"Ich bringe dir den Messerkampf bei! Reden können wir später..."
Als Kai endgültig aufs Dach geklettert war, hielt Jenny ihm den Griff eines sichtlich scharfen Fleischermessers hin. Es besaß eine sehr schmale leicht gekrümmte Klinge, war auffallend leicht und glänzte matt.
"Wir fangen also direkt an, wenn du nichts dagegen hast. Ich erkläre zuerst dir ein paar wichtige Grundlagen! Wenn du mit einem Messer kämpfen willst, gibt es ein paar Regeln die die Waffe angehen und die du unbedingt beachten solltest. Vergiss diesen Rambomesser-Macheten-scheiß! Klingen müssen scharf, schmal und spitz sein, sehr spitz. Einen unfähigen Bastard erdolchen kann jeder, da reicht ein stumpfer Schraubendreher, wenn du aber mal auf jemanden triffst der seinen Job besser beherrscht, solltest du dringend von dem Gedanken weg kommen ihn direkt erstechen zu wollen. Du hast den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da blutest du selbst schon aus einem dutzend Schnitten. Und eben darum geht es! Beim Messerkampf gilt es den Gegner zu verletzen, ihn zum Bluten zu kriegen. Schnell! Schneid ihm tiefe Furchen in den Unterarm, in die Hände, die Schultern... Verursache ihm Schmerzen, lass ihn sein eigenes Blut sehen, viel davon, schwäche ihn, ängstige ihn, mach ihn unsicher. Um dies zu erreichen musst du nicht selten Stoff durchschneiden, nmanchmal auch Leder wie bei mir. Wenn du deinem Gegner dann mit der Machete kommst, verpasst du ihm vielleicht ne Prellung, aber ganz sicher keinen tiefen Schnitt. Schmale, sehr spitze Klingen jedoch dringen schnell ein und versehen ihren Dienst sehr zuverlässig. Hinzu kommt, dass man schmale Klingen nur schwer erkennt. Wenn du den Umgang damit etwas drauf hast, kannst du deinen Gegenüber durch ein paar gekonnte Handwechsel verwirren. Butterfly, Stilett, Springmesser oder das von mir bevorzugte Ausbeinmesser sind perfekt für diese Art des Kampfes. Hatte ich erwähnt das du schnell sein musst? Gut! Sonst alles klar soweit?"
Ein schmales Lächeln.
"Zum Stand! Wie schon gesagt bringen wir unserem Gegenüber möglichst viele Schnitte bei. Wir selbst aber wollen natürlich nicht getroffen werden. Das wird sich nicht immer vermeiden lassen, naja bei mir in der Regel schon... aber du fängst ja gerade erst an. Also stellst du dich seitlich zum Gegner. Das vordere Bein leicht eingeknickt, weil du es beweglich brauchst um auszuweichen. Das hintere ausgestreckt und fest am Boden. Verlier hier nie den Halt, denn es ist eben dieser Fuß der dich nach vorne schnellen lassen muss, wenn du einen Angriff wagst. Machst du es richtig, veringerst du auch direkt deine Körpergröße und bringst deine gefährdetste Stelle ein wenig besser in Deckung. Deinen Bauch, denn eben den wollen wir nicht verletzt haben. Siehst du? So!"
Jenny machte es vor.
"Es ist höllisch schwer ein Messer in den Brustkorb eines Menschen zu rammen. Da sind die Rippen und das Rippenfell außerdem ein angeborener Instinkt diese Stelle zu schützen. Ganz besonders bei uns Vampiren. Wird wohl an diesen lächerlichen Eichenpflöcken liegen, keinen Schimmer. Uns interessiert diese Stelle auf jeden Fall nicht! Nie! Die Brust ist vergebene Liebesmüh, verschenkte Energie und was wirklich das wichtigste ist, wir verschenken Zeit. Wie gesagt stehen wir ohnehin stets quer zum Gegner und wir wissen, dass der Bauch wesentlich empfindlicher ist! Beim Menschen zumindest.... Also NICHT zögern, nicht denken, nicht planen, sondern nur Angriff, Schneiden, Deckung, Ausweichen, Angriff..."
Sie sah Kai in die Augen.
"Verstanden bisher? Fragen? Stell dich mal so hin wie ich es mache..."