[11.05.2008]Klingen in der Nacht

TR Gomer

Kainit
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7. Oktober 2003
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Jenny wirkte durch die Art ihrer Nachrichtenschonmal unkordiniert auf Kai, was vielleicht in solchen Dingen auch zutraf. Der schwarze Mercedes kam dem Gelände näher und näher, von der Bezeichnung die Jenny verwendet hatte kannte er damit wohl auch schon den Treffpunkt der Anarchen, zumindest einen Ort der für sie von Bedeutung sein konnte. Er stellte seinen Wagen ab und schloss ihn ab bevor er seinen Blick auf die suche schickte. Der gut sitzende schwarze Anzug wirkte hier unpassend, aber darin lebte er also trainierte er auch darin. Als er auf dem Weg war fanden die Hunde eher ihn als er sie, nach einem Blick auf die beiden folgte er ihnen. Warum entstanden nur so viele Orte wie dieser? Einst sollten sie einen funktionierenden Teil der Wirtschaft darstellen, verhalfen den Menschen zu Arbeit, manchmal Reichtum, hatten aber in jedem Fall die Aufgabe eine Lebensgrundlage darzustellen, aber das war schon lange Geschichte. Es gab keine Arbeiter mehr die ihre Familien versorgten, keine jungen Männer die in Aussicht auf den ersten Lohn schon von einem Auto träumten, davon mit dem Geld heiraten zu können oder nur der Hoffnung erlagen mit dem Geld durch den Tag zu kommen. Das heutige Leben hier kam nicht mehr ganz an das von damals heran, teils verwarlost und mittellos, zumindest der Eindruck entstand für Kai. Er folgte den Hunden weiter.
 
AW: [11.05.2008]Klingen in der Nacht

Die beiden Tiere führten ihren Gast durch ein Gelände das offensichtlich seit langer Zeit brach lag. Überall türmten sich kleine Schotterberge und zugewachsene Distelgestrüppe die kaum zu durchqueren waren. Erst als sich Kai dem eigentlichen Gelände näherte bemerkte er kleinere Anzeichen die deutlich darauf hindeuteten, dass sich hier häufiger Menschen trafen. Eine große Zahl Menschen wie es schien und nicht einmal besonders selten.

Für irgendwen und aus irgendeinem Grund war dieser Ort eine Art Geheimtreffpunkt. Wer weiß wofür? Drogenkonsum? Politische Diskussionen? Terroristische Planungen? Harmloses Abhängen oder ohrenbetäubende Raves. Was auch immer hier stattfand...

Das Bellen des großen schwarzen Rottweilers riss den Mann aus seinen Gedanken. Die beiden Hunde hatten vor einer Feuertreppe halt gemacht und sahen auffordernd nach oben. Der Aufstieg bestand aus Griffen und Tritten die in die Wand eingelassen waren und durch eine Art Röhren umschlossen war. Das Gestell war weitestgehend offengehalten und sollte wohl nur verhindern das ein unvorsichtiger Kletterer bei seinem Weg nach oben unsanft abstürzte. Ob es einen aber am Ende wirklich zu retten vermochte, blieb offen...

Die Hunde bellten erneut.
 
AW: [11.05.2008]Klingen in der Nacht

Nach und nach zeigten sich Zeichen von Leben in den Überresten des Ortes, es wirkte zwar noch lange nicht angenehm hier aber für den richtigen Zweck war es sicher ein guter Ort. Er folgte den Hunden bis zur Leiter am Gebäude, dort führte nun also der Weg für ihn hin. Sicher wurde er schon lange beobachtet, so griff er nach dem Metall und stieg unter sicher vorhandenen Augen die Leitet hoch.
 
Die Leiter war alt, das Metal angerostet, trotzdem hielten die Sprossen das Gewicht des kletternden Mannes mit Leichtigkeit. Es war jedoch ein weiter Weg hinauf und das Röhrengestell bot nur wenig Platz sich zu bewegen. Irgendwann aber erreichte Kai endlich das Dach.

Kaum hatte sein Kopf die Kante erreicht, da blickte er in die spöttischen Augen der Caitiff.

"Scheiß Weg hier hinauf, nicht?"

Sie grinste.

"Hi! Schön das du da bist..."
 
Wenig Platz und ein Anzug den er nur ungern beschmutzen wollte, im Grunde eine Situation die er kannte aber deshalb noch lange nichts das er gut leidern konnte. Glücklicherweise hatte er immer einen Ersatzanzug im Kofferraum. Auf dem Weg achtete auf die Geräusche der Leiter und versuchte sich einen leichten Rundumblick zu verschaffen so sehr es der Platz ermöglichte, bis er endlich an der Kante ankam. Es hatte davor schon keinen Sinn gemacht zu versuchen hochzuschleichen, also hielt er sich auch bei dem letzten Schritt mit unnötiger Vorsicht zurück und wurde direkt begrüßt als er auf das Dach stieg.

"Dafür ist die Aussicht wengistens gut."

Ehrliches Training mit einem guten Kampf, im Grunde alles was er hier oben wollen konnte. Seine Fähigkeiten würden sicher davon profitieren und mit etwas Glück konnte er auch noch ein wenig bei der Caitiff punkten. Und er konnte vielleicht auch mehr abschätzen was man wirklich von ihr halten sollte. Kein Grinsen, eher ein zurückhaltendes Lächeln, er versuchte erst garnicht kleine Schmutzspuren von seinem Anzug zu wischen.

"Freut mich den Weg gefunden zu haben, ich bin gespannt darauf was mich erwartet."
 
"Ich bringe dir den Messerkampf bei! Reden können wir später..."

Als Kai endgültig aufs Dach geklettert war, hielt Jenny ihm den Griff eines sichtlich scharfen Fleischermessers hin. Es besaß eine sehr schmale leicht gekrümmte Klinge, war auffallend leicht und glänzte matt.

"Wir fangen also direkt an, wenn du nichts dagegen hast. Ich erkläre zuerst dir ein paar wichtige Grundlagen! Wenn du mit einem Messer kämpfen willst, gibt es ein paar Regeln die die Waffe angehen und die du unbedingt beachten solltest. Vergiss diesen Rambomesser-Macheten-scheiß! Klingen müssen scharf, schmal und spitz sein, sehr spitz. Einen unfähigen Bastard erdolchen kann jeder, da reicht ein stumpfer Schraubendreher, wenn du aber mal auf jemanden triffst der seinen Job besser beherrscht, solltest du dringend von dem Gedanken weg kommen ihn direkt erstechen zu wollen. Du hast den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da blutest du selbst schon aus einem dutzend Schnitten. Und eben darum geht es! Beim Messerkampf gilt es den Gegner zu verletzen, ihn zum Bluten zu kriegen. Schnell! Schneid ihm tiefe Furchen in den Unterarm, in die Hände, die Schultern... Verursache ihm Schmerzen, lass ihn sein eigenes Blut sehen, viel davon, schwäche ihn, ängstige ihn, mach ihn unsicher. Um dies zu erreichen musst du nicht selten Stoff durchschneiden, nmanchmal auch Leder wie bei mir. Wenn du deinem Gegner dann mit der Machete kommst, verpasst du ihm vielleicht ne Prellung, aber ganz sicher keinen tiefen Schnitt. Schmale, sehr spitze Klingen jedoch dringen schnell ein und versehen ihren Dienst sehr zuverlässig. Hinzu kommt, dass man schmale Klingen nur schwer erkennt. Wenn du den Umgang damit etwas drauf hast, kannst du deinen Gegenüber durch ein paar gekonnte Handwechsel verwirren. Butterfly, Stilett, Springmesser oder das von mir bevorzugte Ausbeinmesser sind perfekt für diese Art des Kampfes. Hatte ich erwähnt das du schnell sein musst? Gut! Sonst alles klar soweit?"

Ein schmales Lächeln.

"Zum Stand! Wie schon gesagt bringen wir unserem Gegenüber möglichst viele Schnitte bei. Wir selbst aber wollen natürlich nicht getroffen werden. Das wird sich nicht immer vermeiden lassen, naja bei mir in der Regel schon... aber du fängst ja gerade erst an. Also stellst du dich seitlich zum Gegner. Das vordere Bein leicht eingeknickt, weil du es beweglich brauchst um auszuweichen. Das hintere ausgestreckt und fest am Boden. Verlier hier nie den Halt, denn es ist eben dieser Fuß der dich nach vorne schnellen lassen muss, wenn du einen Angriff wagst. Machst du es richtig, veringerst du auch direkt deine Körpergröße und bringst deine gefährdetste Stelle ein wenig besser in Deckung. Deinen Bauch, denn eben den wollen wir nicht verletzt haben. Siehst du? So!"

Jenny machte es vor.

"Es ist höllisch schwer ein Messer in den Brustkorb eines Menschen zu rammen. Da sind die Rippen und das Rippenfell außerdem ein angeborener Instinkt diese Stelle zu schützen. Ganz besonders bei uns Vampiren. Wird wohl an diesen lächerlichen Eichenpflöcken liegen, keinen Schimmer. Uns interessiert diese Stelle auf jeden Fall nicht! Nie! Die Brust ist vergebene Liebesmüh, verschenkte Energie und was wirklich das wichtigste ist, wir verschenken Zeit. Wie gesagt stehen wir ohnehin stets quer zum Gegner und wir wissen, dass der Bauch wesentlich empfindlicher ist! Beim Menschen zumindest.... Also NICHT zögern, nicht denken, nicht planen, sondern nur Angriff, Schneiden, Deckung, Ausweichen, Angriff..."

Sie sah Kai in die Augen.

"Verstanden bisher? Fragen? Stell dich mal so hin wie ich es mache..."
 
Er nickte, mit dem Messer in der Hand war er zwar lange nicht auf einer Leistungsstufe bei der er an den Gatherings der Dogbrothers hätte teilnehmen können, aber es war anzusehen das er zumindest mal ein Messer richtig halten konnte. Sein Stand erinnerte ein wenig an einen Halbkontaktkämpfer, der starke Arm der das Messer halten sollte war vorne und war bereit möglichst viel Distanz zwischen dem getroffenen Gegner und dem eigenen Körper zu bringen. In der Theorie kannte er die Dinge bereits die Jenny ihm gesagt hatte, einzige die praktische Umsetzung fehlte ihm noch. Ausbeinmesser war ihm zumindest halbwegs ein Begriff, er kannte darunter aber nur spitz zulaufende Küchenmesser, die Kampfvariante würde er aber schnell kennenlernen. Er hörte weiter zu, die Anweisungen klangen beim ersten Hören schon vernünftig, aber etwas anderes hatte er nicht erwartet. Wenn ein Feind mit einer Waffe angriff war nunmal der Arm mit der Waffe in der Hand das nächstliedende Ziel, einfach weil es schon näher an einem selbst war. Er versuchte so gut er konnte den Stand nachzubilden und möglichst schnell ein Gefühl für die Bewegungen zu erhalten, während er für die Abwehr erstmal auf seine guten Reflexe vertraute.

„Ich melde mich wenn ich nicht mehr mitkomme.“
 
"Fein!"

Ein prüfender Blick fiel auf Kai, ihm folgte ein kaum wahrnehmbares Nicken.

"Wie ich sehe kennst du dich einigermaßen aus. Ich bleibe trotzdem bei den Grundlagen. Also, mit dem Messer kämpft man immer von unten oder von der Seite. Niemals von oben! Wenn wir nachher ein wenig üben wirst du sehen warum. Hochgeführte Angriffe sind leicht zu blocken, öffnen die eigene Deckung und dauern eine halbe Ewigkeit. Sie haben mehr Kraft, aber auf die kommt es mit einer Klinge eben nicht mehr an. Mit dem Messer zu kämpfen ist etwas vollkommen anderes als mit den Fäusten. Also zurück zu dem wie man es richtig macht. Als Erstes musst du lernen das Messer in der Hand zu wenden. Klinge hoch, Klinge runter, Klinge hoch, Klinge runter..."

Jenny ließ ihr Ausbeinmesser einige Mal in der Hand rotieren.

"Siehst du? So! Üb das, denn das ist die Grundlage auf die alles andere aufbaut. Es gibt zwei Grundangriffe. Den Schnitt... so... mit der Klinge in der Hand nach unten. So sieht sie der Gegner nicht, was wichtig ist, weil Schnitte stets seitwärts geführt werden. Und den Stoß! Hier muss die Klinge nach oben zeigen, damit wir bei der Aufwärtsbewegung den größtmöglichen Nutzen erreichen und im Idealfall dem Gegner das Messer durch den Oberbauch unter die Rippen stechen. Möglichst links, deshalb sind rechtshänder übrigens im Vorteil, weil dort das Herz sitzt. Aber das ist was für später. Bleiben wir bei den Schnitten..."

Wieder untermalte die Caitiff ihre Worte mit den entsprechenden Bewegungen.

"Ok, eine Frage damit du auch was zu tun hast! Du stehst mit dem Messer in der Hand deinem ebenfalls bewaffneten Gegner gegenüber. In genau dieser Sekunde beginnt der Kampf. Was ist deine erste Handlung? Sofort! Augenblicklich! Vor allem anderen? Tun wir so als erklänge von irgendwoher ein Gong, der Kampf beginnt. Was tust du?"
 
Sein Blick folgte den Bewegungen von Jenny, während seine Hand sich mehr auf das Gewicht des Fleischermessers einstellte das Jenny ihm vorhin in die Hand gedrückt hatte. Niemals von Oben, sinnvoll, ansonsten ist der gesamte Körper frei, soweit kam er noch mit, ebenfalls der Rest. Es dauerte nicht lange, da kam auch schon der erste kleine Stresstest. Eine klare Anweisung von Jenny. Kai hatte das Messer in der rechten Hand, es fühlte sich einfach natürlicher an. Der Arm ging ein gutes Stück nach vorne um Distanz zwischen dem Messer und dem eigenen Körper zu bringen, der Körper selbst war seitlich angedreht und bot so wenig Angriffsfläche wie möglich, die Beine wirkten aber nicht natürlich und unsicher, als ob Kai selbst wusste das er schlecht dastand aber bereit war es zu ignorieren und das beste daraus zu machen,dazu hing seine linke Hand am Kinn. Für einen Faustkampf überlebenswichtig, für einen Messerkampf aber die falsche Position. Von der Messerhaltung hatte er sich wohl dazu entschieden das Messer seinem imaginären Gegner einfach direkt nach vorne mittig hineinzustechen.
 
Ein zufriedenes Lächeln umspielte die Lippen der kleinen Furie.

"Genau! Wir greifen sofort an! Kein Zögern, kein Zaudern, kein Denken! Wer zuerst schneidet gewinnt! Die ersten fünf Sekunden entscheiden über Sieg oder Niederlage. Messerkämpfe dauern meist nie länger als ein paar Sekunden. Wenn sich zwei Meister treffen, vielleicht einige wenige Minuten. Sobald es also losgeht, zielst du auf die Waffenhand des Gegners. Schneide ihm in die Finger, Stich ihm in den Handrücken. Kackegal! Sobald die Waffenhand blutet und schmerzt, verliert er an Kraft und Zuversicht. Wenn du getroffen hast, spring zurück, prüfe die Reaktion deines Gegners. Achte nur auf seine Klinge. Wo ist sie? Wie hält er sie? Bring deine eigene nach vorne um deinen Körper zu schützen und warte seinen Angriff ab. Denk dran das auch er auf deine Hand zielen wird. Trainiere also deine Reflexe. Ist wie bei diesem Kinderspiel. Abklatschen. Dann greif wieder an und ziel erneut auf seine Hand."

Jenny vollführte einige blitzschnelle Angriffs- und Ausweichbewegungen. Sie kamen fließend und schienen hunderte Male einstudiert worden zu sein.
Allerdings erkannte man auch, das Jenny eine recht robuste Art hatte zu kämpfen. Ihr fehlte die Eleganz der hohen Schule, dafür zeigte sie die Brutalität und Gnadenlosigkeit der Straße.

"Bei den meisten reichen zwei saubere Treffer um ihnen die Kraft zu nehmen das Messer gut zu halten. Sobald du das erreicht hast, kannst du aggressiver werden und die Klinge nach oben wenden. Mach es sichtbar. Kurz nur, damit der Gegner weiß das du ihn für Schlachtreif hältst. Zeige ihm deine Überlegenheit, schüchter ihn ein, ziehe seine Konzentration hoch zu deinem Blick. Und dann spring vor und ramm ihm das Messer unter die Rippe hindurch ins Herz. Verschwende keine Zeit aufs Zielen. Wenn du das Herz verfehlst, triffst du die Lunge. Ist nicht so tödlich, schmerzt aber höllisch und lässt bei JEDEM die Panik hochkochen."

Ein Grinsen.

"Das ist, wenn alles gut läuft. Hast du es aber mit jemandem zu tun der besser ist als du wirds eng. Aber auch da gibt es Tricks. Ist aber Fortgeschrittenenklassen und was für später. Ich denke ich zeige die jetzt einige der einfacheren Angriffsbewegungen. Bereit? Ich mache sie vor, dann machst du sie nach. Dabei geht es noch nicht um Perfektion sondern allein darum, das du die Abläufe im Kopf behälst und selbst üben kannst. Daheim, im Park oder bei Pinselschwingers auf dem Dach. Es dauert bis man die einzelnen Bewegungen drauf hat, aber je flüssiger sie ablaufen, desto schneller und zielgerichteter kannst du vorgehen. Wollen wir anfangen?"

Jenny zeigte sorgfältig und langsam jeden einzelenen Schritt einer Angriffsbewegung. Dann ließ sie Kai das Gezeigte wiederholen.
Dabei zeigte sich das die Caitiff trotz ihrer mangelnden Geduld ein erstaunlich guter Lehrer war. Wenn es einen nicht störte, dass man immer mal wieder einen Schlag oder einen Haufen Schimpfwörter abbekam.
 
Er bewegte sich, imitierte, lernte und gab sich Mühe, aber bisher funktionierte nur noch Grundprinzip wirklich gut. Greife an wenn du kämpfst. Die Beinarbeit war unsicher und die Messerhaltung passte nur zur hälfte zum jeweiligen Angriff, aber in der kurzen Zeit konnte man manche Dinge noch nicht wirklich erwarten. Dafür konnte Jenny einige Dinge aus Kai herauslesen, er lernte schnell, seine Bewegungen liessen darauf schliessen das er zwar unvertraut mit der Waffe, aber ansonsten über ein gutes Maß an Geschicklichkeit verfügte, nach einigen weiteren Versuchen fingen Blick und Haltung der Waffe auch ein gewisses Maß an Bedrohung. Und was Jenny vielleicht am wichtigsten war, ihre Worte wurden definitiv ernstgenommen. Keine Spielereien, keine unnötigen Kleinigkeiten, er war hier um etwas zu lernen und aktzeptierte die Worte von Jenny daher schon nahezu als Gesetz für den Moment.
Technik-oder Formentraining würde sicherlich nicht das Problem für Kai werden, wenn man das aktukelle so bezeichnen wollte, die wirkliche Herausforderung würde erst folgen wenn es an die wirklich praktische Umsetzung ginge, mit einem beweglichen Ziel.
 
Beinahe zwei Stunden gingen ins Land.
Dann endlich war Jenny soweit zufrieden, dass sie die Übungen unterbrach.

"Ok, du kannst es gut genug um alleine weiterzumachen. Übe was ich dir gezeigt habe, denke nie das du es kannst! Bei solchen Dingen gibgt es keine Perfektion! Wärst du ein Mensch würde ich dir sagen, dass dein Trainig ausreicht, wenn du die Bewegungen selbst noch in deinen Träumen erlebst und im Schlaf ausfühst. Da wir aber tagsüber zu Tod sind um uns zu bewegen, wird dies nicht passieren. Aber ich möchte das du trotzdem versuchst jede Bewegung in deine Muskeln selbst zu programmieren. Ich denke, dass es für heute genügt. Wenn du nichts dagegen hast, machen wir morgen weiter. Ok?"

Jenny entzündete sich eine Zigarette und sah zufrieden zu ihrem Schüler hinüber.

"Du stellst dich recht anständig an! Welche Kampfstile beherrscht du? Mich würde interessieren ob du es fertig bringst in deiner Paradedisziplin gegen einen starken Gegner anzutreten...."
 
Der Caitiff hatte nicht damit gerechnet das es schnell ging oder einfach war, aber auch nicht damit das es so lange dauern würde bis er eine Nachricht erhielt wegen dem weiteren Vorgehen an der Ventruevilla. Damit war er laut Jenny weit genug um die Grundlagen auch allein hinzukriegen, also konnte man nur darauf warten das sich alles im Langzeitgedächtnis einprägte. Das eigentliche Thema das Kai erlernt haben wollte, Entwaffnung, war dabei zwar noch nicht im Raum gestanden, aber nach möglichkeit nahm man mit was man kriegen konnte. Die Zigarette, für einen Moment zog sie Kai in ihren Bann, das kontrollierte Feuer das nichtmal mehr wirklich das Tier in ihm störte. Es war eine halbe Sekunde voll Zufriedenheit darüber das er dieses kleine Monster von Flamme innerlich besiegt hatte. Dann kam eine vorhersehbare, aber auch schon ein wenig unangenehme Frage. Wieviel sollte er dabei von sich geben? Er beschloss zumindest den Teil zu nennen den er bereits in Anwesendheit anderer genutzt hatte und Kleinigkeiten zu erwähnen die er einmal probiert hatte.

"Der Ghul eines früheren Kunden war Krav Maga Instructor, die Zeit reichte leider nicht um wirklich etwas zu lernen. Ich verlasse mich meistens auf meine guten Reflexe, hierauf, auch wenn ich damit allein noch lange kein Meister bin..."

Kai knöpfte die Jacke an seinem Anzug auf und entblößte die schwere Pistole darunter für einen Moment, dazu ging er ein paar Schritte über das Dach, suchte sich stellen die alles andere als sauber waren und entsprechend durch den Müll schon hätten Geräusche von sich geben müssen. Im Gegensatz zu vorhin hatten seine Schritte nun eine natürliche, man konnte fast schon sagen natürliche Eleganz durch die seine Füße sich zu weigern schienen Lärm zu machen. Keine unnatürliche Stille, eher das Ergenis langer Arbeit und vertrautheit mit Geräuschen.

"und gewisser Gaben die ich inzwischen recht gut anwenden kann."

Dazu schwang noch etwas bei, etwas das diesmal für einen Moment wirklich das Gefühl verbreiten konnte das Kai auf seinem Gebiet gefährlich war. Ins einer Umgebung hatte er definitv eine andere Austrahlung als auf dem Gebiet von Jenny.
 
Natürlich hatte Jenny sofort erkannt, dass Kai in seinem Bereich ein absoluter Könner war. Dies war der Grund warum sie sich sofort auf eine Lehrstunde eingelassen hatte und warum sie direkt nach dem Hallo in die erste Stunde eingestiegen waren. Auf einen Anfänger oder Aufschneider hätte sich die Caitiff niemals eingelassen. Sie hatte die Geduld einer abgehenden Lawine und weder die Zeit noch die Nerven mit irgendeinem Anfänger bei Pontius und Pilatus anzufangen. Nein! Der hier war anders. Der hier wusste wie man sich seiner Haut wehrte, aber auch wie man sie einem anderen über die Ohren zog. Der hier war mehr als er zu sagen bereit war.

Sind wir das denn nicht alle?

"Ich mag Leute die sich auf ihre Reflexe verlassen! Ist eine meiner hervorstechendsten Gaben!"

Ein breites Grinsen trat auf die Lippen der Caitiff. Sie hatte mit ihren Andeutungen eigentlich vorgehabt ihren neuen Schüler zu ner kleinen Kraftprobe zu animieren: Er aber wich gekonnt aus und ignorierte die Anspielungen. Wenn Kai jedoch dachte, dass sich die kleine Furie davon abschrecken ließ, dann war er schief gewickelt. Sie sprach das Thema einfach direkter an...

"Und du bist also ebenfalls schnell, sagst du? Lust herauszufinden wer von und beiden der Schnellere ist?
Keine Sorge, alles ganz friedlich.... naja mehr oder weniger!"
 
Sie wollte ein wenig Spaß, dann sollte sie ihn auch haben, auch wenn der Spaß wahrscheinlich auf Kosten von Kai gehen würde.

„Meine Reflexe sind gut, schnell bin ich nur im menschlichen Rahemen, daran arbeite ich noch.“

Er entgegnete ihrem Grinsen mit einem einfachen Lächeln, damit hatte er bereits einiges an Informationen gegeben die Jenny wahrscheinlich deuten konnte. Eine seiner drei Fähigkeiten konnte sie grob einschätzen, so lange keine der anderen aber öffentlich bekannt war wollte er es dabei belassen. Zumindest bis er seiner Arbeit genehmigt nachgehen konnte.

„Aber wann hätte ich schon eine bessere Möglichkeit daran zu arbeiten?“

Er musste es auf die harte Tour lernen, ohne Verdunkelung und ohne Jenny seinen Willen aufzuzwingen, sonst hatte es keinen Wert. Er hielt das Messer in ihre Richtung, bereit für einen heißen Tanz.
 
"Eben! Sieh es als Teil des Trainings! Außerdem kennt man seinen Gegenüber erst dann wirklich, wenn man Blut vergossen hat! Wusstest du, das die Blutsbrüderschaft der Indianer genau diesem Denken entspringt? Nicht dieses lächerliche Fingerritzen aus den alten Western. Sondern ein ehrlicher und aufrichtiger Zweikampf. Man misst seine Stärke, lernt die seines Gegners kennen und erfährt auch eine Menge über seinen Charakzter. Ich finde das eine wundervolle Tradition, die leider immer stärker in Vergessenheit gerät."

Ein kurzes Nicken folgte. Dann begann Jenny damit ihren Schüler und vermeintlichen Gegner zu umrunden. Ihr Blick war lauernd, dabei jedoch nicht unfreundlich.

"Pass auf, ich schlage dir folgendes vor. Testen wir unsere Reflexe. Ohne Waffen, ohne Fäuste! Es ziemt sich nicht für einen Lehrer seinen Schüler zu verletzen, finde ich. Also! Wir nehmen die flache Hand und müssen versuchen damit die Brust und nur die Brust des anderen zu berühren. Ganz! Nicht streifen, nicht die Schulter, sondern nur die Mitte der Brust! Wer als erster drei Treffer hat, gewinnt! Mach dir keine Sorgen darüber das ich ein Mädchen bin, es wird dir eh nicht gelingen mir an die Titten zu grabschen. Und wenn, ich bin nicht schüchtern! Sie es als kleinen Bonus... naja sofern du dir ein minimales Interesse an weiblichen Körpern bewahrt hast."

Sie grinste frech.

"Und keine Sorge! Ich bin auch nur so schnell wie es ein normaler Körper hergibt. Allerdings für diese Verhältnisse verflucht schnell. Also sei gewarnt..."

OOC - Umsetzung: Jenny will Kais Initiative testen. Wir erwürfeln also diesen Wert. Der Gewinner darf einen Angriff starten (Handgemenge), der Verlierer darf ausweichen. Werden nach Abzug aller möglichen Divisoren zwei Erfolge erzielt, gilt die Brust des Gegners als getroffen. Auf den Schadenswurf verzichten wir, denke ich? Einverstanden?
 
Er nickte, diese Trainingsspielchen kannte er, das Grinsen von Jenny bekam allerdings dieses Mal keine Antwort. Das Messer legte er auf den Boden, behielt allerdings die Kampfhaltung bei. Innerlich musste er trotzdem kurz Lachen als Jenny das Interesse am weiblichen Körper ansprach. Für den Bruchteil einer Sekunde driftete er ab in Erinnerungen, oder besser gesagt in die Suche nach einer Erinnerung. Wie war es nochmal als er seine Frau körperlich begehrte? Auf die schnelle konnte er das Gefühl nicht finden, war es bereits komplett verdrängt durch die Lust die das Blut anderer Leute brachte? Und wenn er doch etwas an Jenny begehren sollte, trafen die Worte "bis das der Tod euch scheidet" auf einen Vampir zu? Im Grunde hatte er den Tod bereits erlebt, aber dann wäre bereits der Gedanke lächerlich gewesen das es eine Frau hätte treffen sollen die so viel jünger aussah als seine eigene.

Die Gedanken versuchten sich doch mit mehr Gewalt festzukrallen, also mussten sie stärker zur Seite geschoben werden. Es hatte ihm ein wenig die Laune daran genommen mit einem flotten Spruch zu antworten.

"Ich bin bereit."
 
Das charakteristische Piepen für eine auf seinem Handy eingehende SMS unterbrach ein wenig Kais Konzentration in seinem Training mit Jenny.

Wir sind mit unserer Besprechung durch. Kommen Sie bitte wegen der Besprechung des Einstiegs in die Villa ins Cafe de Trois.

Ben Levy
 
Eine eingehende Nachricht war bei Kai nicht zu hören, höchstens ein leichtes Vibrieren in seinem Anzug. Er ignorierte es für den Moment, diese Aufgabe sollte nicht mehr lange dauern. Jenny konnte an den Bewegungen von Kai schon ein paar Kleinigkeiten ablesen, vor allem die Aktivität seiner Augen. Es schien als versuchte er einzelne Bereiche nahezu konstant zu erfassen, es schien als würde er eine gute Übersicht erlangen wann sich Beine und Arme von Jenny bewegte. Um einen ankommenden Angriff zu erkennen sicherlich nicht das schlechteste. Wie schon vorhin beim Erwartung eines imaginären Angriffs versuchte er auch jetzt seinen Erfolg im eigenen Angriff, für Jenny war wahrscheinlich mit Vorankündigung da die Bewegungen hier nicht kompromisslos waren, fast schon unsicher. Ungeübte Angreifer hatten häufig das Problem die Distanz nicht richtig einschätzen zu können, war dies hier etwa auch der Fall, Grund für die Unsicherheit?
 
Jenny schien beinahe gleichgültig auf Kais ersten Angriff zu warten.
Sie tänzelte ein wenig und ließ ein aufforderndes Grinsen aufblitzen, mehr aber sah man ihr nicht an. Sie sondierte ihren Gegner nicht, schien sogar ein wenig unkonzentriert, sie nahm keine besondere Kampfhaltung ein und achtete nicht auf Abstände. Trotzdem ging Kais erster Schlag ins Leere. Sie hatte also recht mit dem was sie gesagt hatte, sie war unglaublich schnell. Seine Faust verfehlte ihr Dekoletté jedoch nur um Haaresbreite.

Sofort schlug die Caitiff zurück und hatte es natürlich leichter.
Da Kai sich noch immer in der Vorwärtsbewegung befand, fiel es ihm schwer dem erstaunlich kräftigen Schlag in irgendeiner Weise zu entgehen. Damit stand es Eins zu Null.

Ein leichtes Lächeln trat auf Jennys Lippen. Als sich die beiden Kämpfer von einander trennten, legte sie kurz den Kopf schief und ging dann selbst zum Angriff über. Ihre Hand schoss nach vorne, man sah ihr deutlich an, dass sie verschiedene Kampfstile perfekt beherrschte, verfehlte das Ziel aber ebenfalls. Zum einen weil Kai nun seinerseits blitzschnell zur Seite gewichen war, aber auch weil Jenny mit einem ihrer ältesten Probleme zu kämpfen hatte. Sie war unkonzentriert, schlampig in der Ausführung, wollte aber gleichzeitig einfach zuviel.

Ihr Arm schoss an Kai vorbei und dieser hatte nur wenige Probleme, nun seinerseits zu Punkten. Damit war das kleine Kennenlernen wieder ausgeglichen. Und nicht nur das, beide Kontrahenten hatten einiges dazugelernt. Die zeigte sich auch in den folgenden Schlägen, die allesamt ohne Punkterfolg blieben. Beinahe eine ganze Minute verstrich, eine endlos lange Zeit, wenn man sie aus den Augen eines Kämpfers betrachtete. Ganz besonders wenn man so vorging wie diese zwei. Sie agierten vorsichtig, aber dennoch schnell und unermüdlich. Endlich gelang es Jenny einen zweiten Treffer zu landen. Etwas, dass Kai für den Bruchteil einer Sekunde die Konzentration nahm. Die Caitiff bemerkte es und folgte einer der ältesten Kampfesregeln. Wenn du eine Lücke in der Verteidigung deines Gegners entdeckst, denke nicht handele!

Und genau dies tat sie! Aber auch Kai hatte seinen kleinen Fehler bemerkt und tat das einzige was ihm in dieser Situation blieb. Er ließ seine Hand ebenfalls aufs Ziel zuschießen. Beide hatten dadurch ihre Verteidigung vernachlässigt, beiden trafen perfekt mit der Hand gegen die Brust des anderen. Jenny war vielleicht eine halbe Sekunde schneller, bestenfalls.

Damit war die kurze Trainingseinheit beendet.
Beide hatten in diesen wenigen Minuten mehr voneinander gelernt, als es anderen nach einem stundenlangen Gespräch nicht gelang. Kai wusste nun, dass Jenny eine ausgezeichnete Ausbildung genossen hatte. Nur eine die durch das harte Leben auf der Straße geprägt war, aber dennoch. Er wusste auch, dass sie sehr ungeduldig war und große Probleme damit hatte sich selbst zu disziplinieren. Sie war gut, aber man konnte ihre Kraft aushebeln, wenn es einem gelang sie ein wenig zappeln zu lassen. Wer gegen Jenny siegen wollte, musste sich einfach die Zeit nehmen darauf zu warten, dass sie sich förmlich selbst erledigte. Alles Dinge, die er vielleicht mal eines Tages für sich nutzen würde können. Wie auch die Tatsache, dass sie all diese Mängel durch ihre perfekt ausgebildeten Reflexe zu kompensieren wusste.

Sie lachte fröhlich, denn auch sie hatte natürlich ihre Erfahrungen gemacht.

„Guter Kampf! Verflucht, ich hatte einige Male echt Probleme dir auszuweichen…“

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