tänzelden Fokus seiner Konzentration auf den Schatten lenkte, trat dieser hinter einen Baum.

"ICH auch nicht, ich will nur das Beste für die, die mir wichtig sind oder so erscheinen! Wenn man an etwas glaubt, muss man dafür kämpfen und und manchmal eben einen bestimmten Preis bezahlen, aber das weißt Du bestimmt!

Merkwürdig, was für komische Gedanken einem durch den Verstand geisterten, wenn man seine letzten Augenblick nahe wähnte. Die Gedanken hallten fremd in seinem Kopf wieder. Sie schienen nicht zu ihm zu gehören, hatten eine andere Konsistenz und Qualität als seine wohlbekannten eigenen Stimmen. Ja, vielleicht war Stimme doch eher das richtige Wort und es waren gar keine Gedanken, sondern Worte gewesen, die jemand gesagt hatte. Jetzt gerade ? Oder irgendwann ?
Er wandte sich in die Richtung in der die Erscheinung verschwunden war. Taumelnd setzte er einen Fuß vor den Anderen und erreichte die Stelle. Seine Beine gaben nach, das Gewicht seiner Fracht, sei sie auch noch so leicht, drückte ihn in die Knie hinab. Kein Keuchen brach sich seinen Weg aus seinen eingefallenen Lungen. Seine Erschöpfung war kein Luftwegbleiben, obwohl sein Puls raste. Er fühlte sich eher wie eine Sanduhr, deren letzte Körnchen verrannen. Sein Blick klärte sich für einen Moment und er sah vor sich im Boden einen Abdruck im Schlamm. Das Mondlicht flutete hinein und füllte ihn mit silbrigem Glanz. War das sie Spur eines Menschen ? Aber warum kamen sie von nirgends ?

Gummistiefel...

Als wäre es nicht völlig gleichgültig was für Schuhwerk hier zum Einsatz gekommen war. Wichtig war nur, wo führten sie hin ? Seine Finger krallten sich in den erdigen Lehm und mit einem grunzendem, durch zusammengepresste Zähne hinausgequältem Schrei stemmte er sich wieder in seinen unsicheren Stand. Einen kurzen Moment wankte er, wie ein Stier der in dieser Arena einfach einen Spieß zuviel in den Rücken gerammt bekommen hatte, dann stürzte er weiter vorwärts. Es sah aus als würde er erneut vorne überkippen, aber gleichzeitig versuchen hinter seinem Fall herzuhasten um doch nicht im Dreck zu landen. Der Tunnel seiner Wahrnehmung wurde enger. Er hatte sogar vergessen das überhaupt ein Werwolf hinter ihm war. Er wusste nur noch das er weiter musste. Nach wenigen Metern schließlich brach das Dickicht auseinander. Es gab den Blick frei, auf einen steilen Abhang.
Unter den Nosferatu lag das Gelände der abgebrannten Nervenheilanstalt. Rußige Mauerreste stachen aus dem Fleisch der Erde, wie Grabsteine. Geschmolzene Plastikklumpen mischten sich dem festgebackenem Boden und gesplittertem Glas. Am Rande des weitläufigen Areals spannte sich der Zaun der das Gebiet vom Rest der Stadt trennte. Hinter diesem Zaun waren unzählige Lichter zu sehen und der Brodem einer aufgeheizten Masse stieg in den Nachthimmel. Die halbe Stadt hatte sich versammelt um die beiden Vampire zurück zu begrüßen, so schien es, aus ihrer luftigen Höhe.
Die Masse lärmte und brodelte, doch niemand berührte den Zaun. Wahrscheinlich waren sie sich dessen noch nicht mal bewusst. Lurker sah hinab in die Tiefe. Weiter würde er sie nicht bringen können. Er brauchte eine Pause, er brauchte Blut. Er glaubte ein heißes Schnauben in seinem Nacken zu spüren. Vielleicht vibrierte der Boden unter seinen Füßen auch, er wusste es nicht, denn seine Beine waren zittrig und taub. Jeden Augenblick würden sie ihren Dienst versagen. Der Nosferatu hatte sein Ziel fest im Blick und machte den letzten Schritt über den Rand des Abgrundes.

Wie ein Stein fielen Lurker und Jenny am Rande der Nervenheilanstalt einen kleinen, durch Bauarbeiten halb abgetragenen Berg hinab. Ohne das kleinste Geräusch verschwanden sie in der Dunkelheit.
 
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Grimes hetzte durch den Wald. Seine zerfetzten Leftzen hatten die unglaubliche Macht Lunas längst wieder geheilt. Er würde das Gesindel noch richten, bevor die Göttin eine weitere Bewegung gemacht hatte und der Tag näher kam. Er würde sie ins engültige grab bringen, da wo sie hingehörten.

Seine großen Pranken krallten sich in den Erdboden, hinterließen Löcher, rissen Kopfgroße Stücke aus Bäumen heraus. All das war nicht wichtig, es würde heilen. Der Zweck heiligt die Mittel. Es ging darum die Pest zu bekämpfen, darum musste man eben alles was den Verdacht weckte befallen zu sein, ausmerzen. Die Zeit des ehrenhaften Zweikampfes war vorbei. Er, Haakon Grimes wusste das längst. Ihm war klar, das es jetzt darum ging, großes zu bewirken. Es ging um die Zukunft, es ging darum die eigene Art zu erhalten. Der Kampf gegen den Wyrm war verloren, wenn sie ihn so fortführten, wie bisher. Sie mussten sich darum kümmern, die Brut, die der Wyrm hervorgebracht hatte an der Wurzel zu bekämpfen und nicht nach den Blüten schlagen.

Und diese untoten Kreaturen wahren tief verwurzelt in das bestehen des Wyrms. Sie waren Teil dieser abnormen Welt, der Welt in der man Wasser in Plastik kaufen konnte. In der es Automaten gab, die einem das Mittagessen servierten. In der Menschen in kubischen Einrichtungen auf einen flackernden Monitor starrten. Leben wurde aus jedem Wesen gesogen. Jede einzellne Einrichtung der Menschen war nur dazu da, das Mark herauszulutschen. Er hasste diese Welt. Er konnte nicht ihn ihr überleben und er bekämpfte sie. Und die Natur stand ihm zu Seite. Er hatte es mit eigenen Augen gesehen. Das Ansteigen des Meerespiegels. Die geißenden Strahlen der Sonne. Das wüten des Meeres. Die Stürme und Tornados.

Und er war Teil dieser Naturgewalt. Er war kein Individuum, er war lediglich eine Waffe. Eine Waffe der Natur, gegen das vorzugehen, dass in ihr eiterte und schwehlte. Er würde die faulige Wurzel herausreissen und wenn er dafür sorgen musste, dass die ganze Pflanze starb.

Seine Beine rutschten durch den Schlamm und er riss die Pranke hoch, als er an den gestappelten Baumstämmen ankam. Er konnte sie riechen. Eine Mischung aus Lachen und Jaulen drang hervor. Er konnte das verschüttete Blut riechen, verdammt, er konnte ihren verwesenden Gestank riechen. Es roch nach Grab, nach frisch ausgehobenem Grab. Er würde dafür sorgen, dass sie sich wieder dorthin legen würden. Sie würden in Frieden ruhen, aber sie würden ruhen.
Sein Blick ging nach links und dann nach rechts, seine Pranke immer noch auf das Holz gestützt. Dann erhob er sie und mit einem Schmettern zersplitterte die mächtigen Stämme in einzellne Teile. Sein mächtiger Körper brach durch die Stämme hindurch. Er häxselte sich regelrecht durch die dicken Bäume hindurch, als währen es kleine Zweige.

Auf der anderen Seite sah er hinab. Er sah die flüchtenden Toten, wie sie den Menschen entgegen sprangen. Also mehr Menschen. Er ging in die Hocke und bewegte sich am Boden entlang.
Ein schwarzer langer Schatten kam auf Lurker zugehuscht. Er würde ihn er wischen. Ja, er würde diese elendige Kreatur und ihre halberlöste Begleitung erwischen. Seine Prank schloss sich um den Kopf des Nosferatus und er drückte zu. Das befriedigende Knirschen blieb aus. Der Vampir war vom Boden verschluckt worden. Mit einem Zischen durch die Zähne griff Grimes nach dem Kanaldeckel, zerquetschte ihn mit seiner blosen Pranke und warf ihn in den dunklen Schacht. Die Jagd war vorbei, doch er würde sich erinnern. Er würde den Geruch wiedererkennen.
Sein Blick ging zu den Menschen und er erkannte, das jemand in seine Richtung kam. Noch war die Baustelle im Weg, doch bald würde der Schleier gelüftet.
Mit einem Grunzen sprang er auf und bewegte sich zurück in den Wald.
Der Krieg hatte erst begonnen!
 
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