[14.05.08] Also doch Katastrophentouristen !

Renard

Blutsauger für Blutsauger
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Thürmer strich die Karte noch einmal glatt und nahm seine Beobachtung wieder auf. Die Mappe war ja nun leider als Touristen- und Einwandererhilfe gedacht, weshalb sie sich gegen ein anständiges Meßtischblatt wie eine Briefmarke ausnahm, aber man nutzte die Werkzeuge, die einem gegeben waren. Der morgige Kampf würde wie der Boß gesagt hatte, vermutlich in Burgh stattfinden. Der Karte zufolge ließ das nur ein paar Plätze wahrscheinlich werden:

Zunächst die Freiflächen im Nordosten der Stadt mit dem Wald und dem Campingplatz. dazu kam der Yachthafen, der Golfplatz, die Tunnel, die Berge selbst, der See, das Naherholungsgebiet oder die Skianlage. Möglicherweise noch die Flächen zwischen Finsterburg und dem südlichen Waldausläufern oder der Ortschaft, die nur noch am unteren Rand auftauchte. Lurker hatte seine Präferenz für Skianlage oder Tunnel ausgedrückt, aber anscheinend war man sich wohl noch nicht einig. Da Thürmer sich aber gern auf bekanntem Terrain bewegte und die Organisierung der Waffen und ähnliches ihnen sozusagen aus den Händen genommen worden war, sah er es als produktiver, sich vorher schonmal einen groben Überblick über das Gelände zu verschaffen. Der Zeitmangel hieß natürlich, daß er mit Ausschlußverfahren arbeiten mußte, aber das war eigentlich leicht.

Zunächst wechselte er aber den Transportmodus. Als der Zug, der so nett gewesen war, ihn vom Industriebahnhof mitzunehmen an einem Signal hinter dem Finsterburger Bahnhof deutlich an Fahrt verlor, war es an der Zeit das Taxi ziehen zu lassen und den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen. Gesagt, getan kletterte er so schnell er das sicher konnte von dem Pritschenwagen und schlug sich zur Zachariikirche durch. Kein Ort an dem er sich gerne aufhielt, er erinnerte sich noch gut an seinen jüngsten Aufenthalt hier, aber es war eben die nächste Landmarke. Von dort aus würde er sich weiter vorarbeiten, je nach Ausschlußkriterien.

Der Nordosten war, wie bereits erwähnt, eine freie Fläche. Zwar war es einigermaßen ab vom Schuß, aber seiner Meinung nach für einen Scheinangriff noch reichlich dicht an der Stelle, von der sie die Wachen ja abziehen wollten. Das Waldstück war vielversprechend, würde aber den Campingplatz mit hineinziehen, dafür waren auch die Berge nicht zu fern. Alles in allem rein von den topographischen Gegebenheiten kein schlechtes Gelände, wenn es auch in ihrem unkonventionellen Konflikt vermutlich die Verteidiger zu stark begünstigte. Yachthafen und Golfplatz fielen alleine schon wegen ihrer geographischen Nähe zum Zielort weg. Ebenso die Tunnel. Die Mittel, mit denen er sich vorstellen konnte, Werwölfe wirkungsvoll irgendwo festzunageln würde man dort nicht benutzen können und auch hier konnte sich die Nähe zum Stollen verhängnisvoll auswirken, wenn die Dinge aus dem Ruder liefen. See und Naherholungsgebiet waren dicht an der Stadt und ebenfalls recht flach und übersichtlich, das würde ihnen die Initiative aufzwingen, ebenso der Skilift, dafür mußte man sie weniger lang hinhalten, weil die Distanz größer war und das Privilegio war unangenehm nahe... So oder so ein hartes Stück Arbeit ! Wenn man die Hänge mit einbezog und den Höhenunterschied ausnutzte, mochte da etwas zu machen sein, aber dann würden sie eine zweite Kolonne brauchen, die den Feind an Ort und Stelle festhielt, damit er nicht auswich... Schwierig. Thürmer selbst würde, wenn er die Wahl hatte, wohl den Nordosten wählen, mit dem Skigebiet als zweiter Alternative. Über die Berge wäre auch eine gute Möglichkeit, aber da sie keine Gemsen waren, nahm er das erst einmal aus.

Da er keine besonders große Lust verspürte, sich frühzeitig zu dicht am Zielort sehen zu lassen, fiel die Wahl auf das Ski- und Naherholungsgebiet. Groß das Gelände zu präparieren war sowieso nicht drin, aber ihm war wohler (sofern das überhaupt ging), wenn er ein ungefähres 'Gefühl' der Gegend hatte. Vielleicht könnte man den Fluß noch berücksichtigen, aber da die hohen Herren das sowieso alleine entschieden... Wenigstens war hier unten die Chance, einem vorgeschobenen Posten zu begegnen mit am geringsten. Zumindest im Süden seines Zielgebietes.

Unauffällig huschte er die Straße entlang, in Richtung seines neuen Ziels, das Kirchengebäude hinter sich lassend, auf die Berge zu. Er spürte so etwas wie Nervosität in sich hochsteigen. Hoffentlich ließ sich da keiner blicken, der dort nicht hingehörte !
 
Das Skigebiet lag ruhig da, ein wenig Licht von der Stadt erhellte es und liess ihn dann auch die Warnschilder erkennen, die ziemlich neu aussahen, denn sie waren nicht vom Regen verschmutzt, sondern richtig sauber als wären sie erst seid Stunden hier. Er würde das Gebäude im Hintergrund sehen, die Fahrzeuge, mit denen man die Piste planieren konnte und auch einige Schneekanonen, der die Touristen wollten immer Schnee. Auffallen würden ihm vielleicht auch dieGerippe der Stelzen, die die Seile des Skilifts hielten. Es war ein grösserer Platz zu sehen und hier würde sich keiner einfach so verstecken können, der nicht den Schlüssel zum Gebäude oder welche der kleinen Verkaufshäuschen hatte.
 
Warnschilder ? Wovor die wohl warnten ? Thürmer sah sie sich kurz an, bevor er weiter vordrang. Sah alles recht offen aus, zu offen für seinen Geschmack. Ein großes Haus, vermutlich verschlossen und mehrere kleine Verkaufshäuschen. Wie sich das bisher darstellte, entsprach es ziemlich genau seinen Vorstellungen. Das Haus und die Stelzen mochten sich anbieten, die Verkaufshäuser weniger. Wenn man das eine oder andere verminte, vielleicht ein paar Fallgruben baute oder die Fahrzeuge einigermaßen hinstellte, vielleicht die Schneekanonen um die Gegend etwas zuzunebeln... Das wäre wohl schon das höchste der Gefühle, und würde sie nicht davor retten, die anderen mit einem Ausfall zu binden, wenn keiner was wirklich unkonventionelles mitbrachte. McKinneys vielleicht, oder Frau Dragomir... oder jemand ganz anderes hatte noch konstruktive Einfälle, die Archonten zum Beispiel. Schon wegen ihres Jobs dürften sie das eine oder andere in der Trickkiste haben, sollte man meinen.

So wie die Dinge standen wäre er ernsthaft froh, hier nicht mit am Drücker zu sein. Nicht, daß die wahrscheinlichere Alternative sehr viel besser war, aber immerhin konnte man sich da frei bewegen und sich die Viecher vom Hals halten und mußte nicht an ihnen kleben wie eine Klette. Und wie es klang wäre er da mit der Verdunkelung auch besser aufgehoben. Aber das würden sich zeigen, wenn es soweit war. Er machte sich seine Vermerke auf dem Block. Ob es hier wohl Kameras gab ?
 
Es gab ein paar Kameras, doch so wie es aussah, waren die wohl nicht in Betrieb, wie sonst sollte man die Plastikhauben deuten, die sie zum Schutz trugen.
 
Erneuerte Warnschilder, Kameras außer Betrieb... Interessant !

Thürmer verbrachte die nächste Zeit damit, ein paar Skizzen des Ortes zu machen, geeignete Orte hervorzuheben und die Distanz zwischen einzelnen markanten Punkten abzumessen um eine Entfernungsspinne anzulegen. Sowas konnte man immerhin immer brauchen, vor allem in einer Stadt in der es so zuging wie hier... Er hoffte bloß, daß ihn keiner beobachtete, so wie er hier wie der Storch durch den Salat stakste. Es würde wohl schon etwas... befremdlich wirken. Andererseits hatte er auch ein paar schöne Plätze gefunden, die sich als Postfächer eigneten, wenn auch eher zeitlich begrenzt, aber immerhin. Mit den Hexern an den Hacken wäre das vermutlich sogar besser. Aber gut. Was war das nächste auf seiner Liste ? Natürlich, das Naherholungsgebiet mit See und Finster. Von da aus würde es evtl auch Möglichkeiten geben, zu sehen, wie man am besten an die Mine herankam !
 
Bis zum Naherholungsgebiet würde Thürmer wohl doch eine grössere Strecke laufen müssen, doch dann fand er den See und die Finster, die im Dunkel lagen. Das Gebiet war noch ziemlich leer, aber es standen schon wieder die ersten Wohnwägen auf dem Campingplatz und vermutlich waren es nicht alles nur Dauersellplätze, denn in einem brannte sogar ein kleines bisschen Licht. Vermutlich war dieser Ort jetzt nicht wirklich so geeignet, doch es sollte ihn nicht hindern einen Weg zu der Höhle der Tänzer zu suchen.
 
Naherholungsgebiet, See, Finster, Campingplatz... Letzterer sogar bewohnt, wenn auch nur etwas.

Demzufolge war dies eines der Gebiete, in denen sich auch Touristen rumtrieben. Das wiederum hieß, es könnte hier irgendwo Karten geben, die dem Unkundigen etwas über Wanderwege, Fahrradrouten oder ähnliches vermittelten. Diesen sollte man zumindest grob entnehmen können, ob es in der Nähe der Mine solche Wege gab und ob sie oder Teile davon zugänglich waren, besonders durch die Berge.

Also ging er vorsichtig zu Werke und sah sich um, dabei bemüht ein Mittelmaß zwischen 'nicht auffallen' und 'nicht übermäßig leicht zu entdecken sein' zu finden.
 
Nun, es gab in der Tat Wanderwege und auch Radwege, doch auf der Karte war die Mine jetzt nicht wirklich als Ausflugsziel eingezeichnet, es war eher nur zu lesen, daß der Zutritt verboten war, weil diese einsturzgefährdet war. Nun, ob das nun half, stand nicht da, aber vermutlich kam auch kaum einer wieder raus, der sich zufällig in sie verirren würde, es sei denn, die Tänzer waren erst seid kurzem dort.
 
Zutritt verboten, also gab es dort Sicherungsmaßnahmen, sofern sie an Ort und Stelle belassen worden waren, was schon einiges an Spekulation erforderte, wenn man sich eigentlich nicht mehr wirklich dort in die Nähe begeben wollte. Auf die Art und Weise war nur sicher, daß er nichtmal einen Nachruf bekommen würde, und auf diese zweifelhafte Ehre war er nicht übermäßig fixiert. Ein Nachtglas wäre jetzt schon ziemlich praktisch gewesen, aber so mußte man sich fragen, ob der Aufwand im Verhältnis zum Gewinn stand. Tat es das ? Er war nicht sicher, aber wenn man sich von den Postenketten fernhielt... Andererseits, wenn man ihn entdeckte, würde das den gesamten Angriff kompromittieren, auch wenn das dann vermutlich sein kleinstes Problem wäre. Zumindest 'einsturzgefährdet' wurde aber abgespeichert.

Danach besah er sich die Karte erneut... Ob man den Mineneingang wohl aus der Entfernung einsehen konnte, etwa vom Flußufer aus ?
 
Nein, man würde den Eingang zur Mine nicht sehen können, der war einfach zu weit vom Wasser weg in den Bergen zwischen Burgh und Finstertal. Er würde schon hingehen müssen, wenn er was sehen wollte.
 
Alleine rechnete Thürmer sich nahe der Mine eigentlich keine besonders großen Chancen aus. Wenn er einen Bogen schlug und sich ein nur allgemein ein bißchen da oben umsah... Ein Blick auf die Uhr. Das mochte mit An- und Abmarschweg ungefähr passen, aber wenn er durch irgendwas wie eine Patrouille länger aufgehalten wurde, würde die Luft auch im übertragenen Sinn verdammt dünn werden, soviel stand fest. Und das zog nichtmal in Betracht, daß er sich da oben kein Stück auskannte. Und im Dunkeln da mit Karte umherstolpern ? Da hatte er beim letzten Mal schon kein Glück mit gehabt, also lieber Abstand von nehmen. Oder ? Nun, Wege waren ja da, die Vegetation mußte den Ausschlag geben... Auf der Karte wäre die garantiert nicht mit drauf, das gab der Maßstab nicht her. Oder etwa doch ?

Er nahm die Karte erneut in Augenschein. War dort Vegetation eingezeichnet, oder gab es nur Fels ?
 
Da war schon Vegetation eingezeichnet, so die Zeichen für Laubbäume und Sträucher und Büsche, also so ganz übersichtlich war das Gelände nicht, man könnte sich verstecken, aber hatte er nicht irgendwann gehört, daß Werbestien Untote riechen konnten?
 
Thürmer konnte sich das mit dem Riechen zumindest gut vorstellen und gehört hatte er einiges. Mit Vegetation hatte er Erfahrung, das sollte kein Problem darstellen, das einzige wirkliche Handicap, das er in dieser Situation hatte, war, daß sein gesichertes Faktenwissen über Werwölfe auch und gerade im Hinblick auf seine Clanszugehörigkeit lächerlich gering war. Kenne deinen Feind, OK, aber da er eigentlich nie wirklich in einer Situation gesteckt hatte, die eine brauchbare Wahrscheinlichkeit beinhaltete, sich mit Garou im selben Landstrich befinden zu müssen... Schaden angerichtet, konnte man sagen, aber wie er das so kannte, würde sich das dann jetzt wohl auf die eine oder andere Art bald ändern. Spätestens... morgen.

Bevor er sich aber ganz festlegen konnte, ob das Risiko es jetzt wert war oder nicht, wurde er im übertragenen Sinne von der Glocke gerettet. Offenbar die Nummer für offizielle Sachen, das ließ keine Verzögerung zu. Eilig sah er nach, was es wohl geben könnte. Frieden war nicht ausgebrochen, eher das Gegenteil... O'Neill, Cafe, soso. Er sah auf die Uhr. Unter diesen Umständen mußte er sehen, wie er später mit der Zeit hinkam und ob sich die Verhältnisse noch etwas zu seinen Gunsten verschoben. Bis dahin würde er aber wohl erstmal zum Trois. Scheinbar war grüner Tisch angedacht.
 
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