Gildenhaus [18.05.2008] Und die Beichte nimmt kein Ende

Regine

Tremere
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Out of Character
Der Teil ist jetzt erst mal sehr lang. Aus Ökonomiegründen haben Azra und ich zusammen geschrieben. Der Text von Caitlin erscheint grün. Immerhin sollte die Regentin wissen, was die Adeptin ihr erzählt hat, während sie bei der Prinz sitzt. und das WE ist schon fast da


Die Tremere hatte gehörigen Bammel.

Sie war nicht ganz gehorsam gewesen. Sie hatte noch eine Stippvisite im Bahnhof auf dem Weg nach Hause eingelegt. Die Haare hatte sie sich dafür zum Pferdeschwanz gebunden. Dies und ihre andere Kleidung sollten ausreichen um sie nicht auffällig wirken zu lassen für irgendwelche Beobachter der Kameras. Immerhin hatte die Frau hier einen ganz anderen Kleidungsstil als zuvor am Abend, als sie diese unglückselige Tat begangen hatte. Trotzdem verzichtete sie auch den Abstecher zum Bäcker, der tiefer im Bahnhof lag, sondern ging nur in den Supermarkt am Rand desselben.

Blond? Schwarz? Sie mit blonden Haaren... außerdem funktionierte das Blondieren nur mit Aufhellern, veränderte die Struktur des Haares. Schwarz.. sie war eh schon sehr blass. Sie entschied sich für schlichtes braun. 'nussbraun' und 'dunkelbraun' um genau zu sein. Von beiden Sorten packte sie die jeweils vorrätigen drei Packungen ein. Beides war zwar von der Helligkeit her für ihren Geschmack zu dicht an ihrer normalen Haarfarbe, sollte aber wenigstens das auffälligere Rot dämpfen können. An einem Brillenständer stockte sie. Sie verzichtete dann doch darauf, eine Lesebrille mit geringer Dioptrinstärke. Nur eine Sonnenbrille mit stark verdunkelten Gläsern wanderte mit. Ob ihr das Ding stand? Keine Ahnung, sie hatte einfach das Modell mit den größten Gläsern genommen. Wenn sie doch irgendwie in die Öffentlichkeit musste, war das besser als irgendein komischer Verband. Sie würde sich auch noch einen Stock besorgen müssen. Der half ihr bestimmt nicht so gut weiter wie einem geübten Blinden, aber er konnte ihr helfen, Stolperfallen zu erkennen und zu bewältigen.

Viel zu schnell war Anna bei ihrer Regentin. Sie hatte sie in ihrem Büro gefunden und war auf ihr Klopfen hin hinein gebeten worden. Eine Reisetasche wurde abgestellt, die mit irgendetwas Länglichem gefüllt war und sonst nichts. Dieses Mal erhob sie sich nicht selbständig sondern verharrte in dem Knicks, bis die Regentin sie aus der Haltung erlöste. Es war ein erster Hinweis, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Auch dieses Mal bat sie darum zu nächst stehen bleiben zu dürfen und das Angebot des Sitzplatzes erst anzunehmen, wenn es nach ihrem Bericht noch bestand.

Die Regentin erhielt zu nächst fast den gleichen Bericht wie die Prinz. Ergänzt wurde er um die Bitte der Vergebung, weil Anna die Regentin übergangen hatte und auf Grund der Möglichkeit einer schnellen Reaktion darauf verzichtet hatte sich entsprechend der Etikette zu nächst bei ihr zu melden Auch das Strafmaß teilte Anna der Regentin in ihrer gewohnt emotionslosen Art mit und auch den aus ihrer Sicht ungünstigen Abgang. Sie schloss ihre Ausführungen vorläufig mit der Bitte, der Prinz ihren Dank für ihre Gnade und ihren Schutz zu übermitteln. In der Tasche befand sich nach den Worten von Anna das Gewehr.
Caitlin musterte die Tremere nachdenklich. Die Katastrophen in ihrem Haus schienen kein Ende zu nehmen. Wenn ein Feuer gelöscht war, schlug der Blitz bereits in den nächsten Strohballen. Es war zum Haare raufen, aber alles Zetern nützte nichts. Und die pragmatische Caitlin war sowieso niemand, der sich lang damit aufhielt, über das in den Brunnen gefallene Kind zu klagen. Es wurde Zeit, dass sie sich näher mit ihrer Adeptin auseinander setzte und tiefer nach forschte.

„Was haben sie sich dabei gedacht?“ Es war eine fast rhetorische Frage, eher ein ausgesprochener Gedanke, doch die Regentin ließ sie so stehen und wartete erst einmal ab.


Und Anna kam nicht umhin antworten zu müssen, da die Regentin nicht weiter redete. Nur was genau meinte die Regentin? Worauf spielte sie an? Die Tat an sich oder den Gang zur Prinz? Eine offene Frage. Es blieb ihr nichts andere übrig als auf beides zu antworten.

So begann Anna bei Adam.

„Im ersten Moment habe ich gar nicht viel gedacht, sondern hauptsächlich reagiert und gewarnt. Ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Ich hatte noch keine ähnliche Erfahrung gemacht. Um mich herum starben Menschen und wurden verletzt. Die Schüsse hörten nicht auf und mindestens einer traf mich, während ich am Boden lag. Ich sagte mir immer wieder, dass ich keine Kriegerin bin und liegen bleiben soll. Die Männer in dem Lokal haben mich freundlich bei sich aufgenommen, als ich in ihren kleinen, Frauen freien Abschnitt der Welt hinein gestolpert bin. Ich habe nur mit wenigen von ihnen bisher gesprochen, aber abgesehen vom aller ersten Moment bin ich trotz meiner anderen Herkunft und trotz meines Geschlechtes an dem Ort akzeptiert worden und war wohl gelitten.

Als der Beschuss anhielt, kroch mir der Geruch ihres Blutes in die Nase. Ich hatte bereits die Magie gerufen um mein Blut zu verdicken und habe mein Blut dann genutzt um meine Haut widerstandsfähiger zu machen. Obwohl ich satt hin ging, wuchs so mein Hunger und das Tier zupfte an seinen Ketten. Mir wurde bewusst, dass die Angreifer nicht aufhören würden. Sie wollten jeden dort drinnen töten und hatten doch nur ein Ziel, auf das sie es abgesehen haben konnten: Herrn Kameniev. Die anderen dürften kaum Berührung mit dem Kartell gehabt haben, wenn überhaupt dann in Form von Schutzgeldzahlungen oder ähnlichem. Es war keiner dabei, der den Kampf aufnahm, offensichtlich keiner, der ihn überhaupt aufnehmen konnte abgesehen von dem Greis. Die Männer wurden einfach abgeschlachtet. Wenn ich liegen blieb, würden noch mehr sterben und wie sollte ich der Polizei die Löcher in meiner Kleidung erklären? Wenn ich durch die Tür floh oder einen unbekannten Hinterausgang suchte, würden mich Kugeln treffen. Wie sollte ich mein weiter laufen erklären? Der Bruch der Maskerade selbst war zu diesem Zeitpunkt bereits unausweichlich. Ich spürte, wie das Blut zu mir sang, bereit war, auf mich zu reagieren. Ich war so wütend. Da entschied ich mich zum Angriff. Mit Waffen kenne ich mich kaum aus und so nutzte ich, was mir zur Verfügung stand.

Als Herr Kameniev mir zur Flucht verhalf.... er war dankbar. Ohne mich wäre er heute Nacht gestorben Ich konnte ihn nicht töten. Nicht, nachdem ich gerade zwei Leben auf mein Gewissen geladen hatte, selbst wenn sie die Angreifer gewesen waren. Ich war einfach nicht dazu in der Lage. Mir fehlt die Fähigkeit, sein Gedächtnis zu manipulieren. Er hatte schon Schlüsse gezogen, bevor er auf mich getroffen war. Herr Zieglowsky war sehr offen mit seinen Fähigkeiten gewesen und es scheint Gerüchte in der Stadt zu geben, die vor seinen Ohren nicht halt gemacht hatten.“ Welche das waren, hatte Anna schon erzählt. „Er wird auf meinen Anruf reagieren, doch ich denke, dass er kein großes Problem in Bezug auf die Maskerade dar stellt.“ Anna begründete ihre Einschätzung nicht. Sie stellte sie nur in den Raum. Immerhin sollte sie sagen, was sie sich gedacht hatte und nun, so alt der Mann auch war: Anna wollte ihn schützen.



„Er gab mir seinen Mantel, damit meine zerfetzte Kleidung für andere nicht offensichtlich war. Ich verabschiedete mich und ging zu meinem Auto. Als erstes wechselte ich lediglich rasch meine Kleidung um nicht weiter auf zu fallen. Ich wusste, dass ihr beschäftigt seid und derzeit viel zu erledigen habt. Gleichzeitig seid ihr noch nicht lang in der Stadt und dürftet nur einen Bruchteil der Kontakte besitzen, die zu einer Verschleierung meiner Tat notwendig sind. Senora Cruiz ist neu im Amt und wird in ihrem Status sehr kritisch beäugt werden. So fatal mein Verhalten für mich persönlich sein mag, es wäre ein größerer Schaden für sie gewesen, wenn etwas an die Öffentlichkeit sickert, vor allem in ihrer besonderen Position. Deshalb war es um so mehr meine Pflicht mich zügig zu stellen. Sie haben heute Abend bereits gesagt, dass sie unser Wunschkandidat war. Sie verfügt über die notwendigen Kontakte. Zusätzlich wollte ich vermeiden, dass sie unnötig unter Druck geraten und Zugeständnisse machen müssen, falls sie sich dazu entschieden hättet mich zu schützen. Dem Clan sollte durch mein Handeln möglichst wenig Schaden entstehen. Mein Unverzügliches Erscheinen vor der Prinz war die einzige Möglichkeit, dieser Option wenigstens eine kleine Chance ein zu räumen. Ich hoffte darauf, dass die Prinz mein Verhalten nicht als Impertinenz wahr nahm. Als solches war es nicht gedacht. Es ging mir darum, meine Pflicht zu erfüllen, euch und sie zu schützen. Auch, wenn ich vermeintlich irrig hoffte, rechnete ich nicht mit einem nicht tödlichen Urteil. Ich hoffte, mir die Gnade eines schnellen Todes durch mein zügiges Handeln erbitten zu können. Dadurch, dass ich ohne sie vor der Prinz erschienen bin, habe ich es ihr ermöglicht, ein Urteil zu fällen, dass für sie selbst am nützlichsten ist. Sie hat sich dazu entschieden, meine persönliche Degradierung und damit primär auf mich begrenzten Schaden für den Clan zu wählen. Dieses Urteil wird ihr Probleme mit Frau Färber bereiten, wenn es bekannt wird. Sie wird aufbegehren, weil jemand eines etablierten Clans für so eine Tat nicht mit dem Leben bezahlen muss.. Ich bedauere zu tiefst, die Prinz in diese Lage gebracht zu haben und hätte insbesondere im Hinblick auf Frau Färber ein anderes Vorgehen vor gezogen. Doch es lag nicht an mir das Urteil zu fällen oder Vorschläge zu machen.“



Caitlin hielt ihre persönliche Meinung zur Tat und zum Strafmaß zurück. Lena hatte bereits geurteilt und Caitlin würde das garantiert nicht in Frage stellen. Was HuC draus machte war eh offengehalten. Wäre schließlich auch eher seltsam wenn die Täterin ihr eigenes Strafmaß festlegen dürfte. Es interessierte trotzdem, was Anna für sich selbst als angemessen empfunden hätte. Das gab ihr Einblick in den Charakter der jüngeren Tremere. Diese war für Caitlin schließlich noch immer recht neu und so fragte sie einfach nach: „Vorschläge? Woran hätten sie konkret gedacht?“

„Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, ich wäre nicht auf diese Art von Strafe gekommen. Ich hätte Dienst für die Gesellschaft gefordert und, falls Frau Färber Vorwürfe vor bringt, ihr das Recht eingeräumt, den Täter zu sich zu rufen und ihr für eine Nacht das Recht zu gestanden den Tod zu voll strecken.“





Oh… Das war ungewöhnlich. Der Umgang mit dieser Adeptin war nicht einfach. Das hatte Caitlin schon früher gemerkt. Anna berichtete detailliert und wenn man noch einmal nach fragte, kam noch sehr viel hinter her. Bei einer offenen Frage. Bisher hatte sie immer wenig Zeit für Anna gehabt. Ein rares Luxusgut, wie ihr wieder einmal klar wurde. Immer drängelten andere Termine. Und dieses Mal hatte die Adeptin einen Fehler gemacht.Es bestand nicht mehr die Notwendigkeit einer schnellen Reaktion. Die Gegenmaßnahmen waren wahrscheinlich bereits eingeleitet. Die Regentin hatte zwar noch sehr viel auf ihrem To do Zettel, doch es schien ihr an der Zeit Anna etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Sie wusste, wenn sie fragte, würde sie Antworten bekommen. Ausführliche und ehrliche, aber – irgendetwas nagte an der Psychologin in ihr. Anna war bei Tremere aufgewachsen. Viele waren im Auspex und der Gedankenkontrolle bewandert und ihre offene Frage war eben länger beantwortet worden, als sie erwartet hatte. Fast hatte sie die Adeptin schon unterbrechen wollen, sich dann aber doch alles angehört. Konnte es möglich sein? Lügen konnte ihr Clan häufig gut durchschauen.


Plötzlich wurde ihr etwas klar und Caitlin hatte Mühe ein Schmunzeln zu unterlassen und ihre nachdenkliche, aber neutral-freundliche Miene beizubehalten. Oh dieses kleine, gewitzte Biest. Natürlich! Sie hatte einen missgünstigen Erzeuger gehabt. So viel war aus ihrer Ankündigung hervor gegangen. Aber heute würde sie ihr nicht so leicht davon kommen. Sie schien einen Sinn für Ehre entwickelt zu haben, der heute nicht mehr häufig vor kam. Er stammte eher aus ihrer eigenen Zeit und fand durchaus Anklang in ihrem schottischen Gemüt. Mal sehen, was wirklich dahinter steckte. Wie viel Intelligenz steckte in der Frau vor ihr? Wie weit ging ihr Ehrgefühl? Was würde sie alles tun, oder viel mehr sagen? Oh ja, Caitlin war neben aller Sorge und Irritation über das Geschehene, was einfach nicht zu Anna passen wollte, neugierig geworden. Und sie hatte eine Ahnung, auf welchem Weg sie zu ihren Antworten kommen würde. Ja, es war hinterhältig und nutze Annas eigenen Charakter gegen sie, aber wenn Caitlin richtig lag, war dies ein sehr bequemer Weg, vielleicht sogar der einzige Weg an die Wahrheit hinter der Wahrheit zu kommen.
Sie sah Anna weiterhin genau an. Ihre Miene war forschend und seltsam sanft. Nicht wütend oder von oben herab, wie Anna sich den Verlauf dieses Gesprächs vielleicht ausmalen würde. Und ihre nachfolgende Bitte, nein ihr Befehl, würde die Adeptin wohl überrumpeln.
„Nennen Sie mir die Fragen, die ich Ihrer Ansicht nach stellen sollte. Ich werde Ihnen bedeuten, wenn ich die Antwort hören möchte.“ Dann folgte die Regentin noch einer weiteren Eingebung. „Nennen Sie auch die Fragen, von denen Sie hoffen, dass ich sie nicht stelle, Anna.“
Tja. Vampire wurden nicht blass. Schlucken und andere menschliche Regungen hatte sich Anna schon lang abgewöhnt. Sie stand steif da. Das tat die Regentin doch jetzt nicht wirklich, oder? Bitte nicht. Nicht das. Das ließ ihr keine Schlupflöcher mehr. Wie sollte sie das umgehen?
So fing Anna an.
„Ist zwischen ihnen und Herrn Kameniev noch irgend etwas vor gefallen?“ Die Aufforderung für die Tremere, die Frage zu beantworten, lag lediglich in dem Blick der Regentin. Mehr brauchte es nicht. „Ich verstärkte bei Herrn Kameniev den Eindruck einsam zu sein. Er strich mir über die Wange und zum Abschied nannte er mich Schwester und küsste mich auf Stirn und Wangen. In dem Mantel befand sich ein Umschlag mit 10 000 Euro.
Wie empfinden sie das verhängte Strafmaß? Ich empfinde es als milde. Der Statusverlust ist beschämend für mich und den Clan, aber etwas, was ich mir wieder erarbeiten kann. Ich verspüre Angst vor der Prozedur des Blendens und hoffe es würdig hinter mich zu bringen. Die Tage der Blindheit und des schlichten Aushalten des Schmerzes werden mir wahrscheinlich verhältnismäßig leicht fallen.
Wie kommt es, dass sie den Schmerz selbst nicht so sehr fürchten, sehr wohl aber die Prozedur des Blendens?
Herr Gülden wählte in der Vergangenheit häufig schmerzhafte körperliche Bestrafungen. Er beschränkte sich dabei auf Dinge, die ich mit ausreichend Blut heilen konnte und die keine bleibenden Schäden hinterließen. Primär fügte er mir Brüche an den Händen zu, peitschte mich oder entfernte Teile meiner Haut. Die Wunden wurden mit Salzwasser gewaschen. Eine Blendung hat er nie vor genommen.
Weshalb hielt Herr Gülden diese Strafen für notwendig und angemessen?
Mein Lernforstschritt in unserer Magie war lange Zeit schlecht. Auf Grund meiner Ernährungsgewohnheiten konnte ich nicht auf die normalen Vorräte des Gildenhauses zurück greifen. Ich erhielt einmal pro Woche die Erlaubnis jagen zu gehen. Mein Lernfortschritt verbesserte sich erst, als der Bibliothekar den Ritus der Vitae Infusion offen liegen ließ, während ich auf ihn wartete.“ Auch ohne, dass Anna es explizit erwähnte, war klar, dass sie mit nur einer Jagd pro Woche kaum ausreichend Blut in sich hatte um die Magie des Clans zu praktizieren. Ihre Magie kostete immer. Wie viele Versuche mochte sie pro Woche gehabt haben, bevor der Hunger zu riskant wurde? Irgend etwas zwischen einem und drei, je nachdem wie viel die Adeptin sich getraut hatte. Mehr konnte es kaum gewesen sein.
"Die Hände brach er mir vorwiegend, wenn er mit Abschriften nicht zufrieden war. Insgesamt hoffte er durch die Strafen meine Disziplin zu steigern.
Wusste ihr Sire nichts von ihrer Schwäche?
Ich habe es ihm nie offen gestanden. Ich nehme an, dass er bescheid wusste. Die Jagden der anderen Kücken waren nicht so reglementiert wie meine.
Abgesehen von ihren langsamen Fortschritten – können sie sich einen Grund vor stellen, warum ihr Sire so handelte?
Ich war nicht sein Wunschkind. Er hatte jemand anderen gewollt, den er für fähiger hielt. Unser Clan hat ihm mich aufgezwungen. Mein Versagen würde ihn in seiner Meinung über mich bestätigen. Er wird über die neueste Entwicklung nicht unglücklich sein – abgesehen davon, dass er meinen Tod als einzige angemessene Strafe ansehen würde.
Gibt es noch etwas aus ihrer Vergangenheit, dass für mich von Interesse sein könnte?
Vor dem heutigen Abend und vor dem Erlernen des Riutals der Vitae Infusion habe ich bereits fünf Mal getötet um an Blut zu kommen. Die Leichen habe in frischen Gräbern entsorgt. Es handelte sich um Männer, die mich für leichte Beute hielten.
Ist ihnen vor ihrer Wandlung etwas geschehen, dass sie als größeres psychisches Trauma bezeichnen könnten?
Meine Eltern verstarben beide während eines Autounfalls kurz nachdem ich mein Abitur bestanden hatte. Ich verarbeitete ihren Tod durch verstärktes Lernen."
Die Adeptin hielt inne, schwieg. Der Blick der Regentin lag ruhig auf ihr, fordernd, auffordernd. War es denn immer noch nicht genug? Brauchte sie immer noch mehr Details? Hatte sie die Regentin noch nicht lang genug mit eher nichtigen Details und Fragen abgelenkt? Konnte sie noch irgend etwas aus ihrer Vergangenheit anbringen, dem sie eine Wichtigkeit bei Maß? Bisher hatte sie bei keiner einzigen Frage zu erkennen gegeben, dass sie die Antwort nicht wünschte. Langsam... wurde es unangenehm.
„Was ist bei der Vorstellung bei der Archontin geschehen?
Herr Grimm hatte mich aufgefordert, Herrn Aetherius auch zur Seneschall nicht allein zu lassen sondern zu begleiten um gegebenenfalls sein Verhalten zu bezeugen. Ich sollte keinesfalls eingreifen. Nachdem Herr Aetherius sich zu nächst korrekt, höchstens übertrieben höflich verhalten hatte, ließ er sich von Madame d'Auvernge provozieren, verabschiedete sich selbständig und verließ ohne Erlaubnis den Raum. Ich blieb, bis ich die Erlaubnis zum Gehen erhielt statt Herrn Aetherius als Ranghöhrem zu folgen.“
Nein, bitte nicht, nicht weiter.... Doch der Blick der Regentin blieb unerbittlich. Er forderte weiter.
Wie hat sich ihr Verhältnis zu Herrn Aetherius entwickelt?
Zunächst freundschaftlich. In seinen Krisen und ausfällen schien er auf Freundlichkeit, Zuwendung und körperlichen Kontakt zu reagieren. Ich ließ Geschlechtsverkehr zu, weil es ihn zu beruhigen und zu besänftigen schien. In der folge geriet ich durch Bluthunger in Raserei, die Herr Aetherius unter Kontrolle brachte. Er bot mir einen Bund als mein Beschützer an. Gestern Nacht vor dem Brand entzog er mir das 'Du', weil ich versuchte, mäßigend auf ihn ein zu wirken. Er empfand mein Verhalten als anmaßend. Als ich ihn später im Hof fand, war er verwirrt, unklar. Er sagte, er brauchte unbedingt Zeit um mit ihnen allein zu reden und bat mich um Hilfe. Ich sagte ihm, er solle abwarten, hoffen und schweigen. Schon da brachte er erste Beschuldigungen gegen sie vor, die später am Tatort deutlicher wurden, wenn auch nicht klar benannt. Ich warnte ihn davor, Anschuldigungen ohne klaren Beweis vor zu bringen. Als sie und Herr Grimm eintrafen, versuchte ich Herrn Aetherius deutlich zu machen, dass er mich reden lassen soll, um ihnen nach Möglichkeit Zeit zu verschaffen. Ich weiss nicht, ob es mir gelungen wäre, aber er ging zu spät darauf ein und hatte Herrn Grimm bereits durch seine Art der Berichterstattung verärgert. Er klang immer danach, als würde er sie schützen wollen“.
Reichte es denn nicht? War das nicht widerwärtig genug, dass die Regentin nicht mehr weiter bohrte? Bitte... bitte... Sie fand keine Gnade-
„Haben sie an dem Abend noch weiteres wahr genommen?
Als wir sie und Maria nach unten brachten, haben sie Herrn Aetherius den Befehl zu ihrer temporären Freilassung gegeben. Ich nehme an, sie haben sie dazu genutzt, so wohl sein Gedächtnis als auch das von Maria zu verändern. Der Pflock saß lose, ihre Augenbinde musste gelockert sein.
Warum haben sie den Pflock nicht wieder versenkt, als sie die Fesseln kontrolliert haben und warum haben sie heute Abend nichts gesagt?
Herr Grimm ist trotz seines unwirschen Auftretens ein gerechter, fähiger Ahn. Es war klar, dass er Finstertal wieder verlassen wird und nach Wien zurück kehren. Ich habe sie als ebenfalls freundliche Frau kennen gelernt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie absichtlich einen so großen Brand provoziert haben. Zusätzlich stand immer noch dieser angekündigte Angriff im Raum. Ich nehme an, sie hatten ihre Gründe für ihr Verhalten, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass sie es gewagt hätten, Herrn Grimm über offen zu sein. Als ich ihm wegen dem Ritual Fragen stellte, hat er schlussendlich meine Hand genommen und meine Hand bei der Zeichnung geführt. Er war in keinster Weise hart. Ich denke, er hätte ihnen Verständnis entgegen gebracht, wenn sie es gewagt hätten, offen zu sein – auch wenn er den Umstand sicherlich für sich genutzt hätte.
Ich habe mich für sie entschieden, weil ich nicht glaube, dass sie aus Bösartigkeit gehandelt haben oder um dem Clan absichtlich zu schaden. Und weil sie diejenige sind, unter der ich hier in Finstertal zu leben hätte.“
Die letzten drei Fragen waren die schmerzlichsten für Anna. Die, die sie am liebsten nicht berührt hätte. Zu denen sie nichts hätte sagen wollen. Deshalb hatten sie am Schluss gestanden in der wagen Hoffnung noch irgend wie darum herum zu kommen.
Caitlin hatte schweigend zugehört. Das Ergebnis ihres Frageweges übertraf alle Erwartungen und die Beantwortung der eigenen Fragen sagte viel über Anna aus. Darüber, wie die Regentin sie nutzen konnte und wie mit ihr umgehen war. Da hielt irgendjemand offensichtlich viel - zu viel? - von so etwas wie Ehre. Erschreckend war auch, wie viel Anna über die Geschehnisse der letzten Nacht wusste. Das hatte Caitlin nicht geahnt und es hätte ihr Todesurteil werden können. Caitlins freundliche Mine fror ein und sie musste sich zwingen ihren Gesichtsausdruck nicht zu verändern. Doch sie glaubte Anna. Es gefiel ihr nicht im mindesten eine Mitwisserin zu haben, so loyal sie auch sein möge, aber sie hatte Hemmungen wieder ihre Kraft zu rufen und die letzte Zeugin zu beseitigen, bzw. die letzen Beweise zu vernichten. Was brachte es auch schon. Grimm hatte Finstertal verlassen, sie war von der Anklage befreit und reingewaschen und vor ihr stand eine Anna, die sich darauf verlies in Caitlin eine Regentin gefunden zu haben, die ihrer Loyalität wert war. Ihr Lächeln taute merklich auf, als sie eine Entscheidung traf und sie schob ihre Sorge erst einmal beiseite. Jetzt galt es sich mit Anna und ihrem Problem zu befassen. Schon seltsam wie die Wege waren, aber Caitlin verspürte den heftigen Drang für Anna da zu sein und sie zu beschützen. Ein Todesurteil gab es zwar nicht, aber die Degradierung zu Kind. Hm…Ob die Anna die Degradierung in der kainitischen Gesellschaft letztendlich wirklich als Strafe empfand, stand wohl zu bezweifeln. Nachdem nichts mehr von der Adeptin kam, außer einem: 'Ich habe keine Fragen mehr.' hatte die Psychologin aber doch noch eine eigene Frage.
„Wie haben Sie Ihre Zeit in Hamburg verbracht und wie viel sozialen Kontakt hatten Sie?“ Ein abrupter Themawechsel vielleicht, aber es war schlichte Neugier und sollte ihren Verdacht bestätigen. Eigentlich wusste sie es schon, aber sie wollte es noch einmal hören.
„Ich habe meine Zeit mit Lernen und dem Übersetzen von Büchern verbracht. Abgesehen von Herrn Gülden und seinem Ghul waren meine Kontakte zu Menschen und unsereins spärlich.“
Wenn Caitlin richtig lag und daran zweifelte sie nicht, dann bedeutete für die Adeptin der Verlust ihres Status Entspannung. Sie hatte keine Verantwortung mehr und musste sich nicht mehr mit ungewohnten Situationen auseinander setzen. Eines war noch seltsam. Anna hatte in ihrem Bericht nahezu beiläufig erwähnt, dass sie ohne es vorher zu können jetzt Blut rufen konnte. Es klang so, als sei sie sich dessen vorher nicht bewusst gewesen. Wien hatte in seinem Bericht doch sogar geschrieben, dass sie noch eine Stufe weiter war, oder nicht? Und auch das Ritual, was sie von ihr erhalten hatte, zielte eindeutig darauf ab. Konnte es sein, dass die Adeptin sich ihres eigenen Lernfortschrittes noch nicht richtig bewusst war, den sie hier in der neuen Umgebung und der für sie wahrscheinlichen Reizüberflutung gemacht hatte? Sehr interessant. Caitlin hatte heute Nacht tatsächlich eine Menge über Anna gelernt, aber auch über sich selbst. Vielleicht sollte sie tatsächlich mehr Kontakt zu den Adeptinnen halten. Es war Caitlins erste Regentschaft und sie machte tatsächlich die Erfahrung, dass nicht alles gesteuert werden konnte und unter Kontrolle war. Dass sie einfach hautnah dabei sein sollte und ihren Leuten das Gefühl geben musste, zu ihr kommen zu können. Nicht nur wenn es bereits zu spät für alles war.
Noch eine Frage spuckte Caitlin nun im Kopf herum. Eigentlich war es fast gemein, die Frage jetzt noch so zu formulieren, aber sie konnte, nein, wollte nicht widerstehen.
"Wie stellen sie sich vor, soll die Blendung durch geführt werden und wem soll die Durchführung der Prozedur auferlegt werden?" Die Frage war mehr als berechtigt, dürfte es doch kaum jemanden leicht fallen, diese Order des Prinzen um zu setzen.
Nun senkte Anna den Kopf. Es dauerte etwas, bevor sie ihn wieder hob und die Regentin anblickte. Der Entschluß war schon in ihr gereift gewesen, ohne dass sie sich dessen vollkommen bewusst gewesen war. Und doch...
"Ich hatte gehofft am Ende der Nacht vom 19. auf den 20. Mai genügend Mut zu finden, die Blendung selbst durch zu führen. Mein mögliches Scheitern wollte ich verbergen. Niemand sollte diesen Dienst für mich tun müssen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich die nötige Kraft aufbringen werde." Eine Art Skalpell hatte Anna benutzen wollen einen so genannten scharfen Löffel. Der war unten bei der Laborausrüstung.
Das war bewundernswert. Caitlin zweifelte, dass sie selbst in der Lage wäre, sich ihre Augen zu entfernen. War für eine Willensstärke dafür notwendig war und was für ein ungeheures Pflichbewusstsein. Sie hätte es sich fast denken können, wie Annas Antwort ausfallen würde. Sie stand auf und trat auf Anna zu. Mit dem Zeigefinger hob sie ihren Kopf an und blickte sanft in die starren, aber wunderschönen Augen der Tremere. Das sprach sie leise: „Niemand hat gesagt herausschneiden. Was halten Sie davon, wenn wir Dr. Katharina Zimmermann am 20. bitten, sie erst lokal zu betäuben und schließlich das Urteil schmerzfrei mit einer Säure vollstrecken? Am Blenden selbst werden wir nicht herum kommen, aber ich stehe Ihnen zu Seite Anna. Damit lasse ich Sie nicht allein.“
 
Caitlin hielt den Blick in die Augen von Anna bestehen. Entgegen jeglicher Versuchung oder Erwartungen, die man in dieser Situation an sie haben würde, tat sie genau gar nichts um Anna zu beeinflussen. Sie war einfach nur da und wartete auf eine Antwort. Lächelnd, mit einer unglaublich beruhigenden Ausstrahlung, die ihr bereits das bloße Beherrschen ihres Pfades ermöglichte und mitfühlend.
 
Anna war weit davon entfernt, den Augenkontakt auch nur im geringsten zu verweigern. Sie hatte - zu mindest hier in diesem Büro - noch nicht einmal eine Gegenmaßnahme eingeleitet. Ihr Blut floss vollkommen normal durch ihre Adern und war nicht künstlich durch die Magie verdickt, wobei die Regentin sich dessen nicht sicher sein konnte. Zuvor in der Nacht hatte Anna diese Form der Magie schon verwendet und es auch in ihrem Bericht erwähnt. Weder der Prinz noch die Regentin hatten nach gefragt, wie erfolgreich die Adpetin damit gewesen war. Die Wirkung hatte sich inzwischen vollkommen verflüchtig, weil sie alles da rein gesetzt hatte, ihr Blut möglichst dick zu machen und sich keine Kraft auf zusätzliche Zeit für das dicke Blut verwendet hatte. Die Rengentin brauchte keinerlei Kraft um mit dem Fingern den Kopf der Tremere zu heben. Ihre Adeptin zögerte nicht, ihrem Wunsch nach zu kommen.

Betäuben? Wie stellte die Regentin sich das vor? Die Medikamente, die Menschen halfen, Tropfen, die einem Auge jeden Schmerz nehmen konnten, wprden bei einem Vampir wohl kaum wirken. Ihre Körperchemie funktionierte nicht mehr wie bei Menschen. "Kälte könnte einen gewissen Grad der Taubheit ermöglichen. Ich wollte Maria bitten, mir morgen über Tag welche zu besorgen und ins Eisfach zu legen oder selbst zu einer Apotheke fahren, die Nachtbereitschaft hat." An Eisspary hatte sie auch gedacht. Doch da war eine Reizung des Auges nicht ausgeschlossen und wenn Anna schneiden wollte, musste sie wenigstens am Anfang noch sehen können. War Säure wirklich sinnvoller? Anna dachte nach. Es war verlockend. "Die Schädigungen durch Säure sind weniger leicht zu kontrollieren als bei Schnitten.", gab sie lediglich neutral zu bedenken. Die Säure musste schärfer sein als bei einem Menschen um Schaden zu verursachen und wenn die Säure erst einmal hin geträufelt war, würde sie dann an den Augen halt machen? Anna war sich alles andere sicher.

Auf der anderen seite... die Ruhe, die die Regentin über sie legen konnte wie einen Mantel.... die konnte mehr Hilfe als alles andere sein um ihre Würde zu wahren, nicht zu schreien, nicht zurück zu weichen. Schon jetzt verfehlte es nicht ganz seine Wirkung. "Wenn sie Gnade vor Recht ergehen lassen möchten, wäre ich ihnen dankbar, wenn sie mir helfen, vor der Prozedur zu Ruhe zu kommen, damit ich mich selbst und den Clan nicht durch unwürdiges Verhalten beschäme."

Wenn sie dabei in Raserei geriet... Anna wollte nicht einmal daran denken. Diese Schmach durfte sie sich einfach nicht erlauben. Sie hatte Angst davor, in diesem Punkt zu versagen. Diese Angst, diese Sorge, war fast größer als die Angst vor der Strafe selbst.
 
"Kälte... Hm das könnte den physischen Aspekt dämpfen. Ich dachte vielleicht das Empfinden von Schmerz zu blocken. Das wiederum ist ein mentaler Prozess, der im Gehirn verankert liegt und auf den ich Einfluss nehmen kann. Aber selbstverständlich wirke ich zudem Erden auf Sie, wenn es ihnen hilft, die Strafe würdevoll durch zustehen." Sie lies die Adeptin los und fügte hinzu: das Blut der Menschen zu sich rufen, sie scheinen fleißig gewesen zu sein, Anna. Ich freue mich trotz der wiedrigen Umstände, dass Sie Fortschritte machen. Nur bitte seien Sie vorsichtiger mit dieser Fähigkeit. Sie kann einen ziemlich schnell in Teufels Küche bringen." Die Warnung war seltsam nach innen gerichtet. Fast zu nachdenklich, als das Caitlin nur Anna gemeint haben könnte. Und tatsächlich - schließlich war es genau diese Fähigkeit gewesen, die die Sache hat aus dem Ruder laufen lassen hat. Weswegen Aetherius nun auf seinen Tod wartete...
 
"Selbstverständlich, Mylady." antwortete Anna. Ob sie die Innenschau der Regentin bemerkte? Wie so häufig würde man die Antwort nur erhalten, wenn man sie fragte oder auf übernatürlichen Weg nach sah, was mit ihr war. Selbst wenn sie versuchte, sich mit zu teilen, war es nicht selten in dezenter Andeutung. "Ich fürchte, ich habe rein instinktiv gehandelt. Ich war mir nicht bewusst, schon so weit fort geschritten zu sein. Wenn ich darüber nachdenke,..."

Anna verstummte und hörte in sich hinein. Schlummerte da noch etwas in ihr? Sie versuchte sich zu erinnern. Wie hatte sie sich während des Angriffes gefühlt? Hatte ihr all das Blut noch mehr zu sagen gehabt? Wenn sie jetzt die Regentin sah, sie berührte... würde das Blut reagieren? Es war so schwer es zu bestimmen, so schwer es zu fassen ohne es wirklich zu probieren.

"Ich bin mir nicht sicher.", kam es von Anna. "Unter Umständen wäre es möglich, dass ich noch einen Schritt weiter gehen könnte."

Was die Adeptin meinte, war wohl für jeden klar, der in der Thaumaturgie bewandert war: Anna sprach davon, das Blut von Lebenden und Untoten zum Kochen zu bringen noch während es sich im Organismus befand. Was Freude und Neugier hätte bewirken sollen, löste just in dieser Sekunde nur Entsetzen aus.

Wie sollte sie sich sicher werden? Einen Mensch töten? Ein Tier? Einen der ihren angreifen?. Wäre sie ein Mensch, ihr wäre übel geworden und ihrem Gesicht wäre alle Farbe entwichen. Bei aller Skrupellosigkeit... etwas unschuldiges töten? Anna rief sich innerlich zur Ordnung und ließ nichts von ihrem Unbehagen nach aussen dringen. Es lag nur an diesem seltsamen Tag, seinen Ereignissen und all dem Tod, den sie heute gesehen hatte, verursacht hatte. Sie war eine Närrin! Die zwei heute hatten den Tod nicht weniger verdient als die anderen fünf zuvor. Sie würde einen Weg finden. Wenn es nichts anderes gab, würde wohl ein Tier Opfer werden. Gestern... ach verdammt. Vor dieser Katastrophe von heute... Sie wäre wohl zu Jenny gegangen. Jetzt, degradiert zum Kind, konnte sie sich so etwas nicht mehr heraus nehmen.

Anna rief sich endgültig zur Räson. Sie musste sich konzentrieren.

"Darf ich fragen, wen sie zu meinem Vormund bestimmen, Mylady?"
 
Caitlin zog erfreut eine Augenbraue hoch. "Sie haben den Pfad gemeistert, Anna? Das wäre ja wunderbar. Testen Sie es, werden Sie sicher in der Anwendung und zeigen Sie es mir dann. Dann rückt der 6. Zirkel in Greifweite. Status draußen ist doch völlig irrelevant. Viel wichtiger ist, welchen Rang sie in unserem Clan haben. Innerhalb dieses Gildehauses gelten Sie weiterhin als Neugeborene." erklärte sie Anna und antwortete auf deren Frage: "Ich werde nach außen als Ihr Vormund auftreten. Damit sollte ihre Würde gewahrt bleiben und sich im Wesentlichen nichts verändern. Anna, ich habe nicht die Absicht, Sie für den Maskeradebruch über die Maßen zu betrafen. Ich weiß, dass Sie in eine Lage geraten sind, aus der Sie allein keinen Ausweg mehr gefunden und aus Unerfahrenheit falsch gehandelt haben und dann noch einen große Portion Pech dabei eine Rolle gespielt hat. Und ich weiß, dass Sie aus Ihrem Fehler lernen werden. Bei der Gelegenheit, empfehle ich Ihnen ein gutes Buch. Es heißt: "Die Illusion eines friedlichen Todes" und beschäftigte sich im Wesentlichen mit der Vertuschung von Morden. Ab Seite 160 ungefähr wurden auch die Auswirkungen des Blut-Pfades der höheren Stufen erforscht und Gegenmittel dargestellt. Sehr wichtig, wenn einem die Bedeutung der Maskerade am Herzen liegt. Ich glaube, es steht bei den Büchern im 1ten Stock, oder hat Maria es schon eingepackt? Hm... Sie sollten es suchen, lesen und lernen. Wie dem auch sei. Jedenfalls sollten Sie entweder derartige Situationen zukünftig vermeiden, oder im Gegenteil sie studieren und ein angemessenes Verhalten und die notwendigen Fähigkeiten entwickeln. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Wie Ihnen eine Degradierung dabei helfen soll, ist mir ein Rätsel, aber ich werde unserer Prinz ganz sicher nicht beim ersten Urteil die Führungsfähigkeit absprechen. Die Stabilität unserer Regierung ist einfach wichtiger." Sie sah Anna aufmunternd an. Die Ironie bei der Buchempfehlung im Sinne ihres eigenen Bockmistes ignoriert sie lieber mal. Dann kam ihr eine Idee. Eine garstige Idee zugegebenermaßen und vermutlich würde sie Anna nicht gefallen. Aber sie war wohl grade auch nicht in der Position zu protestieren.

"Kommen wir nochmal auf das Urteil von Regent Grimm zurück. Ich habe im Laufe des Abends eine Entscheidung zu treffen gehabt und Sie Anna, haben mir leider grade sehr dabei geholfen. Regent Grimm hat mir sehr deutlich gemacht, dass Aetherius sterben muss. Eine andere Strafe ist für ihn nicht akzeptabel. Er hat sogar eine Diablerie als Wahrung seines mächtigen Blutes in Erwägung gezogen, aber das halte ich für absolut falsch und verabscheungswürdig. Außerdem ist niemanden zuzumuten, sich seinen Kopf mit dieser wirren Seele zu teilen, sollte irgendetwas grundlegend schieflaufen." sprach Caitlin. Der letzte Beweis musste verschwinden. Sie wollte endlich reinen Tisch mit dieser Sache machen und ein Fetzen von Aetherius Seele in Anna, der vielleicht noch auf Rache sann, war absolut indiskutabel. Das Schicksal war nuneinmal eine verfi....te H.re - undamenhaft formuliert-.

"Also verfüge ich: Sie Anna, werden das Urteil Grimms an Aetherius vollstrecken. Verbinden Sie das Scheußliche mit dem Nützlichen und üben Sie Ihre Fähigkeit bis er zu Asche zerfällt. Aber, und das ist ein klarer Befehl: Sie lösen weder seine Fesseln, Augenbinde oder Pflock, noch sprechen Sie mit ihm oder nehmen sein Blut. Habe ich mich klar ausgedrückt?" Caitlins Rehaugen hatten einen harten Glanz angenommen. Alles sanfte war verschwunden und sie war genau das, was sie in diesem Moment sein musste. Eine mächtige, skrupellose und gnadenlose Regentin von HuC Tremere, die keine Widerworte zulies und deren Willen aus Stahl in ihren Augen stand. Was war nun gespielt, die sanfte Person oder die Gnadenlose? Das wusste vielleicht sogar Caitlin nicht so ganz genau.
 
Wo war ein Stuhl? Hatte Anna gerade weiche Knie bekommen? Sie stand immer noch aufrecht. Sie wankte nicht. Sie brauchte zum Glück keinen Atem, denn ihre Brust schnürte sich eng zu, während sie teilnahmslos wie fast immer dem Blick der Regentin begegnete. Dabei hatten ihre Worte so gut angefangen. Es klang zu erst alles fast zu gut um wahr zu sein. Sie sollte – wenigstens clansintern nahezu gar keine Strafe nach behalten auf Grund ihres Fehlverhaltens? Die Regentin hatte Verständnis und ihre Adeptin sog jedes einzelne Wort über das Buch auf, welches die Regentin empfahl.

Dann ergriff eine Klammer aus Entsetzen und Trauer Annas Brust. Das Urteil war zu hart! Das hatte Alexander nicht verdient! Die Diablerie, damit würde er noch einen Wert erfüllen, ein schneller Tod durch Schwert oder Axt, wenn es denn sein musste. Aber ein Tod durch innerliches Verbrennen? Er würde unsägliche Schmerzen leiden!

Oh mein Gott.

Und je schlechter Anna war, desto länger musste er leiden.

Anna glitt in einen tiefen Knicks, den sie bei behielt und senkte ihren Kopf. Sie traute ihren Augen nicht. Sie durfte ihre Gefühle nicht nach aussen dringen lassen. Sie war Tremere! Das Versprechen der Regentin Alexander gegenüber waren nur hohle Worte gewesen. Ihr gegenüber schien sie milder gestimmt zu sein. So lang sie tat, was von ihr erwartet wurde und so lang sie treu war. Die Botschaft, die in der Weisung lag war alles andere als uneindeutig.

Ein Atemzug wurde getan um die Enge in der Brust zu lockern, mehr nicht. Sie musste sprechen können. Dafür durfte sie atmen. Jeder Zug mehr wäre auffällig. Sie sah nicht auf. Sie unterwarf sich dem Urteil.

„Wie sie wünschen, Mylady. Ich bitte um die Erlaubnis zur Jagd, bevor ich das Urteil vollstrecke. Das Blut, welches ich nahm, hat nicht alles ersetzt, was ich verbraucht habe.“ Und je mehr Versuche Anna brauchte, um so mehr Blut würde sie brauchen ohne es durch seines ersetzen zu dürfen. Wenn sie dieses Urteil vollzog, wollte sie es wenigstens so zügig machen, wie sie es nur irgend wie schaffte. Es wäre grausam erst zwischendurch zur Jagd zu gehen nur weil sie nicht ausreichend vorbereitet war.

Es war fast irrwitzig. Die Ruhe, die die Regentin ausstrahlte, färbte immer noch auf Anna ab. Sie schaffte es, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten.
 
Caitlin sah Anna eine ganze Weile an und versuchte offenbar zu ergründen, was in ihr vorging und ob Anna mit der Situation umgehen konnte. Sie versuchte ganz klar hinter die Maske zu blicken. Ob es ihr gelang lies sie nicht nach draußen dringen. Aber als sie irgendwann sprach hatten erst ihre Stimme und dann auch ihren Augen die Härte verloren. „Sicher, gehen Sie jagen. Nehmen Sie genug, aber bitte diskret. Anna, nach 3 Ihrer Versuche werde ich Alexanders Schmerzempfinden ausschalten. Vielleicht hat er es bis dahin bereits hinter sich, vielleicht aber auch nicht. Wir werden sehen, aber nutzen Sie die Chance. Es ist eine einmalige Gelegenheit am lebenden Objekt zu üben. Reicht Ihnen 1 Stunde zum Jagen? Dann treffen wir uns im Keller.“ sagte Caitlin schließlich und beendete das Gespräch, indem sie aufstand. In Anbetracht der Uhrzeit war 1 Stunde Jagt für Anna vielleicht etwas wenig, doch würde sie protestieren? Falls ihr das Blut ausging würde Caitlin einfach eingreifen und es zu Ende bringen. Sie empfand es eh als ihre Aufgabe. Doch ihr das vorher zu sagen machte es zu einfach. Auch dass Caitlin die Stunde nützen würde um Alexanders Empfinden unbemerkt vorher bereits zu blocken, würde Caitlin Anna nicht sagen. Zum einen konnte Caitlin so üben, wie das mit Anna beim Blenden klappen könnte und zum anderen – und noch viel entscheidener – es war ihre Art gegen alle Behauptungen doch noch jenes Versprechen zu halten. 3 Versuche lies sie nach außen zu zu. Etwas offizielle Strafe musste sein.

Und ihre eigene Rache? Wo blieb die? Immerhin hatte der Mistkerl ihr das ganze Schlamassel eingebrockt. Hätte er nichts gesagt, Grimm wäre niemals auf Caitlin gekommen, davon war sie bis zuletzt überzeugt. Wobei… er hatte Joseph entlassen. Einen Zeugen, den Caitlin nicht auf dem Schirm gehabt hatte. Und das trotz ihrer Fähigkeit. Ein grober Schnitzer. In dem Moment vergab sie Alex innerlich. Sie würde ihn weder vorwarnen noch leiden lassen.
 
Zwanzig Minuten für das Hin- und Zurück kommen, zehn Minuten um sich in aller Eile jeweils um zu ziehen. Blieb eine halbe Stunde bei den Männern. Das war sehr wenig, vor allem, wenn sie auch noch etwas Blut speichern wollte.. Nun, dann ging das wohl heute nicht. Für eine normale, volle Jagd benötigte Anna allein schon über anderthalb Stunden für ihr Ritual in der Vorbereitung und in der kleinen Pause, die sie sich gönnte, weil sie nicht wagte, vorher so viel Blut aus ihrem Körper zu entfernen, dass es in einem Zug ging. Die volle Jagd kostete sie deutlich mehr Zeit. Aber 60 Minuten? Das war nahezu nicht zu schaffen. Wenn sie zwei Männer nahm, würde sie eine geringfügige Reserve aufbauen können, eine die nicht einmal für die morgige Nacht vollständig ausreichend wäre, sollte sie nicht überragend gut bereits bei ihrem aller ersten Versuch sein.

Aber die Regentin hatte die Stunde auch als Frage formuliert, nicht als Fakt. Es lag an ihr, einen knappen Zeitrahmen zu bemessen, der für sie selbst ausreichend war und so erhielt die Regentin dieses Mal kein schlichtes 'Ja' und bescheiden mit der Zeit, die ihr von vorn herein gewährt wurde. Sie musste ihr Jagdgebiet auch pflegen. Sie konnte nicht einfach nur hinein rauschen.

„Neunzig Minuten würden für eine ausreichende Jagd sorgen, Mylady.“

Nicht für eine mangelhafte Jagd, wie die sechzig Minuten und lange nicht konnte sie mit den neunzig Minuten für eine befriedigende oder gute Jagd sorgen. Dafür brauchte sie mindestens das doppelte der Zeit, die sie sich heute erbat. Und dann beeilte sie sich schon sehr.

Drei Versuche unter Schmerzen für Alexander. Ihr war nicht wohl. Er wurde zum Studienobjekt degradiert und als Mittel der Maßregelung her genommen. Würde sie überhaupt etwas von seinem Schmerz merken können? Er war gepflockt. Er konnte sich nicht regen. Sie würde darum wissen.

War ihr kalt?
 
"90 Min, einverstanden." erklärte die Regentin.
Ich habe mich für sie entschieden, weil ich nicht glaube, dass sie aus Bösartigkeit gehandelt haben oder um dem Clan absichtlich zu schaden. Und weil sie diejenige sind, unter der ich hier in Finstertal zu leben hätte.“

Caitlin hatte in Anna eine Mitwisserin um ihre Tat. Doch wie sie selbst gesagt hatte - glaubwürdig - Anna war loyal. Sie würde Caitlin unterstützen oder zumindest nicht anklagen. Und auch wenn sie beide es besser wussten: Offiziell hat Alexander gravierende Straftaten begangen. Die Vernichtung eines Guhles, also Sachbeschädigung, bei einem Regenten, Brandstiftung im Gildehaus zur Vertuschung seiner Tat, Verleumdung seiner Regentin, Tätlicher Angriff auf eine Vorgesetzte.
Caitlin hatte das Recht und die Pflicht ihn nach der Verurteilung durch Regent Grimm hart zu bestrafen. Weniger für Anna, eher für Katharina, aber noch viel wichtiger für Wien. Damit Ruhe an dieser Front einkehrte. Also musste sie ihre Rolle spielen, bis zum letzten Augenblick.

Caitlin wandte sich zur Tür und nickte Anna nocheinmal mit einem kleinen Lächeln zu. Sie war wieder völlig die sanfte Regentin, die Anna die erste Zeit ihres Gespräches vor sich gehabt hatte. Nur mit dem Unterschied, dass sie - zusätzlich zu dem Wissen um die Tat - nun wusste, dass Caitlin einen stahlharten Willen hatte und über Leichen ging, wenn sie es denn musste. Ein sanftes Reh wurde nicht Regent bei HuC Tremere.

Trotzdem hielt Caitlin inne bevor sie die Tür öffnete. "Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Anna. Der Unfall und die Folgen des Ganzen tun mir sehr leid. Aber... ich hatte gute Gründe für mein Handeln. Ich hoffe, Ihnen irgendwann beweisen zu können, dass ich Ihrer Loyalität wert bin. Etwas das Regenten zu gerne vorraussetzen, ich weiß." Hui, hier ging Caitlin ziemlich weit. Anna wird wohl die einzige sein, die diese Worte jemals vernehmen wird, aber es war ihr ein spontanes Bedürfniss sie auszusprechen. Vielleicht ein Fehler, vielleicht aber ein wichtiger Schritt für ein lange und gute Zusammenarbeit dieser zwei unterschiedlichen Frauen.
 
Out of Character
äh.. sie hat es ihr gerade eben gebeichtet ^^ doch, sie weiss.. komme frühstens nachts zum weiter schreiben
 
Out of Character
Oh... äh... stopp, dann muss ich nochmal denken :whistle: -> EDIT! :D
 
Anna neigte leicht ihren Kopf auf die Worte der Regentin und blickte in ihrer nichts sagenden Art zurück. „Es gibt nichts, was sie beweisen müssen, Mylady.“ So einfach war es. Sie hatte Anna ihr Gedächtnis gelassen und auch das war bereits ein Zeichen von .. ja.. von was? Von Vertrauen? Etwas, was die ältere nicht hätte tun müssen, war es auf jeden Fall. Ob sie gründlich genug gewesen wäre, ob es sich im Nachhinein als klug erwiesen hätte, stand auf einem anderen Blatt. Und es war nichts, was einer von ihnen beiden heraus finden musste. Ihr Verstand war Annas höchstes Gut. Es gab nahezu nichts, was sie mehr hasste, als wenn dort etwas erzwungen wurde. Auch das war ein Relikt ihrer Erziehung.

Für die zwei Quickies im Kino nahm Anna dieses Mal mit dem Hinweis auf schnelle Nummern nur die Hälfte des Geldes, was sie den Männern sonst dort abknöpfte. Ihr war nicht besonders wohl dabei, dort heute so hin zu gehen. Zeit um ihre Haare vorher zu färben hatte sie nur leider auf gar keinen Fall und eine Perücke musste sie sich im Zweifelsfall auch erst besorgen. Das eingenommene Geld wanderte dieses Mal komplett zu Lizzie, die Anna nur kurz grüßte und sich entschuldigte, weil sie nicht wie sonst ein kurzes Gespräch mit ihr suchte. Sie war schlicht unter Zeitdruck. Das Geld hingegen wanderte dieses Mal komplett zu der Frau an der Kasse. Es war der übliche Satz, den sie auch sonst freiwillig hin gab und es lag ja nicht an ihr, das Anna heute unter Druck stand.

Nach achtundachtzig Minuten kam Anna bei Alexanders Zelle an. Ihre Haare waren noch feucht. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen zu duschen. Sie wollte weder das Blut in ihren Haaren noch die fremden Männer länger an sich riechen. Es war zu viel.

Vor dem Eintreten sammelte Anna sich. Sie musste das hier irgend wie über die Bühne bringen. Für sich selbst, für ihn.

Anna nickte der Regentin leicht zu, die bereits in dem Raum war. Anna sagte kein Wort. Langsam ging sie auf den in Ketten gelegten Mann zu. Selbst sein Kopf war weitestgehend fixiert, weil ein enges Metallband seinen Hals fest hielt.

Sie durfte nicht mit ihm reden.

Sie durfte nicht eine seiner Fesseln lösen. Obwohl sie seinen Fehler auch dann nicht wiederholt hätte, wenn die Regentin der Hinrichtung nicht bei wohnen würde.

Ihr Blick lag auf dem Adepten, musterte sein Gesicht trotz seiner bedeckten Augen. Tränen hatte Anna schon sehr, sehr lang nicht mehr. Auch für ihn hatte sie keine. Alles in ihr war leer, trocken wie eine Wüste. Sie wollte Alexander nicht töten. Erst recht wollte sie ihn nicht auf diese Weise töten. Wenn sie ihn in sich aufgenommen hätte, hätte sie sich einreden können, etwas von ihm zu behalten, zu erhalten. Aber so? Er war nicht mehr als ein Versuchstier und das war einfach nicht richtig!

Ihr war schlecht. Er hatte ihr seinen Schutz angeboten und so vergalt sie es ihm.

Drei Versuche unter Schmerzen. Drei Versuche, bei denen er alles spüren konnte, wenn auch nicht reagieren. Sie musste schnell sein. Sie musste gut sein. Wenigstens das.

Sie sammelte ihre Gedanken. Sie rief ihre Kraft. Konnte sie das Blut unter seiner Haut spüren? Erahnen?

Anna hatte keine Ahnung, wie lang sie vor Alexander stand. Waren es nur Sekunden oder waren es Minuten? Es war nicht wichtig. So weit es ging, blendete Anna die Regentin aus. Das hier... war zu intim. Sie wollte keinen Zuschauer. Sie wagte nicht darum zu bitten.

Mit einem letzten Schritt überwand sie die Distanz zu Alexander. Ihre beiden Hände legten sich sanft an seine Wangen. Oder nicht? Es waren nicht die Fingerspitzen, die an seinen Wangen lagen, sondern die Handflächen. Die Finger selbst lagen höher am Kopf an den Schläfen und über sie hinaus.

Anna hoffte ihn damit schneller zu betäuben, ihn weniger Schmerz leiden zu lassen, wenn sie direkt das Blut in seinem Gehirn angriff. Ob er den leichten Geruch nach Vanille wahr nehmen konnte? Wusste er, dass sie hier vor ihm stand? Konnte er die Berührung erkennen?

Vergib mir. Anna wusste selbst nicht genau, an wen sie diesen Gedanken richtete. An Alexander oder an Liara? Es war eigentlich auch egal. Keiner der beiden würde sie hören. Ihr Bedauern, ihre Trauer waren nicht relevant. Sie änderten nichts an ihrem Handeln.

Anna rief ihr Blut und seines antwortete, reagierte.

Oh ja. Sie war in der Lage sein Blut zum kochen zu bringen, ihn zu verletzen, zu töten. Doch der erste Versuch reichte nicht aus um die Sache zu Ende zu bringen.

Annas Augen waren offen, doch sie weigerten sich zu sehen. Sie nahm nicht wirklich wahr, wie der Körper vor ihr sich verändern mochte. Sie spürte einen Teil der Hitze in ihren Händen, wenn auch etwas geblockt und verteilt durch seine Adern, seine Haut. Auf einen Schlag hätte sie ihn bereits schwer verletzt, wenn er nicht schon die andere Wunde tragen würde, die durch den Pflock. Es reichte noch nicht. Sie musste schneller sein. Besser. Sie kratzte ihren Willen zusammen. Sie wollte das hier schnell hinter sich bringen. Nicht leiden. Bitte leide nicht Ich will das nicht... Ein weiteres Mal ergoß sich die Hitze der Magie Annas in die Adern des Adepten.

Anna löste ihre Hände und trat einen Schritt zurück. Sie sah hin. Sie war es ihm schuldig. Wie alt war er gewesen? Wie viel war noch übrig von diesem stolzen aber auch kauzigen Mann? Er hatte nichts mehr, wofür er noch sein Blut ausgeben konnte. Annas Magie hatte ihn über die Grenzen hinaus getrieben, über die er mit normalen Mitteln noch wieder belebt werden konnte. Ohne seine Seele zu nehmen. Ihre zwei Versuche hätten nicht gereicht. Nicht, wenn er nicht ohnehin schon verletzt gewesen wäre, gepflockt. Aber so... war nichts von ihm da, ausser den Überresten seines Körpers, der über die Zeit seines Todes weiter existiert hatte und nun dem überfälligen Verfall anheim gefallen war.

Ohne ein Wort zu sagen glitt Anna wieder in den tiefen Knicks, neigte den Kopf. Sie blieb in der Position. Sie hatte den Befehl ausgeführt. Die Hinrichtung war vollbracht.

Und sie hatte Gewissheit. Sie hatte den Pfad so weit gemeistert, wie ihr Blut es ihr erlaubte. Das Wissen schmeckte schal.
 
Caitlin war tatsächlich bereits vorOrt gewesen, als Anna die Treppe runter ging. Als sich die Jüngere ohne weitere Worte daran machte, ihrem Befehl auszuführen, zwang sich Caitlin starr stehen zu bleiben und sich das Ganze anzusehen. Es tat ihr weh, fast schon körperlich weh und sie hätte gerne eine andere Lösung gefunden. Aber das Gespräch mit Grimm hatte ihr klargemacht: Es gab nur zwei Möglichkeiten und bei beiden endete ein Leben. Und die Ahnin hing nun einmal an dem ihrem. War das falsch? Ja! Konnte sie es ändern und sich überwinden, zu gestehen? Nein. Sie konnte es einfach nicht. Hätte Alex doch diesen Koffer nicht gefunden, hätte er doch nicht so verrückt versucht, sie durch Anklage zu beschützen, hätte… es war müßig darüber nachzudenken. Er hatte und nun starb er.

Kurz schossen Caitlin die letzen Minuten durch den Kopf. Sie hatte hier gestanden, alleine, dafür hatte sie gesorgt. Dann war sie auf Alex zu getreten und hatte ihm einen Ritualumhang umgehängt, der seine Blöße bedeckte. Sie sah keinen Grund das letzte bischen Würde das er besaß mit Füßen zu treten. Anschließend und hatte sie seine Augenbinde entfernt. Der weiterhin gepflockte Tremere rührte sich nicht. Noch nicht einmal die Pupillen hatten sich geweitet, nichts. An dieser Situation würde Caitlin im Gegensatz zu Alexander auch nicht ändern. Stattdessen nahm sie seinen Kopf in ihre zarten Hände und strich ihm mit dem Daumen über die Wange. „Du weißt, wie leid es mir tut, Alexander. Wir hätten ein gutes Team werden können, aber was du dir vorgestellt hast, hätte nicht geklappt. Und bevor ich in die Sklaverei oder - noch wahrscheinlicher in den Tod gehe, kämpfe ich. Und du würdest das auch, daher bleibt nur noch der Pflock. Ich bitte dich um Verzeihung für das was ich tun musste und tun werde. Aber ich möchte mein Versprechen dennoch halten, du sollst nicht leiden.“ Caitlin verstummt. Während sie gesprochen hatte, war sie bereits in den vertrauten Verstand des anderen eingedrungen, sodass ihre letzten Worte bereits in seinem Geist klangen. Dann zupfte sie hier und wob sie da, sodass nach einiger Zeit die Existenz von Alexander zu einem wunderschönen Traum wurde. Sie nahm die Gestalt seiner großen Liebe an und verführte ihn nach allen Registern genau so, wie sie es in seinen Erinnerungen, Wünschen und Träumen fand. Caitlin nahm sich viel Zeit und legte die Bereiche seines Gehirns, die sich mit dem Empfinden von Schmerzen beschäftigten lahm, während sie seine Fantasie stärkte und führte alle Fäden schließlich zu einem weißen Licht zusammen, in das er zusammen mit seinem Engel aufsteigen würde. So stellte sie sich das Ende vor, ob es die Realität war? Sie hoffte es für ihn, aber mehr konnte Caitlin nicht tun. Erst als sie die Schritte auf der Treppe von Anna vernahm, zog sich Caitlin zurück, gab ihm noch einen Kuss und schob die Augenbinde zurück…

Während Anna arbeitete hielt Caitlin die Tränen zurück – und versagte. Doch glücklicherweise war die Adeptin mit ihren eigenen Empfindungen abgelenkt, als dass sie es bemerkt hätte. Das blutige Taschentuch wanderte in die Tasche und der neutrale Blick der Regentin blieb zurück. Vielleicht waren die braunen Augen zu rötlich glänzend, aber es wahr unwahrscheinlich, dass Anna das in dem Halbdunkel des Verlieses bemerken würde. Außerdem sah sie die Regentin glücklicherweise nicht an, sondern versank in einem tiefen Knicks. Caitlin hielt ihn einige Sekunden bestehen und sprach dann, als sie sicher war, dass ihre Stimme nicht zittern würde: „Es ist vollbracht, ich bezeuge Ihre Leistung und setze Sie in den 6ten Zirkel. Sie haben den Pfad des Blutes gemeistert. Ziehen Sie sich zurück und überlegen Sie sich, on welche Richtung Sie sich weiterbilden möchten. Vertrauen Sie dabei auf meine Unterstützung. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend.“ Damit war Anna entlassen. Caitlin blieb allein zurück. Sie nahm den toten Leib Alexanders der in Sekunden alterte und langsam verfiel aus den Fesseln und säuberte eigenständig den Raum. Dann verlies sie den Ort des Grauens, suchte das Separè in ihrem Büro auf und rollte sich in ihrem Bett zusammen. Dort blieb sie einige Minuten und war für keinen zu sprechen. Erst na einiger Zeit, riss sie sich zusammen, machte sich frisch und ging an ihr Tagesgeschäft. Es standen diverse Gespräche noch an.
 
Sie durfte sich nicht einmal um seine Überreste kümmern.

Sie hätte eine Stelle im Garten für ihn gefunden. Nicht einmal das war ihr vergönnt. Wo sollte sie hin mit ihren Gefühlen? Als Anna sich auf die Worte der Regentin hin erhob, war von ihrer Gefühlswelt nichts in der Haltung oder dem Gesicht zu sehen. Sie blieb neutral. Immer neutral.

„Ich danke ihnen, Mylady. Auch ihnen eine angenehme Nacht.“ Welch ein Hohn diese Worte doch waren nachdem, was heute geschehen war.

Der Bericht über ihre Degradierung würde merkwürdig anmuten. In einer Nacht war sie erst zum Kind degradiert worden und gleichzeitig in den 6. Zirkel befördert. Nach der Degradierung. In die Trauer von Anna mischte sich etwas grimmiges, das an Zufriedenheit erinnerte. Gülden würde nicht nur frohlocken können und insbesondere über letzteres fluchen. Die Regentin hatte clansintern damit ein anderes Zeichen gesetzt. Innerhalb der Camarilla war es wenig von belang, innerhalb ihres Clans sah es ganz anders aus. Falls es für Anna eine Zukunft gab, die mehr als Tod für sie vorher sah, dann hatte die Regentin den Makel ihrer Degradierung getilgt so weit es in ihrer Macht stand. Obwohl Anna nicht ganz verstand, warum die Regentin so gehandelt hatte. Wenn sie dem Clan mit ihrer Tat einen tieferen Dienst erwiesen hätte und die anderen Dinge dabei eine Komplikation gewesen wären.. ja.. aber so? Trotzdem war Anna dankbar für diese Chance. In einigen Jahrzehnten würde nur noch die Symbolik überbleiben von dieser ganzen bescheidenen Nacht: Degradiert durch den Prinzen persönlich zum Kind und noch in der gleichen Nacht erhoben in den sechsten Zirkel der Lehrlinge.

Ruhig und gefasst verließ die Adeptin das Verlies. Man mochte meinen, dass sie keinen Gedanken mehr an Alexander verschwendet. Sie schenkte ihm keinen Blick mehr.

Allerdings führten ihre Schritte sie in seinen Raum. Sie öffnete das Fenster und den Käfig, nahm seinen Beutel mit den Nüssen und tat ein paar davon in den Käfig. Wenn Kain ein zu hause bei der Mörderin seines Herren haben wollte, würde er es bekommen. Ein paar der Nüsse nahm sie mit in ihr Zimmer. Auch dort machte sie das Fenster für den Raben auf, wenn er sie besuchen wollte. Die Nüsse legte sie auf die Fensterbank.

Dann machte sie sich an die Arbeit. Über ihre zukünftige Profession machte sie sich auch Gedanken, aber sollte sie jetzt wirklich um den Lockruf bitten? Jetzt nach diesem Maskeradebruch? Es war wohl kaum angebracht. Auf der anderen Seite machte sich immer wieder der Mangel der anderen Clansdisziplinen bemerkbar. Vielleicht sollte sie zu nächst hier einen Schwerpunkt legen? Anna war sich unsicher. Nun, sie hatte bald zwei Nächte, in denen sie intensiv in sich gehen konnte und mit ihren künftigen Lernzielen beschäftigen. Jetzt galt es sich um andere Dinge zu kümmern. Dafür hatte sie nur sehr wenig Zeit.

Als erstes tönte sie sich die Haare braun. Sie war neugierig, ob diese auswaschbare Farbe halten würde. Sie hatte absolut keine Erfahrung mit so was als Vampir. Während der einwirkzeit bemühte sie Amazon.

Perücken waren weit günstiger als Anna gedacht hatte – wenigstens die aus Kunsthaar. Natürlich brauchte sie auch Unterziehhauben dazu. Ihr eigenes Haar konnte sie im Zweifelsfall abschneiden, falls die dann besser saßen, aber das würde sie noch ausprobieren müssen. So eine Perücke würde ihr Aussehen noch mehr verändern als eine schlichte Färbung.

Die erste Perücke, die sie wählte, ähnelte ihrem eigenen Haarschnitt durchaus. Es waren schulterlange, kaffeebraune Haare, die an den enden etwas gelockt waren. Die Frisur hatte auch einen etwas längeren Pony. Und wenn man schon auf's ganze ging.. eine braune Langhaarfrisur mit sehr langen Wellen, die den halben Oberkörper hinunter reichten, gab es auch noch dazu ebenso wie einen kinnlangen Bob. Drei Styroporköpfe um die Dinger richtig zu Lagern und ein spezielles Schampoo nahm Anna auch noch dazu. Die schwarze Sonnenbrille, die sie hatte, musste einfach reichen. Was sollte sie sich für zwei Nächte da all zu große Gedanken und Mühen machen?

Eine gewisse Frustrationstoleranz war bei den verfluchten Blindenstöcken geboten, oder vielmehr Taststöcken, wie sie auch genannt wurden. Offensichtlich war eine Länge von 136-150 cm sinnvoll, was diese Dinger anging. Gehstöcke waren in der Regel zu kurz. Und die Sehhilfenstöcke gab es nur in verdammten, reflektierenden Weiß?!

Bei aller Liebe... nein...

Na gut. So wurde es nichts faltbares. Das wäre ihr am liebsten gewesen. Für Blinde mochten diese auffälligen Farben ja echt ihren Sinn haben, aber sie brauchte das Ding nur zwei Nächte für diesen Zweck. Man könnte natürlich auch sagen, dass Anna sich anstellte... Die Suche nach Wanderstöcken brachte sie auf eine Seite für Jägerbedarf. Auch dort fand sie nichts schwarzes, aber einen Stab aus Kastanie in 140 cm Länge. Perfekt. Er hatte eine Lederschlaufe und zwei parallele geschnitzte Linien, die sich in einer Spirale den Stab abwärts entlang wanden. Die Spitze war aus Metall. Deshalb bestellte sie noch einen Gummiaufsatz dazu. Sie wollte nicht so viel Lärm verbreiten.

Nachdem sie die Farbe aus den Haaren gewaschen hatte, machte sie sich daran, sich auf ihr zimmer und das Gildenhaus vor zu bereiten. Wie viele Schritte waren es vom Bett zum Bad? Wo stand der Schreibtisch? Der Stuhl? Wo ging es zur Tür? Morgen würde sie sich schon alle Sachen parat legen, die sie wohl in den kommenden Nächten brauchte. Wie konnte sie ihr Handy blind bedienen? Wo waren welche Tasten? Wie konnte sie ihr Notebook blind starten? Die Markierungen auf den Tasten F und j halfen bei der Orientierung. Was das Notebook anging, so kam sie zu dem Schluß, es einfach an zu lassen und holte sich schlich zwei russische Hörbücher. Das Lernprogramm zu starten war ihr zu kompliziert.

Danach erkundete sie die wichtigsten Wege im Gildenhaus. Wie weit war es bis zur Treppe? Wie viele Stufen hatte die Treppe? Wie gelangte sie zum Zimmer der Regentin wie zum Wohnzimmer und zum Kaminzimmer?

Anna wollte so wenig wie möglich zur Last fallen.

Für Trauer, Scham und Angst hatte die Tremere keineZeit.
 
Später am Abend rief Caitlin die beiden Adeptinnen noch einmal zu sich ins Kaminzimmer. Sie hatte heute interessante Gespräche geführt und sollten auf den neusten Stand gebracht werden. "Ich muss euch kurz vor der Tagruhe nocheinmal stören." Sie wandte sich katharina zu, nachdem sie Anna einen kurzen, aber freundlichen Blick zugeworfen hatte. "Ich muss ich Sie über den geänderten Status von Frau Reben informieren, Katharina. Nach einem Fehler und daraus resultierenden Maskeradebruch, sowie dem Urteil unserer Prinz Lena Cruiz, gilt Anna von nun an als mein Mündel und hat außerhalb dieses Gildehauses den Rang eines Kindes. Zudem hat unsere Prinz die Strafe der Blendung für 2 Tage verhängt, ich bitte Sie Anna ggf. bei ihren Tätigkeiten zu unterstützen soweit kein Guhl zur Verfügung steht und dessen Fähigkeitn nicht ausreichen." Dann sah sie beide gleich an und meinte mit gewissem Stolz: "Weiterhin habe ich Anna nach Beweis ihrer Fähigkeiten in den Status eines Adepten des 6ten Zirkels gehoben. Sie hat den Pfad des Blutes gemeistert. Ich gratuliere nocheinmal Anna." Vielleicht würde die Reihenfolge und Zeitnähe Katharina einen Rückschluss auf die Bedeutung der Degradierung für Caitlin haben, die Anna betroffen hatte. Denn die Regentin hielt Anna nach wie vor für eine sehr fähige Kainitin und durchaus im Stande für sich selbst zu sorgen. Irgendwie befürchtete sie, dieses Verhalten hätte jeden behüteten Tremere treffen können, der aus einem friedlichen Gildehaus nach Finstertal kam. In ihren Augen, wurden die Adepten von der Welt zusehr abgesondert. So bildeten sie vielleicht große thaumaturgischeFähigeiten aus, ihre soziale Kompetenz litt. Und so verkündete sie weiter: "Damit Anna nun lernen kann, sich auf der Straße angemessen zu verhalten und in Stressituation richtig zu reagieren, habe ich sie unserem Sheriff Moishe Ben Levy zugeteilt. Sie werden ihm demnächst als Hilfssherrif zur Seite stehen.

Und schließlich komme ich noch zu einem weiteren Punkt: Sie, Katharina sind in der Übersicht unserer neuen Prinz als Ancillae aufgeführt. Ich gratuliere Ihnen vom ganzen Herzen. Sie scheinen sich gut in die Gemeinschaft der Finstertaler Bevölkerung eingebracht und Prinz Cruiz beeindruckt haben. Sehr gut gemacht." Sie zwinkerte Katharina zu. Dieser Abend bedeutete irgendwie ein Wechselbad der Gefühle. Als wäre sie mehrere Personen. Von panikvoll zu tieftraurig und entsetzt, dann hoch erfreut, stark besorgt und dann wieder stolz. Wie könnte man das noch toppen.
 
Anna hatte einen kleinen Vorteil. Es hatte ihr noch nie besonders viel ausgemacht, einen niedrigen Rang zu haben und entsprechend zu verhalten. Sonst wäre sie wohl auch schon längst unter gegangen in dem Clan Tremere. Das hieß beileibe nicht, dass sie ein Kind sein wollte und dass sie es nicht als Schmach empfand. Doch wo so mancher sicher innerlich wüten würde und mit der situation hardern, da akzeptierte Anna schlicht das Urteil. sie würde um so härter arbeiten, um sich ihre Lorbeeren wieder zu verdienen. Na gut, einen kleinen Stich bereitete ihr es schon, dass Zimmermann zur Ancilla befördert worden war. War es aus eigener Leistung heraus geschehen oder so etwas wie Wiedergutmachung der Prinz, weil bei Aetherius über die Gebühr gehandelt worden war und bei ihr... nun ja... weil es plötzlich quasi 2 Kinder und eine Neugeborene gab, wo woher eine Neugeborene und ein Ancilla waren und man für etwas Ausgleich und bessere Stimmung sorgen wollte?

Wie so absolut selten, drang von diesen Gedanken nichts nach aussen, sondern die Tremere sank wieder einmal in einen tiefen Knicks vor der Regentin und hielt selbigen für einige Sekunden, bevor sie wieder auf stand. Genau so wenig kommentierte Anna auch nur im Ansatz die Formulierung der Regentin 'ausserhalb des Gildenhauses' und es war schon fast nicht fair, Zimmermann die Sorge um anna auf zu drücken. Anna wollte nicht zur Last fallen. Auch nicht während dieser unsäglichen Blendung. gleichzeitig war sie dankbar. Sie würde jemanden haben, den sie um Hilfe bitten konnte, wenn es nötig war. Einen eigenen Ghul hatte anna ja bisher noch nicht. Sie hatte es immer vermieden und war weit entfernt davon, ausgerechnet um diese Form der Erlaubnis zu bitten. Vor den Geschehnissen dieser Nacht, noch vor dem konkreten Urteil hätte es anders ausgesehen. "Ich danke ihnen, Mylady." Hilfssheriff? Bitte? Aehm... sie war keine Kämpferin? Wie sollte das funktionieren? Anna hielt die Klappe, was diese Dinge anging. Es war schon... interessant. Es entsprach ziemlich genau dem, was anna der Regentin selbst gesagt hatte, was sie selbst eher als 'Strafe' angeordnet hätte - Dienst an der Gemeinschaft. Und da es nicht Teil der offiziellen Strafe war, war es eine Möglichkeit verstärkt an ihrer Reputation zu arbeiten. Sie würde den Teufel tun und protestieren.

Anna richtete sich von selbst wieder auf. In dieser Situation war es angemessen.

Es folgte ein kürzer, nicht ganz so tiefer Knicks vor der anderen Adeptin. "Ich gratuliere ihnen zu ihrer Beförderung, Frau Zimmermann."

Doch. Sie gönnte es ihr. sie wünschte nur... sie wäre nicht degradiert worden, sondern hätte sich ebenfalls diese Beförderung verdient. Das war etwas anderes, als der anderen ihren Status zu missgönnen.
 
Zum Kind degradiert und 2 Tage Blendung ? Was zum Geier war da draußen passiert ? Ja, eigentlich wollte sie das schon wissen. Nein, sie würde nicht nachfragen, zumindest nicht hier.

"Sicher, ich helfe gerne wo ich kann, Regent McKinney !"

Das war nichtmal gelogen, Clanschwester war immerhin Clanschwester, Fehler hin oder her... Auch wenn die interne Beförderung da das eine oder andere relativierte. Hing aber möglicherweise auch mit der Vollendung des Pfades zusammen. Man wußte es nicht. Aber vermuten war hier eh besser als wissen, Abstreitbarkeit und solche Dinge...

"Herzlichen Glückwunsch, Frau Reeben !"

Sie würde der Adeptin ihre Hand anbieten. Ob Anna jetzt einen oder zwei Zirkel über ihr stand, spielte für sie nicht zwingend eine besonders große Rolle. Vielleicht sollte sie zusehen, daß sie selber ihren Pfad fertigbekam oder so etwas, aber das sollte man nicht überstürzen, Zeit hatte sie ja. Auchwenn das mit dem Amt eine doch merkwürdige Nachricht sandte. Ein Kind mit Amt ? Naja, man hatte schon ganz andere Sachen gesehen, da brauchte sie sich hier nicht zu stark wundern. Sie speicherte es ab und ließ sich ihre Verwunderung nicht anmerken. Moment, bitte ? Ancilla ? Sie rekapitulierte nochmal, um zu vermeiden, daß sie da was falsch mitbekommen hatte, aber auch beim nachdenken blieb es dabei, daß sie anscheinend Status gewonnen hatte. Skilift vielleicht ? Oder was ganz anderes ? Keine Ahnung, war auch nicht wichtig. So verneigte sie sich vor Caitlin und Anna.

"Vielen Dank, ich hofe, Sie auch in Zukunft nicht zu enttäuschen !"
 
Selbstverständlich nahm Anna die Hand Hand an, die ihr zur... erm... Gratulation gereicht wurde. Aber na ja, wie sollte sich die andere Adeptin anhand der Situation auch 'richtig' verhalten? "Danke Frau Zimmermann, auch für ihre Bereitschaft, mich zu unterstützen." kam es ruhig und ohne viel Gefühl von der anderen Tremere.

Das dumme war: Unter Umständen war sie wirklich auf diese Unterstützung angewiesen. Sie hatte keinen Plan, wie gut oder wie schlecht sie klar kommen würde, so bald sie blind war. Die hilflosigkeit war das schlimmste an der ganzen Geschichte - und auch ein Grund, warum sie eine Blendung durch Hitze umgehen wollte. Sie mochte es gar nicht, jemand anderem zur Last zu fallen. Sie hasste es.

Sie hatte nicht vor, sich dem Befehl der Prinz zu widersetzen. Aber was was geschah, wenn es einen größeren Angriff gab? Sollte sie ihr Leben auf's Spiel setzen, nur weil sie brav gehorchte? Ja ja, dumme Argumentation, weil sie genau das Gegenteil heute Nacht bewiesen hatte: Gehorsam bis hin zur Selbstaufgabe. Trotzdem war das etwas anderes. Wenn sie nur auf normalen Weg verletzt war, konnte sie die Wunden wesentlich leichter und mit sehr viel weniger Blut heilen, wenn es ernsthaft darauf an kam. Sollte es wider erwarten zu einem Kampf kommen, in dem sie sehen musste, konnte das den Unterschied zwischen Überleben und endgültigem Tod bedeuten. Über die Konsequenzen des Ungehorsams konnte sie dann später immer noch nachdenken und einen Weg finden oder nicht.
 
Caitlin weihte die beiden Adeptinnen noch in die aktualisierten Stati der Finstertaler Nachtbevölkerung ein, sodass diese nicht in Gefahr liefen unwissentlich die Etikette zu missachten. Schließlich meinte die Regentin:" Es war eine lange Nacht. Hat noch jemand etwas auf dem Herzen? Sonst beende ich unser Meeting."
 
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