17.04. - Der Maler regt sich wieder...

amarillyon

Methusalem
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Die letzten Tage sind am Maler vorbeigerauscht, ohne dass er sich zu großen Aktivitäten aufraffen konnte.
Nach der Besprechung beim Prinzen, die ihn eigentlich aufbaute, und zu neuen Taten anspornte, setzte sich die Passivität wie eine Glocke über ihn.

Oft redete er sich selbst ein, das er ja so viel zu tun hätte. Er versank in seine Malerei, denn er hatte ja vor, alsbald eine große Ausstellung in Finstertal zu veranstalten, aber immer öfter merkte er, das er nicht mit gewohntem Tempo voran kam. Für Bilder, die er sonst innerhalb eines Tages fertiggestellt hätte, brauchte er nun fast doppelt so lange.

Und bei seiner letzten Unterrichtsstunde ertappte er sich sogar dabei, das er nicht nur völlig unvorbereitet seine Studenten empfing, sondern auch den ganzen Unterricht über abwesend erschien und sich nur schwer konzentrieren konnte.



Auch die Aufgaben, mit denen ihn der Prinz betraut hatte, waren ins Stocken gekommen.

Er hatte sich zwar über das Dekanat der Akademie alle wichtigen Schriftstücke zum Thema ‚Aar des Mott’ besorgt, einige Professoren für Kunstgeschichte kontaktiert und sogar schon eine Gruppe aus fähigen Studenten zusammengestellt, aber trotzdem war er dem Geheimnis des Klosters noch keinen Schritt näher gekommen.
Wie er es überhaupt geschafft hatte, für heute Abend ein Treffen der Gruppe zu organisieren, war ihm fast schleierhaft.

Nichts desto trotz musste er sich nun zusammen nehmen, denn die Studenten und Professoren würden jeden Augenblick in seinem Atelier in der Akademie zusammenkommen.



Er sah sich noch einmal die Liste der Personen an, die er zu einem kleinen aber kompetenten Team zusammenstellen wollte.



Da waren zum einen die Vertreter des Lehrstuhls.

An erster Stelle las er den Namen ‚van Meyswiik’. Ein Name, der die niederländischen Wurzeln nicht verschweigen konnte. Er ist Professor für Kunstgeschichte, über dem er sich hat sagen lassen, das sein Schwerpunkt in der sakralen Symbolik des Mittelalters liegt. Er hatte einige Publikationen über Ikonenmalerei des Baltikums verfasst, und galt als eine Koryphäe in diesem Bereich. Der Maler hatte sich einige seiner Bücher besorgt, aber ob seiner Antriebslosigkeit in letzter Zeit nie ganz gelesen. Aber der Maler hoffte, das van Meyswiik ihm vielleicht mehr über die osteuropäischen Einflüsse im Kloster sagen könnte.

Der zweite Professor hieß Lennhoff und war eigentlich von Hause aus Architekt. Er war der Fachmann für Denkmalspflege und Restaurierung, und sollte dem Team wichtige bauliche Entscheidungen abnehmen. Der Maler war Lennhoff schon einige male in den Fluren der Akademie begegnet, und schätzte seinen sarkastischen Humor. Zudem war er bei den Studenten sehr beliebt, obwohl seine stattliche Figur, der Maler schätzte etwa drei Zentner Gewicht auf über 1,90 Meter verteilt, recht imposant wirkte.


Zu diesen beiden gesellten sich die Namen von fünf Studenten, von denen der Maler aber nur zwei etwas besser kannte, da sie seinen Kurs besuchten. Die anderen drei kamen aus höheren Semestern, hatten sich innerhalb der Akademie aber anscheinend schon einen Namen gemacht. Zumindest waren es Empfehlungen Lennhoffs. Die zwei Studenten aus seinem Kurs waren für die vor ihm liegenden Aufgaben zwar nicht unbedingt die geeignetsten Kandidaten, aber es hatte auch andere Gründe, warum er sie in seinem Team haben wollte.

Er wollte sie im Team, um sie zu testen. Denn einer der Beiden, je nach dem, wer sich als ‚am brauchbarsten’ herausstellte, sollte zu seinem Guhl werden. Er hatte mit Buchet abgesprochen, das er sich zu seiner Unterstützung einen Untergebenen, wie er Guhle zu nennen pflegte, zu schaffen. Und die vor ihnen liegende Arbeit sollte entscheiden, welcher der beiden Studenten diese Auszeichnung verdiente.



Als er sich noch so in Gedanken verlor, klopfte es an der Tür. Herein kam einer der beiden ‚Guhlaspiranten’ gefolgt von zwei der Studenten der höheren Semester.

Der Maler wure etwas aus seiner Lethargie geweckt und verzeichnete im Geiste einen ersten Punkt für besondere Pünktlichkeit.


Er war gespannt, wie sich dieser geheime Wettkampf, von dem nur er wusste, entwickeln würde....
 
Guten Abend! begrüßt Ihn der stämmige Professor Lennhoff und hält die Hand zur Begrüßung hin. Man kann Ihm deutlich ansehen das er in der Denkmalpflege viel an der frischen Luft ist. Trotz April ist seine Haut braun. Sie haben uns rufen lassen? Wie können wir Ihnen helfen? Und schon ist der erste Eindruck wie weggefegt. Diese Worte klingen eher lethargisch und gleichgültig.
 
Wie sie vielleicht gehört haben, beginnt der Maler ohne umschweife, soll hier in Finstertal ein altes Kloster restauriert werden. Der Name des Objekts ist ‚Aar des Mott’.
Kurz hält der Maler inne, um eventuelle Reaktionen auf den Namen bei den Anwesenden abzuwarten.
Schon vor einiger Zeit sind die Verantwortlichen aus der Kirche auf die Leitung der Akademie zugekommen, und haben nach fachmännischer Hilfe angefragt. Leider ist diese Anfrage nicht sofort weitergeleitet worden, so dass die Arbeiten bereits begonnen haben. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, um erst jetzt von unserer Seite zu handeln wie ich zugeben muss, aber ich denke, es würde dem ohnehin Guten Ruf unserer Lehranstalt in der Stadt zu gute kommen, wenn wir trotzdem noch in dieses Projekt einsteigen würden.

Ob das eine so gute Idee war, direkt von der verspäteten Reaktion der Akademie anzufangen... Der Maler sieht schon die eher uninteressierten Gesichter der Anwesenden. Trotzdem fährt er fort:

Außerdem glaube ich, das man den Studenten gegenüber eine solche Möglichkeit nicht ungenutzt lassen sollte. Schließlich wird das Projekt von anderer Seite finanziert, so das für uns keine weiteren Kosten entstehen werden. Ich habe mit der Leitung der Akademie bereits alle wichtigen Verwaltungstechnischen Dinge besprochen, und es wurde diesem Team alle Freiheiten diesbezüglich gewährt.

Na ja, wenigstens etwas positives hat die Aktion ja. Vielleicht bekommt der Maler die Anwesenden doch noch au seine Seite.


Vielleicht sollte ich damit beginnen, die relevanten Informationen zum Projekt ‚Aar des Mott’ zu erörtern:
Bisher habe ich noch nicht all zu viel in Erfahrung bringen können, da es ja nicht unbedingt meinem Schwerpunkt entspricht. Aber für fachkundige Hilfe habe ich ja sie, Professor Lennhoff und sie, Professor van Meywiik in unser kleines Team gebeten.

Meine bisherigen Nachforschungen ergaben folgendes:
Es begann alles irgendwann im 11.Jahrhundert. Leider konnte ich eine genaue Datierung des Baubeginns nicht ausfindig machen. Wie sie sicherlich wissen, ist zu dieser Zeit in Deutschland vornehmlich in Romanik ottomanischer Prägung gebaut worden. Dieses Kloster allerdings weist einige frappierende Unterschiede zu den typischen Merkmalen dieser Architektur auf. Es weißt einige Details auf, die ich nur osteuropäischem Einfluss zuordnen kann, was sehr ungewöhnlich für diese Zeit ist. Leider lassen die erhaltenen Unterlagen keinen Rückschluss auf den zuständigen Baumeister zu, so das ich nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ob diese Einflüsse ‚zufällig’ sind, oder mit Absicht eingefügt wurden. Nur der Name des Auftraggebers diese Baus konnte ich in Erfahrung bringen. Er lautet ‚Zacharii’. Ein eindeutig osteuropäischer Name, der die zuvor aufgefallenen Einflüsse in der Architektur unterstrich. Und als ich dann lesen musste, das ein grossteil des Baumaterials ebenfalls aus Osteuropa geliefert wurde, obwohl ausreichend Material sehr viel kostengünstiger aus der näheren Umgebung zu bekommen gewesen wären, war die Verbindung nach Osten nun nicht mehr von der Hand zu weisen.

Vielleicht kann da Kollege van Meywiik aufgrund seiner speziellen Kenntnisse der osteuropäischen Geschichte zu dieser Zeit weiterhelfen.


Der Maler macht wieder eine kleine Pause, damit van Meywiik sich angesprochen fühlt, fährt aber fort, ohne eine Reaktion zuzulassen.

Ich weiß, es ist etwas kurzfristig, wie ich sie hier mit diesem Projekt überfalle. Leider haben die zuständigen Behörden und die Bauleitung unlängst mit den Arbeiten angefangen, so dass uns nur noch wenig Zeit bleibt. Daher schlage ich vor, wir treffen uns morgen, etwa zur gleichen Zeit wieder hier. Bis dahin können wir versuchen, näheres über das Kloster und seinen Erbauer herauszufinden. Ich danke für ihr kurzfristiges Erscheinen, und hoffe, es kommt zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit in unserem kleinen Team.

Damit entlässt der Maler die Anwesenden, lässt die beiden Studenten aus seinem Kurs aber noch kurz warten.

Als die Anderen gegangen sind sagt er zu den Beiden: Ich setzte hohe Erwartungen in sie, da sie die vielversprechendsten Studenten meines Kurses sind. Diese Arbeit hat in jedem Falle Priorität. Ich entbinde sie dafür sämtlicher Hausaufgaben, die in meinem Kurs anfallen, damit sie sich voll und ganz diesem Projekt widmen können. Denken sie daran, dass nicht nur die Leitung der Akademie ein waches Auge auf unsere Fortschritte hat, der Ruf der gesamten Akademie hängt von diesem Projekt ab. Ich hoffe, sie können bis morgen Abend einige Informationen zusammentragen. Dann also bis Morgen.


Mit diesen Worten verabschiedet der Maler auch seine beiden letzten Gäste.

Als sie gegangen sind, ist er erleichtert. Diese kleine Zusammenkunft hat ihn mehr Energien gekostet, als er gedacht hat. Die Lethargie, die sich in den letzten Tagen wie eine Glocke über ihn gesenkt hat war auch den anderen Anwesenden anzumerken. Seltsam. Er wird dem nachgehen müssen. Denn es scheint mehr zu sein, als nur der Ruf der friedlichen Ruhe der Starre, die nach ihm ruft. Auch andere scheinen dieser Antriebslosigkeit anheim gefallen zu sein. Sogar Sterbliche....

Eigentlich könnte er noch auf einen Sprung ins Café des Trois vorbeischauen, aber dazu kann er sich nicht aufraffen. Nur eines wird er heute Abend noch tun. Er greift nach dem Telefon und wählt die Nummer, die ihm der Nosferatu vor einigen Nächten gegeben hat....
 
Trotz der Ansprache wie wichtig die Aktion ist scheinen sich weder die Professoren noch die Studenten sonderlich mit Enthusiasmus oder Interesse an der Sache zu beteiligen. Zwischenfragen kommen ebensowenig wie dumme bemerkungen wie man es zumindest in den Vorlesungen gewohnt ist. Still gehen alle aus dem Raum heraus und mit der Arbeit anzufangen die sicherlich nicht schnell erledigt wird. Irgendwie scheinen alle Menschen im Moment extrem lathargisch zu sein.
 
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