[16.05.2008] Listen, Besprechungen und vielleicht mehr

Kalanni

Drachentochter
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15. Juni 2005
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Selten hatte Helena ihre Nacht so durchplanen müssen wie heute und dabei auch noch Zeiten für Unvorhergesehenes im Peto haben müssen. Warum hatten die Nächte nicht 48 Stunden, hier in Finstertal wäre das bestimmt auch nicht zu wenig.

Den Weg zur Kunstakademie machte sie zu Fuß und genoss dabei die frische Abendluft, wenigstens die paar Augenblicke konnte sie sich gönnen, bis sie dann zur Tür der Akademie ging. Vermutlich würden die Kameras sie schon entdeckt haben, bevor sie den Klopfer betätigte.
 
Das hatten sie und kaum war das erste Klopfen ertönt, da öffnete sich auch schon die Tür.
Als Helena das Büro der Archontin betrat, hatte diese sich bereits von ihrem Stuhl erhoben.
Immerhin ging es darum, eine Primogena zu begrüßen. Die Älteste der Caitiff zwar nur, aber immerhin....
 
"Guten Abend, Frau D'Auvergne", begrüßte Helena die Ventrue und machte schon fast instinktiv einen kleinen Knicks, bei einer Frau fand sie das einfach schöner als eine Verbeugung.
Der Rest der Begrüßung oblag der Älteren.
 
"Guten Abend, Frau O'Niell! Nehmen Sie doch bitte Platz."

Den Worten folgte eine Geste, die auf einen freien Stuhl wies. Sybille wartete, bis sich die Caitiff gesetzt hatte und tat es ihr wenig später gleich.

"Es freut mich, dass Sie Zeit gefunden haben, mich zu besuchen."

Sie lächelte aufrichtig und lehnte sich in ihrem Bürostuhl zurück. Eine Geste des Vertrauens, die sie nur sehr wenigen Besuchern angedeihen ließ. Helena war zwar nur eine Caitiff, aber sie war auch ein Mündel der Toreador und schien zumindest in den Augen Buchets eine ganz besondere Stellung zu genießen. Dinge, die einen Archonten schon fast instinktiv neugierig machten.

"Was kann ich für Sie tun?"
 
Helena setzte sich und lächelte zurück.
"Gestern Abend, bzw. Heute Morgen hat mich Monsignore Galante gebeten, eine Aufstellung über die Kosten und Auslagen der gestrigen Aktion zu erstellen un heute noch abzugeben", sagte sie und legte den Ordner auf den Tisch.

"Desweiteren möchte ich mich für ihre Unterstützung bei unserem gestrigen Kampf bedanken, denn da alle nur mit Werwölfen gerechnet hatten, wären wir sonst mit fliegenden Fahnen untergegangen."

Nun sie hatte noch mehr auf dem Herzen, aber zu erst mal das offizielle.
 
"Nicht sie haben zu danken, sondern ich. Meine Unterstützung war nichts im Vergleicht zu den Leistungen anderer. Also nun meinerseits: Vielen Dank für die schnelle Bearbeitung der Unterlagen, Frau O'Niell! Ich werde sie gleich weiterreichen. Aber auch ohne einen Blick in die Aufzeichnungen werfen zu müssen, sind Monsignore und ich im Vorfeld bereits zu dem Schluss gekommen, dass wir den Blutverbrauch in der Stadt auf ein Minimum reduzieren müssen. Die städtischen Ordnungs- und Rettungskräfte fangen an Fragen zu stellen. Langsam macht sich das Fehlen Buchets bemerkbar. Natürlich ändert das rein gar nichts an seinen Verfehlungen, trotzdem hat niemand die Sterblichen besser in der Hand als er. Ich muss Ihnen als hiermit die Anweisung übermitteln, dass jeglicher Verkauf von bluthaltigen Getränken und die Verwendung von Blutkonserven, selbst in Notfällen, untersagt sind. Die Sperre gilt erst einmal nur für zwei Nächte, danach sehen wir weiter. Wichtig ist, dass wir die Maskerade in Finstertal mit allen nur erdenklichen Mitteln stärken..."

Die Ventrue seufzte unglücklich.

"Es tut mir leid, dass wir diesen Schritt gehen müssen. Ich habe die Besuche im Cafe stets genossen und auch die dort dargebotenen Getränke."
 
"Wenn dem so ist, dann ist es nicht zu ändern, unter normalen umständen fiel auch der Blutverbrauch durch Getränke nicht auf, aber durch die Aktionen in den letzten Tagen war es wirklich zu massiv, da muss ich ihnen recht geben", erwiderte Helena. "Ich habe schon den von meinen Vorgängern gemachten, Blutkonservenverkauf eingestellt, da es wirklich Leute in der Stadt gab, die nur kaufen und nicht jagen wollten."

Sie seufzte.

"Ich habe Zugang zu Blut aus Tierschlachtungen, doch darauf haben die meisten denke ich keine Lust." Ihr selber reichte das voll und ganz. "Schauen wir, wie es weitergeht, wie steht denn ihr Clan zu Prinz Buchet? Wenn sie mir die Frage erlauben."
 
Eine schwierige Frage!
Glücklicherweise hatte Helena nach der Aufassung des Clans gefragt und nicht nach der Meinung der Archontin.

"Das Verhalten Buchets ist außerordentlich bedenklich. Allerdings gibt es bisher keine deutlichen Beweise, die klar untermauern würden, dass er sich tatsächlich eines Verbrechens schuldig gemacht hat. Leider ist das nach allem was geschehen ist, beinahe gleichgültig. Das Vertrauensverhältnis zu den einzelnen Clans und jedem einzelnen Kainiten in der Stadt ist zerrüttet."

Es war nicht zu übersehen, dass ihr dieses Thema nicht behagte.

"Nach offizieller Sicht der Clans Ventrue und Toreador muss Finstertal in der Hand der Toreador bleiben. Wie das allerdings am Ende umgesetzt werden soll...."

Den Rest des Satzes verschluckte die Ventrue, Helena wusste auch so wo hier das Problem begraben lag.
 
Helena hatte absichtlich nicht nach ihrer Meinung gefragt.

"Genau es gibt keine Beweis und ob es gelingen würde, einen anderen Prinzen aus dem Hut zu zaubern, ist die andere Frage, denn ich glaube kaum, daß ein etablierter Toreadorprinz hierher wollte und ich fürchte, jeder andere würde hier schneller verheizt als es den Toreador lieb wäre." Sie sprach mal wieder aus, was sie sich zu dem Thema dachte und gerade Sybilles Clan hatte gesehen, was es hiess, wenn die Stadt einem nicht mochte. "Man kann Finstertal nur hassen oder lieben und es kommt mir manches Mal so vor, als hätte die Stadt da ein Wörtchen mitzureden."

Es folgte eine kleine Pause.

"Es hätte vielleicht eine Alternative gegeben, doch die würde selbst wenn die Toreador zustimmen würden nicht zur Verfügung stehen, denn da hat dessen Clan dafür gesorgt." Okay, sie meinte Enio, vielleicht hätte Enio an Helena gedacht, doch der würden auch 1000 Ausreden einfallen.
 
Wenn sie eh nicht zur Verfügung steht spielt sie auch keine Rolle...

Für die Ventrue war der Gedanke, einen Brujah in die Akademie einziehen zu lassen, vollkommen abwegig. Finstertal war eine Stadt der Toreador und Madame Guil würde ihnen die Hölle heiß machen, wenn nicht jeder Versuch unternommen worden wäre, diesen Umstand beizubehalten. Wirklich jeder Versuch.

"Sie haben recht! Finstertal scheint seine eigenen Vorstellungen zu haben. Diese Stadt ist so erschreckend wie faszinierend. Morgen Abend wissen wir mehr, es wird eine schwere Verhandlung werden, fürchte ich. Gibt es sonst noch Dinge, die besprochen werden müssen?"
 
"Ist es erlaubt, die Buchet zu besuchen und wie geht es denn Herrn Romeo?" fragte Helena dann noch.

Es war ja nicht so, daß es sie davon abhalten könnte hinzugehen, es war nur die Frage, offen durch die Vordertür oder eher versteckt und mit was List. Wenn sie die Leute durchging war sie sich auch klar, daß es ausgesprochen schwer und eng werden würde.

"Ich denke ansonsten kann alles andere bis nach der Verhandlung warten und wenn sie dann noch da sind, bespreche ich es mit ihnen, anstonsten mit dem, der sich dann um sie Stadt kümmern m..." Sie konnte sich gerade noch bremsen. "...wird."
 
"Herr Romero wird derzeit durch Monsignore Galante persönlich behandelt, damit er an der morgigen Verhandlung teilnehmen und seine Aussage machen kann. Es gibt noch viel zu viele Ungereimtheiten, die zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn ergeben. Ich hoffe sehr, das der Sekretär der Buchets zu einigen Details Aufschluss geben kann."

Natürlich war es möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass Galante bereits jetzt seine Fähigkeiten gegen den Ghul einsetzte um an die nötigen Informationen zu kommen. Wenn, und das war wohl der einzige Hinderungsgrund, wenn Romero derzeit überhaupt schon wieder in der Lage war, eine Aussage zu machen. Man hatte ihm in der Mine schwer zugesetzt, daher war es nicht unwahrscheinlich, dass Romero noch immer ums Überleben kämpfte...

"Gegen einen Besuch bei Herrn Buchet ist nichts einzuwenden. Er steht nur unter Hausarrest und ist nicht inhaftiert. Wenn Sie also mit ihm sprechen möchten, können Sie ihn gerne besuchen, Frau O'Niell!"

Nachdem Helena ihren letzten Satz beendet hatte, lächelte Sybille.

"Einen neuen Prinzen für die Stadt zu finden, wird sich als größeres Problem herausstellen als Herrn Buchet die Schuld für seine Vergehen nachzuweisen. Und schon das ist eine Sisyphosarbeit, sondergleichen..."
 
Das war nicht die Antwort, die sich Helena gewünscht hätte, das er nur behandelt wurde, damit er an der Verhandlung teilnehmen konnte, ihr ging es um den Menschen dahinter.

"Es würde mich auch interessieren, wo der zweite Guhl abgeblieben ist und eigentlich schade, daß Herr Stahl einfach die Stadt verlassen hat, der könnte bestimmt auch die eine oder andere Aussage machen, vorallem wie er denn nun entkommen ist", sagte sie dann.

"Ja, das stimmt, das dürfte ein schweres Problem werden und sie sind wirklich überzeugt, daß Oliver Buchet schuldig ist?"

Wenn sie es neutral betrachtete war sie das nicht und wenn sie es aus ihrer Sicht betrachtete, war es nicht so wichtig, denn jeder in der Machstufe hatte schwere Schuld auf sich geladen und bestimmt waren weder Sybille noch Galante Engel, Guil war es jedenfalls auf keinen Fall, das wußte sie.
 
"Die Camarilla ist eine klar strukturierte Hierachie in der es die niederen Mitglieder nicht zu interessieren hat, was die Alten tun. Wir leben in einer feindlichen Welt und bestehen aus einer Horde wilder Raubtiere. Opfer, auch furchterregende, sind da unumgänglich. Im Grunde stellt sich die Schuldfrage daher überhaupt nicht. Buchet hat Finstertal geführt und die Stadt durch so manch einen Sturm geführt. Wer darf sich da anmaßen zu behaupten, er hätte das besser erledigen können?"

Ein Seufzen unterbrach den Satz.

"Leider hat Finstertal einfach zuviel mitgemacht und das allgtemeine Vertrauen in Buchet ist erschüttert. Er wird nicht weitermachen können, wenn dies nicht mit der Zustimmung aller Ahnen geschieht. Aber all dies ist nicht der eigentliche Punkt. Im Grunde geht es doch einzig darum was mit diesem Ziege geschehen soll? Dutzende der ganz Alten haben ihr Interesse an dem Mann geäußert. Weit über die europäischen Grenzen hinaus. DAS ist ein Problem das gelöst werden muss. Lassen Sie uns also hoffen, dass wie während der Verhandlung das ein oder andere zu diesem Thema in Erfahrung bringen können. Finstertal wird niemals Ruhe finden, wenn nicht Ziege gefunden und getötet werden kann...."
 
"Darf ich offen sprechen?" Nicht das Helena das nicht tun würde, aber bei einer Archontin, fragte sie lieber nach.
 
Helena war tatsächlich mehr Toreador als Caitiff.
Ob das an ihrem Erzeuger oder an ihrer umfangreichen Erziehung lag, konnte die Archontin nicht sagen.
Aber Helena wusste sich zu benehmen und verstand wesentlich mehr von gutem Betragen und den einfachsten Regeln der Etikette, als der polternde Tremere nur Minuten zuvor.

"Ich bitte sogar darum!"
 
Helena holte tief Luft.

"Das Problem ist, ich denke die Stadt braucht Buchet und Buchet braucht die Stadt, aber er darf nicht mehr an Ziege herankommen und Ziege darf um himmelswillen auch nie nach Wien gelangen, denn was wäre schlimmer als wirklich unkaputtbare Ventrue oder Toreador oder irgendein anderer Clan? Nicht zerstörbare Tremere", sagte sie. "Wenn Oliver Buchet wieder ins Amt kommt, wird er sich auf Garantie nicht an irgendwelche Absprachen halten, von wegen Auslieferung.

Wie ich bereits Herrn Ben Levy vor kurzem sagte, es ist ganz einfach seine Nemesis, blöd nur, daß die Tremere das Buch mit der Vernichtungsformel haben, wobei ich könnte mir vorstellen, daß Grimm wirklich eine Kopie hat. Ziege muss vernichtet werden und das geht nicht ohne das Bild, von dem ich allerdings keine Ahnung habe, was drauf ist.

Ich denke, es sollten sich Leute finden, die es suchen, aber dazu bräuchten diese Leute Zeit. Ich habe dir Befürchtung, wenn Oliver Buchet wieder im Amt ist und vermutlich dann auch wieder Lord Johardo auftaucht, bekommen wir einen Krieg mit den Tremere und das ... " Sie seufzte und sah Sybille direkt an. "Das kann die Stadt nicht brauchen und nicht verkraften."

Sie hoffte, das die Archonten die Möglichkeit hätten, da was zu drehen.
 
"Sie haben das Problem gut auf den Punkt gebracht!"

Auch wenn sie sich der eigentlichen Tragweite des Ganzen wohl nicht bewusst ist.

"Ziege muss sterben! Und das schnell! Ich fürchte wir werden uns den Luxus sorgfältiger Nachforschungen nicht leisten können. Morgen Nacht wird Buchet in seinem Amt bestätigt oder gestürzt. Egal was geschieht, der nächste Schritt wird sich sofort danach darum drehen, wem es gelingt sich Herrn Zieglowski unter den Nagel zu reißen. Dabei wird es auch nicht nur ein Zwist zwischen den Toreador und den Tremeren bleiben. Allein hier in der Stadt existieren mehrere Parteien, die noch ein Wörtchen mitreden wollen. Vollkommen unerheblich, ob ihnen das zusteht oder nicht."

Sie seufzte.

"Wie Sie unschwer erkennen, werden wir nicht mehr rechtzeitig hinter das Problem um Ziege oder sein Versteck kommen. Also liegt unserer aller Hoffnung allein beim morgigen Abend und der Tatsache das wir dort etwas erreichen MÜSSEN!"

Wir müssen eine Horde selbstverliebter Bestien dazu bringen zusammen nach einer Lösung zu suchen und sie danach eine Entscheidung treffen lassen, die nicht im mindesten in ihrem Interesse liegt.

"Ja, Frau O'Niel! Wenn Sie dachten das Zacharii, die Geister oder die Garou unser tatsächliches Problem waren, dann werden sie... nein werden wir alle nun lernen müssen, dass die wahre Gefahr für Finstertal von uns Kainiten ausgeht. Von der Bande, die sich einbildet hier für das Gute eingetreten zu sein...."
 
Helena mochte nicht alles wissen und nicht in alles Einblick haben, aber sie hatte immer über den Tellerrand geschaut, hatte immer viel im Auge gehabt und daraus ihre Schlüsse gezogen.

"Na dann dücken wir uns die Daumen, daß wir uns nicht in unseren eigenen Netzen fangen", erklärte sie. "Ich denke, ich werde noch eine Reihe Gespräche führen müssen.

Ich möchte sie auch in ihrer Arbeit nicht weiter aufhalten, wenn sie möchtenwünschen, werde ich gerne gegen Morgen noch einmal vorbeikommen, wenn ich Ergebnisse habe, die wichtig sein könnten."
 
"Sehr gerne! Wenn möglich, sollte Sie das jedoch noch vor Beginn der Verhandlung tun. Wer weiß wer anschließend auf diesem Platz sitzt?"

Die Ventrue lächelte über ihren eigenen Scherz.

"Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich das Gespräch an dieser Stelle erst einmal beenden. Es gibt vieles um das ich mich kümmern muss und das Vorbereitet werden will. Es war mir ein Vergnügen mit Ihnen zu sprechen, Frau O'Niell!"
 
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