[20.05.2008] Freunde und 'spezielle Freunde'

Damit war das Thema Casino also erstmal abgehakt. Betonung auf 'erstmal', aber sie hatte immerhin keine Eile damit, die Herren von sich hören zu lassen, abgesehen einmal davon, daß eine genauere Erörterung der Lage eh noch ausstand. Trotzdem konnte ihr wohl keiner einen Vorwurf machen, wenn sie sich schonmal ein bißchen umhörte, was hier so Sache war. Und wie der Zufall so spielte, hatte sie dafür ja auch gleich den richtigen Mann zur Hand. Und 'richtig' hieß in diesem Fall natürlich vor allen Dingen 'entbehrlich', immerhin ging es um Berufsverbrecher ohne Skrupel. Aber für sowas hatte sie ihre 'speziellen Freunde', immerhin schuldete der hier ihr noch was, zumindest was ihre Wahrnehmung der Dinge anging.

Also tippten ihre Finger die Nummer von Harold Black in ihr Telefon, bevor sie schließlich den Anruf eröffnete, und ihn anklingelte.

Und dann schrillte auch schon der ätzende Klingelton los, den er der Nummer vom Hexlein zugeordnet hatte und tat ihm Kund, daß selbige etwas von Hal wollte (etwas Entwürdigendes oder Unangenehmes ohne Zweifel). Nach einigem Zögern nahm er ab, schließlich konnte man das Hexlein auch mal etwas zappeln lassen.

"Bitte schön ?"

Nach dieser Frage, ohne die Spur eines Lächelns gestellt, kehrte wieder Ruhe in den Äther ein und er wartete, was Hexlein wohl nun sagte und wie sie reagierte.

Die Stimme, die nach eine provokant langen Wartezeit ihren Anruf annahm, verriet ihr, daß sie genau bei dem Mann gelandet war, den sie hatte sprechen wollen. Sehr schön. Also war er noch am Leben. Noch besser.

"Guten Abend, Harold. Katharina Zimmermann hier. Ich befinde mich derzeit in einer Lage, die ihrer Fachkompetenz bedarf. Für Sie ist bestimmt auch was dabei drin. Interessiert ?"

Nichts was er sich nicht auch so hätte denken können, aber immerhin. Mal sehen, was er zu sagen hatte !

Vage wie immer, das Hexlein... Naja, erstmal rauskriegen, was sie will, absagen können wir dann immer noch...

Hal grinste gehässig und nickte. 'Fachkompetenz' klang gefährlich oder lästig, wobei noch zu bedenken war, daß es noch immer sein konnte, daß es eine Falle oder ein Versuch ihn loszuwerden sein konnte. Also spielte er erstmal auf Zeit.

"Schon möglich. Die Frage ist, was genau ich tun soll und was genau für mich drin ist... Ohne nähere Informationen kann ich nicht mehr dazu sagen."

Innerlich rieb er sich die Hände und wartete ab, was Hexlein jetzt genau wollte. Eins war sicher: Billig käme sie nicht davon, ganz im Gegenteil...

"Ich habe ein Problem mit Ungeziefer, kriminellem Ungeziefer um genau zu sein, und da dachte ich mir, wenn ich einen Überblick darüber brauche, wer sich hier in der Stadt im Untergrund herumtreibt, sollte ich jemanden fragen, der sich damit auskennt und auch nicht auf Sicht auffällt. Dabei hatte ich an Sie gedacht. Sie haben ja offensichtlich einiges an... Kontakten im Milieu und kennen sich in der Finstertaler Unterwelt anscheinend auch etwas aus.

Deshalb will ich Sie beauftragen, mir einen umfassenden Überblick über die Organisationen in Finstertal zu erstellen, welche Territorien sie fpür sich beanspruchen und solche Dinge. Was halten Sie davon ?"

Hal nickte, während er in Gedanken schon die möglichen Auswirkungen durchging und sich fragte mit welcher Bande genau sie ein Problem hatte...

"Nicht auf Sicht auffallen ließe sich machen... Einiges an Kontakten ist maßlos übertrieben und auskennen tue ich mich eher schlecht als recht..."

Nach einer kurzen Pause fuhr er fort, ein leichtes Grinsen war hörbar, so als amüsierte es ihn, daß beide wußten daß die Arbeit die sie hatte mehr und schwieriger war, als es jetzt den Anschein hatte.

"Die große Frage ist doch wie umfassend es sein soll und von was für 'solchen Dingen' wir noch reden... Immerhin wird der Überblick einem Zweck dienen, der mehr Arbeit von meiner Seite erfordert, nicht wahr ? Ist ja vor allem auch eine Frage des Preises..."

Welcher schon jetzt stieg wie Bankaktien, aber es galt erst mal zu sehen,was Hexlein anlegen wollte und was sie dafür erledigt haben wollte bevor man ihre Vorstellung zum Bersten brachte... Darauf freute er sich jetzt schon unheimlich...

Er konnte also auf Sicht nicht sofort auffallen... Wie schön für ihn. Interessant wurde es, als er sich selbst und seine Fähigkeiten als klein und bescheiden darstellte, aber es amüsierte ihn, über den Preis für besagte Dienste auszulassen ? Wie teuer konnte es schon sein, jemanden der sich nur mehr schlecht als recht auskannte und dessen Kontakte mit 'einiges an Kontakten' maßlos übertrieben waren loszuschicken ?

"Ich will wissen welche Banden es hier in der Stadt gibt, wie sie im Moment zueinander stehen und wo sie ihre Interessensphären haben. Das sollte zu machen sein, oder ? Vielleicht ein paar neuere Entwicklungen und ganz vielleicht, ein paar Namen, die sind aber ein Bonus und kein Teil des Kernauftrags. Was würdest du dafür veranschlagen ?"

Hal nickte und tat dann so, als ob er rechnete. Die Summe stand natürlich schon fest, aber das brauchte Hexlein nicht zu wissen... War schließlich einer von den gefährlicheren Aufträgen und die kosteten halt entsprechend...

"Hängt natürlich davon ab, wie gefährlich es für mich wird, nicht wahr ? Und natürlich was sich aus diesen Informationen noch ergibt... Im Moment schätze ich 10 bis 20 Riesen... Kann aber noch mehr werden, wie ich schon sagte..."

Innerlich grinste er in sich hinein. Hatte schließlich niemand gesagt, daß die ganze Chose billig wäre, nicht wahr ? Und Hexenschröpfen machte den Tag gleich etwas schöner...

"Zehn bis zwanzig ? Tausend ?"

Das schlug dem Faß den Boden aus. Immerhin erwartete sie nicht, daß der Gulliläufer sich für sie umlegen ließ. Aber das Memo schioen entweder noch nicht angekommen zu sein, oder aber Hal hielt sich wirklich für derart... unbezahlbar. Abwegig erschien ihr das nicht, auch wenn sie sich dann wunderte, was den Vogel eigentlich im Geschäft hielt. Den mußte wohl mal jemand zurecht stutzen, die Frage war bloß, warum sowas immer an ihr hängenblieb. Im Moment war Katharina jedenfalls nicht danach. Sie würde auch nicht auf ein paar andere Sachen hinweisen, die sie jetzt auspacken könnte. Das beste kam aber noch, als er meinte, es könnte no0ch mehr werden. Fast schon so als müßte er von dem Geld noch das Gold kaufen, mit dem er diese Infos zu überziehen gedachte ! Lächerlich !

Das tat sie dann auch mehr als deutlich kund, indem sie anfing, schallend ins Telefon zu lachen. Als sie fertig war, gab es nicht mehr viel zu sagen.

"Ich muß mich von ihnen weder verarschen noch verhöhnen lassen, Black. Fahren Sie meinetwegen zur Hölle."

Dann beendete sie das Gespräch. Der Nosferatu hatte genug ihrer Zeit verschwendet.

Hal nickte. Wenn er sich nicht täuschte, käme gleich ein Gegenangebot und dann würden sie sich schon irgendwie einig.

"Ja, so ungefähr... Immerhin ist ein möglicher Unterweltkrieg ein großes Risiko und das möchte berücksichtigt werden. Aber natürlich könnten wir noch..."

'Handeln' hatte er sagen wollen, als Hexlein ihn durch ihr Gelächter unterbrach und sich wahlweise verarscht oder verhöhnt vorkam und dann einfach auflegte. Typisch, anstatt bis zum Ende zuzuhören... Er schüttelte den Kopf und legte auf. Wer nicht will, der hat schließlich schon... Zwingt sie ja keiner das Geschäft in der Form zu machen...