[14.05.2008] Gimme Shelter

Jack dachte über das Gesagte nach. Er konnte den Standpunkt des Nosferatu nur zu gut nachvollziehen.

"Ich respektiere Ihre Bedenken und ich teile diese. Aber sehen Sie die Motorräder dort draußen auf dem Parkplatz? Erinnern Sie sich an das, was ich bereits zuvor sagte? Malik respektiert die Gesetze der Maskerade - vielleicht auch unfreiwillig - und bei einem Angriff würde er diesen Laden nicht lebend verlassen, egal wie stark er sein mag. Wenn er agiert, dann agieren die Menschen. Wenn er überleben sollte - was unwahrscheinlich ist - dann wäre es sein Kopf, der rollt. Das wird er sich nicht erlauben. So wahnsinnig er sein mag, ich berücksichtige in meiner Gleichung seinen Überlebenswillen.
Wir beiden können eine Vereinbarung unterzeichnen. Handschriftlich. Diese fotografieren wir mit einem Mobiltelefon oder einer Kamera. Das Datum wird eingeblendet sein. Wenn mein Verhalten von der Vereinbarung stark abweicht, dann haben Sie und Ihr Clan einen Beweis für die üblen Machenschaften der regierenden Partei von Finstertal. Das ist doch viel wert, oder etwa nicht?
Mir fällt auch noch etwas ein, das Sie vorhin erwähnten. Als mich Malik kontaktierte wusste er noch nichts davon, dass ich zumindest teilweise seine Pläne durchschaut habe. Wie gesagt, er wollte mich in eine Falle locken und darauf habe ich mich nicht eingelassen."

Jack schien von dem Plan begeistert zu sein. Es blieb nur die Frage offen, ob der Nosferatu sich davon überzeugen ließ.
 
Und da kam die Verdunkelungsfähigkeit mancher Clans ins Spiel... Das brachte Thürmer dann aber nicht aufs Tapet, dann hätten sie sich nämlich weiter an Kleinigkeiten festgebissen.

"Was für eine Art von Beeinflussung erwarten sie denn ?" fragte er skeptisch. Er glaubte nicht, daß Malik hier das große 'Clockwork Orange' Faß aufmachen würde.
 
"Ich bin mir nicht sicher. Ich habe davon gehört, dass die Lunatics einen verrückt machen oder sogar das geistige Denken manipulieren können. Das mögen Gerüchte sein, aber hier in Europa traue ich den Alten so ziemlich alles zu. Alles worum ich Sie nun bitten würde wäre die Basis der Falle mit mir gemeinsam zu legen und sich danach in sicherem Abstand auf die Lauer zu legen. Wäre das für Sie akzeptabel?"

Jack fummelte nun sein Zopfgummi aus den Haaren, zerstrubbelte die Frisur und tauschte seine Brille mit dem altbekannten Modell aus.
 
"Aha ?"

Thürmer fand das als Grundlage für die ganze Aktion ein bißchen dünn, aber was sollte es ? Wenn es dem Brujah die nötige Sicherheit gab und er selber aus der Schußlinie bleiben konnte...

"Wie sieht diese Grundlage genau aus ?"
 
"Wie ich bereits erwähnte... Wir sorgen dafür, dass hier ein wenig Wirbel um einen prominenten Musiker entsteht, überreden den Wirt für ein spontanes Konzert - was bei meinem Ruf nicht schwer werden sollte - und vorher unterschreiben wir die Vereinbarung. Mehr gibt es für Sie nicht zu tun."

Jack schaute schon wieder gierig aus dem Fenster zu seinem Auto herüber. In ihm brodelte das Verlangen nach einer Gitarre in seinen Händen und er wollte endlich wieder Saiten zupfen. Die Bedrohung durch Malik rückte sogar in die zweite Reihe.
 
"Dann setzen sie mal auf."

Thürmer glaubte nicht an die Notwendigkeit oder Wirksamkeit der Maßnahme, von der juristischen Beweiskraft wollte er gar nicht anfangen. Den Lappen würde man ihm im besten Fall lachend um die Ohren hauen... Aber wenn es den Brujah beruhigte...

"Oh, und ich werde das Dokument anschließend an mich nehmen. Nicht, daß es gefunden wird oder so etwas."
 
Jack ging an die Theke und besorge sich Stift und Papier vom Saftschubser. Zurück am Tisch formulierte er seinen Plan sachlich und neutral. Er versah das Schreiben mit Datum, Ort und seiner extrovertierten Unterschrift: Love - Jack Cunningham

Er fotografierte das Papier mit seinem Smartphone und schickte es an die Nummer des Nosferatu.

"Nehmen Sie das Original gerne entgegen. Nun folgen Sie mir bitte."

Jack ging nach draußen, öffnete den Kofferraum seines Fahrzeugs und griff sich einen Koffer und eine Reisetasche.

"Sie wissen, was Sie zu tun haben."

Jack schnappte sich noch den Hut, der zu seinem Markenzeichen geworden war, und setzte ihn auf. Danach ging er schwer bepackt zurück in die Kneipe. Mit einem lauten Pochen knallten die Taschen auf den Schankboden.

"Greetings, my lovely friends. Jack Cunningham is about to play now and for free for you if the owner is fine with that."

Zugleich zog Jack sein Smartphone aus der Tasche und tippte eine SMS an Malik
Du kannst jetzt schon in die Kneipe kommen. Love - Jack
 
Soviel zu dem Thema...

Thürmer nahm das Papier an sich und verschwand mit den Worten "Viel Glück, bis später !"
Jack merkte, daß das Bild nicht zu Thürmer gesenset werden konnte, als er die SMS an Malik schrieb. Immerhin schaffte das Modell Text-SMS...

Thürmer machte sich nach einem Blick auf die Uhr auf den Weg in die Stadt. Er hatte immerhin noch 1 1/2 Szunden Zeit, bis Malik eintraf.
 
Jack wusste natürlich nicht, dass er blöd da stand, weil die Mail nicht an des Doktors Adresse gesendet werden konnte. Solche Nachrichten wurden anders behandelt als SMS oder Anrufe. Jack fühlte sich unbeschreiblich gut und er fühlte seine Flanke gedeckt. Das war wohl der so genannte Placebo-Effekt.

Nun kam alles darauf an, wie das Publikum und der Wirt reagieren würden. Für Jack war es selbstverständlich, dass ihn Hardrock-Fans sofort erkennen würden.
 
Es gab entsprechendes Gejohle und Applaus, Jack musste sichauch einiger Fans "erwehren" die nicht viel vom Wohlfühlabstand zwischen Menschen zu halten schienen und Jack plumb vertraulich auf die Pelle rückten.
Der Wirt war das was die Ventrue wohl einen langhaarigen Bombenleger nennen würde, der neben einer fleckigen Jeans ein ähnlich fleckiges AC/DC - T-Shirt trug und nach einem langen Arbeitstag nach Schweiss, Bratfett und verschüttetem Bier roch.
"Ho, Jack Cunningham, ist mir ein Fest mein Gutster!" Der sächsische Dialekt war nicht zu überhören. "Ich bin Maik. Willkommen in meiner bescheidenen Hütte!"
 
Ob es nun Zufall war oder Vorhersehung, doch mit der letzten SMS an Malik hatte Jack genau das erreicht, was er nicht gewollt hatte. Es würde kein anderer Kainit in der Nähe der Kneipe sein, denn die Geißel fackelte nicht lang und bewegte sich nun noch schneller in Richtung Treffpunkt.

Malik hatte nie vorgehabt erst in zwei Stunden zu dem Treffen zu gehen, denn er traute dem Brujah eine unüberlegte schnelle Aktion zu und daher wollte er vorher den Ort noch ein wenig ausspionieren. Dass er jetzt schon kommen konnte, passte ihn daher zwar nicht in seinen Plan, doch würde er immer noch genug Zeit haben, sich in ruhe umzusehen. Der Schwarze rechnete damit ein oder zwei andere Kainiten vorzufinden, die sich Jack als Rückendeckung zugelegt hatte, einer davon war sicher einer der Verborgenen, nämlich Jacks Fürsprecher. Doch das Thürmer nun dachte, dass er erst in 1 1/2 Stunden wieder da sein musste, war für den Malkavianer ein Glücksfall.

Schon früh zog sich Malik daher eine Maske über sein Gesicht und war nun ein durchschnittlich aussehender Weißer Ende 20. Hehe...da hast du deine weiße Fahne Jackyboy... So würde ihn niemand erkennen, denn der Ahn war sich sicher, dass nur wenige Kainiten in Finstertal seine Macht in den Künsten der Verschleierung durchschauen konnten.

So betrat Malik nach gerade mal 30 Minuten die Kneipe und staunte nicht schlecht, als Jack scheinbar ein kleines Konzert gab. Du willst dir also ein wenig Deckung durch Menschen verschaffen...oh Jacky...du musst noch viel lernen.
Malik ging in seiner neuen Gestalt lässig zur Theke und bestellte sich ein Bier und lauschte dann der Musik des Brujah. Schließlich hatte er nicht gelogen und mochte sie wirklich. Doch hörte er nur mit seinen Ohren der Musik zu und seine Augen suchten die Kneipe nach bekannten Kainiten oder Verborgenen ab. Jeder der Gäste konnte ein Nosferatu sein, doch Malik hatte auch großes Vertrauen in seine Gabe der Wahrnehmen und war sich sicher jeden Schleier durchbohren zu können.
 
Jack ergab sich der Masse an Fans und badete genüsslich in der Menge. Er klopfte auf Schultern, schüttelte Hände und gab die ein oder andere Runde Bier aus. Hier und da schrieb er Autogramme für die Gäste.

Gib mir Glamour. Gib mir Ruhm. Gib mir Rock n Roll. Gib mir Blitzlicht.
Gimme Hardrock, Baby. And I Like it. Gimme Hardrock, Baby. And I like it. Love it. Like it. Love it...

Nachdem er den Fans genügend Aufmerksam geschenkt hatte, griff er sich das Instrument und das Zubehör und baute alles auf. Die Handgriffe waren routiniert. Er brauchte nur um die 5 Minuten.

Auf einem Barhocker sitzend haute er dann nach allen Regeln der Kunst in die Saiten und bedeutete dem Wirt die Lautstärke noch weiter aufzudrehen.

Würde Doktor Thürmer noch irgendwo in der Straße sein, dann würde er mit Sicherheit den lauten Sound aus der Kneipe bemerken.

Jack spielte seine bekanntesten Hits im Bereich des Hardrock und Metal. Als er sich genug aufgewärmt hatte, stachelte er die Menge zu wildem Pogo auf. Er kickte den Barhocker auf der improvisierten Bühne um, machte mit der Gitarre in der Hand wilde Luftsprünge und zog so gut er konnte eine Show auf dem kleinen Raum ab. Ohne ein Mikrofon schrie er seine Texte mit krächziger Stimme während der hohen Tonlagen so laut er nur konnte, damit sie nicht vollkommen untergingen.

Hier, erstick dran, Malik!

I'm ridin' out the wind, I'm comin' home
It doesn't matter where I've been, I'm comin' home
Crawlin' on all fours, I'm comin' home
Turnin' brick walls into doors, I'm comin' home

I've got the taste in my mouth
I've hot a hunger in my gut
My skin has turned to leather
My hair is banded rope
My knees have buckled beneath the weight of doubt
But now I miss things that I have done without

I'm comin' home, but I ain't comin' home for you
I'm comin' home, ain't nothin' you can do about it
Ain't nothin' you can do about it


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Malik untersuchte noch immer die Umgebung nach Feinden. Jack hatte in seinem Pokerspiel voll und ganz geblufft. Er setzte alles auf eine Karte, aber er wusste nicht, dass ihm die Karte bereits aus der Hand gefallen war. Sein einziges Glück war, dass Malik dies auch nicht wusste. Das Geschehen in der Kneipe konnte in einem bösen Mexican Standoff enden.

Um Jack herum entstand mittlerweile eine wilde Melange aus strubbeligen Haaren, Schweiß, harten Riffs und einem verführerischen Südstaaten-Groove, der die ganze Szenerie in den Angeln hielt.

Jack setzte zu einem neuen Song an. Er hatte ihn erst gestern in seinem schäbigen Geländewagen geschrieben. Während der Arbeit an dem Lied konzentrierte sich Jack in erster Linie auf das Gitarrenspiel. Den Bass hatte er lieblos eingebunden und auch das Schlagzeug des Drum-Computers wirkte nicht professionell komponiert. Dennoch versprühte das Lied einen psychedelischen Charme. Zusammen mit Jacks Stimme erklang die Telecaster in den Köpfen der Zuhörer wie ein akustischer Trip auf LSD.

Vielleicht war es reiner Zufall, doch während Malik in genau dem Moment zur Bühne blickte, durchbohrten ihn Jacks Augen. Jemand wie Malik konnte die Flammen hinter den Augen eines jungen Brujah deutlich erkennen. Dieser flegelhafte Anarch war nicht nur zum Vergnügen hier.

Jack sank auf die Knie hinab. Er war in seinem Element. Jack haute erneut mit aller Kraft in die Saiten.

You want a big star
Come and turn me
From the light
Make me hold tight
You can doubt it
I'm your lover
I'm the killer in the night
When you hold tight
You can doubt it

I... Am... Your... Man... Ohooohooo.

You want a big score
Come and pull me
From the night
When you hold tight
You can doubt it
I'm your lover
I'm the zero
When the junk doesn't feel right
You can doubt it

I... Am... Your... Man... Ohooohooo.

You want a big score
Come and pull me
From the night
When you hold tight
You can doubt it
I'm your lover
I'm the zero
When the scene
Doesn't feel right
You can howl it

I... Am... Your... Man... Ohooohooo.

Tut mir Leid für den Doppelpost, aber ich hatte eine gute Idee für Fluff und wollte sie einbinden.
 
Malik hörte zu und nach einiger Zeit war er sich fast sicher, dass niemand in der Bar war, den er kannte. Sollte nicht heißen, dass sie vielleicht draußen warteten oder Jack einfach nur bluffte. Was sollte er nun tun? Sollte er die Stimmung hier so weit aufheizen, dass Jack das kleine Konzert abbrechen musste? Oder sollte er sogar die Stimmung hier so lenken, dass die ganze Bar auseinander genommen wurde? Der Ahn grübelte etwas und war sich nicht sicher, was er tun sollte. Der Brujah hatte nach Maliks Meinung einen Denkzettel verdient, doch war es jetzt an der Zeit diesen auszustellen?

Der Schwarze entschied sich Jack zu zeigen, dass er zwar viel tolerierte, aber der Brujah seine Grenzen kennen sollte...

Der Auftritt von Jack war wirklich gut und einige Leute, schienen mehr mitzugehen als andere. Doch von der einen Minute auf die andere, schienen sie sich nicht nur über den kleinen Überraschungsauftritt zu freuen sondern fast euphorisch darin aufzugehen. Es kam schon einmal vor, dass Teenies mit allen Kräften schrien, wenn sie ihr Idol sahen, doch war das bei dem Publikum des Brujahs auch normal? Wie dem auch sei, immer mehr Leute, schienen plötzlich vollkommen Euphorisch und schrien sich vor Freude die Seele aus dem Leib. Einige weibliche Fans versuchten sogar Jack noch näher zu kommen und wollten ein Kind von ihm. Malik hatte ein wenig den Wahnsinn des Augenblicks aufgenommen und die Gefühle einiger Fans ins unermessliche gesteigert.

Noch hielt er die große Welle des Wahnsinns zurück und beobachtete, was der Brujah tat. doch schon in seiner Umgebung sah er einige Leute, die gar nicht gut fanden, dass plötzlich Gekreische ausbrach. Was würde wohl passieren, wenn er ihre Wut ein wenig anfachte?
Doch der Malkavianer wollte Jack eine kleine Chance geben, die Kontrolle zu behalten. Daher schaute er ihn genau an und würde ein kleines weißes Taschentuch schwingen, falls der Brujah ihn erblickte. Er war zwar in einer anderen Gestalt, doch er konnte immer noch Blicken wie ein uraltes Raubtier und dabei seine weißen Zähne zeigen. Doch wer weiß, ob der Brujah ihn in der Menge erblickte.
 
Jack wirkte überrascht. Sein Publikum war meist älter als 30 und legte daher nur selten so ein Verhalten an den Tag (oder die Nacht?).

Er ließ den aktuellen Song langsam ausklingen, bis die Musik gänzlich verstummte. Er tat so, als wäre er erschöpft und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn.

"Kurze Pause, liebe Leute. Ich brauche etwas zu trinken. Die nächste Runde geht auf mich. In zwanzig Minuten geht es weiter. Autogramme gibt es später."

Jack wartete, bis sich die Menge beruhigt hatte und über den ganzen Raum im Lokal verstreute. Danach stellte er den Barhocker in eine Ecke und schnappte sich ein Bier. Auf dem Weg in die Ruhezone schaute er durch das Publikum. Jack musste zweimal hinsehen, bevor er begriff.

Ich fasse es ja wohl nicht... das ist doch...

Jack verschlug es die Sprache. Immerhin hielt sich die Geißel an die Abmachung mit der weißen Fahne. Jack winkte Malik zu sich in die Ecke.
 
Während Jack noch die Gestalt Maliks an diesem Abend betrachtete begannen einige der Gäste ein wenig auszuklinken. Es gab natürlich keine Security weil alles sehr spontan war und schon bedrängten mindestens 20 Männer und Frauen den Brujah, rissen und zerrten an ihm. Das erste Opfer war Jacks T-Shirt um das ein Mann und eine Frau sofort in Streit gerieten und einander schubsten bis die Frau gegen eine Wand geschleudert wurde. Blut spritzte Jack ins Gesicht und das Chaos nahm zu. Die Situation drohte zu eskalieren, einige Männer bekamen Streit, die ersten Flaschen flogen und das Tier in Jack begann an seiner Kette zu zerren.
Jack erhaschte einen Blick auf Maik der mit entsetztem Ausdruck ein Telefon in der Hand hatte - wahrscheinlich sah er seinen Lebensunterhalt schon durch die Kneipenschlägerei in Flammen aufgehen.

Wurf auf Selbstbeherrschung gegen 8
 
Malik bemerkte zufrieden, wie ihn Jack scheinbar erkannte und noch zufriedener, wie die Leute, die er aufgestachelt hatte nun nicht mehr zu bremsen waren. Es war dem Mondkind von Anfang an klar gewesen, dass er vielleicht eine Lawine auslösen konnte, doch das war ihm reichlich egal gewesen. Hätte er wohl noch die Streitlust von einigen erhöht, müsste sich Maik nun wirklich gedanken um seine Bar machen, doch so könnte er vielleicht noch einmal Glück gehabt haben.

Das der Brujah nun so von seinen Fans bedrängt wurde, zauberte Malik ein Lächeln auf die Lippen. Ob Jack jemals mitbekommen wird, dass er mir das zu verdanken hat? Wahrscheinlich würde man dem Brujah darauß wieder einen Strick drehen, wenn es noch schlimmer wurde, doch Malik lehnte sich erst einmal zurück und achtete darauf nicht in den Strudel zu geraten. Auch steckte er seine Fühler wieder zurück und spielte nicht weiter mit den Emotionen der Menschen. Ah was für ein Zufall, da haben wir doch heute glatt zwei Personen, die ein kleines Konzert geben. Einen Künstler, der mit der Musik spielt und einen Künstler, der mit den Gefühlen spielt...mal sehen, wie du da nun raus kommst Jackiboy.
 
Aufdringliche Fans kannte Jack zur Genüge aus der Vergangenheit, doch so eine Situation wie hier hatte er in der Form noch nicht erlebt. Woran es ihn im Moment allerdings erinnerte, war eines seiner Konzerte im Gebiet des Sabbat.
Jack machte nur ungern Gebrauch von seiner Präsenz, aber die Situation erforderte eine schnelle und gewaltlose Lösung. Niemand von den Anwesenden sollte ernsthaft zu Schaden kommen.

"Aber, aber, meine Damen und Herren, so beruhigen Sie sich doch. Es ist alles in Ordnung, nichts ist passiert. Kühlen Sie sich doch ein wenig an der frischen Luft ab."

Das Shirt war ruiniert. Sei es drum. Jacks bunte Kleiderkiste bot genügend Stoff, der seine fleischliche Hülle bedecken konnte. Bevor jedoch die Ausrüstung kaputt ging, packte der Brujah eilig seine Siebensachen zusammen und ging geradewegs an Malik vorbei zum Ausgang.

Jack packte gerade den Koffer und die Reisetasche in den Laderaum als drinnen wieder das Chaos ausbrach. Normal war das ganz sicher nicht. Die Zahl der Gäste schien sich auch sehr schnell vervielfacht zu haben.

Verärgert zog sich Jack noch ein neues Shirt an und setzte sich direkt danach an das Steuer des Geländewagens. Er fuhr zwei Blocks weiter und parkte in einer dunklen Seitengasse.

Mit dem Smartphone in der Hand schrieb er eine neue SMS an Malik.

Deine weiße Fahne ist wertlos, wenn du den Frieden nicht respektierst. Du hast dir ins eigene Fleisch geschnitten. Also, du möchtest reden? Dann reden wir jetzt in aller Ruhe wie zwei Erwachsene. Ich warte an der Ecke Güntherstraße auf dich. Tu mir aber bitte den Gefallen und erspare mir deine Psychotricks und Lügengeschichten. Du kennst die Redensart, dass man hin und wieder etwas Neues ausprobieren soll? Vielleicht magst du mir ja gleich zur Abwechslung die Wahrheit erzählen.
 
Malik war mit dem Ergebnis zufrieden und als Jack einfach neben ihn nach Draußen ging, hielt den Malkavianer nichts mehr in der Bar. Er konnte Menschenmengen gut genug einschätzen und wusste, wie der heutige Abend hier enden würde. Der Versuch des Brujahs sie zu beruhigen war edel, doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Als die Tür hinter diesem zuklappte, merkte Malik wie sofort wieder die Stimmung umklappte und entschied, dass er mit Jack wohl lieber auf dem Parkplatz reden würde, als hier im Laden.

Daher ging er ebenfalls hinaus und in einem unbeobachteten Moment, war er dann auch ganz verschwunden, als wäre dieser durchschnittliche weiße nie da gewesen. Der Schwarze hätte sogar dafür sorgen können, dass niemand sich mehr an ihn erinnern würde, doch zog er es vor einfach kurz hinter eine Deckung zu gehen und sich den Schleier über zu ziehen und sich dann zu Jack zu begeben, der gerade sein neues T-Shirt anzog.

Scheinbar wollte er sich aus dem Staub machen, was Malik nun ganz und gar nicht gefiel. Daher nutzte er die Gunst der Stunde und schwang sich schnell und heimlich auf den Geländewagen, suchte sich einen guten halt und fuhr mit dem Brujah ein kleines Stück. Er hält an? Doch Gewissensbisse bekommen, dass du mich alleine gelassen hast?

Dann merkte er eine Vibration in seiner Tasche und sah Jacks SMS. Oh...ich böser böser Bub!

Malik landete geschmeidig wie eine Katze neben dem Wagen und ging dann zu Jacks Fenster um mit dem Klopfen auch seinen Schleier abzustreifen. "Guten Abend Jackiboy." Der Schwarze lächelte Leicht, doch reichte es nicht bis an seine Augen heran.
 
Der große Geländewagen bot auf dem Dach sehr guten Halt. Malik konnte sich mit Leichtigkeit an den Dachgepäckträgern festhalten.

Jack war ziemlich überrascht, als Malik sofort nach Versenden der SMS aus dem Nichts auftauchte. Verdammt, er war gut in dem, was er tat. So wenig Jack die Geißel im Moment auch leiden konnte, er musste zugeben, dass die Fähigkeiten von Malik beeindruckend waren.

Mit der linken Hand kurbelte der Brujah das Seitenfenster ein Stück weit hinunter, doch zugleich griff er sich im toten Blickwinkel von Malik die Glock aus dem kleinen Ablagefach zwischen Fahrer- und Beifahrersitz. Die Hand umklammerte das kalte Metall.

Jack hatte inzwischen wieder seinen Hut auf und zog diesen nach dem Öffnen des Fensters mit der linken Hand tief in sein Gesicht. Der Blick war geradeaus auf den schwarzen Filz gerichtet. Seine Wahrnehmung von Malik beschränkte sich einzig auf den linken Augenwinkel.

Jack machte keine Anstalten der Geißel zu antworten. Er hatte noch nicht einmal den Sicherheitsgurt geöffnet. Mit einem kurzen Klicken verriegelten sich die Türen. Es wäre nicht gut gewesen Malik die Chance zum Einsteigen zu gewähren. Jack wartete ab.

Du bist am Zug.
 
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