Natürlich, die ganze Burg war eine riesige Theatervorstellung die darauf wartete zufälligen Besuchern etwas vorzuspielen. Oder halt, vielleicht hatte Caitlin je extra den harmlosen Gärtner rausgeschickt, damit der Schein von Normalität gewahrt wurde? Jedenfalls schadete es nicht, wenn genau diese Normalität viel zu normal wirkte und so der Eindruck entstand, dass die Wahrheit viel schlimmer war und verborgen wurde. War das jetzt umgedrehte Psychologie? Das war Caitlin glatt zuzutrauen, aber wer genauer darüber nachdachte würde wohl Kopfschmerzen bekommen.
Maria trat einen Schritt beiseite, würde dem Gast den Mantel abnehmen, so er ihn denn ablegen wolle, und antwortete: "Ja, Mylady McKinney hat angerufen, dass Sie auf dem Weg sind. Sie bittet Sie, kurz im Besucherraum zu warten, denn offenbar möchte Sie das Objekt selbst entgegen nehmen und mit Ihnen sprechen. Folgen Sie mir bitte." Die italienische Abstammung klang durch ihren Akzent deutlich durch und sie geleitete Kai in einen der dem großen Eingangsbereich angeschlossenen Räume. Er konnte keine Treppe in die oberen Räume erkennen, wenngleich es eine Galerie gab von wo man auf diesen Bereich hinunterblicken konnte. Statt dessen gingen sie an einem kleinen Büro vorbei, in dem eine junge Frau, die er als Caitlins Sekretärin Lara Blumhoff erkannte, hecktisch auf dem Computer schrieb. Sie hob den Kopf, nickte ihm lächelnd zu und wünschte ihm einen guten Abend, bevor sie sich wieder konzentriert ihrer Arbeit widmete. Der Warteraum oder auch Besucherzimmer genannt war etwa 30 m² groß, gemütlich eingerichtet und hatte einen wunderschönen Kamin, in dem ein wärmendes Feuer loderte. An der Wand standen einige Bücherregale und es gab eine moderne Coutsch-Ecke, die aufgrund ihres Sandtones trotz des neumodischen Charakters zu den alten, gediegenen Holzdielen passste. Trotz der Bücher hätte es auch in ein Ventrueanwesen oder eine Torreadorburg passen können, wenn es denn noch Luxoriöser und mit mehr Kunst ausgestattet gewesen wäre. Rückschlüsse auf HuC waren kaum zu finden. "Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten, Herr Braun?" erkundigte sich Maria.