AW: [21.04.2008]Die Sakristei
Enios Gedanken rasten dahin. Er konnte den Gedanken der Alten nur zu gut nachvollziehen. Was blieb einem sonst auser Rache, wenn man solch ein Schicksal erleiden musste. Enio war ein Freund des schnellen Todes. Er hatte schon so einge Feinde gehabt aber ein langsames Dahinsiechen oder noch schlimmer, ewig währende Qual hatte er noch keinem gewünscht. Enio hatte normalerweise nicht viel übrig für die Leiden andere aber Juliana tat ihm leid. Was für ein erbärmliches Ende. Später würde sich der Brujah vielleicht fragen ob er nicht ein wenig naiv war. Was wusste er schon über die ehemalige Ordensschwester? Gar nichts. Vielleicht war sie ja einmal schlimmer als der Tzimisce selbst und hat selber genug Greultaten begangen. Ja… hinterher war man immer schlauer.
Aber warum zur Hölle ging ein Vampir soweit einem anderen Diablerie anzubieten? Ging es hier um mehr als Rache oder war die Kainitin einfach nur im Lauf der Jahre etwas schrullig geworden. Wer konnte es ihr verdenken. Jedenfalls hatte Enio noch von keinem Fall gehört wo ein Blutsauger einen anderen darum gebeten hatte seine Seele zu fressen. Wie sich das schon anhörte? Seine Seel fressen! Immer noch bohrte die Stimme in Enio nach. Gier! Lust! Verlangen! Was war nur los mit ihm. War er auf seine alten Tage tatsächlich schwach geworden oder wühlte die pure Neugier in ihm herum und hatte aufgrund der freiwilligen Hingabe einen Punkt getroffen, der bisher unberührt geblieben war. Egal! Letztendlich musste er eine Entscheidung treffen.
…Und vielleicht würde er diese Entscheidung bereuen
„Nun gut… beenden wir diesen Teil unseres nächtlichen Ausfluges. Tretet zur Seite und ich werde diese Kreatur von ihrem Elend befreien. Der endgültige Tod kann für dich nur eine Erlösung sein.“ Enio steckte seinen Dolch weg und griff sich hinter den Rücken. Wenige Augenblicke später hatte er sein Kukris in der Hand. Kein Schwert aber genug um den Kopf der Versteinerten abzutrennen. Da sie sowieso fast nur noch aus einem Kopf bestand galt es den Kopf von der Steinstatue zu trennen und dabei das noch übrig gebliebene Herz ebenfalls vom Rest loszulösen. Das müsste eigentlich genügen um das Wesen dem endgültigen Tod zu übergeben. „Juliana Bacova! Ich verstehe deinen Wunsch nach Rache aber ich habe nur beschränkte Mittel ihm folge zu leisten. Ich werde dich von deiner elenden Existenz befreien und dich dem endgültigen Tod übergeben.“ Enio hob die Kukris und hielt sie der ehemaligen Ordenschwester an die Kehle oder das was als solche noch gelten konnte. „Dennoch verspreche ich dir dem Verdacht nachzugehen, dass Zacharii noch existieren könnte und alle Mittel und Hebel in Bewegung zu setzen um für dessen endgültige Vernichtung zu sorgen. Nicht nur alleine um der Rache willen, sondern zum Wohle dieser Stadt und… naja weil es mir eben prinzipiell Spaß macht Tzimiscen zu vernichten.“ Die letzte Anmerkung hatte in der fast schon theatralischen Situation etwas völlig groteskes und passte so gar nicht in das andere Gerede des Italieners. Auserdem laberte Enio für seine Verhältnisse eh schon viel zu viel. Wer ihn kannte wusste, dass er normalerweise nicht der Typ dafür war. Die ganze Angelegneheit mit diese Juliana schien ihm wichtig zu sein und sein Versprechen klang aufrichtig und ernsthaft. Enio hatte anscheinend doch ein paar andere Seiten zu bieten als den bösen Onkel.
Der Brujah hielt mit links den Kopf fest, setzte mit rechts die Klinge an. Wieder folgte ein Moment des Zögerns. Enio hätte sich an dieser Stelle wirklich etwas beeilen können. Es hatte fast schon etwas sadistisches wenn nicht die Worte des Brujahs so dagegen sprechen würden. Schließlich durchtrennte er mit der für Brujah üblichen übermenschlichen Kraft die Nahtstelle zwischen Kopf und Steinkörper. Wer ganau zusah konnte erkennen, dass vom Hals abwärts noch ein Stück Fleisch in den Stein führte. Das musste wohl die Stelle sein an der der Kopf mit dem zweckentfremdeten Herzen verbunden war. Der Kopf wies ebenso eine deutliche Schnittkante auf an der man erkennen konnte, dass auf der Statue doch tatsächlich so etwas wie Fleisch angebracht worden war. Enio ließ den Körper und den Kopf aber nicht fallen, sondern legte beides wieder behutsam zurück auf den Altar und bettete es fast zärtlich wieder an seine ursprüngliche Stelle. Noch über die vernichtete Vampirin gebeugt nahm er den Kopf und setzte ihn ein wenig vom Körper ab so das man auch gewiss sein konnte, dass der Kopf nicht mehr mit dem Rest verbunden war. Wenn alles glatt laufen würde, müsste die Ordenschwester jetzt eigentlich zerfallen.
Blieb noch zu klären was man mit dem Medallion machen würde. Hier lassen wäre wohl keine Alternative. Ein gefundenes Fressen für die Tremere?