[14.05.] Heimliche Gäste bei Mentesse

Es wurde kitzlig, auch wenn die drei Einbrecher rohe Gewalt anwendeten. Mehrfach rutschte der Hebel an dem die Männer zerrten und zogen ab weil der Ansatzpunkt zu klein und der Widerstand der schweren Stahlwände und ihrer Halterungen zu groß waren.
Moishe sah sich vor seinem geistigen Auge schon als ewigen Gefangenen dieses Gangs ohne Fluchtweg, dahinschwindend mangels Vita bis ihm oder einem seiner Mitgefangenen die Kontrolle über ihr Tier entglitt und man in einem Akt barbarischen Kannibalismus über seine Mitgefangenen herfiel und sich auf diese Weise eine Galgenfrist durch deren Vitae verschaffte die nur allzu schnell ebenfalls verstreichen würde und auch diesen letzten Überlebenden als blutleere Hülle in diesem stählernen Grab zurücklassen würde.
Ein kurzes Knacken der Wand unter ihren Anstrengungen gab die Initialzündung, der Ventrue mobilisierte seine letzte Willenskraft und tat etwas was er bisher noch nie in seinem Unleben getan hatte.
Moishe pumpte sein Blut in seine Muskeln und überschritt damit kurzfristig die Grenzen die ihm sein Körper und die Generation seines Blutes auferlegten. War er bisher nur einem sterblichen Kraftmenschen gleichzusetzen gewesen war es für seine Kameraden jetzt so als würde Moishe mit der Kraft eines Rhinozeros oder Elefanten zu Werke gehen.
Der Hebel wurde in die Stahlwand gepresst, die sich unter dem Druck an dieser Stelle tatsächlich leicht verformte so das der Hebel tiefer in die Schnittstelle rutschte, mehr Halt fand und so seine Kraft besser wirken konnte, gleichzeitig verstärkte Moishe kurzfristig in einer weise die Hebelwirkung das die Halteschiene tatsächlich nachgab und die schwere Stahlwand zur Seite schwang – während der kurze Kraftschub schon wieder schwand und eine Leere in Moishe hinterlies kippte die Wand aus ihrer Halterung.
 
Nein, sie kippte nicht, sie liess sich ein Stückchen zur Seite schieben und dahinter wurde eine Tür mit einem kleinen Panell sichtbar, vermutlich die, die Antonia erwähnt hatte. Würden sie dahinter am Ziel sein?
 
Nachdem sich Moishe einen Augenblick lang von der Vitaeflut in seinem Körper erholte und versuchte ein wenig von diesem Powerschub wieder herunterzukommen und seine Sinne zu klären machte er sich daran genauer zu betrachten was er da bei diesem Kästchen und der Tür vor sich hatte.
Er sah sich soweit möglich den Rahmen der Tür an, suchte nach Überraschungen für den unwillkommenen Eindringling, die pfahlgespickte Fallgrube und der Flammenwerfer am Fenster im Obergeschoß waren ihm Warnung genug. Also suchte er erst nach der Maßnahme gegen den Einbrecher an der Tür bevor er sich genauer den Türmechanismus und das Panel betrachtete, er versuchte dabei Kai genügend Platz zu lassen so daß auch der sich das Sicherheitssystem besehen konnte. Es blieb nun die Frage: Wie funktioniert das Sicherheitssystem und wo war es angreifbar und zu überwinden?
 
Ohne Strom würde wohl die Eingabefunktion nicht funktionieren, soviel war wohl klar, aber mit etwas Glück würde man das ganze Panel ausbauen können, damit man endlich ans Ziel kam und dann alles nur noch ein reines Kinderspiel für einen ausgebildeten Mossad-Spion war.
 
Moishe nickte Kai zu als das Panel nun endlich frei lag und prüfte ob der eingang noch unter Spannung stand, bzw. ob das System noch Energie hatte. Als der Ventrue erkannte das er ein totes System vor sich hatte stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen.
"Kein Saft mehr drin Leute, jetzt bauen wir das verdammte Ding einfach aus und gehen rein. Aber seid vorsichtig! Derjenige der das Blutbad im Haus angerichtet hat wird wahrscheinlich im Raum dahinter sein. Also gehen wir mit aller Vorsicht rein und und halten alle die Waffen bereit."
Moishes Künste als Handwerker waren beschränkt, er schraubte und baute eher selten, dazu hatte er in den letzten Jahren kaum Zeit gehabt, aber nach und nach löste sich der Panel unter Mithilfe der beiden Kameraden.
 
Schließlich war das Panel ausgebaut und dann ließ sich die Tür zur Seite schieben, allerdings nur, daß sie die Bescherrung dahinter sahen und ihnen war nun klar geworden, was sich verschoben hatte, denn dahinter war der ganze bereich gut 10 Meter in die Tiefe gesunken und alles lag unten im dunkel. Auf der anderen Seite würde es wohl auch weitergehen, doch hier war definitiv erst mal ein Loch.
 
Moishe leuchtete mit seiner starken Lampe hinunter um zu sehen was dort unten lag, der da im Boden versunken war, immerhin hoffte er dort den Kontrollraum auszumachen, den er unbedingt erreichen wollte. Auf welcher Ebene der lag war dem Ventrue eigentlich egal.
Viel weiter runter kann das ja nicht mehr gehen, denn die Villa ist unter Mentesse ja wohl nicht gänzlich neu gebaut worden und die alten Baupläne sagten nichts davon dass das Gebäude mehrere Ebenen unterkellert war. Unterirdische Bagger- und Kranarbeiten in dieser Wohngegend kann ich mir auch einfach nicht vorstellen, selbst wenn er ein Meister der Beherrschung und Präsenz war wäre es fast unmöglich das vollkommen zu vermeiden und als junges Kainskind dürfte ihm das kaum möglich gewesen sein, also sollten wir eigentlich bald den untersten bereich erreicht haben. Wahrscheinlich wurde dieser Raum nur abgesenkt um das Erreichen des Kontrollraums zu einer schwierigen Kletterpartie zu machen, aber das sollten wir irgendwie schaffen.
 
Kai behielt währendessen eher die Umgebung im Raum im Licht seiner Lampe, es gab keinen Grund Moishe noch im Weg zu stehen. Die unausgesprochene Frage danach was Moishe hier fand war am leichten seitlichen Zuneigen des Kopfes von Kai in Richtung von Moishe zu lesen.
 
Sie blickten auf eine Decke oder einen Boden, das war hier wohl eher Definitionssache, allerdings waren einige Kabel zu erkennen und es gab wohl auch eine Klappe, die aber bestimmt auch verschlossen war.
 
Damit war vielleicht doch ein größerer Teil des Gebäudes tief unterkellert als man annehmen wollte. An einem Abstieg führte wohl kein wirklicher Weg dran vorbei um überhaupt mal an die Klappe unter der Gruppe heranzukommen. Das man notfalls die 10 Meter schnell überbrücken konnte nach oben hatte man ja immerhin schon erlebt.

"Diesmal nehm ich das Seil zum Abstieg. Kannst du es an der Öffnung befestigen?"
 
"Mach ich, immer her damit!" Blöde Frage, klar nehmen wir das Seil, ich spring nicht freiwillig in die Grube Kai, schlimm genug dasich ab und zu mal unabsichtlich reinpurzele! Moishe war nicht wirklich schlecht gelaunt, immerhin waren sie endlich aus dem Gang hinter der Eingangstür heraus. Es ging langsam voran, aber es ging voran.
"Wie wäre es denn wenn wir mal was Leuchtendes nach unten werfen, Du weisst schon, welche von diesen berühmten Knacklichtern damit wir erstmal sehen wohin wir da klettern?" Moishe dachte immer noch an den Dialog aus Rambo III bezüglich des "blauen Lichts".
Dann machte es sich ans anbinden und sichern des Seils.
 
Nun, so viel neue Erkenntnisse, würde das Knicklicht auch nicht bringen, vorallem wenn man nicht mit verstärkten Sinnen ausgestattet war, aber natürlich hatte es einen gewissen psychologischen Effekt, in dem es eine gewisse Sicherheit suggestierte, daß es dort einen festen Boden unter den Füssen gab.
 
"Hm, wir werden uns wohl unten überraschen lassen müssen, denn das Ding leuchtet zwar blau, aber es erleuchtet irgendwie nicht viel. Willst Du vorgehen Kai? Iain und ich kommen nach sobald du grünes Licht gibst".
 
Kai nickte, während er seine Leuchtende TAschenlampe umgekehrt an den Gürtel hängte um ein wenig Licht dadurch in den Bereich unter ihm zu bringen. Nur knapp hatte er sich bei dem Knicklicht die Frage "Und was macht das?" verkniffen um den unausgesprochenen Dialog aufzunehmen, aber dafür war er in Gedanken zu ernsthaft. Er griff nach dem Seil und begann rückwärts durch das Loch zu klettern, mühsam und nicht unbedingt elegant wirkend, aber irgendwas war eben immer. Mangels richtigem Klettergurt und Haken für das Seil war er keineswegs richtig gesichert, aber so musste es eben auch so gehen. Seine Füße drückten gegen die Wand um sich im rechten Winkel zu ihr aufzurichten und halbwegs vernünftig kontrolliert mit dem Seil absteigen zu können.

Bis jetzt wirkt es noch gut.

So gut es ging achtete er auch schon auf die Wände auf dem Weg nach unten, am Boden angekommen kam erstmal der prüfende Blick auf die Umgebung bevor er ein klares Signal gegen konnte.
 
Nun, die Wände und der Boden waren fest, das hier war schließlich kein schlechter Film mit miesen Tricks, sondern nur die harte Realität.
 
Kai nahm die Lampe vom Gürtel nachdem er unten angekommen war und sah sich um, betrachtete Boden und Wände, bis er für den Moment keine Gefahrenquellen erkennen konnte.

"KEine offensichtliche Gefahr!"

Rief er nach oben und sah sich die Klappe schonmal etwas genauer an während die anderen auf dem Weg nach unten waren.
 
Moishe folgte Kai nach als dieser die Ungefährlichkeit signalisierte, seilte aber zuvor die Ausrüstung der Gruppe ab. Dann kletterte er selbst hinab.
 
Da standen sie nun und vor ihnen war eine Art Lucke, die man vermutlich mit etwas Gewalt gut würde öffnen können, wenn man das wollte. Ein wenig Werkzeug sollten die Männer doch dabei haben.
 
"Sollte kein großes Hindernis darstellen, oder? Ausser der Luke ist mir hier noch nichts aufgefallen."

Damit griff er nach seinem Multifunktionswerkzeug um sich damit ein wenig Platz für seine Finer zu schaffen um ansetzen zu könne.
 
Moishe lies Kai Platz um zu arbeiten und achtete lieber auf Fallen und Aufspürmechanismen für Eindringlinge, die sie bisher nicht wahrgenommen hatten.
 
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