[20.05.2008] Die Notwendigkeit des Blutes

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Vicente hatte sich in eines der Viertel begeben das nach der Absprache mit Sofia am ehesten einem deutschen Slum entsprach.

Die letzten Tage waren aufwändig. Zwar bot das Café etwas Blut, jedoch nur tierisches und sich dort allzusehr zu nähren würde alles andere als positiv aufgenommen. Ganz abgesehen das die Finanzen des Bestatters dank Umzug, dem Erwerb zweier Gebäude überaus angespannt waren.

Der Vampir konnte es aufschieben und beim Ball eine unbeschreibliche Katastrophe riskieren oder etwas unternehmen. Er schritt weiter in die Elende Umgebung. Die Jacke hatte er abgeben, die Hände in der Tasche vergraben, der Blick war leicht gesenkt und die Haltung des doch eher großen Körper eher gedungen. Nicht auffallen war sein Anliegen.

Normalerweise hätte er sich bei einem der Toten bedient welche ihm im Zuge seiner Arbeit überantwortet wurden. An einem guten Tag hätte er sich im Zuge seiner kriminellen Verstrickung an einem Lebenden genährt. Unter Umständen hätte er sich jemand von der Strasse gegriffen und ihm für ein tödliches Schicksal in seinen Keller verschleppt.

Aufgrund des Umstand das er kein Heim besaß auch keinen Arbeitsplatz, das Beerdigungsinstitut in weiter Ferne lag und ihn die Verstrickung nicht im geringsten gelang musste er einen anderen Weg finden. Er erinnerte sich das es ein Ritual einen Pfad gab welche die Suche vielleicht erleichtert hätte, dennoch was dies in seiner Bibliothek verbogen, unzugänglich.
Einfach so Penner und andere verzichtbare Personen zu ermorden mochte wie eine bequeme Lösung erscheinen, würde aber nach der Angelegenheit mit Willie wohl mehr Probleme mit sich bringen als lösen und für ein unblutiges vorgehen fehlten doch die Chemikalien für Narkotika sowie die Befähigung in Beherrschung.

So musste er mit den wenigen Mittel die ihm blieben improvisieren.
Die Idee war recht einfach. Wenn das Opfer tot oder gerade beim sterben war konnte sich kaum jemand darüber beschwerden.
Das finden nun, der Nekromant war nicht gänzlich allein, ungesehen von weltlichen Augen begleitete Fiora ihren Meister. Betrachtete die Gassen.

Nach gut einer halben Stunde Gang hielt der Italiener ein. Fiora. "Wenn du bitte anfangen würdest" murmelte Vicente gegen eine Wand gelegt.

Den Plan war recht einfach. Fiora sollte ausziehen und beobachten wo in den Schattenlanden gerade eine Seele dabei war sich der Weltlichkeit zu entreissen oder ein frisch Verstorbener befand.
Vicente würde auf weltlichen Weg versuchen den sterbenden oder Toten zu erreichen um sich zu nähren.
 
Den begriff Slum auf die Umgebung anzuwenden konnte wohl nur in einer Wohlstandsgesellschaft passieren. Es war eine Wohnsiedlung in der es sehr viele Sozialbauten gab, außerdem lag die Arbeitslosenquote sicher deutlich über dem landesweiten Durchschnitt. Die Häuser waren heruntergekommen und die Polizei lies sich hier selten sehen. Geschäfte gab es kaum und der inzwischen über die Nacht geschlossene Zeitungskiosk sah aus wie Fort Knox obwohl der Inhaber dort bestimmt nur einige Stangen Zigaretten, einige Schokoriegel und Alkoholika aufbewahrte.
Viele der Straßenlaternen hatten inzwischen unter dem Beschuss von Steinen die Arbeit eingestellt und die Stadt schien es aufgegeben zu haben diese zu erneuern. Das ergab natürlich einen für die Jagd gut geeignetes Ambiente. Sich in einer dunklen Ecke zu verstecken sollte kein Problem für Vicente darstellen.
Es waren genug Passanten unterwegs, aber keine die kurz vor der Schwelle zum Tod standen - es war eben kein Slum in Detroit, Rio oder Neapel sondern im beschaulichen Deutschland.
 
Der Italiener würde natürlich durch die normalen Wohnsiedlung weiter schreiten bis sich die Verhältnisse entsprechend verschlechterten und den Erwartungen eher gerecht wurden.
War nicht ein Drogenumschlagsplatz in der Nähe? Natürlich erwartete Vicente selbst da nicht das die Toten auf der Strasse lagen, dafür hatte er seinen Geist ausgeschickt.
Mehr galt die Suche nach einem Penner der einsam in einer Gasse starb, einem Junkie dessen Kreislauf den Konsum nicht mehr vertrug oder einer alten Frau, einem alleinstehenden Mann, um den sich niemand mehr kümmerte und dessen letzter Kampf in der eigenen Wohnung unbemerkt blieb.
 
Bei einer der größeren Mitblöcke wurde der Geist schließlich fündig. In einer Ecke neben den Müllcontainern lag die schmutzige und nach Alkohol stinkende Gestalt eines Mannes besinnungslos am Boden, seine Habseligkeiten waren um ihn verteilt und der Mann, den der maßlose Alkoholkonsum frühzeitig hatte altern lassen so das er wie mindestens Ende 50 aussah schien nur noch schwer zu atmen. Er hatte sich den von drei Seiten ummauerten Stellplatz der Mülltonnen wahrscheinlich ausgesucht weil dieser den Wind abhielt, aber dennoch schien der Mann nun am Ende zu sein. Seine Seele war kurz davor seinen Leib zu verlassen, ob sein mit Alkohol angereichertes Blut Vicente bekommen würde musste abgewartet werden.
 
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Fiora betrachtete die Seele, fuhr langsam mit den Fingern die sich abbildenden Konturen nach. Es war wenig zu schmecken, die Emotionen erschienen sehr flach, wohl der Bewusstlosigkeit geschuldet.
Sah man von der grundlegenden Melancholie der gescheiterten Existenz ab. Ein kurzes lächeln huschte über die Lippen des Geist, immerhin sah es so aus als würde sie niemanden sehen der gefoltert oder qualvoll starb.
Sie nahm den direktesten Weg zurück zu ihrem Meister, einige Hauswände ignorieren, und beschrieb ihm den Weg.

Es dauerte nicht allzulange bevor Vicente sich nieder kauerte, den Blick auf den siechenden richtete. Er taxierte den Körper, griff behutsam nach dem Mann und versuchte ihn in ein besseres Sichtfeld zu ziehen.
Sein Blick suchte die Flasche welche ihm die Besinnung geraubt hatte, die letztliche Vergiftung herbeigeführt oder einfach das Immunsystem entsprechend schwächte.
Unweit der Hand fand er sie, roch kurz daran, und nahm einen kleinen Schluck nur um ihn kurz darauf wieder auszuspuken.

Leicht unschlüssig taxierte er den Körper. Tatsächlich trank er sehr selten. Würde das Blut ausreichen um ihn trunken zu machen? Konnte es gar sein das er eine Sucht entwickelte? Das Treffen des Clans hatte er noch vor sich, es verbot sich eigentlich dort strack wie eine Eins zu erscheinen. Fällste' im Hovel gar nicht auf
Er schüttelte den Gedanken ab. Konzentrierte sich auf das Opfer. Vielleicht kann man ihn entgiften?
Der Großteil seines Materials befand sich in Lagern oder im Transit.

Sein Blick glitt nach Rechts, nach Links. Halb laut sprach er, murmelte scheinbar dem Geist zu. "Du konntest niemand anderen finden? Er stirbt an Trunksucht."
Es war eine einfache Frage und Feststellung. Kein Vorwurf. Ohne die Antwort abzuwarten glitt seine linke Hand zum Puls, überprüfte die Rechte den Blick, die Klarheit der Augen des Toten. Er mochte keine gute Beute sein, dennoch war sein Tod für den Nekromanten nicht weniger faszinierend als jeder andere.

Für die Untersuchung und die eigenartige Art und Weise des letzten Geleit würde er schließlich in den kleinen Verschlag klettern.
 
"Wenn Dir ein Junkie lieber wäre? Da liegen ein paar Kerle in der Gegend herum, aber die liegen im Augenblick nicht im Sterben. Wenn Du jemanden an der Schwelle des Todes willst ist der hier der Einzige den ich finden konnte."
 
"Natürlich nicht. Ich hatte nur die Hoffnung du findest jemanden in den Häusern. Ein altes Ehepaar. Eine einsame Person. Von mir aus auch gerne bereits kalt."
Die wissenschaftliche Natur in ihm war ihr zumindest durchaus dankbar das es sogar ein Studienobjekt war. Die Ratio hatte sich bereits zu lange von Emotionen verabschiedet um darauf zu reagieren und dem Bestie genügte die Spitze nicht. Gerade nicht in der Erwartung von Blut und der Hoffnung das Vicente durch den Alkohol emotionaler wurde. Ich danke die für die Beute.

Vicente versuchte den Puls zu fühlen, fand den schwächer werdenden Lebensfaden jedoch unter der Dreckverschmierten Haut des Sterbenden nicht. Sei meine Augen während ich trinke! Warne wenn sich jemand nährt!

Er fuhr die Zähne aus, beugte sich zum Hals. Der beissende Gestank des Trinkers stieg in die Nase, schmeckte über die Zunge. Die Hand griff der Gewohnheit folgend zu Schulter und Kopf, fixierten das Opfer für den Fall einer unerwarteten Gegenwehr dann schlug der Vampir die Fänge in den Hals des Menschen. Die Sinne zu sehr vom Gestank betäubt der Griff merkte er das letzte aufbäumen des Bewusstlosen kaum noch bevor er in tiefen Zügen zu trinken began.
 
Vicente konnte ungestört trinken. Er tötete den gschwächten Menschen mit wenigen Schlucken und niemand bemerkte was da geschah. Allerdings stieg der starke Fusel den der Mann getrunken hatte dem Caitiff zu Kopf. Er war zwar nicht lallend und torkelnd unterwegs aber doch deutlich beschwipst.
 
Vicente nahm in vollen Zügen bis der Hunger zurückgedrängt war. Unter anderen Umständen hätte sein Tier die Qualität des Blutes bemäkelt, allerdings nutzte es die Möglichkeit sich die Wirkung des Alkohol zu unterstreichen, zu verstärken. Es im Körper aufgehen zu lassen und aus Trunkenheit emotionen folgen zu lassen. Der Verstand des Italieners kämpfte dagegen an, gebat die gerissene Wunde zu verschließen, versuchte die wohligwarme Emotion zu unterdrücken und gehieß ihm sich aufzurichten.

Der Plan funktionierte, wenn auch nur teilweise und nicht ohne die Decke des Verschlags mit den Kopf zu grüßen. Ein abwesendes Lächeln betrachtete den reglosen Menschen vor sich, der Kopf neigte sich kurz hinab und prüfte den Menschen. Da war doch was? Ein blinzeln bis er sich zurecht fand, nach den Resten sah und nichts mehr ausmachen konnte. "Fiora?" Die Frage war deutlicher als zuvor und die Klangfarbe hatte sich leicht verschoben.
Der Nekromant kroch aus dem kleinen Verschlag, orientierte sich. Er blinzelte, schloss die Augen und Kniff sie leicht zusammen, versuchte den Blick zu korrigieren. Sein Geist war der Ansicht das es eine Welt zuviel war und eine innere Stimme machte Witze darüber das vier echt ausgewöhnlich wären.

Vicente atmete bewusst durch, nahm die Luft zur Ausnüchterung auf. Es schien als wäre da eine Schleifspur dort wo der Mensch lag, nicht sichtbar, normalerweise. Dennoch er hatte andere Probleme, Aufgaben. Er hörte ein leises Gespräch irgendwo in der Nähe, dann tauchte seine Dienerin scheinbar durch eine Wand auf. Er nahm die Wahrnehmung zurück.

"Es hat sich keiner genährt, Herr. Aber wir sollten nicht allzulange hierbleiben. Dahinter,.. es wird wer in den Hinterhof treten. Ihr wollt dann nicht mehr hier sein." Sie sprach pflichtbewusst, wie es ihre Art war. Dennoch war Vicente nicht besoffen genug, zu paranoid um nicht den Verdacht zu hegen das sie die Seele des Menschen ihn weggezerrt hatte, versuchte ihn zu schützen. Seis drum.

"Du hast mir gut gedient. Danke." sprach er versonnen, setzte sich dann in Bewegung, aus der Gasse heraus. Er sinnierte ob er sie zurecht weisen sollte, entschied sich aber dagegen. Er war satt, das Clansmeeting mochte kommen und bis zum morgigen Ball sollte er wieder fit sein. So ein Geist brauchte auch einmal das Zuckerbrot.
 
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