[12.05.2008]Feste Feiern mit den neuen Bossen

Sie spürte ihn #16 nicht kommen, sie wusste nur, dass etwas GROSSES durch den Raum schritt und sie erstarrte. Mitten im Gespräch, mitten in der Unterhaltung mit Rin und Braun. Und hinter verschlossenen Türen, vor Alten Vampiren, die im Vergleich zu ihm nur Eintagsfliegen waren, begann er zu singen und Gretchen wiegte sich unbewusst mit in der Melodie und die Schuld der Welt schien auf ihr zu lasten, alle Frevel, alle Verfehlungen und Schandtaten ihres Unlebens auf ihr zu lasten.

Sie keuchte gequält auf, eine einzelne blutrote Träne rann ihr über die Wange und sie griff mit zitternder Hand an eine Säule, in deren Nähe sie mit den anderen gestanden hatte, um nicht vollends in die Knie zu gehen und zusammen zu brechen.

Ewigkeiten schienen zu vergehen... dann endete der Gesand und das fürchterliche Gitarrenspiel, das ihre Seele zu zerpflügen drohte...
Benommen und orientierungslos blickte Gretchen mit blicklosen Augen durch den Saal...
 
Hal wartete auf eine Reaktion von Jean und vielleicht auf eine weitere Geschichte, als eine Gestalt durch den Raum zu den hohen Tieren ging. Als er anfing zu spielen und dazu zu singen, fielen alle seine Sünden von der kleinsten Lüge bis zu jedem Diebstahl und Raub, den er je begangen hatte über ihn her und fluteten seinen Geist mit Schuldgefühlen und verdrängter Angst vor dem Höllenfeuer. Aber das Schlimmste kam zum Schluß: Eine Schar von Geistern schien durch die Tür zu drängen und vor seinem geistigen Auge standen sie vor ihm: Jeder Tote, den er zu verantworten hatte, im Krieg und auch danach waren da. Sie alle schienen einen Reigen zu bilden und um den Tisch, ihn und Jean herumzutanzen und alles was sie sprachen, lief in der einen Frage zusammen: Warum ? Warum warst du zu feige, den Mund aufzumachen ?

Von den Eindrücken überwältigt und von den Geistern gepeinigt, verdeckte Hal sein Gesicht mit den Händen und fiel auf den Tisch. Während Tränen auf den Tisch fielen, wimmerte er nur leise.

"Was hätte ich denn tun sollen ? Was hätte ich denn tun sollen ? Wenn ihr es besser wißt, dann sagt es mir doch..."
 
Jean dachte grade Drüber nach was er noch erzählen könnte. Als er Das Lied hörte das ihm alle sinne nahm und er sich an jenem Ort wieder Fand an dem er so vielen Gleichgesindte schmerz und leid zu fügen musste so wie es sein Erzeuger wollte Stimmen: wie so nur sag uns wie so hast du das Getahn doch Jean kannte die Antwort nicht.das ist nicht möglich ihr seid.... das ist einfach nicht Möglich. Mit leiser unt zitternder Stimme „ich … nein... das..geht weg“
 
Blut....überall Blut...an seinen Händen...in seinen Schuhen....auf seiner Haut....das Gefäß wurde voller und er trank bis zur Neige...Fragmente derer die es in sich getragen hatten...alles raste an seinen Augen vorbei...Blut auf den Straßen, sein Geruch hing in der Luft...und Adrians Fänge bohrten sich in den Hals einer Frau und er trank bis zum Ende.

Angst, Scham, Selbsthass, Minderwertigkeitsgefühl plagten die Seele des Mannes als er unter der Last der Bilder auf die Knie sank und seinen Kopf unter seinen Armen verbarg, zitterte und schließlich einen unbändigen Schrei ausstiess der im Saal nachhallte wie der Klang einer Glocke.
 
Rudolf hörte ihr gar nicht zu, nahm sie gar nicht mehr wahr. Er war stehengeblieben, aber auch das war ihm nicht bewusst. Ebenso wohin der Blick seiner leeren Augen starrte. Die leeren Hände noch erhoben, nur die Luft haltend.

Er lächelte, mit traurigen leeren Augen.
 
Oh Nachtigall ich hör dir trapsen, … aber der Duke hört nix. Die Schlange umschmeichelte ihn, umgarnte ihn, flüsterte ihm süße Worte ins Ohr, dass es jedem anderen schlecht werden musste, bei so viel zuckersüßen Geraspelt.

Nicht so beim Duke.

Er hörte nur ´adelig´, spürt die Berührung seiner stahlharten Muskeln, hört etwas von Qualifikation und war geblendet. Verdammte Frau, verdammte Ventrue.

Sie verarschte ihn komplett und er applaudierte auch noch. Aber, hey er war der DUKE. Und so war er eben leicht zu befriedigen. Etwas anderes hatte er nicht behauptet. Nie gewollt. Parole Spass, immer was zu saufen, was zu raufen und ein paar Titten. Fertig.

„Tja, dann bleibt mir wohl nix anderes über, als JA zu sagen.“ Er grinste, als hätte ER bestimmt wohin die Reise gegangen war. Er war überzeugt, alles im Griff zu haben. Naja, auch ein DUKE täuschte sich ab und an, zugeben würde er das aber nie.

Eine Karte die er ihr in den Ausschnitt schieben konnte hatte er leider nicht, und seine Hand wäre vielleicht ein wenig zu direkt gewesen. Er beschloss sie einfach nachher anzurufen, dann hätte sei seine Nummer.

„Und jetzt, Zuckerschnute? Lassen wir hier so richtig die Kuh fliegen und mischen diese langweilige Party mal so richtig auf? …“

Er würde ihr an den Arsch greifen, … ansonsten eben ´nur´ den Arm anbieten. Wollte er tatsächlich mit ihr auf die Tanzfläche? DAS konnte nicht sein Ernst sein. Aber wer wußte schon was sich der Riese noch so alles einbildete.

Dann bemerkte er den Asiaten, … wasn das für einer? Nochn Blaublut? Wollte er ihm die Braut wech nehmen? Dann würde es Fingerklopfe geben.

„HM? Kann man helfen?“ brummt er ihn an. Nicht ohne seinen Besitzanspruch an Amanda dahingehend zu unterstreichen, dass er sie enger an sich drückte. Falls sie es zulassen würde. Menschliches, … ähm, männliches Balzverhalten, … <- gestrichen, da der Malk schon Einfluss hat auf den guten Yoshida, .... die Begegnung is´ aber nur aufgeschoben, Froind Nase :)

Dann erschien der Gitarrero, ….
 
Der Zuckerschnute war fast danach. DAS wäre ein Einstand im neuen zu Hause. Die Prinzenparty sprengen, mit dem größten und breitesten Brujah am Platz. Amanda mußte bei dem Gedanken grinsen. Natürlich war das unmöglich, aber lustig sich vorzustellen.
Aber tanzen war allemal drin. Das war etwas, das sich wahrscheinlich nicht jede hier im Saal getraut hätte. Und außerdem zeigte es jedem anderen Kainiten, das die unbekannte Neue ohne Probleme das potenteste Unholdvernichtungsmittel an Land zog, das sich weit und breit finden ließ.
Ohne auch nur eine Spur von Disziplinen anzuwenden.
Ein Elysium war ein Elysium und Ventrue hatten mit gutem Beispiel voranzugehen.
Amanda lachte sich innerlich ins Fäustchen, als sie sich vorstellte, das der verfluchte Nosferatu, der ihr in London das Unleben schwer gemacht hatte, sich nun mit dieser Dukebestie über etwaige Besitzrechte auseinandersetzen müßte.
Das war doch allemal ein Tänzchen wert. Oder ?
Die Ventrue, die wie gewohnt ihre Umgebung aus den Augenwinkeln unter Beobachtung hielt, vermerkte sofort die unangebrachte Zerzaustheit des alten Mannes, der da neu herein kam. Zu einer Antwort an den Duke kam Amanda nicht. Der Zausel hob eine schäbige Gitarre und entlockte ihr ganz unerwarteten Zauber. Doch es war kein guter Zauber.
Vor ihren Augen nahm der fremde Musiker nacheinander mehrere Gestalten an, die sie warnten, anschrien und vollsangen.
Ex-Geliebte, Gefäße, Nahrung. Hübsche junge Gesichter. Mehr, als sie bewußt in Erinnerung hatte. Der enorme Verschleiß ihrer kainitischen Jugend, bis sie das richtige Maß der nährenden Ekstase gefunden hatte.
Und der arme Iain, der sich aber immer um alles kümmerte, was sein unreifes Kind anstellte.
Und der Earl, dessen Verbrechen darin bestand, das richtige Anwesen zu besitzen, es aber nicht verkaufen zu wollen. Sein Ruin. Sein Selbstmord.
Und die beiden Kainiten, die sich wegen ihr duelliert hatten.
Und wie der Überlebende ihretwegen dem Nosferatu zum Opfer fiel.
Und ja, sogar der alte Nosferatu und sein rachsüchtiger Sprößling taten ihr leid.
Aber am schlimmsten schmerzte sie ihre Unfähigkeit, als Krone der kanitischen Schöpfung, als Ventrue, nicht für einen rostigen Rubel, den anderen überlegen zu sein. Die Möglichkeit, wirklich und wahrhaftig nicht mehr zu sein, als jeder gewöhnliche Bratarsch...
nicht mehr als ein Bruj...
Und da muß sie hochgucken, zum Duke, der auch nur wieder einer in der Riege ihrer Knüppelgardisten werden sollte.
Es war wie es sein mußte. Wenn ein Ventrue sündigte, dann richtig. Ein Ventrue sündigte nicht wahllos vor sich hin, nein er bediente sich der einen Sünde, die vor allen anderen da gewesen war und der alle anderen Sünden entsprangen.
Der Sünde des Hochmuts.
Und genau diese Quelle der Kraft, aus der jeder Ventrue seine angeborene Überlegenheit schöpfte, verwandelte sich in eine überlaufende Klärgrube, das es Amanda vor Selbstekel schüttelte.
Gut das Duke da war, dem man den Ärmel vollheulen konnte.
 
Marta wirkte immer noch nicht ganz überzeugt. Das klingt mir alles zu abenteuerlich. Zumindest war es 'politisch korrekt'. Vor allem bei zwei hochrangigen Hexenmeistern in der Stadt...

Ihre Schritte waren elegant und sicher. Sie konnte tanzen, wenn auch weit entfernt von professionell. Doch was ihr an Technik fehlte, machte sie mit Anmut mehr als wieder wett. Wie der Tanz auf andere wirkte, kam jedoch ganz auf Moishe an, den sie widerstandslos führen lies.

"Das kommt wohl auch darauf an, wie die Zusammenarbeit aussehen soll."

Und davon, wer noch beteiligt ist.

"Grundsätzlich klingt das aber interessant. Ich denke, wir könnten uns einig werden..."

Ein schelmisches Grinsen trat in ihr Gesicht. Man musste gestehen, dass es ihr wunderbar stand. Da begann das Gitarrenspiel. Ihr Tanz stockte, als Moishe plötzlich innehielt und Marta gegen ihn prallte. Was... Die unheimliche Kraft des Blutes drang in sie ein und entfaltete seine Wirkung. Sie, die es bevorzugte nach vorn zu schauen, war nun gezwungen einen Blick zurück zu werfen, auf den Weg, mit den Leichen gepflastert, über die sie gegangen war.

...das Mädchen strahlte überglücklich, alle Sorgen waren verschwunden, verflogen dank der wunderbaren Nachricht. Überschwänglich lief sie nach draußen, zu ihrem Liebsten den sie so sehr vermisst hatte. Ihr Gespür hätte sie warnen sollen, doch die Freude war einfach zu groß...

Rücksichtslos hämmerten die Erinnerungen auf sie ein, jeder Fehltritt, jedes Opfer, nichts blieb ihr verwehrt. Die schwarzen Bausteine, die niemand gern erblickte und die doch zum Fundament ihrer Existenz gehörten, sie vielleicht mehr geformt hatten, als sie sich je eingestehen würde.

...die Lippen berührten ein letztes Mal seine Haut. Lange Zeit hatte sie sich selbst betrogen, sich eingeredet es sei alles Vergangenheit, die Gefühle längst erkaltet. Jetzt war er tot, gestorben wegen ihr...

Sie sah ihren Vater den sie allein zurückgelassen hattte, die Gesichter all derer, die sie für ihre eigene Existenz geopfert hatte, selbst die, welche sie lange vergessen geglaubt hatte. Von dem Unbekannten, aus dessen Leichnam ihre erste Erinnerung als Vampir bestand, bis hin zu dem jungen Mann, dessen leblose Hülle nun tief unter der Stadt verfaulte.

...der zweite Tote lag noch so wie er zusammengesunken war, die Augen gebrochen. Eine klaffende Wunde markierte die Stelle, an der die Klinge sein Leben ausgelöscht hatte. Die beiden überlebenden Störenfriede lagen im Nachbarraum, geknebelt und verschnürt...

Wie zur Salzsäule erstarrt stand sie da. Du kannst es nicht mehr ändern. Winzige Blutmengen waren ihr in die Augen gestiegen und hatten im unteren Bereich gesammelt, was ihrem Blick eine düstere Note verlieh. Jetzt reiß dich zusammen! Die Trauer zog sich langsam zurück, die Tür schloss sich wieder. Der Verstand übernahm die Kontrolle. Und mit ihm kam Zorn, auf sich selbst, ihre mangelnde Kontrolle, auf den Spieler, der ohne Rücksicht in ihren Kopf eingedrungen war, auf den Prinzen, der zu schwach war seine eigenen Regeln durchzusetzen.

Ein vernichtender Blick lag auf Moishe, als wollte sie ihn für seine Sünden anklagen oder als hätte sie der abrupte Halt stark verärgert. Eigentlich hatte er nur das Pech direkt vor ihr zu stehen. Durch das Rot in ihren Augen wirkte sie dabei ein wenig dämonisch, nicht einschüchternd, aber böse. Vielleicht war es das, weshalb sich die folgenden Worte so unpassend anfühlten.

"Ist... alles in Ordnung?"
 
Rin sieht den älteren Herren nicht kommen, aber er spürt ihn. Er kennt das Gefühl nicht, dass in ihm aufsteigt, es verwirrt und verängstigt ihn. Er schaut Gretchen an, welche sich im Takt wiegt und stolpert vor ihr zurück. Ist sie.. Weiter kommt er nicht, bevor Bilder in seinem Kopf aufsteigen. Doch seine Jugend ist in diesem Fall sein größter Schutz. Er ist jung und hatte einfach noch nicht die Zeit in seinem Leben gehabt, viele Missetaten zu begehen. Nur eine Handvoll fliegen vor seinen Augen entlang, dann ist es auch schon wieder vorbei. Kein Mord, kein Blutvergießen, die größte Missetat war das erste Mal einen Menschen anzufallen, doch auch diesen hatte er nicht getötet.
Er schüttelt den Kopf um wieder zu klarem Verstand zu kommen. Was.. was.. Wieso..? Noch immer verwirrt und verängstigt schaut Rin sich um. Was in aller Welt war das? Er merkte an den Gesichtern der paar anderen Vampiren, dass es ihnen ähnlich geht, nur schlimmer. Seine vorherige Gesprächspartnerin steht an einer Säule nicht weit entfernt und hat eine Blutspur über das Gesicht.
Instinktiv und ohne groß nachzudenken zieht Rin ein Taschentuch aus der Tasche. Er denkt nicht nach, er ist derzeit nicht einmal in der Lage nachzudenken. Aus Selbstschutz hat sich sein Geist völlig verschlossen. Mit dem Tuch in der Hand bewegt er sich auf Gretchen zu und reicht ihr dieses. Die vorher noch wohl klingende und ausgeglichene Stimme zittert nun etwas, während er redet. "Hier, nehmen Sie das, sie haben Blut im Gesicht."
 
"Da können sie bestimmt spannende Sachen erzählen. Ansonsten haben sie eben andere Prioritäten gesetzt, kein Grund für Entschuldigungen, Johnny. Ich hoffe dann einfach mal, daß sie es im Untergrund nicht zu bunt treiben. Nicht, daß zuviele Honoratoren auf sie aufmerksam werden... In jedem Fall würde ich sehr gerne noch einen Tanz anhängen, wenn sie mögen."

Ein weiterer kurzer Blick traf die Pseudo-Regentin. Hatte die ihr vorhin tatsächlich zugenickt ? Naja, anscheinend war es jetzt an Rudolf, möglicherweise etwas Licht ins Dunkel zu bringen ! Als die Tür sich öffnete und sie Musik abriß, sah sie zuerst zur Kapelle, dann zur Tür.

Wer zum Geier ist das denn ?

Sie sah sich um, wie um zu sehen, ob irgendjemand den Neuankömmling zu erkennen schien. Bevor sie dieses allerdings beendet hatte, traf sie die Macht des Alten und warf sie zurück in das wirbelnde Chaos aus Verrat, Intrigen, Nepotismus und anderen unschönen Dingen, die den Werdegang jedes Tremere bildeten. Obwohl sie es nie so schimm getrieben hatte wie man Hexern gerne vorwarf, war sie mitnichten ein unbeschriebenes Blatt, das sich jetzt mit jeder Leiche in seinem Keller konfrontiert sah, zusammen mit lange verblaßt geglaubten aber allzu menschlichen Emotionen. Obwohl sie wußte, was auf dem Spiel gestanden hatte, schämte sie sich für das, was sie bereit gewesen war zu tun und glaubte, die erdrückende Last der Schuld, die sie auf sich geladen hatte, auf ihren Schultern spüren zu können.

Katharinas Augen weiteten sich vor Entsetzen, als ihre Beine unbemerkt nachgaben, und als sie wieder halbwegs klar war, fand sie sich auf dem Boden wieder. Verwirrt sah sie sich um.
 
Etwas stimmte hier nicht, aber Kai erkannte nicht was es war. Er hörte eine Stimme, Worte über das Ende der Welt. Er war eigentlich ein Mensch gewesen der die Bibel kannte, aber das hier war deutlich mehr als er je kannte. Bilder mischten sich in seine Gedanken, Gedanken an Taten an die er sich nicht mit Freuden, bis er ein Erlebnis vor Augen hatte, eine Sünde die er nicht aus seinem Gedächtnis löschen konnte. Ein Büro bildete sich vor seinem geistigen Auge, mit der einen Person die ihn aus seinem alten Leben gerissen hatte. Er sah ihn an seinem Schreibtisch und fühlte den gleichen Hass den er damals in sich spürte. Ungläubig sah er ihm zu wie er wie in jeder anderen Nacht, aber etwas war diesmal anders, er hatte einen Beobachter. Kai dachte zurück an diese eine Nacht in der er das Gesicht über sich gesehen hatte, die Erinnerung brannte in seinem Gedächtnis. Er spürte erneut den Schmerz der Wunde in seinem Bauch, wie das Blut floss und unter ihm eine Pfütze bildete. Dann erschien sein Gesicht, mit fragenden Worten und Wut in der Stimme. Der Geschmack des Blutes änderte darauf sein Leben, einmal mehr spürte er sich sterben. Und als er ihn am Schreibtisch sah fand der Hass einen Weg. Er spürte die Fernbedienung wie damals, mit der er die Kameras für einiges Sekunden lahmlegte, sah sich ihm näher kommen, Schritt für Schritt, bis er sah wie seine Zähne im Hals des Opfers versanken. Wäre er nicht zuvor so oft erniedrigt und gequält worden, vielleicht hätte er ihn einfach nur vernichtet, aber der Schmerz war zu groß, die Erinnerung daran überragend. Es war eine Sünde, das wusste er, ein Verbrechen für das er hätte vernichtet werden müssen. Sein Verstand war seitdem nie wieder komplett frei geworden, immer wieder hatte er mit Gedanken zu kämpfen die nicht seine eigenen waren. Kai war schwach, so schwach das er sich nicht dagegen wehren konnte was in seinem Verstand gegen ihn ankämpfte.

Ich hab dich noch nicht vergessen.

Ein kurzer Krieg entflammte in ihm während er nur da stand, verkrampft und voller Schmerz.

„Nein…“

War ein stummer Schrei der nur leise zu hören war aus seinem Mund, bis alles vorbei war. Leicht war er in die Knie gesunken, aber jetzt stand er wieder auf. Wie aus einem alten Schlaf gerissen sah er sich um.
 
Johnny freute sich, dass Katharina noch mit ihm weitertanzen wollte.
Das andere Paar hörte auf zu Tanzen, die Frau kam jedoch mit einem neuen Tanzpartner zurück. Ein weiteres Tanzpaar gesellte sich hinzu.
Der Mann im Smoking, die Frau sah Billie relativ ähnlich und hatte ein ebenso unschuldig wirkendes Gesicht. Was bei Kainiten aber noch nichts heißen musste...
Der Brujah schnappte ein paar Worte des Pinguins auf. Die Erwähnung des Namens Zacharii ließ ihn aufhorchen. Tzimisce? Zacharii war ein Tzimisce? Wenn Johnny doch bloß auch den Rest noch verstanden hätte. Aber dann hörte Johnny noch "Zusammenarbeit" und "Klüngel".
Dann sah er kurz einen leicht ungepflegt wirkenden Typen, der in Richtung Konferenzraum ging. Ein Primogen, der sich verspätet hatte?
Seltsam...aber wenig später war Johnnys Aufmerksamkeit von etwas ganz anderem gefesselt, wobei ihm nicht im geringsten klar war, dass das mit dem komischen Typen zusammenhing.

Verrat und Intrigen? Nein, das hatte es bei Johnny nicht gegeben, in seinem Leben und auch in seinem Unleben nicht.
Aber es gab da viele Diebstähle, Raubüberfälle und Gewalttaten...
Sein erster Diebstahl, ein Auto...
Johnny sah plötzlich seinen Vaters vor sich und hörte seine Stimme:
"Was soll nur aus dir werden, Junge?"
Sein gutmütiger Vater, der nie die Hand gegen Johnny erhoben hatte, ja noch nicht einmal oft geschimpft hatte obwohl es bei Johnny Grund genug dafür gegeben hätte.
Wie sehr sich doch sein Vater um ihn gesorgt hatte und sich darum bemüht hatte zu verhindern, dass Johnny weiter auf die schiefe Bahn geriet. Zweimal hatte er die Polizei bestochen um einen Gerichtsprozess zu verhindern, doch nach Johnnys erstem Raubüberfall konnte der Vater nichts mehr tun und Johnny wurde zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.
Johnny sah das traurige Gesicht seines Vaters vor sich als er den Sohn im Gefängnis besuchte.

Es tut mir so leid, Dad...

Wieso kam ihm all das ausgerechnet jetzt in den Sinn? Weil er vorhin seinen Vater erwähnt hatte? Sein Vater war immer so anständig gewesen, verabscheute Verbrechen, und doch hatte er bis zum Schluss zu Johnny gehalten, doch es hatte ihm das Herz gebrochen erleben zu müssen wie aus Johnny ein Schwerverbrecher wurde.
"Polizist stirbt im Kugelhagel der Steinberg Gang" sah Johnny die Schlagzeile vor sich.
Hatte er nie daran gedacht wie es für seinen Vater gewesen war solche Schlagzeilen zu lesen?
Und im Zeitungstext folgte: "Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder."
Verdammt, Johnny, du hast Kinder zu Halbwaisen gemacht...
Dabei wusste er doch nur zu gut wie schlimm es für ihn gewesen war im Alter von 9 Jahren die Mutter zu verlieren.

Dann hatte Johnny seine Kumpanen aus dem Gefängnis befreit, auch dabei kam ein Polizist ums Leben. Aber er konnte doch nicht seine Kumpel im Stich lassen...
Aber am Ende waren seine Gangmitglieder wegen ihm gestorben.
Je berüchtigter sie wurden, je besessener die Polizei und schließlich auch der FBI sie jagte, desto mehr befreundete Gangs wandten sich von ihnen ab, da sie nicht damit reingezogen werden und zu viele Bullen auf dem Hals haben wollten. Verdammte Angsthasen!
Und ausgerechnet Frankie, einst auch sehr berüchtigt, war plötzlich seriös geworden und hatte eine Telefongesellschaft gegründet. Telefone sind jetzt groß im Kommen, hatte er Johnny vorgeschwärmt und ihm die große Halle gezeigt wo lauter Telefonistinnen saßen.
"Damit lässt sich doch viel mehr Geld machen als mit Gaunereien, warum sollte ich also Gangster bleiben?"
Als ob es beim Gangsterdasein nur ums Geld ging!
Am Ende hatte Johnny und seine Gang völlig allein dagestanden. Als Johnny einen weiteren großen Coup plante und er eine Unterkunft suchte wo sie direkt nach dem Überfall unterkommen konnten, wollte sie niemand verstecken. Und da empfahl ihm Frankie dieses abgelegene Waldhotel.
Sonst waren sie immer von irgendwelchen befreundeten Gangstern versteckt worden, aber damit war´s vorbei.
Hätte ihm das nicht eine Warnung sein sollen? Hätte er den ganzen verdammten Banküberfall nicht besser lassen sollen?
Stattdessen hatte er zuversichtlich getönt: "Wir schaffen das schon."
Und seine Gangmitglieder hatten sich davon mitreißen lassen. Sie waren ihm gefolgt. Er hatte sie ihn den Tod geführt.
Der Banküberfall hatte ja geklappt, und sie waren problemlos zu dem Waldhotel gelangt. Aber dann musste sie irgendwer verpfiffen haben. Frankie etwa? Auf jeden Fall kreuzten am späten Abend die Bullen bei dem Hotel auf. Die waren allerdings so blöd einfach auf die erstbesten Gäste drauflos zu ballern, die vorne aus der Tür kamen.
Vielleicht hatte Johnny dem Tod dieser Unschuldigen sogar sein eigenes Leben zu verdanken.
Kaum hatten die Bullen angefangen zu ballern war Johnny und seine Gang natürlich gewarnt. Zunächst blieben sie und schossen von oben auf die Bullen, die waren ja draußen. Die schossen auch, Fensterglas zersplitterte, lautes Maschinengewehrfeuer zerriss die Stille der Nacht. Sie schossen und schossen, und die Gang schoss zurück, bis Babyface schließlich tödlich verletzt wurde.
Johnny beschloss dann, dass es das Beste war abzuhauen. Sie teilten sich auf in zwei Zweiergruppen, damit die Bullen nicht alle auf einmal verfolgen konnten. Johnny war eigentlich immer noch auf der Tanzfläche, aber er war nun so sehr im Geschehen des Films drin, der vor seinen Augen ablief, dass es ihm vorkam als würde er wieder die kalte Nachtluft spüren, und den beißenden Schmerz der Schusswunde am linken Oberarm. Er rannte mit Peter durch den Wald, die Bullen direkt auf den Fersen. Immer wieder blieben sie stehen und schossen, und die beiden schossen zurück.
Peter wurde schwer getroffen und brach zusammen.
"Lass mich liegen und lauf weiter", sagte Peter schwach, aber das hätte Johnny nie getan, seinen Kumpel einfach da liegenzulassen. Er stützte Peter und half ihm weiterzukommen. Sie mussten es einfach schaffen, Johnny war nicht bereit aufzugeben.
Sie erreichten die Straße, und da kam gerade ein Auto. Paul und Harry saßen darin, sie hatten ja einen anderen Fluchtweg genommen, und als sie die Straße erreicht hatten, da war gerade ein Auto gekommen, sie hatten die Insassen erschossen und ihnen das Auto abgenommen. Noch zwei Tote, die indirekt auf Johnnys Konto gingen.
Johnny zerrte Peter auf die Rückbank, Paul fuhr los. Peter starb während der Fahrt in Johnnys Armen.
Jetzt waren sie also nur noch zu dritt. Auf der weiteren Flucht durch mehrere Bundesstaaten wurden schließlich auch Paul und Harry von den verfluchten Bullen erschossen.

Aber verdammt! Ich wollte doch nicht, dass sie sterben! Ich kann´s nicht mehr rückgängig machen!

Und Johnny hatte danach immer noch nicht genug gehabt, er kehrte ausgerechnet nach Chicago zurück, wo der verdammte FBI schon auf ihn lauerte. Er war am Ende, und dennoch plante er unverdrossen einen weiteren Coup, für den er erst neue Gangmitglieder finden müsste.
Und er wollte unbedingt zu Billie...und hatte damit ihr Leben gefährdet. Es gelang ihm sogar sie unbemerkt zu treffen, doch direkt danach wurde sie aufgegriffen und verhört und gefoltert.
Sein Erzeuger war es, der ihn davon abhielt in den sicheren Tod zu laufen. Die Bullen hätten auch Johnny abgeknallt, wenn Simon ihn nicht kurz vorher erschaffen hätte.
Aber dann, scheiß was auf die Kugeln, die ihn trafen, die konnten ihm kaum noch was. Zu zweit mit Simon stürmte er die Polizeistation wo man Billie gefangenhielt, sie schossen drauflos auf alle Bullen, die ihnen dort über den Weg liefen.
Billie saß im Verhörraum. Man hatte sie nicht einmal auf Toilette gehen lassen, und so hatte sie ihr Kleid naßgepinkelt. Johnny schoß umso wütender um sich. Doch Hauptsache er hatte seine Billie zurück. Er trug sie hinaus und Simon gab ihm Feuerschutz.
Die hätten Billie doch nicht freiwillig rausgerückt, also hatte er sich den Weg zu ihr freischießen müssen, und er würde es wieder tun...

Dann sah Johnny die Angst in den Augen der Bankangestellten, die er und seine Gang mit Waffen bedroht hatten.
Die Angst in den Augen der Geiseln, die sie in den Banken genommen hatten.
Todesangst.
Das hatte er damals völlig abgeblockt, er hatte es nicht sehen wollen. Doch jetzt quälte es ihn.

Was soll der Scheiß??! Schluss damit!

Aber davon würde er sich jetzt doch wohl nicht kleinkriegen lassen, dass da irgendwas in seinem Hirn plötzlich verrückt spielte und er diese Bilder vor sich sah.

Das Bilderkarussell schien sich immer schneller zu drehen.
Waffenlager der Polizei ausgeraubt.
Auf Nazis geschossen, Waffenlager der Nazis ausgeraubt.
Johnny sah die von ihm niedergemetzelten Sabatties, zusammengeschlagene Menschen, etliche zusammengeschlagene Kainskinder...
Knirschende, brechende Knochen...
Skinhead zum Krüppel geschlagen...
Prügelndem Ehemann den Rücken und die Arme zertrümmert, sitzt nun im Rollstuhl.
Der schlug nun niemanden mehr...

Der Brujah stand das Ganze stoisch durch, er biss die Zähne zusammen, stand regungslos da bis die Bilder endlich abgeflaut waren.
Da merkte er, dass seine Tanzpartnerin am Boden lag. Er ging in die Hocke.
"Katharina...ist alles in Ordnung mit Ihnen?"
Seine Stimme klang besorgt. Er würde ihr aufhelfen, und falls sie zu schwach war um stehen zu bleiben würde er sie festhalten, sodass sie nicht nochmal hinfiel.
 
Jean wahr alles Andere als begeistert von dem was er grade erlebte doch nach dem das lied verstummte. Schafte es Jean sich langsam wieder zu sammeln. So bemerkte er auch Wie im ein paar Tränen übers Gesicht liefen. Schnell Hollte er ein Taschentuch raus und Machte Seine Tränen weg.

Was zum Teufel noch mal wahr das … warum nur.... warum kamen die Bilder wieder hoch die ich so tief hab begraben....was ist hier los.

Jean sammelte sich Etwas und mit nicht mehr zitternder aber mitgenommener stimme „hy sag ist alles ok mit dir?. Hast du das lied grade auch gehört?“
 
Moishe kam nur langsam aus seiner Trance zurück, das Grauen vor Augen das er sowohl als Mensch als auch als Vampir angerichtet hatte und er konnte nur zu einem Urteil kommen - er war ein Monster.
Schnell wandte er sich mit immer noch blutüberströmten Wangen seiner Tanzpartnerin zu.
"Alles in Ordnung mit Ihnen, Marta?" Das Du war der Gefahrensituation geschuldet, sonst hätte der Ventrue auf diese Vertaulichkeit verzichtet. "Wo ist der Kerl hin?"
 
Nachdem Rufolfs Verstand sich wieder zusammen gesetzt hatte, blinzelte er. Wie er bemerkte starrte er seine Hände an. Und sein erschüttertes Ich verwandelte sich in ein zorniges Ich.

Da war die Wut auf sich selbst, weil er so machtlos war. Die Wut auf das Schicksal, das ihn einfach nicht zu mögen vermochte. Die Wut auf diese ganze Bande alter Vampire, die sich für etwas besseres hielt. Die Wut auf die Welt, weil diese Vampire tatsächlich überlegen waren.

Die Erschütterung seiner Selbst, sein Zorn und der schlagartig einsetzende Geruch von totem Blut verbündeten sich und versuchten dem in seinen Eingeweiden gefangenen Tier zur Flucht zu verhelfen. Er spürte den grenzenlosen Hass des Monsters in seine Knochen kriechen. Es wollte Blut vergießen und die Welt in Stücke schlagen, als absolute vernichtende Vergeltung.

Aber er gab der Verlockung nicht nach. Er wollte selbst wütend sein. Den eigenen Zorn spüren und sich nicht sein Selbst ganz aufgeben, nachdem es gerade so gnadenlos vergewaltigt worden war. Ich bin mein eigener Herr, knurrte es in seinem Verstand als eisernes Mantra, mit dem er erneut Mauern errichtete, die das Tier in ihm wieder unter Kontrolle brachten.

Dann war er plötzlich wieder ganz allein mit sich selbst. Gedmütigt, verletzt und außerordentlich rachsüchtig. Der Zorn rauschte wie eine große unaufhaltsame Welle durch seinen Verstand und ordnete sein Denken ihm gefällig. Wo sonst Vorsicht und Zurückhaltung herrschten, da taten sich nun Abgründe von Tollkühnheit und Risikobereitschaft auf. Und ein Gedanke, der ihm durch den Schädel schoß, gefiel ihm dabei ganz besonders. Mit einer schnellen Bewegung zog er sein Handy hervor und begann eifrig zu tippen.

Ein Plan nahm Gestalt an - trotz allem konnte er der Rationalität nicht ganz entsagen.
 
Es dauerte nicht wirklich lange, bis sich Kiera wieder in der Gewalt hatte und als ihr Tanzpartner aus der Erstarrung erwachte, hatte sie die Tränen längst weggewischt und sie hatte ihre Gefühle wieder unter Kontrolle.

Rudolf würde nicht merken, dass sie ihn festgehalten hatte und dabei ein Haar von seinem Ärmel wischte.

"Beruhigen sie sich, es ist vorbei", sagte sie mit fester Stimme. "Wenn es das war, was ich denke, dann gibt es keine Chance sich dagegen zu wehren."
 
Er hielt inne und hob den Blick. Den gesamten Verhaltenskatalog für Vampire, den sie benutzten um miteinander zu reden, statt sich gegenseitig an die Kehle zu gehen, steckte er dabei in eine Schublade mit der Aufschrift: Irgendwann wieder. Seine Mimik war in seinen Zorn getaucht und wenn Augen kalt blicken konnten, dann taten seine das nun.

„Beruhigen? Ich lasse mich doch nicht von einer Archontin maßregeln, die nicht einmal Versammlung aller Kainskinder der Stadt beschützen kann. Wer immer auch dieser alte Kerl war, an den ich mich kaum noch erinnere, was auch immer getan hat. Genau. Was DENKEN Sie denn was er getan hat? Ich darf nämlich meine Kräfte nicht benutzen, um in ihren Kopf zu sehen. Dann wird man nämlich streng bestraft. Also erzählen sie doch mal, was dieser Kerl genau gemacht hat, außer jedem Kind zu erzählen, dass Bambis Mutter tot ist“, kam es ihm voller zynischem Spott über die Lippen.

Es hätte nicht gefehlt und er hätte seine Fangzähne gezeigt oder noch schlimmer das Tier von seiner Leine gelassen.

Nach diesem kleinen Ausbruch richtete er sein Augenmerk wieder auf das Handy und tippte weiter. Seine Entschlossenheit weitere Dummheiten zu begehen wuchs von Sekunde zu Sekunde. Der in der Luft stehende Gestank nach Blut fütterte dieses Verlangen noch.
 
"Nach meinem Wissen könnte es Irrsinn oder eine hohe Stufe von Beherrschung oder Präsenz sein", sagte Kiera ruhig. "Machen sie jetzt keine Dummheiten. Wären sie in den letzten Wochen hier in der Stadt gewesen, dann hätten sie weitaus schlimme Effekte erlebt. Und natürlich darf man in einem Elysium einem anderen nicht in den Kopf sehen und wenn sollte man sich nicht erwischen lassen."

Leider mußte auch sie auf Disziplinen verzichten.

"Wir werden den Kerl bekommen, aber versuchen sie es nicht im Alleingang, der Happen ist für einen Einzelnen zu groß."

Sie würde sich zu wehren wissen, wenn er ausrastete, allerdings könnte sie dann doch die eine oder andere Kraft brauchen.
 
Auch Thürmer wurde erneut von den Geißeln seiner Existenz eingeholt, die ihm Zacharii bereits serviert hatte. Der Unbekannte machte sich aber nicht die Mühe, die sich Zacharii gemacht hatte, um den größtmöglichen Effekt zu erzielen. So war der Nosferatu mit den ungefilterten Ergebnissen all jener realer oder auch nur eingebildeter Geschehnisse konfrontiert, die er sich bis heute nicht hatte verzeihen können. Die Eindrücke waren kürzer, aber was ihnen an Länge fehlte, machten sie an Klarheit wieder wett.

Es begann mit den vielen kleinen Jugendsünden, die sich so oder so bei jedem fanden, aber mit dem Fortgang des Liedes verloren die Eindrücke diese Harmlosigkeit. Schon bald kamen die ersten Leichen aus dem Keller: Zuerst der kleine Fischer, den er damals in der Grundausbildung versehentlich erschossen hatte. Zwar war festgestellt worden, daß ihn offiziell keine Schuld traf, aber trotzdem sah er sich letztendlich in der Verantwortung für den Vorfall. Dahinter reihten sich seine Opfer, die er im Krieg angehäuft hatte. Er erinnerte sich nicht an alle, aber an viele, nicht wenige waren Zivilisten gewesen. Auch einige der eigenen Leute hatte er auf dem Gewissen gehabt, durch Patzer, Schlamperei oder Unaufmerksamkeit. Dazu kamen noch die Unbeteiligten, die sie dann drüben in Kauf genommen hatten. Dort hatte es viel mehr zivile Opfer gegeben, aber ins Gefängnis hatte ihn nichts davon gebracht, da hatte ein falsches Wort zur falschen Zeit genügt. Auch mit den Amerikanern war es nicht viel besser gewesen, eher schlimmer.

Unvermittelt sah er sich selbst wieder in der oliven Montur auf einer Art Insel am Rand eines Sumpfgebietes. Er und Wolfe waren die einzigen gewesen, die davongekommen waren. Der Hubschrauber, der sie aus dieser Hölle bringen würde, war unterwegs, aber ihm waren Zweifel gekommen, ob man ihn im Zweifelsfall nicht doch für einen Bürger der Staaten opfern würde, um diesen heil nach Hause zu bekommen. Was, wenn man ihn noch länger dabehielte ? Als zu nützlich ansah ? Nein, er wollte nicht in diesem Land sterben. In der Zivilisation, ja, aber nicht hier ! Ihr Taxi würde weiter entfernt landen und so wie es aussah, würden sie unter Feuer mit den Sumpfratten um die Wette laufen müssen. Er war nicht sicher gewesen, ob er es rechtzeitig schaffen konnte, vor allem, da Wolfe weniger als halb so alt war wie er. Also hatte er getan, was seiner Ansicht nach getan werden mußte, um seinen Hals zu retten. Der Junge war herumgefahren, als die erste Kugel in seinen Rücken eingedrungen war. Verwirrung und Angst waren in seinen Augen zu lesen, aber auch Unverständnis und letztlich auch die Erkenntnis über den Verrat des Mannes, den er für seinen Kameraden gehalten hatte. Als das nächste Stück Blei ihn in die Stirn traf, knickte er ein und fiel um. Alfons hatte ihm die Marken abgenommen und war dem Feind und dem ganzen Land schließlich entkommen. Nur vor seiner abscheulichsten Tat konnte er nicht davonlaufen.

Steif saß er am Tisch und starrte ins Leere, in eine Vergangenheit, die ihn in diesen Tagen bereits das zweite Mal eingeholt hatte.
 
"Die Frau hat Recht, machen sie keine Dummheiten." Die Geißel von Finstertal trat in den Raum und sein Gesicht war in einem mysteriösen Lächeln getaucht, wobei sein Körper jedoch angespannt, wie vor oder nach einem Kampf war.

Langsam schaute er sich im Raum um und betrachtete jeden der Anwesenden einige Sekunden lang. Sein Blick schienen dabei tief zu gehen, doch berührte er die Seele der Kainiten nicht. Er brauchte es auch nicht, da das bei den meisten genug im Gesicht stand. Nur bei denen nichts stand, merkte sich der Schwarze, denn dies war in diesem Fall nicht normal, aber was war schon normal.

"Ich nehme einmal an, dass der Alte nicht wieder hier herausspaziert ist?" Während Malik diese Frage stellte, durchquerte er schon den Raum um zum Ausgang zu kommen. Doch da er ein großer Raum war, würde er wohl etwas brauchen.

Dabei traf sein Blick jedoch auch Gretchen und mit einem Kopfnicken forderte er sie auf mit ihm zu kommen. Während der Ahn weiter schritt, merkte er plötzlich wie etwas an seinem Herzen zerrte oder beschwerte, er konnte es nicht wirklich deuten. Also er kurz an seine Brust faste, spürte er die Blätter die er in einer Brusttasche aufbewahrte. Warum kommt es mir so vor, als würde ich diesen Alten kennen? Umberirrt schritt er weiter, wobei seine Blicke immer mal wieder die eines der anwesenden Untoten streifte.
 
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