Die Art Manipulation die bei den Zeugen angewandt wurde war nicht Lurkers, oder seines Blutes, Spezialität. Das rohe einbrechen in einen Verstand und direkte Ändern von bereits durch das Gehirn interpretierte Realität, mittels Gedanken kontrollierenden Kräften, war für sein Empfinden ohnehin etwas unstetes. Man konnte als Arzt noch so geschickt Knochen richten und Fleisch nähen, am Ende würde eine Narbe sichtbar bleiben müssen. Egal wie sehr sich ein Gärtner auch anstrengen mochte, seine eingepflanzten Gewächse würden immer einen Tick zu geordnet aussehen. Nur natürlicher Wuchs und Zeit konnten auf die Dauer den Geist kontrollieren. Alles andere würde Fußangeln hinterlassen, über die man eines Tages fallen mochte.
Aber wie immer vertrauten die anderen Vampire auf ihre mysthischen Kräfte und ihre magischen Fähigkeiten, egal ob sie sie selber wirklich verstanden, anstatt auf ihren Verstand. Wenn die Maskerade erst mal zum Teufel war, würden sie die wirklich groben Methoden auspacken müssen um alles wieder gerade zu biegen, aber gut, im Moment schien Eindämmung und schaumgebremstes Arbeiten die Parole zu sein und für sein Empfinden war es schon zu spät gewesen, als man überhaupt Menschen in ihre Nähe gelassen hatte. Nur die verfluchten Toreador konnten so grenz-dämlich sein Sterbliche, als etwas anderes als Futter, in einem solchem Haufen Untoter herumlaufen und Häppchen servieren zu lassen, die dann keiner essen konnte.
Da der Nosferatu also hier nicht direkt eingreifen konnte, und die beste Methode zur Wahrung der Maskerade für seinesgleichen ganz eindeutig lautete von einem Menschen gar nicht erst bemerkt zu werden, machte er sich auf den Weg zum Durchgang in den Service Bereich, von wo aus er durch das Backoffice und die Küche bis hinauf in den Hof und die Seitenstraßen gehen würde, um alle Bereiche außerhalb des Ballsaals zu patroullieren, für den Fall das schon jemand panisch raus gerannt war und sich nun in irgendeiner Ecke verkroch, oder außerhalb des Gebäudes herum irrte und sich fragte, was zur Hölle gerade da drinnen passiert war. Falls sich Menschen davon gemacht hatten, würde er sie finden, niederschlagen und dann in einem separatem Raum sammeln, wo die Gehirnsauger ihnen den Grips schälen konnten.
Als der Doktor ihm also entgegen trat nickte der Verborgene knapp und bedeutete dem Anderem ihm zu folgen, während er sich zufrieden den Bericht seines Clansbruders anhörte.
Wir vermuten es war ein Mondkind und wir hatten dort drinnen das zweifelhafte Vergnügen, dass es direkt an unserem Tisch gestanden hat, als sein Wahnsinn sich ausgedehnt hat. Was sie erlebt haben war so etwas wie ein Schutzmechanismus ihres Verstandes. Wie ein System, das sich bei Überlastung abschaltet und die Überlast ist in diesem Falle das, was wir den Wahnsinn nennen.
Sie passierten Helena die gerade ebenfalls auf dem Weg nach draußen zu sein schien. Hatte die frisch ernannte Ober Caitiff eben noch Lurker überrascht, als sie beiläufig hatte fallen lassen, dass sie das Geschehen auch nicht für einen Angriff, sondern eher für eine Eruption gehalten hatte, so konnte diese nun ihre Vermutung, dass auch der Nosferatu so einige Erfahrungen mit dem Clan der Irren gemacht zu haben schien bestätigen, wenn sie denn nun Lurkers Referatu über dessen Vermutung der Vorkommnisse hörte. Vermutlich würden sie noch einiges zu bereden haben und nicht alles davon würde politisch sein.
Deutlich leiser fuhr der Nosferatu dann fort, als ans eingemachte ging. Auf Thürmers Bericht hin brummte er zufrieden.
Sehr gut. Der Kerl mit dem Habicht Gesicht heißt Grimm und ist ein hohes Hexentier direkt aus Wien. Außerdem ist unsere Geißel jetzt der Primogen der Malkavianer und Helena ist offiziell als Erstgeborene für den frisch etablierten Caitiff Clan eingesetzt worden. Anschließend sind sich alle ein wenig an die Gurgel gegangen, weil die McKinney in einem Anfall von geistiger Umnachtung doch tatsächlich den Prinzen mit Blutmagie berührt hat, in der Absicht ihn zu schützen. Das hätte sie beinahe den Kopf gekostet. Dieser Grimm hat dann Fürsprache gehalten. Die Hexer sind also sicherlich alles andere als gut Freund, aber sie sind noch nicht an dem Punkt, an dem man die Regentin auf den Richtbock legt um das eigene Fell zu retten.
Er ersparte sich eine Andeutung, dass die Lage leider sehr viel komplizierter war, als einfach nur dafür zu sorgen dass die Oberhexe einen Kopf kürzer gemacht wurde, genauso wie irgendwelche Hinweise darauf, dass Informationen aus der Primogenssitzung natürlich einen immensen Preis hatten. Sein Clansbruder wusste wie man mit so etwas umging und gleich würde er, gemeinsam mit dem Rest vom Schützenfest, in ein Cafe gehen, vollgestopft mit Vampiren die sicher darauf brannten zu erfahren, was denn dort hinter verschlossenen Türen so vor sich ging. Zu wem sollten sie wohl gehen, wenn nicht zu seinem Nosferatu?