[25.04.2008] Dr. Schlesinger ist einsam

Elsa

Verwaister Ventrueghul
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20. April 2008
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Dr. Schlesinger klopfte an Miguels Zimmertür. Er hatte schlecht und nur wenig geschlafen und fühlte sich unwohl. Er spürte einen stärker werdenden Durst nach Vitae. Und außerdem fühlte er sich schrecklich einsam. Sogar die Gesellschaft des Toreador war ihm da recht.

Ja, er fühlte sich einsam und verlassen. So lange war er Teil von Clan Ventrue gewesen. Wenn auch kein richtiger Ventrue so doch Teil des Clans, zumindest hatte er das so empfunden. Ein Teil des großen Ganzen. Ventrueblut floss ihn ihm.
Er hatte in Köln seinen Teil dazu beigetragen, dass die Stärke und Macht des Clans erhalten blieb und wuchs. Sein Leben hatte einen Sinn gehabt, er war ein nützliches Rädchen im Getriebe gewesen.
Ein recht kleines Rädchen im Vergleich zu den Ventrue, und doch wichtig. Für seine Herrin sehr wichtig. Er hatte bei ihr immer das Gefühl gehabt wichtig zu sein. Ohne ihn wäre sie nicht an das für sie notwendige Blut gekommen. Sie hatte ihn nicht zu ihrem Kind gemacht, weil er für sie so unentbehrlich gewesen war, weil sie ihn nicht verlieren wollte – oder das hatte er sich zumindest eingeredet. Denn natürlich hätte er sich gewünscht ihr Kind zu sein.

Und nun – nun war er ein Nichts. Nun gehörte er nicht mehr zu einem großen Ganzen, er schwebte in einem Vakuum, völlig alleingelassen. Nun war er für niemanden wichtig, niemand brauchte ihn, er konnte sich für niemanden nützlich machen. Aber als ob er das für egal wen tun wollen würde. Ghul der Geissel sein? Niemals! Sollte das geschehen, so würde er sich das Leben nehmen bevor das Blutsband ein dreifaches war. Das war immer noch besser als diesem Scheusal dienen zu müssen.

Nur bei den Ventrue könnte er sich wohl fühlen. Alles andere wäre einfach nur ein Horror. In Köln hätte man ihn doch sicher aufgenommen. Und nun, jetzt konnte er nicht mehr nach Köln fahren. Wenn Herr Stahl ihn nicht haben wollte, Dr. Schlesinger grauste es davor - dann war für ihn alles verloren. Dann würde er wahrscheinlich doch in die Hände eines Nicht-Ventrue kommen. Allein der Gedanke daran!
Würden die Ventrue in Finstertal das wirklich zulassen? Aber Linus und Eduard waren noch Kinder, sie konnten nichts für Dr. Schlesinger tun, Dr. Schlesingers einzige Hoffnung war also Alexander Stahl. Und wenn er aber nichts tat um dem Doktor zu helfen?
 
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Miguel saß in einem Sessel und konnte sich nicht auf das konzentrieren, was gerade auf dem Fernsehbildschirm zu sehen und zu hören war.

Er machte sich Sorgen um Arthur. Wo er wohl gerade war, ob er wohl überhaupt noch lebte? Ob er aus Finstertal weg war und man ihn jagte? Und wenn man ihn fing, was dann? Er hatte Erkki unerlaubt erschaffen. Würde man Arthur dann nicht vernichten? Und all das nur wegen Lucia.
Wenn Miguel doch bloß noch etwas für Arthur tun könnte. Nicht zu wissen was mit ihm war machte Miguel unruhig.

Da hörte er an der Tür ein Klopfen. War das Dr. Schlesinger? Oder vielleicht Alexander Picher. Der Spanier ging zur Tür und machte auf.

Es war Dr. Schlesinger. Auch Miguel war nach dem vielen Alleinsein gestern froh über Gesellschaft – solange es nicht jemand wie Lurker oder die Geissel war. Auch Miguel fühlte sich nicht gerade erholt.

„Guten Abend."

Er lächelte den Doktor sogar an, und diesmal war es noch nicht einmal ein aufgesetztes Lächeln.

„Sagen Sie, Dr. Schlesinger, hat die Geissel Ihnen gegenüber irgendwelche Aussagen darüber gemacht was mit Arthur von Löwenstern und Erkki ist?“

Die Frage war für ihn so dringlich, dass er sie nicht aufschieben konnte.
 
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„Guten Abend, Herr Cortés. Hm, nun ja, die beiden werden gesucht. Die Geissel war nicht sehr angetan davon, dass sie geflohen sind und hätte sie gern verhört.“

Er überreichte Miguel die Autoschlüssel des Ferrari.

„Es könnte ein paar Tage dauern bis ein Ersatzteil geliefert werden kann. Man wird sich darum bemühen und sich bei mir melden wenn es soweit ist. Mehr konnte ich nicht tun.
Hm, und vielleicht könnten auch Sie mir einen Gefallen tun? Vielleicht könnten Sie bei Herrn Stahl anrufen? Und ihm sagen, dass die Geissel gesagt hat ich sei jetzt ein Sklave, und er will mich behalten oder mich an denjenigen verkaufen, der ihm am meisten bietet, ja, so drückte sie sich aus. Aber die Ventrue wissen vielleicht gar nichts davon, und dann können sie mich auch nicht freikaufen, Sie verstehen? Aber die Geissel darf nichts davon erfahren, wenn Sie einen solchen Anruf tätigen.
Leider habe ich nicht die Telefonnummern der Ventrue, da die Geissel mein Handy hat.“
 
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„Sie werden gesucht??“

Miguel nahm die Autoschlüssel entgegen.

„Danke. Ich – ich werde sehen, was ich für sie tun kann.“

Da hatte es Miguel plötzlich eilig. Er konnte es nicht ertragen nicht zu wissen was mit Arthur war. Er wurde sichtlich nervös und fahrig und griff nach seiner Jacke.

„Aber jetzt muss ich erstmal – ich muss mich erkundigen, ich werde fragen. Beim Gildehaus, genau, ich werde fragen was mit Arthur ist.“

Als ob man ihm etwas sagen würde. Aber wenigstens konnte er dann mitteilen, dass alles seine Schuld war.

„Entschuldigen Sie, ich muss jetzt dringend los. Sobald ich etwas weiß, werde ich mich bei Ihnen melden.“
 
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Reisende soll man nicht aufhalten, dachte Dr. Schlesinger sich und trat beiseite, und Miguel hastete an ihm vorbei.

Dem Toreador schien viel an dem Tremere zu liegen.


Und nun – nun war Dr. Schlesinger wieder allein. Er war enttäuscht, denn er hatte sich ein etwas längeres Gespräch erhofft. Einfach um seine Einsamkeit eine Weile lang nicht spüren zu müssen.
Niedergeschlagen schleppte sich der Doktor zu seinem Zimmer. Er legte sich auf das Bett und starrte an die Decke. Nicht einmal zum Lesen hatte er Lust.

Es war irgendwie alles so sinnlos.

Er hatte keine Lust sich zu rühren, er hatte zu gar nichts mehr Lust, er lag einfach nur da.

Da hatte er jahrzehntelang insbesondere Depressionen behandelt, und nun hatte er selbst eine, welch Ironie des Schicksals. Natürlich erkannte er die Symptome.

Nun könnte seine Herrin also von ihm trinken. Wenn sie noch existieren würde. Doch sie war fort, für immer fort.

Er dachte sehnsüchtig und wehmütig an die wunderbaren Momente, in denen er aus ihrem Handgelenk getrunken hatte. Es waren die schönsten Momente seines Lebens gewesen. Würde er ein solches Glück jemals wieder erleben?

Dr. Schlesinger trauerte still in sich hinein und verlor sich in seinem Schmerz.
 
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Miguel kehrte vom Gildehaus zurück und betrat das Hotel. In der Hotellobby fiel ihm ein Flyer auf.
Heute wurde eine Diskothek eröffnet? Vielleicht würde es sich ja lohnen dort mal reinzuschauen.

Vorhin hatte er das Gespräch mit Dr. Schlesinger allzu schnell abgewürgt.
Aber nun hatte er immerhin Stahls Telefonnummer.

Der Spanier ging zum Zimmer von Dr. Schlesinger und klopfte an die Tür.
 
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Dr. Schlesinger hörte es an der Tür klopfen. Das riss ihn aus seinen düsteren Gedankengängen.

Er erhob sich schwerfällig vom Bett, ging zur Tür und öffnete sie. Dort stand Miguel Cortés. Dr. Schlesingers Miene erhellte sich ein wenig.

"Oh, Herr Cortés. Gibt es Neuigkeiten?"
 
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„Nun - zumindest habe ich jetzt die Telefonnummer von Herrn Stahl.“

Die anderen Neuigkeiten gingen Dr. Schlesinger nichts an.

„Ehrlich gesagt, so ganz angenehm wäre es nicht für mich bei ihm anzurufen. Schließlich ist er ein Ventrue, und die Ventrue Finstertals sind nicht unbedingt gut zu sprechen auf mich.“

Wenn Miguel das schon tat, dann wollte er auch was dafür haben. Das ließ er jetzt hoffentlich klar genug durchblicken.
 
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„Oh, ich bin mir sicher, ich werde mich dafür erkenntlich zeigen können.
Und dann bräuchte ich noch etwas anderes. Mein Notebook und Bankunterlagen aus dem Anwesen des Herrn von Brandenburg. Ich darf dort allerdings nicht hinfahren. Vielleicht könnten Sie…? Ich kann Ihnen den Haustürschlüssel geben und eine Beschreibung wo die Sachen zu finden sind.“

Sie standen noch immer.

"Aber setzten wir uns doch?"

Dr. Schlesinger wies einladend auf eine Sitzecke.
 
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Und Herr Stahl war auch noch Ancilla - nein, es war Miguel wirklich nicht wohl dabei, diesen Ventrue anzurufen.

"Herr Stahl jetzt der einzige Ancilla unter den Ventrue hier, sonst gibt es nur noch zwei Ventruekinder in Finstertal. Da würde ich doch vermuten er wird neuer Primogen.
Und ich soll was? In das Haus eines Ahnen eindringen?? Wenn man mich dabei erwischt, dann sieht es aber schlecht aus für mich! Da erwarten Sie eine Menge von mir!“

Er ignorierte Dr. Schlesingers Aufforderung sich zu setzen.
 
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„Herr von Brandenburg wohnt dort nicht mehr, er ist jetzt in Berlin. Oder vielleicht, wenn Sie mich in Ihrem Auto dort hinfahren würden, und ich kauere auf dem Rücksitz, so dass mich keiner sieht, und dann gehe ich in das Haus? Ich muss mich um das Vermögen meiner Herrin, ähm ehemaligen Herrin kümmern.
Ich hoffe doch sehr, einer der hiesigen Ventrue wird mich übernehmen. Nun, Sie können dann Herrn Stahl auch sagen, dass derjenige der sich meiner annnimmt auch das Vermögen von Frau Holmström erhält. Ich habe dieses Vermögen verwaltet und gemehrt, möchte ich noch hinzufügen.“

Bei seinem letzten Satz sprach aus seiner Stimme der Stolz eines angehenden Ventrue. Denn natürlich hoffte er immer noch eines Nachts selbst zum Ventrue zu werden.
 
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Ideen hatte dieser Doktor!

Aber wer weiß wofür es gut war. Gerade weil er bei den Ventrue nicht gut dastand, wäre es nicht schlecht, diesen Ghul bei sich in der Kreide zu haben.

„Also gut. Gehen wir. Sofort, bevor ich es mir anders überlege.“

Miguel machte bereits die Tür auf und wartete, dass Dr. Schlesinger ihm folgte.
 
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Dr. Schlesinger folgte dem Toreador.
 
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