Vicente schritt auf den Tisch zu und überließ dem Doktor die Initiative. Er studierte unterdessen die Form die sich unter dem Tuch abzeichnete.
"Danke. Wenn Sie gestatten." er würde Zeit für Widerspruch oder Anmerkungen lassen, bevor er das Tuch anhob und die sterblichen Überreste offenbarte.
Die Leiche war, deutlich von der Gewalt Einwirkung gezeichnet. Teile des Gesichtes waren verbrannt, der blanke Kieferknochen trat war deutlich zu hervor und gewährte einen Einblick in die Anatomie. Getrübt natürlich von den Einwirkungen des Feuers, der Hitze. Erleichtert stellte der Nekromant fest das wohl eine glückliche Fügung bei der Explosion ein Stück Metal, oder ein anderes solides Material, vor die Linke Gesichtshälfte gestoßen haben musste. Womit zumindest eines der Augen von den direkten Auswirkungen des Feuer verschont blieb.
Der Bestatter wendete seinen Blick kurz vom Haupt des Attentäter ab und blickte an dessen weiteren Überresten herab. Prägte sich die Verletzungen ein und versuchte eine erste genauere Vorstellung des Vorgangs zu entwickeln. In der Hoffnung eine bessere Grundlage für die Einschätzung und die Anwendung seiner übernatürlichen Fertigkeiten zu schaffen. Er blickte kurz zu Helena auf, nahm ihre Reaktion auf bevor sich Vicente erneut dem Gesicht und dem verbliebenen Auge zu wendete.
Mit intensiven, starren Blick verhaarte er im geringen Abstand über dem Körper. Man konnte beobachten wie sich die Lippen zu stummen Formeln bewegen während sich der Nekromant einen Einblick in die letzten Momente verschaffte.
In den Augen des Toten formte sich ein für Vicente ein klares Bild. Geräusche hoben sich an, synchronisierten sich zu dem Bild und drangen deutlich in den Verstand des Nekromanten, der die letzten Minuten. Er verfolgte den Attentäter in die belebte Disko, hörte den Lärm, sah das Gedränge, den knappen Blick zum Smartphone, die letzten, leise gesprochenen Worte bevor die Explosion das geschehen zerriss.
Vicente erhob sich mit dem Ende des Einblicks, richtete sich auf, betrachtete die Leiche bevor er sich knapp an die umstehenden wandte.
"Sie haben recht hinsichtlich Ihrer Einschätzung, es handelt sich hierbei um den Attentäter. Ein gewisser Halef ben Karem."
Er betrachtete den Leichnam, überlegte kurz hinsichtlich einer Strategie für den Ruf nach der Seele und bedeckte die Leiche soweit, dass lediglich der Oberkörper freilag. Der Nekromant griff erneut auf die Fähigkeiten seines Blut zurück und griff mit seinem Geist und Willen durch den Schleier in die Schattenlande. Das Bild des Attentäter formte sich zusammen mit dem Namen zu einen durchdringenden Ruf. Vicente konnte spürte das er sein Ziel fand, das es näher kam und schließlich vor seinen Augen erschien.
Ein knappes Nicken Richtung Helena sollte ihr bedeuten das der Geist da war. So sehr Vicente den Doktor schätzte, er war sich nicht sicher ob es angebracht war vor einem Menschen, wenn auch ein Ghul, anzufangen sich 'mit der Luft' zu unterhalten.
"As-salam alaykom, Halef Ben Karem. Ich habe dich gerufen. Antworte auf meine Fragen und du sollst belohnt werden." Der Italiener nahm direkten Augenkontakt zu dem Geist vor ihm auf. Er war jung, sowohl im Tod als überhaupt in seiner neuen Existenz. Die arabische Begrüßung war ein entgegenkommen, das Angebot von Sicherheit sollte den Weg für die weiteren Vorhaben des Nekromanten ebnen und die 'Belohnung' eine Karotte ... und letztlich ein Euphemismus für Sklaverei.
"Wa Alykom As-slam. Ich bin Halef Ben Karem." erfolgte die Antwort von Halef fast umgehend, der sterblichen Gewohnheit entsprechend, während er den Mann vor sich versuchte einzuschätzen.
"Krieger Allahs. Gefallen im Namen Allahs. La ilaha illa Allah wa Muhammad rassul Allah." Es mochte einer der wenigen Umstände sein, in dem die unmenschliche Aura des Nekromanten, der Fakt das dieser von allem menschlichen entfernt war, half.
"Halef Ben Karem, berichte mir, wie du ihm gedient hast. Wie du deine Tat geplant hast, wie du sie ausgeführt hast und wie du gestorben bist." Vicente wandte sich autoritär an den Geist, hielt den Augenkontakt und behandelte den Umstand das sie bei seiner Leiche sprachen als Nebensache.
"Ich starb, als ich mit einer Bombe viele Ungläubige in den Tod riss! Wir haben die Bomben hier, vor Ort zusammengesetzt und gezündet. Allahu akbar. " Der Halef schien bei den Worten ein Stückchen zu wachsen. Es war keine Schuld bei den Worten zu verspüren sondern war deutlich stolz auf das Morden und weiterhin im fanatischen Glauben.
"In der Tat mehr als 40 sind gestorben, mehr sind verletzt und manche kämpfen noch um ihr Leben." stellte der Bestatter fest, gestattete sich eine leichte Regung, welche die eigene Zufriedenheit zum Ausdruck brachte, jedoch bewusst als Anerkennung missverstanden werden sollte.
"Das heißt, ich muss nur noch etwas warten, bis mich der Engel in das ewige Königreich des Großen Allahs, Allahs des Bahrmherzigen führt?" Die Augen Halefs wurden groß, er selbst erregter in der Erwartung auf Erlösung.
"Dein Weg in sein Königreich führt über mich! Berichte von deinem Handeln!" die Feststellung des Italieners kamen resolut, selbstbewusst und ließen keinen Widerspruch zu und tatsächlich fing Halef an zu berichten.
Darüber wie seine Gruppe als Studenten nach Berlin kamen. Wie sie sich versteckt hielten und anpassten. Wobei er immer wieder betonte das er den Praktiken folgte. Den großen Allah nicht enttäuschte. Soweit es umzingelt von Ungläubigen ging. Wie er die einströmenden Asylanten beobachtete, sondierte. Das sie abwartenden bis eine kleine Gruppe den Asyl-Antrag genehmigt bekamen, wie sie diesen auflauerten, sie ermordeten und ihre Identität annahmen. Man hatte nicht nur im Namen von Allah, des Großen Ungläubige ermordet. Nein, die würden sogar noch einander weiter zerfleischen. Die Bomben, die benötigten Teile, hätten sie sich tatsächlich einfach so nach Finstertal liefern gelassen. Mittels normaler Post, die schließlich kaum überprüft würde. Überhaupt hätte Allah, der Barmherzige seine Hand über sie gehalten.
Vicente nahm den Bericht an, stellte ab und an Nachfragen und machte sich gedanklich Notiz. Er fragte Halef noch wo sich dessen religiösen Kleinode befanden, ohne die er sicherlich nicht beerdigt werden wollte. Dann schließlich, befahl er dem Geist sich bei ihm zu halten.
Letztlich wandte er sich Helena zu und sprach normal.
"Es waren Berliner Studenten, die sich als Asylanten aufgaben, und schließlich den Bombenanschlag im Namen Allahs durchführten." die Zusammenfassung war kurz, allerdings würde er auf nachfrage natürlich elaborieren.
"Herr Dr. Schwarz, ich wäre Ihnen sehr verbunden wenn ich einen Fingerknochen des Attentäter erhalten könnte." erkundigte sich der Caitiff im Anschluss an die Information.