[16.05.2008] ein Brujah meldet sich zurück

Discordia

B! scheuert
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Enio hatte vorerst genug gestöbert und recherchiert. Er wußte noch lange nicht alles und konnte beim besten Willen nicht behaupten durchzublicken. Aber so langsam hatte sich bei dem Brujah-Ahn die Ahnung eingschlichen, daß hier jeder nur ein bißchen durchblickte und keiner voll und ganz. Höchstwarscheinlich noch nicht einmal die Archonten. Oder womöglich die am allerwenigsten. Sie waren Auswärtige. Und wenn es schon in jeder beliebigen Stadt dauerte bis man sich den hießigen Umständen angepasst hatte und schon mal den Weg zur Kantine oder aufs Klo kannte... so dauerte das in Finstertal eben noch länger und benötigte schon mindestens zwei bis drei ausgewachsene Apokalypsen, einen großflächigen Sabbatangriff mit hinterhältiger wochenlanger Infiltrierung und weningstens mußte man einmal in irgendein verdammtes dunkles Loch gestiegen sein um Nachforschungen über unheimliche Dinge anstellen, die am Ende noch unheimlicher waren als ursprünglich vermutet und die ganze Stadt in den Abgrund reißen wollten. Danach konnte man getrost behaupten „Ja ich habe das Vorstellungsgespräch überstanden und bin jetzt eingestellt!“

Was hatten die Archonten da überhaupt für eine Chance einen realistischen Einblick zu gewinnen. Dabei war die ganze Sachlage um Ziege, Zacharii und vor allem Buchet mit all seinen skrupellosen Schandtaten bereits so komplex geworden, daß man mit einem gewissen Maß an Niederträchtigkeit fast den Eindruck gewinnen könnte, daß die Archonten irgendetwas ausgefressen hatten und nach Finstertal strafversetzt worden waren. Das war natürlich völlig absurd und unwarscheinlich aber alleine der Gedanke und die Vorstellung davon versetzte Enio in einen Zustand den man milde betrachtet als nicht ganz so angepisst wie sonst aber immer noch angepisst genug um abschreckend zu wirken versetzte. Oder mit anderen Worten... der Brujah war für seine Verhaltnisse fast gut drauf.

Enio war mit einem Taxi zur Akademie gefahren. Er hatte immer noch nicht sein Motorrad aus der Garage geholt und hatte es im Lauf der letzten 2 Jahre tatsächlich nicht auf die Reihe gebracht sich ein Auto zu kaufen. Und das obwohl er sich das bereits in den ersten paar Wochen in Finstertal vorgenommen hatte. Auch als Kainskind konnte man es übertreiben, wenn es darum ging sich für etwas Zeit zu lassen nur weil man nicht alterte.
Der Brujah-Primogen ging die letzten paar Meter bis zum Eingang der Akademie in gemächlichem Schritt. In seinem Mundwinkel hing locker eine Selbstgedrehte, die er sich kurz vorher angesteckt hatte. Gedanken kreisten in seinem Kopf. Das letzte Mal als er die Ventrue und den Toreador in der Akademie besucht hatte, hinterliesen beide im Grunde einen guten Eindruck bei Enio und der Turiner war fast überzeugt davon, daß sie tatsächlich nur auf Durchreise waren um mal kurz für Ordnung zu sorgen und die Interessen der Camarilla zu vertreten. Aber Enio machte sich so schnell kein Bild von jemandem. Meistens aus mangelndem Interesse aber oft auch einfach nur weil er keinen Ansatz hatte um jemanden für cool oder einen Idioten zu halten. Im Zweifelsfall war es da immer am einfachsten jeden für einen Idioten zu halten und sich nachher angenehme überraschen und vom Gegenteil überzeugen zu lassen.

Enio stand vor der Eingangstür. Er warf einen Blick auf die Kamera und sah genau hinein. Dann zog er noch einmal kräftig an seiner Kippe und lies dabei die Linse nicht aus den Augen. Er wußte selbst nicht warum er das tat. Womöglich einfach nur um sich noch mehr Zeit zu lassen und dem technischen Equipment zu zeigen, daß er selbst bestimmen wollte wann er das Gebäude betreten würde. Enio blies den Rauch in Richtung Kammera, schnippte die Kippe auf die Straße und klopfte an der Tür. Etwas lauter als nötig. Vielleicht wollte er der Tür ja beweisen, daß er zu den Kainskindern in der Stadt gehörte, die mitlerweile begriffen hatten, daß die Akademie keine Klingel hatte und man klopfen mußte.
 
Wie immer folgte dem Klopfen ein vernehmliches Schnappen im Schließmechanismus. Enio musste nur leicht gegen die Tür drücken um ins Innere der Akademie zu gelangen. Der Vorraum hatte sich seit seinem Verschwinden nicht verändert. Eine antike, aber geschmackvolle Garderobe, ein dazu passender Schirmständer aus Messing und ein Spiegel in dem man sein Äußeres für die Straße perfektionieren konnte. Wenn man dies denn wünschte.

Nur ein paar Schritte weiter lag das Empfangsbüro des Prinzen. Geschmackvoll eingerichtet, aber ein wenig zu sehr auf Rationalität und Nutzbarkeit ausgelegt. Hinter dem Schreibtisch stand Sybille de Auvergne. Sie hatte sich erhoben, um den Brujah seines Ranges entsprechend zu begrüßen. Ihr Standardlächeln zierte das Gesicht, in ihren Augen jedoch blitzte unverholenes Misstrauen.

Noch bevor der Brujah etwas sagen konnte, richtete die Archontin das Wort an ihn.

"Willkommen zurück in Finstertal, Herr Pareto! Wir hatten Ihre Rückkehr nicht so zeitig erwartet, ich muss jedoch gestehen, dass sie zu keinem besseren Zeitpunkt hätte erfolgen können!"

Perfektes Timing ist kein Zufall! Es gibt keine Zufälle! Warum also bist du hier, Brujah....?

"Bitte treten Sie doch näher und nehmen Sie Platz! Wie ist es Ihnen auf der Insel ergangen? Ich hoffe sehr, dass dort alles nach Ihren Wünschen verlaufen ist?"
 
Enio betrat die Akademie und ging schnurstraks auf die Archontin zu. Die Inneneinrichtung und das Arangement des gesamten Raumes wurde wie immer sträflich vernachlässigt und komplett ausgeblendet. Die Archontin hätte Enio im schönsten Saal von Versaille empfangen können und dabei Strapse und eine Lederpeitsche tragen können... Enio hätte sie nicht anders angesehen und wahrgenommen als gerade in diesem Moment. Ihr Lächeln war wie immer. Was konnte man darauf schon geben? Wenn einen eine Viper anlächelt, dann lächelt man auch nicht automatisch zurück, sondern keucht kurz auf und macht einen Satz zurück. Das tat der Brujah-Primogen natürlich nicht. Er bemaß dem Lächeln keine Bedeutung bei und war nicht gut genug um das Misstrauen in ihren Augen zu erkennen. Selbst wenn er es bemerkt hätte, wäre er sich nicht sicher gewesen ob es irgendeinem Plan dienlich war und wirklich echt. Enio Pareto machte sich keinerlei Illusionen darüber, daß die Ventrue ihm maßlos überlegen war, wenn es darum ging Gespräche in eine bestimmte Richtung zu leiten und Gesagtes zu interpretiern und das eigene Gesprochene so zu verpacken, daß selbst eine Beleidigung noch wie ein Kompliment klang. Der Italiener wußte um seine Schwächen... aber auch um seine Stärken. Seine unwillige Art zu Kommunizieren war manchmal seine Stärke. Sie war meistens unbewußt und lag einfach an seiner Art aber Enio hatte schon öfters bemerkt, daß es meistens von Vorteil war wenn man nicht so viel sprach und sich verplapperte. Somit war es kaum möglich zuviel von sich preis zu geben.

Die Alte hatte sich sogar erhoben umd Enio zu begrüßen. Enios rudimentäre Kenntnisse in den Etiketen machten ihm nicht klar, daß er als Ahn und Primogen so empfangen werden sollte. Er wäre auch nicht beleidigt gewesen, wenn sie sitzen geblieben wäre und ihm lässig zugewinkt hätte. Das er sich nicht auf die Knie werfen mußte oder tief verbeugen wußte er. Der Turiner blieb vor der Seneschall stehe und nickte ihr ausgiebig zu. Das hätte man sowohl als freundliches Nicken als auch als leichter Diener interpretieren können. Enio war vielleicht ein Raubein aber es würde viele wundern, wenn sie wüßten aus welchem Elternhaus der Turiner stammte und wie sein menschliches Leben verlaufen war. Er wirkte jedenfalls höflich und bemüht. Aber das änderete nichts daran, daß sein Gesicht alles andere als gut gelaunt aussah und die Haut an seinen Mundwinkeln und an den Augen sich kaum noch daran zu erinnern schien was für eine Bewegung sie nochmal genau machen mußte, wenn das Gesicht lächeln sollte. So jemand lädt man sich ein wenn man sicher gehen will, daß die Party früh zu ende ist, das Essen komplett stehen bliebt und die Band frühzeitig ihren Auftritt abbricht.

„Danke Signora d`Auvergne. Ist gut wieder hier zu sein.“ Die Stimme schien das kaum zu untermalen. Zuerst ging Enio auf die Sache mit seinem Timing überhaupt nicht ein. Sich blöd zu stellen war für den wortkargen Brujah eine leichte Übung. In der Regel nahm man es ihm immer ab.

Enio nahm Platz und setzte sich etwas steif auf den Stuhl. Nachdem er sich dort hingesetzt hatte blieb er relativ reglos sitzen und wollte offenbar seinen Körper keine unnötigen Bewegungen ausführen lassen. Eine Wachsfigur dessen Mund sich aber doch noch bewegen wollte. Wenigstens hatte er seine Sonnebrille nicht auf. „Ich habe Finstertal nur sehr ungern verlassen aber der Grund warum mich Ryan O`Bannon nach Dublin beordert hat... hat sich für mich als sehr wichtig herausgestellt.“ Oh interessant... und so nichtssagend und ohne weitere Erklärung. Sybille würde wohl nachfragen müssen. Wie unangenehm!
„Mit irgendwelchen Wünschen meinerseits hatte der Besuch in Irland leider nichts zu tun. Aber es konnte alles rasch geklärt werden und Clan Brujah kam schnell wieder auf die Idee, daß meine Anwesenheit in Irland nicht mehr erforderlich ist und ich meinen Aufgaben in Finstertal wieder nachgehen sollte. Daher bin ich hier um mich wieder zurückzumelden“ Blablabla... der Brujah verstand es offenbar – wenn vielleicht auch unabsichtlich – wenig zu reden und dabei noch weniger zu sagen.

Aber tatsächlich war der dunkelhaarige und noch recht jung wirkende Italiener nicht fertig. In einem kaum noch zu unerwartenden Redeschwall fügte er hinzu: „Mein Timing war offenbar perfekt? Warum... was steht an? Ich hoffe es ist Ihnen und Signor Galante gut ergangen die letzten paar Nächte hier.“ Enio war wohl tatsächlich gerade erst in Finstertal angekommen und hatte noch keine Ahnung was alles passiert war oder was Morgen Abend die Kainskinder von Finstertal erwartete. War es nicht besonders löblich wenn man da zuerst daran dachte zur Akademie zu kommen um sich zurückzumelden?
 
"Den Umständen entsprechend!", war die vielsagende Antwort. Wie sollte es ihnen schon ergangen sein? Sie saßen in Finstertal fest und mussten sich mit einer Vielzahl von Problemen herumschlagen, die selbst wenn sie gelöst wurden nicht besseres zu tun hatten, als direkt ein paar neue aufzuwerfen. Es war wie der Kampf gegen eine Hydra. Ein Kopf fällt, zwei wachsen nach. Immer und immer wieder. Alles was hier half war, dem Monster das Herz aus der Brust zu reißen. Oder besser gesagt es zu transplantieren. Ohne allerdings einen pochenden Ersatz in der Kühlkiste liegen zu haben. Oder sonst irgendwas... Es war zum aus der Haut fahren. Vielleicht war die Hydra ein schlechter Vergleich. Vielleicht wäre Don Quichotte besser, man ritt mit nem Stock in der Hand gegen riesige Windmühlen an und hoffte das Beste.

Ich bin so müde...

"Um Ihre Frage nach dem Was steht an? zu beantworten: Morgen Nacht wird über das Schicksal der Buchets entschieden. Sie als Primogen des Clans und Ahn, sind selbstredend vorgeladen. Entsprechende Aushänge sind umfassend weitergeleitet worden. Schauen Sie einfach in Ihren Postkasten oder lesen Sie Ihre Emails!"

Man beachte die Wortwahl. Vor- nicht eingeladen. Weder Galante noch Sybille, würden ein Fehlen akzeptieren.

Sie musterte den Italiener einen Moment und war sich noch immer nicht sicher, ob sie seine Rückkehr begrüßen oder verteufeln sollte.
Über den Grund seiner Abreise war Sybille natürlich grob informiert. Sie hätte auch mehr in Erfahrung bringen können, aber es war ihr schlicht egal. Was konnte britische Brujah schon untereinander wichtiges zu entscheiden haben?

"Wissen Sie, Herr Pareto, ich bin ein großer Freund von Smalltalk. So wie alle meiner Art! Leider kann ich mir den Luxus einer längeren Unterhaltung nicht erlauben, Sie können sich denken, dass für die morgige Nacht viel vorbereitet werden muss. Wenn Sie sich also nur zurückmelden wollten, dann herzlich willkommen in Finstertal, ich bin froh Sie gesund und munter zurück in unserem Schoße zu sehen und... Hallo!"

Das Lächeln wirkte beinahe echt.

"Wenn Sie allerdings noch etwas auf dem Herzen haben, dann raus damit. Ohne Umschweife, wenn es beliebt!"
 
Smalltalk so so… sie wollte ihn also mir nichts dir nichts abspeisen und das obwohl er gerade eben erst angekommen war und sich wichtige Dinge ereignet hatten, die sie sich offenbar aus der Nase ziehen lassen wollte. Merkwürdig!
Das Schicksal der Buchets so im Vorbeigehen erwähnen und das jemand, der eigentlich noch nicht mal wissen sollte, daß Oliver Buchet überhaupt wieder aus den Klauen der Garou - oder wie auch immer dies Tänzer Dinger hießen – befreit worden war. Das war nicht die Gesprächsbasis die Enio zwischen einer Seneschall und einem ihrer Primogene erwartet hätte. Aber was wußte er schon? Also hieß es weiter spielen.

„Im Vergleich zu ihnen und iher Art bin ich kein Feund von Smaltalk und habe mir eigentlich vorgestellt, daß ich ein wenig darüber informiert werde was die letzten Nächte so alles passiert ist. Zum Beispiel war der aktuelle Stand bei meiner Abreise, daß Oliver Buchet noch in Feindeshand war und es unklar war wie und ob er gerettet werden kann. Da hat sich womöglich ja etwas daran geändert. Genauso wie an der Zahl und Art der Feinde dieser Stadt, die - wenn ich es mal grob überschlage – weit entfernt von Null war. Ich hab es zwar versucht zu verdrängen aber ich erninnere mich nur allzu gut an den Malkavianer, der die letzte Primogensitzung gestört hat und das war jetzt echt mal nur ein Beispiel.“

Enio sprach gelassen und sachlich. Die Archontin würde schon von selbst darauf kommen ob sie alles richtig gemacht hatte oder eventuell irgendetwas versäumt hatte. Aber gut… vielleicht wollte sie sich ja auch nur ein wenig aufwärmen und Enio kam sich zu unrecht abgespeist vor. „Sicher… ich hätte wohl wirklich meine emails vorher checken sollen… direkt und unmittelbar nach meiner Ankunft… mein Fehler. Tut mir leid. Aber vielleicht können sie mir ja grob erläutern was genau mit dem Schicksal der Buchets gemeint ist. Also bevor ich jetzt nach hause fahre… meine emails checke… mir aufschreibe was ich für Fragen habe… wieder zurückfahre… und sie nochmal behelligen muß. Alternativ können sie mir ja das Rundschreiben auch kurz aushändigen dann lese ich es hier und jetzt und mache mir ein Bild und stell meine Fragen. Ich verspreche ihnen dabei werde ich mir größte Mühe geben, daß das nicht unter die Kategorie…“ Enio lehnte sich ein bißchen nach vorne und seine Lederjacke quietsche dabei untheatralisch, „… Smaltalk fällt.“

Enio setzte kein Lächeln auf aber bei ihm sah es alles andere als beinahe echt aus. Das Nicht-Lächeln wirkte 100% glaubwürdig und jahrhundertelang eingeübt.
 
"Nun, wären Sie nur halb so interessiert an den von Ihnen angesprochenen Punkten, hätten Sie genau das im Vorfeld schon getan? Nicht wahr? Vielleicht sollten wie Ihr Angebot sogar annehmen, dann könnten sie gleich noch unter A wir Archont nachschlagen. Sie würden völlig neue Erkenntnisse erlangen, da wette ich!"

Zum Beispiel, dass dies hier kein Informationsbüro für Wochenendurlauber ist. Auch die Briten haben Computer... Es mag Ihnen noch nicht aufgegangen sein, aber Sie sind kein Sheriff mehr. Erst recht kein Kriegsherr. Nur ein knurriger Brujah-Primogen auf wackeligem Posten!

Das Gesicht der Ventrue wechselte von freundlich auch frech-herausfordernd.
Vielleicht brachte das den zahnlosen Löwen ja ein wenig zur Ruhe?

"Bevor Sie sich aber weiter in schlechtem Sarkassmus ergehen, will ich Sie schnell auf den derzeitigen Stand der Dinge bringen. Ist mir ein Vergnügen! Allerdings werde ich nicht sehr tief ins Detail gehen können, ich habe tatsächlich keine Zeit. Wenn ich Ihnen diesbezüglich gerade vor den Kopf gestoßen habe, dann deshalb, weil ich TATSÄCHLICH sehr viel zu tun habe. Oh und nehmen Sie doch bitte Platz. Sie dürfen auch rauchen...."

Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück, ließ die unzweifelhaft immer noch sarkastische oder zumindest ungehaltene Antwort über sich ergehen und fuhr dann unbeirrt fort.
(Sofern Enio nicht bereits wutendbrannt davon gerauscht war. In diesem Fall würde sie schweigend den kleinen Sieg genießen....)

"Trotz des plötzlichen Fehlens einiger extrem wichtiger Befehlshaber, Sheriff, Kriegsherr - Sie wissen schon..., waren wir in der Stadt äußerst umtriebig. Wir haben Finstertal von allen verbliebenen Garou und Plagen gesäubert. Einzig die Gruppe um Yvonne X. ist noch nahe des Caern aktiv, aber das entspricht so den getroffenen Vereinbarungen, wie Sie wissen. Vielleicht könnte es Sie interessieren das unsere Gangrel die Zeit genutzt haben, um einen großen Keil zwischen die Fraktionen zu treiben? Nennen wir es vorsichtig verhärtete Fronten! Außerdem konnten wir die Ruhestätte Oliver Buchets lokalisieren. Ein Einsatzteam unter Führung Monsignore Galantes persönlich ist dorthin und hat Buchet befreit. Er konnte sogar geweckt werden, zeigte sich aber nur eingeschränkt kooperativ. Allerdings war dies ein Punkt der vernachlässigt werden musste, weil ein anscheinend recht mächtiger Geist -Mona, Herrin des Berges oder so - dem Team große Schwierigkeiten bereitet hat. Auch Herr Romero konnte gerettet werden, die anderen Ghule aber bleiben vermisst. Was gab es noch? Kurz zuvor kam es zu einigen schweren Kämpfen gegen die erwähnten Tänzer und Plagen. Ein großer Kampf! Leider war ich nicht zugegen und kann nicht mit Fakten hierzu aufwarten..."

Eigentlich will ich es nicht, aber was geht Sie das an?

"Morgen Nacht wird über Oliver Buchet wegen des Paktierens mit Dämonen, Amtsmissbrauch, Verrat und mangelnder Führsorge mit mehrfacher Todesfolge geurteilt. Frau Buchet wird vorgeworfen, einen Prinzen mit Gewalt gestürzt zu haben. Außerdem muss geklärt werden in wie weit sie für alle Taten verantwortlich gemacht werden kann, die sie im -angeblich- besessenen Zustand getroffen hat. Ihr ist allerdings zu Gute zu rechnen, dass sie sich auch mehrfach für die Rettung der Stadt stark gemacht hat. Aber dies und alle hierzu auftauchenden Details besprechen wir morgen im engeren Kreis aller Ahnen und Amtsinhaber. Wichtig ist, dass ein gültiges Urteil gesprochen wird. Die umliegenden Städte sind... gelinde gesagt... besorgt!"

Ihr Grinsen wurde breiter.

"Was mich zum letzten Punkt bringt. Die Entscheidung zum Schicksal Marty Zieglowskis. Ein extrem bedeutender Punkt! Nicht weil wir Archonten das wollen, sondern weil die mächtigen Alten aus ganz Europa ihre Krallen nach ihm ausstrecken. Ein Umstand, der das Ende für die Finstertaler Gemeinschaft bedeuten würde und über den Sie natürlich längst informiert sind...."

Warum sonst fliegt wohl jemand von uns nach Britannien?
 
Es war meistens sehr hilfreich, wenn man ständig den gleichen Gesichtsausdruck vor sich her trug. Man konnte dabei getrost das eine oder andere anhören und mußte nicht irgendwie gekünstelt reagiern, weil das unmittelbare Umfeld es in der Regel gewohnt war, daß man die meisten Dinge reglos über sich ergehen lies. Daher blieb Enio stumm und erwiderte auch keine negativen Schwingungen durch Mimik oder Gestik oder irgendwelche unpassenden Schnaubgeräusche als die Ventrue ihre Spitzen los lies. Klar… sie hatte leicht die Krallen ausgefahren aber mit was hätte er denn rechnen sollen? Er hatte sie etwas angestubst und sie hatte zurückgestupst. Kein Ahn würde wegen so etwas wutschnaubend den Raum verlassen. Jedenfalls nicht nach Enios Vorstellungen.

Danke für den Hinweis auf das Camarilla Handbuch. Jetzt hast du mich doch glatt wieder daran erinnert, daß ‚Archont’ in der alphabetischen Reihenfolge unmittelbar und fast direkt vor ‚Arschloch’ kommt aber doch noch ein ganzes Stück vor ‚verdammt dämliches Arschloch’ was wiederum sehr nah an ‚Ventrue-Archont’ kommt. Ich werds mir für die Zukunft merken Honey! Dank dir.

Etwas zu denken und etwas zu sagen waren nunmal völlig andere Dinge und der Italiener war nicht als besondern geschwätzig verrufen. Daher schwieg er und entschied sich wieder die sarkastische Schiene zu verlassen und einzulenken. Die Seneschall war ja offenbar auch nicht sonderlich daran interessiert ein größeres Faß aufzumachen. Manchmal verhielten sich auch die nobelsten Kainskinder eben doch nur wie Hunde die eben mal kurz ihr Revier abstecken mußten oder den andern ankläffen mußten nur um festzustellen ob der andere zurückkleffte. Da unterschieden sich die hohen Clans oft genug von den anderen… aber nunmal doch nicht immer.

Enio sah kurz an sich herunter und auf den Stuhl auf dem er saß nachdem die Ventrue ihn abermals gebeten hatte Platz zu nehmen obwohl er das doch schon getan hatte. Aber auch das bedurfte keiner Erwiederung. Eine kurze Handbewegung die man auch als gestikuliertes Danke verstehen konnte verdeutlichte das er bereit war. Zum Rauchen hatte der Italiener jedenfalls keine Lust. Das gehörte für ihn zu einer gewissen Gemütlichkeit und die empfand er momentan in keinster Weise.
Die Zusammenfassung von Sybille gab kaum bis keine neuen Erkenntnisse für Enio. So wie er erwartet hatte. Manchmal war es gut verschiedene Seiten zu hören aber nicht immer war es aufschlußreicher als nur eine. Letztendlich wollte Enio einfach nur die hochoffizielle Version der vergangenen Nächte hören und abklopfen ob sie sich irgendwie unterschied von dem was er von Lurker oder Caitlin erfahren hatte. Wie die Archontin zu Buchets Vergehen, dessen Anklage und dem Ausgang des Ganzen stand würde Enio an der Stelle ganz sicher nicht erfragen. Die Antwort würde sicher die Nummer Eins der nichtssagenden Worte des Abends erreichen.

Irgendwas würde Enio aber wohl sagen müssen. Ein betroffenes „Oh“ oder ein „Oh Gottogott wie schrecklich“ würde ihm eh keine Sau abnehmen, daher unterlies er es tunlichst auf irgendeine Weise überrascht zu spielen. „Das sind schwere Vorwürfe. Bei all dem bin ich aber trotzdem froh zu hören, daß Oliver Buchet aus der Hand des Feindes befreit werden konnte und nun von Seinesgleichen zur Rechenschaft gezogen wird.“ Warum eigentlich? Es wäre tatsächlich viel einfacher gewesen, wenn der Ex-Prinz vernichtet worden wäre und man das Thema als erledigt betrachten könnte. Trotzdem war Buchet immer noch Kainskind und Enio verspürte ein gewisses unnötiges und total nutzloses Gerechtigkeitsgefühl und wünschte sich, daß Buchet weiterhin existieren würde und die Konsequenzen seines Handeln auskosten durfte. Was das genau sein sollte wußte der Brujah-Ahn selbst nicht. „Selbstverständlich werde ich Morgen versuchen so gut es geht zur Aufklärung beizutragen. Ein Prozess gegen einen Prinzen der Camarilla hat durchaus Vorzeigecharakter und kann andere stark beeinflussen. Im Guten wie im Schlechten.“ Das hörte sich eigentlich auch wieder wie Blabla an aber Enio meinte das tatsächlich so. Wenn Buchet durch einen Schauprozess mit weißer Weste und völlig unbehelligt davon kommen würde, gab es sicherlich den einen oder anderen, der sich daran stoßen würde. Oder aber Buchet würde Nachahmer finden, die ebenfalls das Gefühl bekommen könnte, daß sie in ihrer Stadt absolute Narrenfreiheit hatten. Genauso konnte eine Verurteilung des Toreadors mit schwerer Strafe ungeahnte Folgen haben und Nachahmungscharakter. Abgesehen davon war d´Auvergne da sicher auch schon drauf gekommen.

„Mit unsere Gangrel können sie ja fast nur Meyye gemeint haben. Schade aber leider auch nicht verwunderlich. Es war abszusehen das sie das versaut. Sie hatte noch nie eine sachliche Beziehung zu den Wölflingen.“ Kurz und trocken und auch schon abgehandelt. Was sollt er auch dazu noch groß sagen. Er würde sich vielleicht wirklich in den nächsten Nächten überlegen die Garou erneut zu kontaktieren. Oder auch nicht… das war zu knifflig. Aber jenachdem wie sich die nächsten paar Nächte hier entwickelten konnte das auch wieder völlig irrelevant werden.

„Danke Signora d`Auvergne für ihre Ausführungen und ihre Zeit. Das hat mir für den Moment durchaus weitergeholfen. Ich glaube ihnen das sie momentan sehr viel zu tun haben… das bringt diese Stadt so mit sich und mit jeder Nacht in der man glaubt, daß es morgen besser wird… wird man in der darauffolgenden Nacht immer wieder eines besseren belehrt.“ Was konnte es verwirrenderes geben als einen Brujah, der freundlich wurde wenn man ihn anfauchte? Es spielte keine Rolle aber bei Pareto schien es offenbar zu funktionieren und der Löwe fauchte nicht zurück, sondern begann zu schnurren. Perfekt!

Der Turiner hatte befürchtet, daß er um den Punkt Ziege nicht herum kommen würde. Hierzu wollte er aber tatsächlich nicht viel beitragen. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Was genau die Archontin mit schon längst informiert sein meinte war Enio nicht so richtig klar. Selbst O`Bannon schien nicht so richtig zu wissen was es mit dem verdammten Wiedergänger auf sich hatte und warum genau alle alten Untoten so gierig hinter ihm her waren. Enio kannte sein Blut und seine angebliche Unsterblichkeit und gestand sich selbst ein nicht so richtig viel über diesen ganzen okkulten Blödsinn zu wissen aber er bezweifelte stark, daß Ziege der Weg zur Unsterblichkeit bieten könnte. Da waren die ganzen Camarillasauger völlig auf dem Holzweg. „Ich gebe ihnen recht… die Sache um Ziege ist warscheinlich für die Finstertaler genaus so entscheidend wie ein mögliches Urteil morgen gegen den ehemaligen Prinzen. Ich muß zugeben, daß ich noch nicht so richtig kapiert habe was die ganzen Camarilla-Ahnen in Ziege sehen und was sie sich von ihm erhoffen. Sie etwa?“ Das war eine ernst gemeinte Frage aber Enio vermutete, daß die Ventrue zu sehr Befehlempfänger und ausführende Gewalt war um sich eine eigene Meinung leisten zu können. Aber vielleicht hatte sie ja eine inoffizielle.
 
"Ist das so seltsam? Hinter Ziege steckt das Geheimnis, tatsächlicher Unsterblichkeit. Nicht das leere Versprechen, dem wir Kaniten nachjagen, sondern tatsächliche Unverwundbarkeit. Und das in allen nur erdenklichen Belangen! Ein Methusalem oder Vorsindflutlicher, der auf dieses Mittel zurückgreifen kann, würde mächtiger werden als Kain selbst. Wer könnte einen Gott stoppen? Und zu einem Gott würde dieser Vampir werden...."

War das tatsächlich so unersichtlich?
Allein, was die Tremere mit diesem Wissen anfangen würden. Undenkbar...

Der Archontin schauderte es eiskalt über den Rücken.

"Wenn ich Ihnen für morgen Abend noch eine Kleinigkeit ans Herz legen darf?"

Wenn Sie nicht einmal das offensichtliche sehen, sollten Sie jetzt wirklich gut zuhören.... Brujah!

Sie lächelte nun zuckersüß, man sah ihr aber an was sie dachte.

"Oliver Buchet wird die Verhandlung bestens vorbereitet betreten! Er wird mindestens drei perfekt durchdachte Pläne im Ärmel stecken haben und mindestens genausoviele hohe Spielkarten von denen bisher niemand von uns etwas weiß. Wenn Sie den morgigen Abend mit dem Gedanken -Wird schon werden, wir sind auf der Seite des Rechts!- beginnen, wird der alte Toreador Ihnen das Fell über die Ohren ziehen, bevor sich auch nur verstanden haben, dass sie ausgezählt sind. Ich habe erlebt, wie dieser Mann ist und glauben Sie mir, bei allen Anschuldigungen die gegen ihn im Raum stehen, scheint er nicht im Mindesten beunruhigt. Halten Sie mich bitte nicht für belehrend oder überheblich, aber wenn ich mich vor dem Intellekt und der Umsicht dieses Mannes fürchte, sollten Sie es erst recht..."

Ihr Blick verfing sich in seinen Augen und blieb dort haften.

"Nichts für Ungut, aber ich fürchte Sie haben nicht einmal einen Plan A!?"
 
Sybille vertrat offenbar die gleiche Ansicht wie alle anderen auch. Bereits Galante hatte bei seinem ersten Treffen mit Enio ähnliche Vermutungen von sich gegeben. Das Problem für Enio war nicht das Übersehen des offensichtlichen, sondern dem Glauben daran. Es schien aber so als ob er der einzige war und demnach war es völlig irrelevant was er tatsächlich glaubte. „Die Alten liegen falsch. Aber ich sehe keine Möglichkeit irgendjemand das zu beweisen und bilde mir auch nicht ein jemand wie Guil oder Lucinde von meiner Meinung überzeugen zu können. Das was Ziege ausmacht ist nicht für uns Kainskinder gedacht und weder Johardo und Buchet… und auch nicht Zacharii selbst ist es jemals gelungen auch nur einen Hauch zu erfahren und es liegt nicht daran, daß sie nicht Jahrhunderte dazu Zeit gehabt hätten. Ziege wir nie sein Geheimnis offenbaren und es wir uns nicht gelingen es ihm zu entreißen. Das einzige was wir aus ihm lernen werden ist wie unsere Art sich noch mehr Arglist aneignen kann, noch mehr Zwietracht sähen kann und sich noch mehr gegenseitig misstrauen kann. Schon die Ränke, die im großen Stil um die Person Zieglowski herum geschmiedet wurden zeigen das wir den Weg schon bestens beschreiten. Aber egal… auch wenn ich noch so davon überzeugt bin… mir ist klar das es keine Rolle spielt was ich denke. Also vergessen sie es!“ Mehr gab es nicht zu sagen. Sybille würde sicher nicht auf den guten alten Enio hören und anfangen die Gehirngrütze der Idioten von der Camarillaführung zu hinterfragen. Auserdem mußte sich Enio eingestehen, daß er das vor seiner Ankunft in Finstertal auch nicht getan hätte und ebenfalls an den Mythos Ziege als Quelle zu Unsterblichkeit geglaubt hätte, wenn er sich diesen ganzen Unsinn anhören hätte müssen.

Was Sybille nun ansprach war der entscheidende Moment. Es war das weswegen Enio hierher gekommen. Es war der Grund warum er sich auch so unwissend gestellt hatte und er war äußert dankbar, daß er nicht mehr weiterbohren mußte. Die Archontin sprach über die morgige Verhandlung und die Chancen von Buchet dabei trotz allem gut dazustehen. Enio nickte der Ventrue fast schon aufmunternd zu und zum ersten Mal zeigte sich soetwas wie Regung in der Miene des Brujah-Ahn. Beide Augenbrauen wurden nach oben gezogen und ein Mundwinkel veränderte geringfügig seine Position.

Enio lehnte sich wieder zurück und winkte mit einer Hand ab. „Machen sie sich keine Sorgen… sie sind mir beim besten Willen nicht zu nahe getreten und das klang auch überhaupt nicht überheblich. Erstens weil ich Buchet genauso einschätze wie sie selbst und zweitens… weil sie vollkommen recht haben Signora d´Auvergne. Ich habe tatsächlich keinen Plan A oder auch nur einen Ansatz. Ich will das auch gern etwas genauer erläutern.“ An der Stelle hätte jetzt eventuell ein rethorisches Räuspern kommen müssen aber Enio machte einfach eine halbe Sekunde Pause. Räusperlos.

„Ich habe mich mit Ziege eingehend beschäftigen dürfen und dabei erfahren, daß Oliver Buchet offenbar wußte, daß Zieglowski ein Helfeshelfer von Zacharii war und über seine Natur bescheid wußte. Das hat für mich ganz persönlich und auch für andere Kainskinder unseren damaligen Prinzen durchaus in ein sehr negatives Licht gerückt. Als sie und Signore Galante hier am 11.Mai eingetroffen sind habe ich aus dem Mund ihres Archontenkollegen zum ersten Mal offizielle Vorwürfe gegen Buchet gehört, die aber noch so ähnlich formuliert waren wie es wird geprüft werden müssen ob sich Oliver Buchet gegen die Stadt oder die Camarilla versündigt hat. Am 12.Mai war dann die Primogensitzung und dort wurde ebenfalls mitgeteilt – übrigens von ihnen selbst – das es Anzeichen gibt, daß Buchet Mitschuld an der Misere Zacharii tragen soll. Ich habe hier versucht so gut es ging aus dem Kopf zu zitieren, also verzeihen sie mir falls ich Flüchtigkeitsfehler gemacht habe. Wie sie ja wissen wurde ich an diesem Abend während der Sitzung wegbeordert und habe augenblicklich die Stadt verlassen. Das war mein aktueller Stand. Er hat sich auf meine persönliche Meinung von Buchet beschränkt und auf es wird geprüft werden oder es gibt Anzeichen Ich habe vor ein paar Stunden diese Stadt wieder betreten nachdem ich gerade mal 4 Nächte nicht hier war. Ich bin hier her gekommen und habe mich gerade von Ihnen über den aktuellen Sachverhalt aufklären lassen und mir die offiziellen Anklagepunkte angehört. Signora d`Avergne… da zwingt sich mir wirklich die Frage auf: Wie um alles in der Welt könnte ich da einen Plan A haben?!!“

Soviel zu reden war wirklich anstrengend und Enio bemerkte dabei immer, daß sein Körper oft gar nicht mehr gewohnt war so oft und ständig Luft zu holen. Aber er mußte trotzdem weitersprechen auch wenn der Archontin sicher eine Erwiederung unter den Nägeln brannte. „Aber ich geb zu ich hätte gerne einen Plan A und am besten den B und C auch noch gleich mit. Aber bis Morgen Abend? Puuh… das wird verdammt eng. Aber was solls! Ich bin ja auch nicht der Ankläger oder? Wie ich schon versichert habe, werde ich so gut ich kann dazu beitragen, daß die Sache aufgeklärt wird und werde so wahrheitsgemäß aussagen wie es mein Gedachnis zulässt. Aber genau wie sie hoffe ich, daß der Ankläger Morgen Abend bei beginn des Prozesses einen Plan A hat und weiß was er da tut. Denn sonst wird das ein Schauprozess an dem am Ende Buchet noch als der strahlende Held hervor geht und nicht nur den Kainskindern dieser Stadt, sondern den Anklägern und der Vorgehenweise der Camarilla eine lange Nase zeigt. DA… bin ich ganz ihrer Meinung.

Verstehen sie mich ja nicht falsch. Ich will ihnen sicher nicht den Prozess morgen madig machen oder den Eindruck erwecken, daß ich ein Pro-Buchet Primogen in dieser Stadt bin. Das Gegenteil kann ich ihnen versichern und dazu stehe ich auch. Aber gehen sie auf gar keinen Fall davon aus, daß es an mir liegt einen Plan A zu haben.“ Die Archontin hatte entweder nicht gemeint was sie gesagt hatte oder wußte jetzt zumindest, daß es für Enio völlig unmöglich gewesen sein könnte eine detailliertere Vorgehensweise in diesem Prozess bestimmt zu haben…. Oder auch nur eine generelle. Das mußte sie doch erkennen! Enio blieb noch kooperativ… oder wollte es zumindest jetzt sein. Aber Sybille würde es nicht schaffen ihm den Ball zu zuwerfen um nachher auf Tee und Keckse auf der Reservebank Platz zu nehmen.
 
Der Grund, warum Sie nicht hier in der Stadt waren ist ja das man Ihnen keine Zeit lassen wollte einen Plan zu schmieden. Warum wohl sind Sie ausgerechnet jetzt zurück nach Finstertal gelassen worden? Damit man sie über den Tisch ziehen aber gleichzeitig behaupten kann das Sie vor Ort doch etwas hätten bewirken können. Die Alten spielen ihr Spielchen mit Ihnen und sie haben nichts besseres zu tun als auf die ganze Sache mit bärbeißigem Humor zu reagieren. Wahrscheinlich ist Ihnen nicht einmal im Ansatz bewusst wie sehr sie missbraucht werden.

"Seufz!"

Sybille fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

"Es war nur eine Frage, Herr Pareto! Die Hoffnung stirbt zuletzt, oder wie sagt man hier? Mir ging es hauptsächlich darum, Ihnen vor Augen zu führen, auf welche Situation Sie morgen treffen werden. Oliver Buchet wird nicht kampflos aufgeben und er wird bis an die Zähne mit stechenden Argumenten bewaffnet sein. Er wird Erklärungen zu seinen Kenntnissen bezüglich Ziege liefern und unumstößliche Beweise, warum eine Kontaktaufnahme zu Zacharii unausweichlich war. Darüber hinaus wird er Argumente vorbringen und Angebote machen, denen man sich nur schwer entziehen kann. Männer wie Buchet gestehen die Schuld für ihre Taten ein, wie verwerflich sie auch gewesen sein möchten, und machen Ihnen im gleichen Atemzug bewusst das Sie an seiner Stelle kaum anders gehandelt haben würden..."

Jaja, hätten Sie nicht! Aber Ihnen fehlt auch der nötige Horizont, dass haben Sie in den letzten Minuten mehr als nachdrücklich bewiesen...

"Nur ein Beispiel, ich habe leider keine Ahnung was uns morgen erwarten wird. Monsignore Galante wird sich so gut wie eben möglich auf die morgige Nacht vorbereiten, wir werden sehen ob das reicht?"
 
Enio war sich der Situation in der er steckte sicher nicht so bewußt wie es Sybille gerne hätte und er hatte auf jeden Fall viele Eventualitäten und Möglichkeiten nicht bedacht. Aber auch er war schon zu der Erkenntnis gekommen, daß man ihn nicht nur aus dem Spiel genommen hatte, sondern zu einem total ungünstigen Zeitpunkt zurückgeschickt hatte. Warum war er nicht noch 2 weitere Nächte in Dublin geblieben? Immerhin hätte er dann bei dieser Verhandlung nicht zugegen sein müssen und im Nachhinein behaupten können, daß wenn er hier gewesen wäre alles anderes augegangen wäre. Tja… so war das nunmal und ein „Shit happens!“ traf es noch nicht einmal im Ansatz.

Die Ventrue ruderte wieder zurück. Zuerst Panikmache, Enio Naivität vorwerfen und schlechte Stimmung verbreiten und dann… Es war nur eine Frage!! Na besten Dank. Darauf hätte der Brujah-Primogen beim besten Willen verzichten können. Das Gespräch schien sich ins Geplapper zu verlaufen. Zeit sich wieder wichtigen Dingen zuzuwenden. Das konnte aber nur funktionieren wenn man sich hier einigermaßen elegant und stressfrei hinausmanöverieren konnte. „Ja gut. Ich sehe das genauso. Buchet wird sicher vorbereitet sein und uns einlullen wollen. Aber das er mir einreden kann, daß ich genauso gehandelt hätte wird er auf keinen Fall schaffen.“ Der Brujah schien jedenfalls berechenbar und handelte und dachte manchmal halt doch wie man vorhergesehen hatte. Irgendwie beruhigend oder? „Wir werden wohl Morgen mehr wissen. Ich für meinen Teil werde wohl doch bewußt etwas naiv bleiben und hoffen, daß die Camarilla einen Prinzen nicht alles nachsieht und ihn alleine durch rethorisches Geplänkel nicht komplett ungeschoren davon kommen lassen wird. Wie sie schon sagten… die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Damit war von seiner Seite fast alles gesagt und er war bereit zu gehen. Eine Pflichaufgabe stand noch an, die im Vergleich zu dem bisher Gesagten ziemlich trivial wirkte. „Eines noch kurz. Ich wurde von den bisherigen Seneschall immer auf dem Laufenden gehalten wer aus meinem Clan Finstertal neu betreten oder wieder verlassen hat. Gab es da in den letzten Nächten irgendwelche Veränderungen?“ Ist wieder ein Brujah zum Feind übergelaufen… oder hat wieder ein anderer versucht den Sheriff zu ermorden?
 
"Alles ruhig! Einige Caitiff haben sich angemeldet, die Tremere haben ebenfalls Zuwachs bekommen. Recht unverschämten möchte ich meinen, aber das wird sicherlich nicht ihr Problem sein? Oh und Melody scheint in der Stadt bleiben zu wollen? Allerdings habe ich lange nichts über sie gehört, sie verhält sich extrem ruhig. Ich habe den Brujah Duke dem Sheriff überstellt, da er ein äußerst... kurzsichtiges Verhalten an den Tag gelegt hat das einer genaueren Überprüfung bedurfte. Aber das dient allein der Sicherheit. Herr Duke wird mit allem nötigen Respekt behandelt. Selbstverständlich!"

Jemanden vergessen? Hmm, als ob ich den Kopf jetzt dafür frei hätte...
Wenn kümmern ein oder zwei Zusätzliche Brujah in der Stadt??? Trivialitäten!

"Ich denke das waren alle, aber ich werde gleich noch einmal die Akten durchsehen und es Sie wissen lassen falls ich jemanden übersehen haben sollte. Die letzten Tage waren sehr hektisch, aber ich nehme es nicht an."

Sie schenkte Enio ihr Standardlächeln. Im Grunde war sie zufrieden mit sich. Sie hatte einige Spitzen verteilt und ihrem Gegenüber zu Denken aufgegeben. Ok, er war Brujah aber vielleicht blieb ja was hängen. Ein wenig an seiner Ehre hatte sie auch gekratzt und ihn sogar gereitzt. Hätte sie etwas mehr Zeit, würde dieser hier einen perfekten Kandidaten für eine interne Revolte abgeben. Nicht das dies für Finstertal geplant war, aber es konnte nicht schaden, wenn man ein wenig in Übung blieb.

"Guten Abend, Herr Pareto! Schön, dass sie wieder bei uns sind...."

Sie dürfen gehen...
 
Enio war etwas überrascht. Melody? Seit wann interessierte sich die Archontin für die Stadtgangrel und warum hatte sie Kontakt zu ihr gehabt oder wußte etwas über ihren Verbleib in Finstertal? Das war Kacke! Je weniger sich um den Verbleib von Meldody kümmerten umso besser war das. Letztendlich war das aber für Enio nichts wo er nachhaken mußte und nachfragen wollte. Manchmal war es einfach besser nicht zuviel Fragen zu stellen. Die Antworten waren oft gefährlicher als das Nicht-Wissen.

Alles andere war entweder nicht von Belang oder Enio bereits bekannt. Das der Duke früher oder später anecken würde war ja klar gewesen aber mitlerweile Enio auch schon bekannt. Es war Zeit sich zu verabschieden. Noch ein paar Worte der Höflichkeit verlieren und dann raus hier. „Danke für die Informationen… das war sehr hilfreich.“

Enio erhob sich und machte sich wieder auf den Weg. An der Türschwelle gab er auf Sybilles letzte Worte noch eine Erwiederung die nicht ganz aufrichtig klang aber Sarkasmus ja nicht zwangsläufig als Unhöglichkeit ausgelegt werden mußte. „Ja… ich freu mich auch total wieder hier zu sein.“ Dann war der Brujah auch schon drausen.

Drausen angekommen war er kurz versucht ein Lächeln aufzusetzen aber es blieb beim Gedanken und schon der Versuch wollte sich nicht ausführen lassen. Enio hatte viel und gleichzeitig gar nichts erfahren. Mitlerweile war er sich jedenfalls sicher, daß die Archonten nicht mehr lange hier in der Stadt bleiben würden und warscheinlich froh waren, wenn sie wieder ihren Justikaren am Rockzipfel kleben konnten. Finstertal war nicht für Jedermann. Enio verstand manchmal selber nicht warum er schon so lange in diesem Loch war.
 
Sybille hatte erfahren, was sie wissen wollte. Enio würde in der folgenden Nacht keine übermäßigen Probleme machen. Er war schlecht vorbereitet und immer noch viel zu sehr in seiner Rolle als Kriegsherr verankert. Er würde weder den Posten des Prinzen für sich beanspruchen, noch versuchen die Tremere in diese Position zu heben. Er war sehr gut über Olivers Vergangenheit informiert, doch fehlte im der Blick auf das Gesamtbild. Was nutzten einem die tollesten Puzzleteile, wenn man außerstande war, sie zusammenzusetzen?

Sollte er bärbeißig und sarkastisch sein, wie er wollte.
Solange er die gewünschten Informationen lieferte, ohne es selbst zu bemerken vor allem, konnte er sich benehmen wie er wollte.

So lief also alles weiter wie geplant.
Die Ventrue betätigte den Knopf der Gegensprechanlage und informierte Galante über die guten Neuigkeiten.
 
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