[14.05.2008] Gimme Shelter

Malik war ziemlich überrascht von Jacks Verhalten. Hatte er ihn jäh Anlass dazu gegeben um sein Leben zu fürchten? Innerlich zuckte er mit den Schultern, manchmal konnte er schon sehr einschüchternd wirken, doch so war er nun mal.

"Es wäre jetzt nicht das erste Mal, dass ich Selbstgespräche führe, aber ich hoffe mal, dass dies jetzt nicht der Fall sein wird." Malik musterte noch einmal Jack und selbst wenn er von der Glock gewusst hätte, wäre er wahrscheinlich nicht sehr besorgt gewesen.

"Wie es scheint, bist du ein wenig sauer auf mich, weil dir die Hüterin ein wenig von meiner Vergangenheit erzählt hat. Ich muss sagen, dass es mich doch ein wenig getroffen hat, wie jemand wie du, der nicht will, dass man ihn in eine Schublade steckt, durch ein wenig Halbwahrheiten sofort von Freund auf Erzfeind schwenkt. Das du erst einmal mich zu dem Vorfall fragen hättest können, kam dir natürlich nicht in den Sinn. Also werde ich dich jetzt mal ein wenig aufklären, was wirklich passiert ist.

Asgard hieß der Caitiff, wenn ich mich nicht irre. Kurz gesagt, war er ein verwahrloster Kainit, den sein Erzeuger nie über die Camarilla oder die Masquerade aufgeklärt hat. Daher ist er sehr schnell an mich verwiesen wurden und ich war bereit ihm eine Chance zu gewähren. Er wäre mein Mündel geworden und ich hätte versucht ihn in unsere Gesellschaft einzuführen. Doch scheinbar hat ihn das nicht gefallen und kurz darauf hat er seine Krallen ausgefahren und versucht mich zu töten. Ich bezwang ihn im Kampf und habe ihn danach öffentlich exekutiert. Dass die Hüterin dir das verschwiegen hat, kann ich mir natürlich gut vorstellen." Der Schwarze zuckte mit den Schultern und hatte Jack alles in einem gut gelaunten Plauderton erzählt. "Übrigens hat auch der damalige Kriegsherr alles abgesegnet und wenn du die Hüterin lieb fragst, bekommst du vielleicht ein Video und kannst sehen, wie Asgard mich angriff."

Kurz folgte eine Pause, doch dann sprach Malik weiter. "Dass ich die Geißel bin, habe ich dir nie verschwiegen und ich schätzte mal, dass du alt genug bist zu wissen, was mein Job ist und warum ich ihn machen muss. Doch kommen wir nun zu den Punkt, warum ich dich zu mir herbestellt habe. Helena hat mir gesagt, dass du sie im Elysium bedroht hast und ich bin hier um die Geschichte zu untersuchen. Der Sherif ist gerade etwas verhindert und scheinbar bin ich nun eine Person, die drei Posten ausfüllen muss. "Malik lächelte den Brujah an.

"Also willst du Papa Malik erzählen, was da passiert ist oder muss ich davon ausgehen, dass du wirklich so dumm warst, die Hüterin und Primogena der Caitiff in einem Elysium ohne Grund zu bedrohen?
 
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich ein junger Caitiff aus einer Laune heraus angegriffen hat. Er wird einen Grund dafür gehabt haben, aber leider kann ich ihn nicht mehr selbst fragen, wenn ich nicht gewillt bin eine Séance abzuhalten. Du kannst mir ja den Videobeweis deiner Unschuld vorlegen. Wenn mich das überzeugt, bist du für den Moment aus dem Schneider. Ich lasse dich dennoch weiter beobachten.
Ich gehe jede Wette ein, dass du für das Chaos von gerade eben verantwortlich warst. Dieses Verhalten ist aus meiner Sicht nicht zu tolerieren. Ich habe zwar noch keinen stichhaltigen Beweis, aber diesen werde ich mir noch besorgen. Verlass dich darauf, Malik.
Viel interessanter ist für mich im Moment die Frage warum die Geißel einer besonders autoritären Camarilladomäne einen politischen Außenseiter wie mich ins Spielgeschehen der Stadt bringt. Du führst etwas im Schilde, dessen bin ich mir sicher. Wenn ich den Grund herausfinde und er mir nicht gefällt, dann werde ich entsprechend reagieren. Und wenn einer wie ich reagiert, dann brennt die Luft."

Jack streckte seinen linken Unterarm langsam ein Stück weit aus dem Fenster und legte die Fingerspitzen auf das kühle Blech des Wagendachs. Langsam und kaum hörbar trommelte er eine leise Melodie.

"Was die Hüterin angeht... Die Geschichte ist schnell erklärt. Ich wollte mich mit ihr treffen, weil ich ein paar Kleinigkeiten mit ihr besprechen wollte. Sie konfrontierte mich sofort mit dem Wissen über Asgar und dich. Sie traute mir ganz offensichtlich nicht über den Weg, weil ich mit dir zu tun hatte. Ich habe mich natürlich über dein Verhalten geärgert und das habe ich auch gezeigt. Vielleicht verstand sie dies falsch und dachte, dass ich mich über sie ärgerte. Im gleichen Moment hat sie eine unglaubliche Macht auf meinen Geist losgelassen von der ich nicht sagen kann, welchem Ursprung sie entstammte. Sie wirkte nicht mehr menschlich, Ehrfurcht und Angst ergriffen meinen Verstand und ich war im ersten Moment wie paralysiert. Ich wäre aber nicht Jack Cunningham, wenn ich mir so etwas gefallen ließe und so strengte ich meinen Geist an und wehrte mich erfolgreich dagegen. Sie hielt sich nicht an ihre eigenen Gesetze. Das missfiel mir. Als sie dann auch noch über meine politischen Ansichten lästerte habe ich ihr gesagt, welche Szenarien vorstellbar wären. Die erste Variante wäre gewesen, dass sie mich angreift und vielleicht erfolgreich besiegt. Die zweite Variante wäre gewesen das Gespräch zivilisiert zu beenden und fortan getrennte Wege zu gehen. Zu meiner Freude entschied sie sich für den friedlichen Weg - jedoch nicht ohne mir ein Hausverbot in allen Elysien der Stadt zu erteilen. Das schließt wohl auch die Akademie mit ein. Nun, es gibt Schlimmeres. Mit der Hüterin des Elysiums bin ich fertig. Sie hat ihre Entscheidungen getroffen und damit hat sich die ganze Sache für mich erledigt.
Was ich jedoch wieder interessant finde... Seit wann nimmt die Geißel Befehle von der Hüterin des Elysiums entgegen? Sagtest du nicht vorgestern Nacht, dass du ausschließlich Befehle des Prinzen ausführst?"
 
Malik hörte zu und als der Brujah über das Gespräch mit der Hüterin sprach, wurde sein Lächeln breiter. Sehr schön!

"Ich wusste doch, dass sie irgendwann über die strenge schlagen wird...du hast mir ohne es zu wissen, einen großen Dienst erwiesen, daher werde ich auch deine Fragen beantworten.

Erstens, wie kommst du darauf, dass ich versuchen werde meine Unschuld bei dir zu beweisen? Wie kommst du überhaupt darauf, dass es etwas zu beweisen gibt? Warum sollte ich noch mit jemanden befreundet sein, der mir nicht glaubt, sondern einer Hüterin, die ihn scheinbar über eine Disziplin in die Knie zwingen will? Auf solche Freunde, kann ich verzichten.

Zweitens, wie kommst du darauf, dass ich dich ins Spielgeschehen der Stadt bringen will? Habe ich dir nicht geraten, den Kopf unten zu lassen? Wenn du jedem auf die Nase bindest, dass du gut mit mir kannst, hast du dich ganz selber ins Rampenlicht gestellt. Ich bin nun mal wer ich bin, Geißel und Primogen der Domäne. Jeder der in meiner Umgebung verweilt, wird von anderen beobachtet. Besonders jemand, der mich auch in der Öffentlichkeit Malik nennt und so tut, als wären wir Freunde. Ich dachte eigentlich, so etwas müsste dir klar sein.

Drittens, könnte es gut sein, dass du deine Geschichte noch einmal vor dem Rat der Primogenen oder einen andern Gremium erzählen musst. Meine Frage ist, ob du dazu bereit bist und ob du mir die Wahrheit erzählst hast. Wenn ja, könnte Helena bald vielleicht nur noch Primogena sein. Ach und ja, du hast es richtig bemerkt, ich liege mit ihr ein einer Fehde und scheinbar hast du auch schon gemerkt warum.

Viertens, sagte ich dir, dass ich nur auf den Befehl des Prinzen töte oder wenn ich es für richtig halte. Als Primogena und Hüterin ist es ihr recht, mich auf etwas aufmerksam zu machen und ich wäre dumm, wenn ich ihr deswegen einen Vorwand gebe, Zweifel an meiner Person zu streuen, wenn ich mich mit der Sache nicht beschäftige. Außerdem war ich auch neugierig." Malik lächelte immer noch und schien die Ruhe selbst, im Gegensatz zu Jack.
 
War dies die Good Cop Nummer? Jack reflektierte.

"Sagen wir mal so. Wenn das, was du über den verwahrlosten Caitiff sagst stimmt und er gar nicht integriert werden wollte... Warum habt ihr ihn dann nicht einfach aus der Stadt verbannt? Was gibt es dagegen einzuwenden jemanden seinen eigenen Weg in diesen Nächten gehen zu lassen? Ist das wieder die Wer nicht für uns ist, ist gegen uns - Attitüde der Camarilla? Eine Existenz zu beenden ist keine schöne Sache, nicht einmal wenn es um den erbittertsten Feind geht. In mir stirbt jedes Mal ein Teil von mir ab, auch wenn ich weiß, dass die Person es nicht anders verdient hat. Wenn Gewalt die einzige Antwort ist, dann stellen wir womöglich die falschen Fragen. Ich hoffe, dass du diese Wahrheit eines Nachts auch erkennst.

Ich sage auch nicht, dass ich der Hüterin mehr trauen würde als dir, aber ihr seid beide keine Unschuldsengel. Das ist mir völlig klar. Bei dir erkenne ich jedoch noch irgendwo einen guten Kern und ich würde dir wohlwollend dazu raten das Amt der Geißel aufzugeben. Das ist kein Weg, der dich weiterbringen wird. Umso weiter du ihn gehst, desto mehr Brücken wirst du hinter dir abreißen. Weißt du, was sich alle Leute mit Macht wünschen? Noch mehr Macht. Dieser Pfad endet immer in einer Sackgasse. In Einsamkeit und Habgier. Wie soll ich dir denn trauen, wenn ein Wort des Prinzen ausreicht, um jemanden wie mich durch deine Hand sterben zu lassen? Ein Beweis deiner Unschuld im Fall des Caitiff würde mir sehr weiterhelfen dir tatsächlich offenes und ehrliches Vertrauen entgegen zu bringen."

Jack erhob nun langsam die rechte Hand. Als die Glock für Malik sichtbar wurde ließ der Brujah das Magazin aus der Halterung auf den Boden fallen und legte die Waffe auf den Beifahrersitz. Jack schnippste den Hut wieder ein ganzes Stück nach oben und schaute dem Malkavianer geradewegs in die Augen.

"Was die ganze Fehde zwischen dir und der Hüterin des Elysiums angeht... Das ist eure Angelegenheit und ich werde mich da nicht einmischen. Wenn der Rat jedoch auf meine Aussage besteht, dann werde ich sie sachlich und neutral darlegen. Alles was ich dir gerade dazu gesagt habe entspricht der Wahrheit. Ich mag keine Lügner, Malik. Ich betrüge mich doch selbst, wenn ich lüge. Ich muss aber jede Nacht mit mir selbst leben und in den Spiegel sehen können und daher wäre es nicht sinnvoll meine eigenen Ideale zu verraten.
Nachdem das geklärt ist hast du jetzt die Gelegenheit mir eine offene und ehrliche Antwort zu geben: Warst du für das Chaos in der Kneipe verantwortlich oder warst du es nicht?"
 
Der Schwarze schüttelte leicht mit dem Kopf und sein Gesicht schien einen gewissen ernst anzunehmen.
"Er war nicht mehr zu retten. Er kam zu mir, weil er die Masquerade verletzt hatte und ich habe ein wenig über seine Vergangenheit von ihm gehört. Er wurde im Krieg gezeugt und kannte nur töten. Hätte ich ihn gehen gelassen, wären viele Menschen gestorben und vielleicht sogar unsere Existenz offenbart worden. Ich bin niemand, der seine Aufgaben anderen aufbürdet, besonders nicht solche, die über Tot oder Leben entscheiden."

Der Schwarze schaute kurz zum Himmel und den Sternen und dann wieder zurück zu Jack.
"Und wer soll dieses Amt sonst ausführen? Wenn ich als Geißel zurück trete, wir eine neue bestimmt werden und so wird es bis in alle Ewigkeit weiter gehen. Wir sind nun mal keine Menschen Jack, sondern Kainiten und daher brauchen wir auch jemanden, der die, die eine zu große Gefahr sind tötet. Wir können sie nicht für alle Ewigkeit wegsperren, dafür ist jeder einzelne von uns zu mächtig. Nein, ich werde dieses Amt weiter tragen, auch wenn es bedeutet, dass ich alleine durch die Nacht wandern werde. Es ist meine Pflicht und diese werde ich nicht vernachlässigen." Malik sprach mit einer Stimme, die voller Überzeugung war, dass sein Amt wichtig war und Jack konnte erkennen, dass er dieses nicht so leicht aufgeben würde. Was die Sache mit dem vertrauen angeht...ich bin immer noch ich und wenn der Prinz eine völlig falsche Entscheidung trifft, kann es sein, dass ich einfach ein wenig zu spät bei dem Ziel sein werde. Sowas kann passieren..."

Als Jack das Konzert ansprach, grinste Malik kurz wie ein kleiner Bub, den man bei einem Streich erwischt hatte.
"Ich habe nur die Gefühle deiner Fans von den Zwängen, die sie sich selbst auferlegt haben befreit. Aber dies war deine Schuld Jack und nicht meine. Es war deine Idee, dich mit einem Panzer von Sterblichen zu umgeben und sie in unser Treffen zu integrieren. Hast du wirklich geglaubt, dass ich so eine Provokation einfach auf mir sitzen lassen werde? Für das was du heute gemacht hast, sind schon höhere Kainiten bestraft wurden und zwar so hart, dass du es dir kaum vorstellen kannst. Das nächste Mal, wenn du einen Ahn herausforderst, solltest du dir genau überlegen, was du bereit zu Opfern bist. Denn hätte es Tote gegeben, wäre es deine, wie auch meine Schuld gewesen, denn du hast das Schlachtfeld festgelegt."
 
Jack schüttelte merklich den Kopf. Seine Enttäuschung war mehr als offensichtlich.

"Scheinbar kannst du nur noch in den Bahnen denken, die man dir seit deiner Erschaffung eingetrichtert hat. Das ist schade. Es gibt so viel Potential und du vergeudest es meiner Meinung nach. Was das Konzert angeht: Ich finde es gut, dass du deine Tat zugegeben hast. Was ich nicht gut finde ist, dass du es überhaupt getan hast. Ich habe dir klar und eindeutig gesagt, dass du dich friedlich verhalten sollst und das hast du nicht respektiert. Hast du durch diese völlig idiotische Aktion irgendetwas verbessern können? Das Leben dieser Leute? Dein Ego? Meinen Respekt dir gegenüber? Nein, du hast alles in den Dreck gezogen und dafür trägst allein du die Verantwortung. Schiebe die Schuld nicht mir in die Schuhe, wenn du eine falsche Entscheidung getroffen hast. Mir ist es egal, ob du die Geißel bist und auch dein Status interessiert mich nicht im Geringsten. Du musst individuelle Verantwortung übernehmen, genau wie alle anderen auch. Wenn du dieser selbstverständlichen Pflicht nicht nachkommst, dann wirst du allein mit den Konsequenzen leben müssen.
Da wir den eigentlichen Grund dieses Treffens bereits geklärt haben, werde ich diese Unterhaltung nun beenden. Du wirst Zeit haben über das nachzudenken, was ich dir heute gesagt habe und ich hoffe, dass du die richtigen Schlüsse ziehst.
Wir sehen uns, Malik."

Jack drehte den Zündschlüssel um und legte den Rückwärtsgang ein.
 
Jacks Worte trafen Malik, auch wenn es auf eine andere Art und Weise war, wie der Brujah vielleicht gehofft hatte. Die Geißel griff mit rasender Geschwindigkeit nach den Kopf des Brujah und schlug ihn auf das Lenkrad, bis nur noch eine blutige Masse übrig war, eh er ihn dann durch das Fenster zerrte und gegen eine nahegelegene Wand schmiss. Die Waffe von Ziege wanderte wie allein in seine Hand und nach vier kurzen Schüssen, hatte der Brujah einige üble Brandlöcher in seinen Gliedmaßen.
"Du kleine verschissene Made, glaubst wirklich mich belehren zu können? Ich werde deine erbärmliche Existenz jetzt nur nicht auslöschen, damit du ewig davor in Furch leben wirst, dass ich es doch irgendwann tun werde." Dann verschwand die Geißel.

Malik starrte Jack nur noch nach seinen letzten Worten an, denn innerlich tobte sein Tier und hatte ihn diese schauerlich schöne Vision geschenkt. Warum sollte er es eigentlich nicht so machen? Es würde niemand hinter diesem kleinen Brujah hinterherweinen und Jack würde verstehen, warum man mit einer Geißel nicht so sprach...doch der Schwarze regte sich nicht und starrte seinen Gegenüber nur stumm an. Es lag ihn gerade so viel auf der Zunge, was er sagen wollte, doch nun musste er schweigen, damit Jack den Weg gehen konnte, den Malik für ihn bestimmt hatte. Denn er hatte recht gehabt und der Malkavianer hatte ihn schon in sein Netz eingesponnen. Ob als Freund oder Feind, Jack würde seine Aufgabe erfüllen. Der einzige Unterschied war, dass der Brujah, wenn er seine Aufgabe erfüllt hatte, als Feind für Malik nicht mehr von Bedeutung war. Als Freund wäre er es vielleicht.

Daher hielt er ihn auch nicht auf, als er wegfuhr, sondern hüllte sich in die Schatten. Selbst wenn Jack ihn noch beobachten sollte, würde er irgendwann einfach verschwunden sein. Er würde wieder allein durch die Schatten wandeln, denn dies war scheinbar seine Bestimmung. Hatte er gehofft, dass dieser Außenseiter ihn vielleicht verstand? Sehnte er sich nach jemanden, mit dem er durch die Nacht streifen konnte? Malik schüttelte leicht den Kopf um diese Gedanken zu vertreiben, denn sie könnten etwas in ihm berühren, was er schon seit langer Zeit verschlossen hatte. Lilly hatte vor einigen Nächten etwas in ihm aufgewühlt und nun wo sie weg war, schien es nicht wieder verschwinden zu wollen. Doch merkte er wieder einmal, dass solche Gefühle nicht gut für ihn waren, denn sie machten ihn verletzlich und er mochte es nicht verletzlich zu sein...
 
Als Jack sich am Lenkrad mit dem Kopf umdrehte um rückwärts auszuparken zeigte er Malik wie üblich das Peace-Zeichen bevor er dann vorwärts in die Nacht davon fuhr. Von Maliks innerem Kampf bekam er nichts mit, doch er konnte es dem Malkavianer an der Nasenspitze ansehen, dass er mit seinen Worten einen Nerv getroffen hatte. Das war gut so, denn Jack hoffte inständig darauf, dass Malik eines Nachts zur Besinnung kommen und den Weg des Verderbens verlassen würde.

Viele, die Jack genauer kannten, sahen seine größte Schwäche in seinem Mitgefühl und seinen Idealen. Jack widerum betrachtete genau diese Eigenschaften als seine größten Stärken. Er bot sehr viel Angriffsfläche und es machte ihn verletzbar, aber genau das machte einen guten Menschen aus. Der Brujah war weder in seinem Leben als Mensch noch als Untoter ein Unschuldsengel gewesen, doch er selbst konnte irgendwann erkennen, dass in ihm selbst die Kraft steckte Gutes zu bewirken. In einer autoritären Gesellschaft von Monstern war dies noch viel schwerer als zu Zeiten des Menschseins, aber egal wie anstrengend und frustrierend der Kampf auch sein mochte - in den Augen von Jack war es der einzig richtige Pfad.

Bevor er noch auf die Jagd ging, schrieb der Musiker von unterwegs eine SMS an den Nosferatu.

Die Sache mit Malik hat sich bereits geklärt. Trotzdem möchte ich mich für die Hilfsbereitschaft bedanken. Ich wünsche Ihnen noch eine angenehme Nacht.
 
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