Irgendwie war es putzig, wenn Malik dachte, dass sich Evangelistos einfach so als Mitglied seines Stoßtrupps sehen und für ein Kennenlerngespräch zur Verfügung stehen würde. Der alte Nosferatu würde, so er denn zustimmte und die Akademie ihn offiziell dulden sollte, zu dem Team dazu stoßen. Ob ihn aber überhaupt jemand zu Gesicht bekommen würde, geschweige denn mit ihm sprechen würde, das war wohl mehr als nur in Frage gestellt. Aber Malik war gerade in Fahrt und gehörte nicht zu den Leuten denen Lurker öffentlich in die Suppe spucken wollte, daher nahm er das Gesagte lediglich zur Kenntnis, was man an einem leichten neigen seines Kopfes im Schatten der Kapuze erahnen konnte, und damit war das Thema an dieser Stelle erst einmal durch.
Auch der kurze Disput zwischen Kiera und dem Brujah wäre wahrscheinlich unkommentiert geblieben, wenn, ja wenn sich Yoshida nicht heute schon maximal unbeliebt bei dem Nosferatu gemacht hätte und dann auch noch hinzu kam, dass Lurker die Mambo heute bereits getroffen hatte und beschlossen hatte, dass sie zu den sympathischeren Vertretern gehörte. Möglich dass es also daran lag, dass er den Asiaten vorführen wollte für die bislang durchwateten Fettnäpfchen, oder dass er Kiera als Verbündeter irgendwie beispringen wollte. Vielleicht lag es auch an der zarten Verbindung die am heutigem Abend kurzzeitig zwischen ihnen bestanden hatte, als Kiera sich für den Nosferatu geöffnet hatte und dieser sie seinerseits genau untersucht hatte, oder dass die Vodoohexe einen knallharten Knebelzauber gewirkt hatte, der Lurker impulsiv handeln ließ, wo normalerweise nur kalte Berechnung war, was auch immer passierte, es passierte schnell. Es entstand ein kurzes, berstendes Geräusch, etwa als würde angeschnittenes Glas brechen.
Mit dem Argument, Herr Yoshida, dürften wir sie nicht mal mitnehmen. Von allen hier, wissen wir über sie am wenigsten. Finstertal ist halt nichts für den Furchtsamen. Kiera..hier..und danke.
Wenn die Caitiff zu ihm hinüber sah, würde er ihr knapp einen Gegenstand über die kurze Distanz des Tisches zu werfen. Wenn sie es fing, würde die sehen, dass sie einen abgebrochenen Fingernagel des Verborgenen in der Hand hielt. Er war lang, scharfkantig und beinahe schwarz. Fast wie eine Scherbe.
Ja, er hatte noch vor wenigen Stunden beschlossen, dass kein Nosferatu so ein Risiko eingehen würde, aber zum Henker, die Chancen standen nicht schlecht, dass er das Ende der Fehde mit den Tremere, oder auch nur das Ende der morgigen Nacht, nicht erleben würde. Wie schon so oft in dieser Stadt. Möglich dass es dumm war, möglich dass dieses Amulett das Zünglein an der Waage für seine weitere Existenz sein mochte. Möglich dass es völlig egal war. Als Vampir musste man viele Jahrhunderte in die Zukunft denken, aber in Finstertal musste man manchmal auch im Bruchteil einer Sekunde entscheiden und wenn er morgen Nacht ein dreckiges Ende finden würde, dann hätte er zumindest hier und jetzt dem Mistkerl Yoshida, der es gewagt hatte seine Jenny mit in diese Nummer ziehen zu wollen, noch einen mitgeben.