[16.05.2008] Bei den Buchets vorbei geschaut - oder einfach: Meinungsbildung

Azraella

Regentin der Tremere Seneshall zu Finstertal
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12. Juli 2005
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Caitlin stieg aus dem Cabrio und wartete kurz auf Helena, bevor die beiden Frauen sich der Haustür der Prinzenvilla näherten. Es gab viel zu besprechen, doch was dabei herauskommen würde, war zumindest für die Tremere noch ziemlich unklar. Ja, sie hatte eine grobe Richtung, in die sie tendierte. Aber kannte sie den alten Toreador, der sie "Freundin" nannte? Überhaupt nicht. Nun galt es herauszufinden welche Schachfigur, sie auf seinem Brett war. Verflixt, wieder ging ihr der Adept durch den Sinn. Hatte er nicht auch ein Schachbrett zugrunde gelegt? Was solls. Sie behielt es im Hinterkopf, befand sich aber im hier und jetzt. UND: Sie lies sich in thaumaturgische Konzentration fallen. Eine Beeinflussung - vor allem durch Präsens - konnte sie heute gar nicht gebrauchen. Soweit vertraute sie den Buchets nicht. Nachdem sie - endlich - einen klaren Kopf hatte, meinte sie zu Hel lächelnd: "Dann woll´n wir mal." Gleichzeitig betätigte die Tremere die Klingel, trat aber dann hinter Helena zurück. Sie respektierte die Freundschaft zwischen Oliver, Lena und Helena. Zudem konnte sie viel besser beobachten, wenn sie nicht unmittelbar im Mittelpunkt stand.

Out of Character
Wurf unnötig, 1 WP für Autoerfolg von FocusedMind5 und 1 BP -> das ist ihr extrem wichtig.[ooc/]
 
Vermutlich hätte sich Helena gewundert, wenn sie gewußt hätte, daß sich Caitlin gerade schützte, war das das Motto, was ich selber tun würde traue ich auch anderen zu. Manches Mal hatte sie wirklich das Gefühl und gleichzeitig hatte sie ein wenig den Eindruck, als würden viele unter einer Vakuumglocke sitzen.

Okay, war vermutlich nicht zu ändern. Helena war sich auch nachwievor nicht sicher, ob nicht Caitlin überall verbreitet hatte, daß sie Caitiff gewesen war. Aber da sie im Moment eher stolz drauf war, war das nicht so wichtig

Helena nickte, wäre sie lieber alleine gekommen, naja, mal sehen was sich ergab. Sie hätte gerne mit Lena alleine gesprochen, aber wenn Oliver das wollte hätte er sie vermutlich auch aus der Starre heraus belauschen können.
 
Nur wenige Momente nachdem Caitlin geklingelt hatte, öffnete sich die Tür. Wie von Geisterhand schwang sie nach Innen, niemand stand da um sie zu begrüßen. Der Flur war leer. Im Gegensatz zum Besuch des Sheriffs einige Stunden zuvor aber, lag das Haus nicht in völliger Dunkelheit. Hier und da, spärlich aber strategisch günstig verteilt, brannten kleine Kerzen um ein klein wenig Licht zu spenden. Sie flackerten, als sich die Haustür öffnete und ließen allerlei kuriose Schatten über die Wänden tanzen.

Aus dem Wohnzimmer, ein wenig weiter den Flur runter, erklang die Stimme Lenas.

"Bitte treten Sie ein, Sie sind hier willkommen! Leider ist mein Mann derzeit unpässlich. Ich hoffe es stört nicht, dass Sie vorerst mit mir Vorlieb nehmen müssen?"

Den Worten folgte ein Gesicht. Lena ging ihren zwei Gästen langsam entgegen. Sie lächelte erfreut, als sie Helena erblickte und schenkte ihr einen warmen Blick. Bei Caitlin zeigte sich die Toreador jedoch etwas zurückhaltender, ihre Erfahrungen mit den Tremere waren nicht immer nur positiver Natur gewesen. Auch erinnerte sie sich an den Machthunger der Magierin.

"Ich muss zugeben, ich hatte Ihren Besuch nicht erwartet! Aber ich bin aufrichtig erfreut, dass Sie sich die Mühe gemacht haben. Sie beide..."

Der Zusatz galt Caitlin.
Lena war bereit, das alte Kriegsbeil zu begraben. Solange man kein falsches Spiel mit ihr trieb...

"Aber was rede ich lange! Wollen Sie mir ins Wohnzimmer folgen und dort Platz nehmen?"
 
Helena lächelte zurück.
"Ich wäre auch schon viel früher gekommen, wenn nicht soviel zu tun wäre und dann auch noch ein Brand im Tunnel uns aufgehalten hätte", erwiderte sie und folgte Lena. "Ich hätte gehofft, ich könnte mich selber davon über zeugen, daß es Oliver gut geht." Hatte sie sich nicht geschworen, Buchet erst dann mit dem Vornamen zu nennen, wenn Gehenna vor der Tür stand, war es etwas schon so weit? "Jedenfalls hatte dein Mann gestern einige Angriffe abzuwehren. Aber wir nehmen natürlich auch mit dir vorlieb." Sie folgte Lena, immerhin kannte sie den Weg schon lange.
 
"Ein Brand im Tunnel? Wie schrecklich? Was ist geschehen?"

DAS ist mit Sicherheit kein Zufall! Ich sollte mich an den Gedanken gewöhnen, dass auch Oliver seine Fäden zieht. Weiß er bereits was ich plane? Ist er mir tatsächlich wieder einen Schritt vorraus?

Ein eiskalter Schauer durchlief den Körper der Toreador. Bisher hatte noch nie jemand mit ihm mithalten können, stets war er drei Schritte weiter als all seine Gegner. Buchet war wohl der beste Intrigant, den diese Stadt je gesehen hatte und vielleicht sogar einer der fähigsten in ganz Europa. Wie hatte sie so vermessen sein können, im Kampf gegen einen Mann wie ihn an einen Erfolg zu glauben? Hatte er sich damals absichtlich von ihr überwältigen und an die Garou verkaufen lassen? Er hatte die Zeit in der Mine bestens überstanden. Ihm war es sogar gelungen sowohl die verrückten Werwölfe als auch diese Mina für seine Zwecke zu missbrauchen. Die halbe Stadt war gekommen ihn zu retten und nun würden viele seiner Verbündeten gegen ihn zu Gericht sitzen. Entweder sie standen auf seiner Seite oder sie rechneten sich selbst Chancen auf zusätzliche Macht aus, wie es die Tremereregentin wohl tat. Nicht dass sie jemals gegen ihn bestehen würden?
Er wusste alles!
Immer!

Aber schloss das sie selbst nicht auch mit ein? Hatte Oliver ihr seinen angeblichen Plan bezüglich der Zerstörung des Bildes vielleicht nur deshalb mitgeteilt, um sie in trügerischer Sicherheit zu wiegen? Wusste er, dass sie ihn verraten wollte? Ein kurzer Anfall nackter Angst packte sie mit eisigen Fingern an der Kehle und drückte erbarmungslos zu. Lena musste ihre ganze Kraft aufwenden, um den Panikanfall abzuschütteln und sich gleichzeitig nichts anmerken zu lassen.

Es nutzte eh nichts mehr. Sie war zu weit gegangen um jetzt noch zurück zu können. Alle Karten waren vergeben, dass Spiel hatte begonnen. Austeigen und kneifen galt nicht. Hier gab es nur noch Sieg oder Untergang!

Rien ne va plus!

Nichts geht mehr!

Sie wies lächelnd auf die geschmackvoll hergerichtete Sitzgruppe.

"Nehmen Sie bitte Platz! Darf ich Ihnen etwas zun trinken anbieten?"
 
Naja, dass alles vielleicht ein Plan war, hatte sich Helena schon vor Jahren ... nein eher vor Tagen gedacht und angebracht, nur das schien keinen zu interessieren. Immerhin würde sie, wenn sie Prinz sein müßte auch versuchen, den Anderen immer einen Schritt voraus zu sein, hatte sie so beobachtet und so gelernt und einer ihrer Lehrer in diese Richtung war Buchet gewesen.

Sie hatte Wissen angehäuft, das in der Camarilla verboten war, dass selbst im Sabbat nicht wirklich so eingesetzt wurde, wie es sein sollte. Sie erinnerte sich an die Geschichten über die Uralten, die irgendwo lagen, seit Jahrhunderten und Jahrtausenden und trotzdem die Geschicke ihrer Clans lenkten. Doch würde sie das jemandem sagen dürfen, natürlich nicht, sie konnte dies sogar in Romanen verwenden und es galt nicht als maskeradeschädlich, so gut funktionierte die Indoctinierung der Camarilla.

"Ein Tanklastzug soll in Brand geraten sein", erklärte Helena. " Es wird vermutlich Tage dauern oder länger bis das Ganze wieder unter Kontrolle sein wird, sagten sie eben.

Aber ich wollte eigentlich auf was anderes raus, wie geht es deinem Mann, wie hat er die Gefangenschaft überstanden und weisst du was mit Romero ist?"

Es waren eigentlich ganz harmlose Fragen, wenn man so wollte.
 
Allesamt gute Fragen.
Gut genug, um den Unfall im Tunnel erst einmal zur Seite zu schieben.
An der Katastrophe dort, war sowieso nicht mehr viel zu ändern.


Die Toreador ließ sich mit der Antwort auf Helenas Fragen viel Zeit. Wie sollte sie erklären, was geschehen war? Oliver Buchet war weder ein normaler Mann, noch ein normaler Vampir. Gewöhnliche Maßstäben galten hier nicht. Sein Gehirn funktionierte anders als das aller anderen und auch seine Art zu Denken unterschied sich maßgeblich von den Gedankengängen der übrigen Welt. Seine Zeit in der Mine hatte er mit keinem Wort erwähnt und würde es wohl auch nie. Alles, was auch nur im Ansatz Schwäche erahnen ließ, war absolut Tabu! Er war Oliver Buchet, Prinz von Finstertal, Mäzen der europäischen Kunst und ein angesehener Ahn seines Clans. Jedes Ereignis, dass Risse an diesem perfekten Bild erzeugen konnte, wurde für die Öffentlichkeit ausgespart, als hätte es nie stattgtefunden. Was für eine Demütigung musste die Verhandlung für ihn bedeuten!

"Er hat nicht viel darüber geredet! Sein Interesse...", Lena warf einen entschuldigenden Blick in Richtung Caitlin, sie wollte keine falschen Eindrücke vermitteln sich aber auch nicht sonderlich weit von der Wahrheit entfernen. "...galt alleine der Stadt. All den Dingen, die in den vergangenen Tagen geschehen sind. Eine kurze Auflistung der wichtigsten Opfer. Unser jetziges Verhältnis zu den Garou und der Art und Weise wie wir Zacharii und seine Frau vernichten konnten. Sowas eben! Natürlich wusste er das alles bereits, aber er war wohl auch an meiner Sicht der Dinge interessiert? Natürlich war er sich anfangs meiner Loyalität nicht ganz sicher, immerhin war .... nun... war ich es der ihn ja in diese Lage gebracht hat!"

Ihr Lächeln wurde schmal.
Lena schämte sich sichtlich für das was sie getan hatte. Oder besser wozu eine fremde Macht sie gezwungen hatte.

"Aber er hat Mittel und Wege, sich dessen zu versichern! Irgendwann besaß ich wieder sein vollständiges Vertrauen. Der Rest unserer Unterhaltung waren Anweisungen. Unter anderem, ging es um ein Schreiben, dass ich den Archonten übergeben sollte. Es betraf dich, Helena! Aber bevor du fragst, ich habe keinen Schimmer, was darin gestanden hat. Oliver hat es versiegelt bevor ich hineinsehen konnte! Auch bezüglich Romero kann ich leider nicht weiterhelfen? Ich hatte gehofft das Sie..." Lena blickte erneut zur Regentin hinüber. "...etwas dazu sagen könnten? Mir ist nicht viel über den kompletten Verlauf des Geschäfts mit dieser Mina bekannt und auch nicht inwiefern er letztlich erfülllt wurde? Sofern Sie jedoch auf eine Antwort bestehen, würde ich annehmen, dass er in den Händen der Archonten ist? Offensichtlich ist Toni ein wichtiger Belastungszeuge, niemand -nicht einmal ich- weiß mehr über das was Oliver getan hat, als Toni Romero!"

Lena setzte sich auf das Sofa.
Ihre Bewegungen waren langsam und koordiniert, mit der rechten Hand strich sie sich über das Gesäß, damit ihre Kleidung keine Falten warf.
Trauer lag im Blick der Frau. So gut sie als Schauspielerin auch war, es gab Dinge die ein Bewusstsein nicht kontrollieren konnte. Nicht umsonst hieß es, dass Augen das Fenster zur Seele waren.
 
Wäre Helena alleine hier gewesen, hätte sie sich vielleicht zu Lena gesetzt und sie an der Hand genommen, aber bei Caitlins Anwesenheit konnte sie das nicht machen.

"Ja, ich denke auch, daß er das meiste mitbekommen hat", sagte sie und wenn Caitlin gut zugehört hatte, würde sie auch mehr verstehen und wenn sie sich dann vorstellte, daß es auch welche gab, die noch mächtiger waren, würde sie vielleicht sogar verstehen, was Helena ihr gesagt hatte.

"Ja, leider ging das gestern alles so schnell, weil es so spät war, da konnte ich nicht mehr sehen, was mit ihm wurde und ich dachte, die Archonten hätten ihn, ich habe da so was läuten hören, nur was kann man dann von den Informationen halten ... meiner Meinung nach nichts. Und um es mal ganz ehrlich zu sagen, jeder andere hätte Romero töten lassen.

Allerdings denke ich, es kommt sowieso nicht wirklich drauf an, ich habe so ein bisschen den Eindruck, die meisten wollen einfach nur ein Opfer und da bietet sich Oliver Buchet gerade an."

Sie seufzte.

"Mina wollte Romero behalten um jeden Preis, lieber ihn als mich sogar, und Galante sprang darauf an wie ein Schosshund."
 
Caitlin hatte ihre Gründe gehabt, sich zu schützen. Es war weniger, das mangelnde Vertrauen in die Lasombra/Toreador als das Bedürfniss ihren geist entweder bestmöglich vor Oliver Buchet zu schützen, oder es ihm so schwer wie möglich zu machen. Dass er versuchen würde ihr gedanken zu lesen, daran zweifelte sie nicht. schließlich musste er erfahren, wo Clan Tremere morgen stehen würde. Aber er musste in ihr entweder eine Gegnerin sehen oder zumindest eine fähige Partnerin. Zu beidem diente es, ihre Kraft einzusetzen und ihm entgegen zu stehen. Egal ob erfolgreich oder nicht. Bis dato hatte sich Caitlin schließlich noch immer nicht entschieden. Also ein Schachzug - nichts weiter.

Sie war Helena in das Haus der Buchets gefolgt und hatte Lenas Worte mit einen kurzen, nichtsdesto trotz von einem freundlichen Lächeln begleiteten: "Guten Abend." retouniert. Dann hatte sie die beiden ersteinmal recht schweigsam und nachdenklich begleitet. Dass Oliver Buchet nicht anwesend war war enttäuschend, aber verständlich. Allerdings konnte er durchaus geistig anwesend sein. Sie hatte nicht vor ihn innerlich zu einem Gott zu machen, aber unterschätzen würde sie diesen alten Toreador auch niemals.

Auf die Frage nach Romoero und dem genauen Inhalt des Deals warf Caitlin ein: " Lurker hatte Romero bei sich als wir heraus gekommen sind. Die Sonne ging auf und ich habe beide aus den Augen verloren. Ob sich Romero nun bei den Archonten oder Lurker aufhält kann ich leider nicht beantworten. Wir... Ich habe die Absprache mit Mina nicht eingehalten." Caitlin klang irgendwie bedrückt an dieser Stelle. "Ich konnte die Fähigkeiten dieses Geistes vorerst nicht einschätzen und hatte keine Wahl als auf ihren Vorschlag einzugegen. Und unsere Leute befanden sich dort unten - offenbar in Lebengefahr." Kiera war dort... "Wir mussten dort hinunter gelangen. Und schließlich habe ich ein Mittel gefunden, Mina stark zu schwächen. Wir waren nicht mehr gezwungen, den Mann zu opfern." Wortbruch für das Leben eines Menschen... ist das richtig?!? Vor wenigen Wochen hätte Caitlin noch: Niemals, gerufen. Plötzlich lautete aber ihre innere Antwort: ja. "Und ich bin sehr froh darüber."

Das Mina Rache geschworen hatte, wusste schließlich nur Lurker alleine.

"Es ist schade, dass Ihr Gatte heute Abend nicht anwesend ist." Das erste Mal dass Caitlin sie sietzte, denn eigentlich war sie sich nicht sicher wo sie standen. Beim Letzten Mal hatte sie der anderen im hinausgehen das "du" angeboten, doch wollte Lena darauf eingehen? Solange sie keine Antwort darauf hatte blieb Caitlin selbstverständlich beim höflichen "Sie". In dieser Hinsicht war eben jeder Tremere wohl erzogen. "Aber ich kann es durchaus verstehen, er hat eine sehr harte Zeit hinter sich und was morgen vor ihm liegt, muss mit Bedacht geplant und vorbereitet werden." Vorsichtig lenkte sie das Gespräch auf morgen. Über Romero konnte man sich später immer noch unterhalten. Was war mit morgen? Wo würden Caitlin ud Helena stehen?
 
"Wir alle sind hin und wieder gezwungen schwierige Entscheidungen zu treffen und es wäre vermessen zu glauben, dass wir dabei niemals einen Fehler machen!"

Ob Lena sich mit dem Schlusssatz direkt auf Romeros Rettung bezog, ließ sich nicht deuten. Allerdings würde einem aufmerksamen Betrachter auffallen, dass sie sich ebensowenig dafür bedankte.

Es wunderte die Lena ein wenig, dass es Helena vollkommen egal zu sein schien, dass der ehemalige Prinz von Finstertal einen Brief an die Archonten gesandt hatte, der allein die oberste Caitiff zum Inhalt hatte. Aber Lena wollte auch nicht darauf herumreiten, sie hatte die Information weitergegeben und es war allein an Helena etwas daraus zu machen. Wahrscheinlich, war es tatsächlich, nicht einmal wichtig.

Zudem gab es wichtigeres zu besprechen. Zum Beispielt den Grund des Besuches. Natürlich konnte Lena sich denken, warum die Regentin der Tremere höchstpersönlich auf einen Besuch vorbeikam, aber sie würde das Gespräch ganz sicher nicht eröffnen. Wenn Caitlin etwas wollte, dann musste sie auch mit der Sprache herausrücken.

Lena war gespannt, wohin das führen würde. Ihr war aufgefallen, dass beide Frauen sich noch immer nicht gesetzt hatten. Auch war ihre Frage nach einer Erfrischung nicht einmal beantwortet worden. Der Verdacht, dass es sich hier nicht um einen Höflichkeitsbesuch handelte, erhärtete sich. Bisher glich die Situation eher einem vorsichtigen Verhör...

"Was kann ich denn für Sie tun?"
 
Natürlich hatte Helena das mit dem Brief gehört und machte sich so ihre Gedanken, aber sie war nicht alleine hier und sie konnte sich da einiges vorstellen und hoffte, daß es zu ihren Gunsten war, doch im Moment konnte selbst eine gute gemeinte Hilfe ein Schuss in den Ofen sein.

"Natürlich nicht, es geht darum, daß es doch etliche gibt, die nichts anderes wollen, als einen anderen auf dem Thron. Die nicht einsehen wollen, daß da vielleicht mehr ist, als nur Kurzsichtigkeit bei deinem Mann. Ich hatte versucht zu vermitteln, daß es nicht damit getan wäre ihn als Opfer zu verlangen, aber ich rede da irgendwie gegen Wände", sagte sie dann und tippte sich dabei an die Stirn, in der Hoffnung, daß Lena verstehen würde, daß sie ihr eine telepathische Nachricht schicken würde.

'Lena, wie stehst du inzwischen dazu, daß noch etwas wichtiges erledigt werden muss und ja, ich bin auf deiner und Olivers Seite, was immer auch passiert.' würde dann wohl telepathisch bei dieser ankommen.

"Ich meine, du bist näher dran, wie siehst du die Sache, gibt es eine Möglichkeit, das Problem zu lösen."

Es bezog sich auf beides, das was sie ihr gesendet hatte und auf das Gesagte.
 
Ein offenes Wort mit Helena zu sprechen, wäre durchaus im Sinne Lenas gewesen, leider wusste die Toreador nicht einmal im Ansatz wie sie Caitlin einschätzen sollte? Die Tremere waren seit Jahrzehnten die engsten Verbündeten ihres Mannes und hatten, ob sie sich dessen nun bewusst waren oder nicht, mindestens genausoviel Dreck am Stecken wie er. Johardo hatte sich rechtzeitig in Sicherheit gebracht und den Kopf eingezogen. Nun war es an der aktuellen Regentin, sich für die unterschiedlichsten Vergehen ihres Clans zu rechtfertigen. Ob ihr bewusst war, dass sie sich durchaus selbst morgen Nacht am Pranger wiederfinden konnte? Sie mochte an den ganzen Verbrechen nicht beteiligt gewesen sein, wahrscheinlich hatte sie nichteinmal Kenntnis, nichts destotrotz war sie als Regentin verantwortlich. Glaubte sie tatsächlich Oliver Buchet würde sich stillschweigend niederknüppeln lassen? Wohl kaum...

"Bei aller Freundschaft, Helena. Wenn du Oliver Kurzsichtigkeit vorwirfst, hast du das ganze Ausmaß der vorliegenden Probleme noch nicht begriffen. Morgen wird es um sehr viel mehr gehen, als nur um die Verfehlungen eines einzelnen Mannes. Oliver hat weit mehr als hundert Jahre an dem Gemälde geforscht. Er ist dabei nie sonderlich rücksichtsvoll vorgegangen und hatte trotzdem stets vollkommen freie Hand. Natürlich muss dies seiner Stellung geschuldet werden und mit Sicherheit auch der schützenden Hand die Johardo über ihn hielt. Aber denkst du wirklich, dass war alles? Wir reden von einer Möglichkeit, TATSÄCHLICH unsterblich zu werden. Was glaubst du hat dieser Gedanke bei den wirklich mächtigen Kainiten ausgelöst? Nicht nur bei den Justikaren, sondern sehr viel weiter..."

Wieso nur, sah niemand das Gesamtbild? Morgen Nacht ging es nicht nur um eine einzelne Person, auch nicht um einen schnöden Prinzenposten. Morgen Nacht ging es einzig und allein um die Frage, wie zukünftig mit der Forschung um das größte Geheimnis der untoten Welt umgegangen werden sollte. Warum wohl hatten die Nosferatu einen ihrer ältesten Ahnen gesandt, damit er Zieglowski in den tiefsten Tiefen der Kanalisation verbarg. So tief und so mächtig geschützt, das selbst der mächtigste Blutzauber ihn nicht mehr zu Tage fördern würde. Warum wohl war Grimm auf der Bildfläche erschienen und warum hatten sich die Ventrue, die Gangrel und Brujah klammheimlich aus der Stadt zurückgezogen? Hier waren ganz andere Mächte am Werk! Nur das die Puppen dieser Stadt nicht begriffen, dass sie allesamt an Fäden hingen...

"Ihr könnt es akzeptieren oder auch nicht, letztlich gibt es nur einen einzigen Mann, der eine Lösung für dieses Problem liefern kann! Nur eine Person kann aus freien Stücken und allein für sich entscheiden, wie es weitergehen soll. Und das ist Oliver! Niemand sonst weiß mehr über die Geheimnisse von Zieglowski und seinem unheiligen Gemälde. Seine Erfahrungen sind mehr wert als alles Gold dieser Welt! Ihr könnt euch aufplustern, brüllen und drohend mit den Armen wedeln. Letztlich wird es nur eine einzige Lösung geben. Kurzsichtig daran ist nur, wer denkt es könnte anders laufen."

Oliver hatte dafür gesorgt, dass Zacharii ausgeschaltet wurde, die Garou waren zu einem jämmerliche Grüppchen zahnloser Monster zusammengeschrumpft. Die spanische Witwe war Geschichte und alle versteckten Labore des Koldunen waren ausgehoben und zerstört worden. Jedes Geheimnis das dem alten Toreador bisher entgangen war, lag willig zu seinen Füßen und konnte nach belieben aufgegriffen und untersucht werden. Alles was noch erledigt werden musste, war ein paar erboste Kinder zu befriedigen. Ein paar Süßigkeiten hier, ein paar lobende Worte da und alle würden wieder friedlich ins Bett huschen. Und selbst wenn es den ein oder anderen gab, der sich damit nicht zufrieden geben wollte, sobald sie übers Knie gelegt worden waren, würden auch sie kuschen und sich brav einfügen.

All dies war nicht Lenas Plan! Sie kannte nur die Tatsachen und hielt sich nicht damit auf sie lange schön zu reden. Sie hatte ihre eigenen Pläne, riskant, verwerflich und beinahe so etwas wie größenwahnsinnig. Aber sie würden dazu führen, dass Finstertal endlich befreit war. Wenn alles so funktionierte, wie sie es akribisch und bis ins kleinste Detail hinein geplant hatte, würde Ziege sterben, das Bild würde brennen und Oliver Buchet würde sterben. Ein schrecklicher Plan! Aber der einzige, der zur Erlösung führte...

Wenn ich nur mit euch reden könnte...
Wenn es mir nur möglich wäre zu vertrauen...

"Glaubt mir, ich wünschte mir nichts sehnlicher als einen anderen Weg! Eine andere, menschlichere Lösung..."
 
"Nein, Lena du verstehst nicht, nicht ich tue dies, ich habe Oliver Buchst nie für kurzsichtig gehalten, vermutlich ist er uns auch jetzt Lichtjahre voraus, aber viele andere, ich bin mir ganz sicher, dass er alles bedacht hat, nur ich rede gegen Wände, mir ist das klar, was du sagst, ich habe versucht, dies auch zu vermitteln, doch jeder kommt nur, wir müssen Buchet absetzen, dann ist alles gut, keiner denkt, daß da noch andere mächtiger dranhängen", erwiderte Helena.

Sie hatte den Prinzen nie für kurzsichtig gehalten. Das wäre ihr nie in den Sinn.

"Ich würde sogerne einfach mal mit allen die Sache diskuttieren, aber es geht nicht, bist du wirklich die Einzige, die mehr dahinter sieht? Du sagst es so wie ich es auch sehe, ich meine, was können wir tun, was können wir tun, daß die Mächtigen nicht über uns herfallen, egal was morgen mit Oliver passiert, ich denke, selbst der Tod scheint nicht das Ende zu sein.
Wenn es stimmt, was mir auf meinen Reisen jemand erzählt hat, gibt es Leute, die einfach einen Geist aus dem Umbra pflücken können, also selbst, wenn der Tod über deinen Mann verhängt würde, wäre ich mir nicht sicher, daß nicht einer sich dann sein Wissen zu nutze macht.

Also was tun, Lena?"

Vielleicht würde ja Caitlin mal was sagen. Das Lena daran dachte, Buchet zu töten wußte sie nicht.
 
Caitlin lachte leicht, als Lena, die Tendenz der Menschen - und Vampire zu Fehlern ansprach und ergänzte: "Das stimmt und ich bin garantiert nicht so vermessen der ersten Stein zu werfen." Sie warf einen Blick in die Runde und als Lena sich setzte, nahm sie ebenfalls Platz. Ihren Mantel, den ihr die Hausherrin bs dato nicht abgenommen hatte, legte sie fein säuberlich neben sich auf das Sofa und vergaß ihn sogleich. Es gab interessantere Themen als eine Gaderobe. Helena und Lena warfen sich die Bälle hin und her, immer beachtend das Caitlin im Raum war. Vielleicht fühlte sich die Tremere wie das fünfte Rad am Wagen oder noch besser hier, wie das dritte am Fahrrad, doch sie lies sich nichts anmerken. Statt dessen enspannte sie ein wenig und lauschte konzentriert den wichtigen Themen. Das Romero derart schnell abgehandelt war ,verwunderte sie, hatte doch Lena selbst ihn in diese Lage gebracht. Vielleicht lag es daran, dass er - wenn auch langjährig - eben "nur" ein Mitarbeiter war. Oder sie wollte einfach nicht darüber reden, weil es ihr zusehr ans Herz ging und Schwäche zeigte.

Dass Caitlin selbst einige unangenehme Fragen morgen würde beantworten müssen, war ihr bewusst. Und ob sie dabei wirklich Johardo schützen würde? Leider ja, Blut war Blut - vor allem bei HuC Temere. Man lieferte seinen Cansbruder nicht ans Messer. Dass sie selbst in die Verantwortung gezogen werden würde ,war für Caitlin allerdings eher verwunderlich. War es doch ihr ganzer Einsatz in den letzten Wochen für Finstertal, der dagegen klare Worte sprach.

Und klare Worte waren etwas ziemlich schwieriges, wenn man seinem Gegenüber nicht vertraute. Caitlin hatte Lena schließlich kaum anders als Lasombra-bessessen kennen gelernt. Und wieviel Rest noch darin steckte war auch nicht zu beziffern. Schon alleine, wie sie begrüßt wurden, also mit offensichtlicher Zurschaustellung der Tentakeln... Niemand würde hinterher sagen können: Ich habe es nicht gewußt, ich dachte sie wäre nur noch Toreador.. Das sollte Vertrauen schaffen? JA, war hier die Antwort, den Lena hielt das ofensichtlich nicht hinter dem Berg. Sie war immernoch zu einem Teil die Lady Noir, wenngleich sich Caitlin weigerte, sie so - sogar in Gedanken - zu betiteln. denn damit würde sie für sich entscheiden, dass Lena immer noch nur ein Gefangener ihres Körpers war und nicht die vollständige Kontrolle hatte. Und noch hatte Caitlin keinen Grund das zu glauben. Sie entschied sich in diesem Moment die Offenheit der Anderen zu honorieren.

Also unterbrach sie leider das Gepräch der beiden Quasi-Toreador und räusperte sich ein wenig. "Verzeiht mir bitte, wenn ich mich einmische. Vielleicht solltet ihr, bevor ihr weiter redet und versucht so kryptisch wie möglich zu sein und dabei große Umwege im Gespräch in Kauf nehmt, erfahren, wie ich über diese Situation denke. Es könnte die weitere Gesprächsführung ein wenig vereinfachen." Sie warf Helena und vor allem Lena einen sanften Blick zu. "Zunächsteinmal danke ich Ihnen für Ihre Gastfreundschaft und Ihre Offenheit, Mrs. Buchet. Dass wir heute Abend die Möglichkeit bekommen uns auszutauschen, erachte ich für sehr wichtig. Sie und vor allem Ihr Gatte sollten erfahren, wie sich HuC Tremere verhalten wird. Mir ist bewusst dass es gültige Veträge zwischen unseren Clans gibt. Solange diese von der Seite Ihres Clans eingehalten werden, wird Regent Grimm mit seiner Stimme als Primogen der Tremere zu seinem Wort stehen. Bleibt die Stimme der Primogena Honorable, also meine.

Ich bin mir ganz ehrlich noch nicht sicher. Ich weiß nicht, ob Ihr Mann in der Verfassung ist, eine Stadt zu regieren. Der Drang die Unsterblichkeit zu erforschen hat schon fast wahnhafte Züge angenommen, die ich mit meiner Erfahrung auf dem Gebiet der Psychologie diagnostizieren kann. Dabei scheinem ihm das Wohl der Einwohner dieser Stadt weniger zu bedeuten, als seine Forschung. Ich weiß, ich klinge jetzt als wüsste ich nicht, dass Prinzen nicht gewählt werden, sondern dass die Charakterstärke oder die körperliche Stärke ausreicht eine Stadt zu übernehmen. In diesem seltenen Fall, entscheiden wir morgen indirekt allerdings genau darüber. Denn sollte Buchet freigesprochen werden, wird ihn nichts auf der Welt davon abhalten wieder Prinz von Finstertal zu sein. Er weiß selbst, dass er diverse Clans gegen sich hat, also möglich ist alles.

Und schon wieder klinge ich kurzsichtig. Als ginge es morgen nur um unsere winzige Stadt. Ich möchte, dass Sie beide wissen, das ich sehr wohl zugehört habe. Ich werde nicht ignorieren, dass Finstertal grade zum Nabel der Welt geworden ist und alle untoten Augen auf uns gerichtet sind. Und vielleicht nicht nur diese Art Augen. Die echte Unsterblichkeit ist eine Sache, nach der es sicher viele verlangt.

Ich bin der persönlichen Überzeugung, dass es unsere Zivilisation vernichten würde."

Bähhhm... mit dem letzten Satz war sie abgrundtiv ehrlich und vertrauensvoll und sie hatte ihn leise ausgesprochen. Helena hatte bereits gewusst, wie Caitlin dachte und traute ihr immer noch nicht vollständig über den Weg. Das sich Caitlin entschieden hatte Lena zu trauen - und Buchet, denn der hörte ihrer Meinung nach mit - hatte die Regentin selbst überrascht. Diesen Entschluss hatte sie ziemlich spontan gefasst. Eigentlich in dem Moment, wo Lena ihre Tentakel nicht versteckte, sondern zu ihnen stand. Ob sie wusste, wieweit sich Caitlin da grade von der Linie ihres Clans enfernt hatte? Und wie riskant das war? Vertrauen gegen Vertrauen. Konnten sie nun offener miteinander umgehen?
 
Einer Tremere vertrauen...

Man man konnte den Gedanken drehen und wenden wie man wollte, egal aus welchem Blickwinkel man ihn auch betrachtete, er fühlte sich falsch an. Nicht nur, weil Johardo selbst bis zu den Ohren in die Verbrechen der Vergangenheit verwickelt war, sondern auch weil Caitlin selbst mehrfach bewiesen hatte, wie machtversessen sie war. Aber das war es nicht allein, erst kurz zuvor hatte Magdalena sich dem Sheriff gegenüber geöffnet und selbst der hatte nichts besseres zu tun gehabt, als noch während des Gesprächs zu versuchen, ihre Aufzeichnungen zu stehlen und sie damit zu hintergehen. Es gab nichts daran zu leugnen, sie saß in einem Loch voller hungriger Monster und versuchte das Alphatier ans Messer zu liefern, ohne selbst abgeschlachtet zu werden.

Allerdings war sie längst viel zu weit gegangen, um jetzt noch zurück zu können. Lena wusste, welch immenses Risisko sie einging, aber wenn ihr Plan gelingen sollte, brauchte sie so viel Unterstützung wie nur irgend möglich. Sieg oder Niederlage! Rettung oder Tod! Schwarz oder Weiß! Die Zeiten der Grautöne war lange vorbei, dass hatte Lurker ihr zu verstehen gegeben. Aus dem Fenster gesprungen war sie bereits, nun musste sie dafür sorgen, dass sich unten am Boden irgendetwas befand, dass sie auffing. Metaphorisch gesprochen...

Sie erhob sich ruckartig.

"Wenn Sie beide mich bitte für einen Augenblick entschuldigen wollen?"

Mehr sagte die Toreador nicht.
Schnell nickte sie ihren beiden Gästen noch einmal zu, dann trat sie hinaus in den Flur. Es war noch zu vernehmen, dass sie die Treppe zur oberen Etage nahm, dann war sie für vier Minuten und achtundreißig Sekunden verschwunden. (Nur falls es jemand genau nimmt) Als Lena zurückkehrte, schien sie erleichtert aber auch ein wenig gehetzt.

"Wie es scheint, hat sich Olivers Geist von seinem Körper getrennt. Ich weiß nicht genau, wo er ist aber es verschafft uns ein wenig Zeit. Allerdings nicht wirklich viel, daher muss ich Sie bitte mir zu vertrauen... Bitte, geben Sie mir ein paar Sekunden. Es könnte etwas... gespenstisch werden!? Erschrecken Sie nicht, Ihnen wird nichts geschehen!"

Um die drei Frauen herum verdichtete sich die Dunkelheit. Die Schwärze selbst schien auf sie zuzukriechen und sie Stück für Stück, Zentimeter für Zentimeter zu umschließen. Sie war dunler als alles was die Helena und Caitlin je gesehen hatten und schien von einer unheiligen Macht beseelt, die sich irgendwo ganz weit hinter in diesem... Nichts zu verbergen schien.

"Ich bitte Sie noch einmal um Verzeihung, aber ich darf kein unnötiges Risiko eingehen. Wie ich bereits sagte, haben wir nicht sonderlich viel Zeit. Daher muss ich Sie beide bitten, auf unnötige Fragen zu verzichten. Zu einem späteren Zeitpunkt, will ich Ihnen gerne zu jeder Nuance meiner Person Rede und Antwort stehen. Jetzt in dieser Sekunde aber, muss es genügen wenn ich sage, dass ich allein auf der Seite dieser Stadt stehe. Daher lassen Sie mich eine Frage stellen. Sie ist von großer Bedeteutung, also seien Sie bitte so freundlich und beantworten Sie sie wahrheitsgemäß..."

Lena wappnete sich innerlich, atmete einmal noch so hörbar wie unnötig durch und stellte dann die Frage von der alles abhing.

"Wie weit wären Sie bereit, für die vollständige Vernichtung Zieges und seines verfluchten Gemäldes zu gehen? Bedenken Sie vor Ihrer Antwort bitte meine vorherigen Worte und alle damit zusammenhängenden Konsequenzen..."
 
Das mit der Schatten hatte die Pseudotorrie schon früher fasziniert, das würde ihr ziemlich gut gefallen, diesen Effekt zu lernen, aber vermutlich konnte sie das nicht haben, so versuchte sie eher diese zu erfassen. Ach und was für ein Glück, daß Oliver Buchet sich gerade jetzt entschloss auf Geistreise zu gehen, was es doch für Zuffälle gab - gerade in Toreador-Kreisen, aber gut, sehen, was sich ergab

Lena war der Meinung, sie alleine würde auf der Seite der Stadt stehen. Wollte sie wieder vie bei Zach die Ausschlaggebende sein. Das sah Helena nun was anders, aber gut, wenn sie der Meinung war, konnte es ja sein, daß sie eine gute Idee hatte. Und es war natürlich auch eine Frage, wann später ...

"Ich werde tun, was ich denke, was getan werden muss, um keinem und ich sage wirklich keinem eine Chance zu geben jemals wieder etwas ähnliches zu vollbringen, wie Ziege ist", sagte sie dann.

Gut dazu gehörte aber auch das Johardo auf jeden Fall mit angeklagt werden musste, klar war, daß weder die Tremere noch der alte Malk oder alte Nossi was davon hatte.
 
Caitlin war während der Zeit, in der Lena oben war nicht sehr gesprächig. Im ersten Moment hatte sie fast panisch reagiert, als diese nach ihrem Geständnis zu abrupt den Raum verlies. Doch was wollte die andere machen?! Telefonieren und Grimm anrufen? Wohl eher nicht. Sie zwang sich zu entspannen und zu vertrauen. Es fiel ihr unendlich schwer, denn ihr Entschluss, dieser Wildfremden eine solche Waffe gegen sie in die Hand zu legen, stand auf gläsernen Füßen. Die Minuten vergingen... schier endlos lange Minuten waren es trotzdem. Zeit um Nachzudenken. Ihre unnatürliche Ruhe half ihr dabei. Sie fühlte sich... wohl damit. In einem fernen Eckchen ihres Verstandes schrie eine Stimme: "Vorsicht! Suchtgefahr!" Wahrscheinlich eben jener Teil der durch die lange Ausbildung zur Geisteswissenschaftlerin gegangen war. Psychologin nannte man es heute. Und dennoch... es war so einfach diese Stimme zu ignorieren, wenn man sich wohl fühlte.

Und dann waren auch die Minuten des Wartens vergangen und die Rückkehr von Lena riss die Tremere aus ihren Gedanken. Unheimlich war diese Frau. Dunkel; Dieser Person wollte sie vertrauen? Wenn Lena keine Lasombra war, wer war es dann?!? Caitlins Entschluss schwangte und drohte zu kippen, als die Worte der Prinzengattin sie wieder an Bord holten. Sie bat um Verzeihung und Vertrauen. Und genau das hatte Caitlin ihr doch zugesagt. Und sie hielt immer ihr Wort... naja... fast immer. Und dann kam diese Frage. Eine wichtige Frage und doch so einfach zu beantworten, wenn man in ihrer Haut steckte.
Da Helena zuerst antwortete hatte Caitlin einige Sekunden, um die Antwort zu formulieren. Unnötig, denn sie kamen ihr aus der Seele.

Wie weit wären Sie bereit, für die vollständige Vernichtung Zieges und seines verfluchten Gemäldes zu gehen?

"In dem Moment, wo mein Entschluss feststand und ich mich gegen meinen eigenen Clan gestellt habe, war meine Lebenszeit nur noch geliehen. Alles, was ich tun muss und tun kann, werde ich tun, damit die ewige Unsterblichkeit niemals irgendjemand weiterem in die Hände fällt. Ich werde bis zur letzten Minute dafür kämpfen Ziege und sein Mojo zu vernichten, denn ein Krieg zwischen wahren Unsterblichen wird unsere Zivilisation und alle, die ich liebe, vernichten." antwortete die aktuelle Regentin der Tremere von Finstertal sehr ruhig, leise und ernsthaft, dabei hielt sie ununterbrochenen Blickkontakt mit Lena.

Hier war noch jemand, der alles verlieren würde. Das war unausweichlich. Eine Zukunft gab es nicht. Und doch war wenig Trauer in Caitlins Blick. Entschlossenheit, Mut, Und Willenskraft. Sie hatte sich entschieden und ja, die Zwillinge waren beide immer schon schottische Sturrköpfe gewesen.
 
[Kurz zuvor in Oliver Buchets Schlafgemach:]
Wer mit hohem Einsatz spielte, durfte kein Detail vergessen. Jeder noch so kleine Fehler, jede dumme Unachtsamkeit konnte den Kopf kosten. Lena hatte ihre beiden Besucherinnen verlassen, um sich einige Momente freier Rede mit ihnen zu erkaufen. Es gabe nur einen Weg! Ihre Trumpfkarte war, dass Buchet noch immer überzeugt war, dass sie nach wie vor an sein Blut gebunden und ihm treu ergeben war. Sein einziger Fehler bisher, gleichwohl auch der schwerwiegendste.
Lena kniete sich neben ihren Gatten, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, strich ihm zärtlich durchs Haar und flüsterte ihm leise ins Ohr: "Caitlin McKinney ist hier. Du hattest mich gebeten, dich zu informieren falls sie uns besuchen kommen sollte. Ich werde sie so lange wie möglich beschäftigen, so dass du genügend Zeit hast. Pass auf dich auf, mein Herz!" Jedes ihrer Worte war erfüllt von Zärtlichkeit und tiefer Liebe.
Die Toreador ließ einige Sekunden verstreichen, dann nutzte sie ihre Macht um zu überprüfen ob Buchet sich auch tatsächlich auf den Weg gemacht hatte. Sie erkannte das silberne Band, dass seine entschwundene Seele mit dem leblos zurückgebliebenen Körper verband. Sehr gut, so hatte sie etwas Zeit gewonnen...

[Jetzt! Im Wohnraum der Buchets:]
"Sehr gut! Vielen Dank für Ihre offene Antwort. Wir können einige Minuten frei Reden. Die Dunkelheit schützt uns vor neugierigen Blicken. Oliver selbst ist per Geistreise zum Hauptquartier des Clans Tremere aufgebrochen. Bitte verzeihen Sie, Caitlin. Ich habe ihn darüber informiert dass Sie hier sind. Er bat nach seiner Rettung darum und wäre misstrauisch geworden, wenn ich es nicht getan hätte. Was genau er vor hat, weiß ich nicht? Aber es verschafft uns wenigstens ein bisschen Zeit..."

Hoffentlich war sich Caitlin darüber im Klaren, dass sich Buchet auch ohne ihren Besuch irgendwann auf den Weg gemacht hatte. Was er vornahm, war eine Astralreise, er konnte also nur beobachten, zuschauen und nötigenfalls mit dem ein oder anderen Kainiten kommunizieren. Wirklichen Schaden anrichten konnte er nicht. Und selbst wenn, wer oder was sollte ihn aufhalten?

Da war es vernünftiger seine geheimen Vorhaben wenigstens zum eigenen Vorteil zu nutzen...

"Ich habe einen Plan, mit dem wir die Vernichtung des Gemäldes erreichen können. Er baut auf einer Taktik meines Mannes auf, die er sich zurechtgelegt hat, falls er nicht wieder in den Stand des Prinzen erhoben werden sollte. Es ist also wichtig, dass auch Sie beide ihm während der Verhandlung das Vertrauen entziehen. Nur so wird er gezwungen sein, von seinem Hauptvorhaben, einfach alles beim Alten zu belassen, abzuweichen. Sein Plan für den Notfall ist anzubieten, sich für lange Zeit in Starre zu begeben und mich an seiner statt in das Amt des Prinzen zu berufen. Damit man ihm diesen Ausweg zugesteht, wird er zudem anbieten das versteckte Gemälde von Finstertal nach Warschau zu verfrachten, damit das Problem aus Finstertal verschwindet. Ziege selbst wird er der Stadt überlassen, er ist für ihn nicht mehr von Bedeutung. In diesem Atemzug in aller Öffentlichkeit zu fordern, dass das Gemälde vernichtet wird, wäre töricht. Wie ich eben schon erklärt habe, gibt es sehr mächtige Wesen, die äußerst erbost wären, wenn man das Bild so mir nichts, dir nichts zerstören würde."

Lena fiel auf, dass sie abzuschweifen begann und konzentrierte sich wieder aufs Wesentliche. Sie hatte es mit zwei sehr intelligenten Frauen zu tun, die sich sicherlich selbst ein Bild über Lage gemacht hatten.

"Oliver wird den Transport des Gemäldes in meine Hände legen. Und damit kommen wir zu dem Punkt, an dem der Verrat beginnt. Sobald sich mein Mann in Starre begeben hat, werden wir das Gemälde zerstören. Dies ist nicht so ohne weiteres möglich, ich weiß, aber ich habe mich vorbereitet und kann die Zerstören gewährleisten. Sobald das Bild nicht mehr existiert, wird auch Ziege vergehen. Anschließend werde ich mein Amt als Prinz dieser Stadt erneut zur Diskussion stellen. Eigentlich hatte ich vor, den Posten direkt im Anschluss niederzulegen, aber ich wurde, von jenen die bereits informiert sind, gebeten auch langfristig im Amt zu bleiben..."

Wovon ich allerdings noch lange nicht überzeugt bin...

"Im gleichen Atemzug, in dem wir die Zukunft des Prinzenamtes besprechen, sollten wir dann über die Zukunft Oliver Buchets beratschlagen. Sie werden sich vorstellen können, dass er ob der Zerstörung seiner Obsession ausgesprochen erbost reagieren wird. Seien Sie versichert, dass er den Problemen die Zacharii verursacht hat, in nichts nachstehen würde..."

So!
Die Katze war aus dem Sack. Nun war es an den beiden Frauen, den Plan gutzuheißen oder für Lenas Untergang zu sorgen. Nie hatte ihr Vorhaben wohl auf wackligeren Füße gestanden, als in diesem Moment.
 
Dieses Mal würde Helena nicht als erste antworten, zumal ihr einiges an der Sache nicht gefiel und sie einige Wege bedenken musste.

Lena wollte also Oliver ausspielen und dann einen auf Vernichten machen, weil anders konnte sie das nicht deuten, andere wollten, daß sie dann länger Prinz blieb. Klar, die nächste Schwarze Witwe, war ja auch so toll, wenn man die Königsmörderin auf dem Thron hatte. Aber wenn dann Caitlin den Seneschall-Posten bekam, würde sie zufrieden sein, war da nicht auch was gewesen, daß Caitlin Noir gebunden hatte, so recht erinnern konnte sie sich nicht, aber wenn nicht würde die Regentin das schon nachholen.

Der Rest, war vermutlich mit Geld und kleinen Geschenken zu blenden.

Und der Plan mit dem Bild? Der, der vermutlich schlimmer war als Oliver jemals werden konnte, saß sicher in Warschau und musste nur warten, bis er eh alles bekam. Klar, Lena hatte schon einmal behauptet, Oliver getötet zu haben und es war nicht so, und wo war die Garantie, daß das Bild wirklich in die Hände der Finstertaler kam? Es gab keine. Und wer konnte das Bild vernichten, achja - auch nur entweder Lena oder die Tremere.

Sprich, die Stadt würde dann alleine von Lena Buchet abhängig sein. Wollte sie das wirklich? Und wenn Buchet getötet wurde? Seine Seele war nicht so weit zerstört, daß sie ganz weg war, wie Helena das sah und wer sagte dann nicht, daß da schon etliche bereitstanden, um sie wegzupflücken, wenn es starb und dann bentutzen, um doch zu bekommen, was sie wollten. Zwar tat die Camarilla alles ab, aber was ihr da Leute auf ihren Reisen erzählt hatten sprach eine andere Sprache und warum hatten die Tremere mindestens 2 Leute da, die Totengeister versklaven konnten?

Und einer der Caitiff brachte auch mehr oder weniger Grüsse aus Florenz mit und dort hatten die Giovanni ganz schlimm ihre Finger mit im Spiel, vielleicht auch ein Spion von denen, weil hier keiner einen Giovanni dulden würde.

Während sie über die Sachen nachdachte, sah sie von einer zur anderen, immerhin war es für Caitlin wichtiger, was hier gesagt wurde.
 
Buchet war also zum Gildehaus unterwegs ?!? Warum nur. Das einzige, dass sie sich vorstellen konnte, war, dass er sich persönlich davon überzeugen musste, dass etwas noch an dem Ort und Fleck war, wo Johardo es für ihn hingelegt hatte. Was könnte so wichtig sein. Vielleicht ein ganz bestimmtes Gemälde?!? Wobei die Regentin eher vermutet hätte, dass es Johardo in der Burg aufbewahren würde. In seinem ehemaligen zuHause - wo sich eine ganze Meute Handwerker und Adepten, Guhle und sonstige Leute herumtrieben, Wände aufklopften und neue Rituale durchführten. Vielleicht doch eher ein mieses Versteck. Das Beste war immer noch unter der Nase von allen, an einem Ort, wo man es nicht erwartet hätte... Wie dem auch sei, Buchet war abgelenkt. Gut. Jedenfalls wenn sie Lena Glauben schenken sollte und das nicht der ultimative Test ihrer Loyalität war. Vertrauen ist eben keine leicht Angelegenheit.

Caitlin hörte sich Lenas weitere Worte an. Dass sie für einen Moment sprachlos und wie erstarrt war, war ihr sicher zu verzeihen. Das war Lenas Plan? Sie wiederholte ihn Satz für Satz und zerflückte ihn. Er war löchrig wie ein Schweizer Käse, ABER und das war etwas, wo sie sich mindestens genau so sicher war: Struckturierter und durchdachter als alles, was sie sonst noch alle auf Lager hatten. Leider.

Sie schwieg immer noch, aber offenbar ging es Helena nicht anders. Lenas Geduld wurde auf die harte Probe gestellt und Caitlin hatte nicht den Hauch von Mitleid. Sie war anderweitig beschäftigt.

Nicht etwa mit dem großartigem Planen ihrer goldenen Zukunft als Seneshall und Regentin, wie es vielleicht Helena vermuten würde. Eine solche Zukunft lag einfach nicht mehr in ihrer Reichweite. Sie hatte Tage, vielleicht 2 Wochen. Nicht mehr. Tolle Zeit als Seneshall. Zumal, und davon war Caitlin völlig überzeugt, wäre SIE Seneshall egal wer Prinz sein würde. Lena oder Oliver Buchet. Sie war fähig und hatte genau das bereits in Finstertals dunkelsten Tagen bewiesen. Es hatte ihr Spaß gemacht und vielleicht hätte sie einfach brav alle Befehle ausführen sollen und weiter den goldenen Sessel besetzen können. Es wäre der einfachere Weg gewesen. Leider hatte ihr der einfache Weg noch nie gelegen und sie musste ja unbedingt mit dem Dickkopf durch die Wand.

Immer noch Schweigen.

... Indem sie der anderen ihrem Stand gegen HuC offenbart hat, hatte sich Caitlin ans Messer geliefert. Eine Umkehr war nicht möglich oder zumindest unsinnig. Es würde die Toreador/Lasombra nur einen einzigen Anruf kosten und die Regentin wäre aus dem Weg. Lena dagegen hatte sich mit ihrer Plan ebenfalls ans Messer geliefert. Es würde Caitlin einen Anruf kosten, und sie war aus dem Weg. Dafür würde wiederum Johardo sorgen, der seinen langjährigen Freund vor solch einer Intriege bewahren würde. Ein Patt bis dato.
Eine rätselhafte Sache. Wie war es überhaupt möglich, dass sich Lena mit derartigen Gedanken beschäftigte, wenn sie nicht eine Falle bedeuteten? Sie war als ehemalige Guhlin und Ehefrau mit absoluter Sicherheit blutsgebunden. Oder etwa nicht?!? War das möglich?" Die Regentin legte plötzlich den Kopf schief und sah Lena immer noch nachdenklich aber mit hochgezogener Augenbraue an.

"Ihr Plan ist gefährlich, aber könnte durchaus funktionieren. Bevor ich aber überhaupt mit dem Gedanken spielen will, Teil dieses Komplotts zu sein, möchte ich zwei Dinge von Ihnen bewiesen haben:
Zum einen: Wie genau haben sie vor das Bild zu vernichten?!? Ich bin optimistisch, dass meine okkulten Vorkenntnisse reichen, um zumindest einschätzen zu können, ob Ihre Fähigkeiten dazu ausreichen. Und als zweites: Ich benötige einen Beweis, dass es sich nicht um einen perfekt durchdachten Plan Ihres Mannes handelt, der seine treue, blutsgebundene Ehefrau dazu benutzt, die Hüterin und die Regentin mit einem Abwasch für seine Zwecke zu misbrauchen. Im Blut liegt die Wahrheit. Ich habe Ihnen nichts weniger als mein Leben anvertraut. Vertrauen Sie mir Ihr Blut an?" Wer vertraute schon einer Tremere sein Blut an? Jemand, der nichts zu verbergen und noch viel weniger zu verlieren hatte.
 
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