[11.05.2008] Antrag auf Existenzberechtigung

Richard schwieg eine Weile, bis sie am Auto waren.

"Dir ist klar, dass die mich jetzt für euch beide verantwotlich gemacht hat? Sie erwartet, dass ich euch jetzt manipuliere, Kräfte auf euch wirke, bis ihr mich ganz bestimmt nicht in die Scheiße reiten wollt. Das könnte ich. Ich werde es nicht tun! Ich hoffe zumindest du baust keine Scheiße. Wenn doch wird mein Kopf rollen." Richard öffnete die Tür des Wagens und seufzte kurz. "Ja. Immerhin lebst du noch!"

Nur keine Ahnung, wie lange ICH es noch mache!

"Wirklich, du meinst, du sollst Gehirnwäsche anwenden? Was ist denn aus den guten alten Büffeln geworden? ... Ich habe aber weiterhin dein Wort, das du keine Vampirscheiße mit mir abziehst ohne mich vorher zu fragen?! Es wäre natürlich cool wenn du mir ein paar von diesen ominösen Kräften beibringst."

##Falls Richard wertvoll für dich ist, sollst du ihm seinetwillen nicht schaden. Falls du ihn nicht magst, zwingt er dich, ihm nicht zu schaden. Er kann auf jedenfall manipulieren.

Mike öffnete ebenfalls seine Fahrertür, machte aber keine Anstallten einzusteigen.

"Jetzt mal ehrlich, kann es sein, dass du vielleicht einfach ein bisschen zu pessimistisch bist. Ich habe mich doch benommen und du hast mir bis jetzt nur Gründe gegeben, dir nicht absichtlich ans Bein zu pinkeln."
Jetzt wo die Anmeldung hinter ihm war nahm er nun endlich dieses Ziehen in seinen Eingeweiden bewusst war. Da war dieser penetrante Hunger nach Blut, aber da war noch mehr.

**Wenn du nicht mehr auf deinen Kopf vertrauen kannst, höre auf deinen Bauch.

Irgendwie wünschte er sich gerade nichts weiter, als einfach raus zukommen.

"Oder gehe ich dir einfach nur auf die Nerven? Dann tut es mir Leid."

Er warf die Mappe auf den Rücksitz.

"Vielleicht werfe ich dich auch nur irgendwo raus, vertrete mir ein Stündchen die Beine und stoße dann wieder zu dir, um alles weitere zu organisieren. Nichts für ungut, aber wenn ich weiter ununterbrochen mit dir im Auto oder der Fabrik eingesperrt bin, bekomme ich sicher einen Lagerkoller. Jetzt wo ich nicht mehr Staatsfeind Nummer Eins bin. Die Geschäfte machen auch bald zu und ich wollte mir noch eine SIM-Karte besorgen. "

"Mike." begann Richard. "Wir fahren jetzt mit dir zu Jenny, erklären ihr die Situation und wenn sie dir dann sagt, dass du gehen darfst, dann darfst du gehen. Das Leben als Vampir birgt Gefahren, ja? Es kann sein, dass du plötzlich mitten auf der Straße irgendwen anfällst, weil du deinen Hunger noch nicht kontrollieren kannst. Wenn sowas passiert, sind Jenny und ich dafür verantwortlich." Richard seufzte. "Ich bin nicht zu pessimistisch. Und ich werd auch keine Kräfte auf dich wirken. Tu einfach was Jenny und cih dir sagen, dann bleiben wir alle am Leben. Wenn du dich in dieses neue 'Leben' gewöhnt hast, dann kannst du machen was du wilst. Aber erst, wenn du das geschafft hast. Einverstanden? Solange vertraust du einfach darauf, dass wir es besser wissen, okay" Er schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. "Verstecken musst du dich nicht mehr, aber alleine unterwegs ist noch nicht, okay? Eigentlich würde man einen jungen Vampir wie dich kontrollieren. Ich bitte dich nur, weil ich mich nur all zu gut an meine Zeit erinnere..."

Gretchen saß nach ihrem Gespräch mit der Archontin vor der Kunstakademie auf einer niedrigen, kleinen Mauer und ließ die Füße baumeln.
Sie tat das, was sie normalerweise zu vermeiden versuchte: Sie dachte nach.
Denn wo Gretchen sich sonst stets auf den Irrungen und Wirrungen ihrer Launen und Eingebungen bewegte wie ein Surfer auf den Gischtkronen der anlaufenden Brandung, da tat sie das, was ihr einmal ihr erster - und einziger - Psychologe geraten hatte:

Sie durchbrach den Kreis.

Ließ locker.

Ihre Gedanken flatterten immer langsamer durcheinander, wie ein Schwarm Schmetterlinge der durch eine Cannabiswolke geflogen war und sich nun - Insekt für Insekt - langsam zu Boden gleiten ließ, um wieder mit der Realität Schritt zu fassen.

Und während sie dort saß, hörte sie Schritte auf der Treppe zur Akademie und Stimmen. Männerstimmen.
Rosa Stimmen!

Zweifelsfrei, sie waren rosa. Zumindest die eine von beiden. Die andere war im Grundton rosa, auch wenn sich immer wieder andere Farben hineinmischten: Rot, Silber, Grün, Blau...

Was für eine Interessante Farbe diese Stimme hat...

Gretchen hab interessiert den Kopf, ließ ihn jedoch gleich wieder sittsam sinken und beobachtete die beiden Männer durch ihre dichten, vollen Wimpern.



Sie strengte ihre übernatürlichen Sinne an, blickte durch die wabernden Wogen des Nichts auf die Austrahlungen des Todes von diesen beiden Kainiten, die sich ihr in die Pupillen zu brennen schienen.

Ein leises Lied nahm in ihrem Hirn Gestalt an, schlängelte sich durch den Äther zu dem jungen Mann mit der bunten Stimme und streichelte zart eine Saite in seinem Inneren.
Sie würde ihm bekannt vorkommen.
Er würde sie nicht kennen. Nie gekannt haben.
Und doch war da etwas in ihrem Innersten, ein Geschmack, ein Klang, der Geruch nach Instinkt, der ihn erinnerte... an sich selbst..

Richard wollte gerade 'Na los' sagen, als sein geschärfter Blick die Frau auf dem Stein streifte... Kurze Zeit später schärfte er den Blick noch weiter... Er nickte Mike zu. "Die da..." sprach er statt dessen zu ihm. "..ist ein Vampir. Hättest du sie erkannt? Ich hab sie noch nie zuvor gesehen und weiß es doch... Liegt an meinen Sinnen. Kann ich dir beibringen, wenn du willst. Aber auch so: Ihr Atem kondensiert nicht... Oder vielleicht atmet sie grade auch nicht. Nachts um diese Uhrzeit: Eine so junge Frau mitten auf der Straße, in diesem Viertel? Unwahrscheinlich." er lächelte ihm aufmunternd zu.

"Sie hat uns schon entdeckt. Und darum solltest du besser nicht alleine unterwegs sein, Mike." belehrte er ihn auf kumpelhafte Art. "Sie hat uns ohnehin gesehen... Willst du zu ihr?"

Beim Blick auf die Vampirin schien wieder etwas in Mike 'klick' zu machen. Fast, als wäre ein Puzzlestein an seinen Platz gerutscht, nur dass er noch keine Ahnung hatte, was auf diesem Puzzle zu erkennen sein sollte.

Die Gestalt auf der kleinen Mauer war definitiv weiblich, trug dunkle, zugleich hautenge als auch an anderer Stelle schlabberige Klamotten. Ihr Gesicht war kalkweiß geschminkt, der Lippenstift - war das Lippenstift? Konnte Lippenstift so... zähflüssig sein? - war leicht verrutscht, von dunklem, intensivem Rot. Unruhig zuckte ihre Zunge aus dem Mund und huschte über die Lippen. Dann war sie schon wieder verschwunden. Die Bewegung war so schnell, so unpassend erschienen, dass Richard und Mike sich nicht sicher waren, sie wirklich wahrgenommen zu haben...

Gretchen ging ein Lied durch den Kopf, und so pfiff sie überraschend die ersten Takte eines erst vor knapp zwei Jahrzehnten erschienen Popsongs... eines Sängers... klein mit Warze... wie hieß er noch gleich? Egal...

In ihren Gedanken flog der Text und ihr Innerstes erbebte vor Musik.

Irgendwo tief in mir
bin ich ein Kind geblieben.
Erst dann, wenn ich`s nicht mehr spüren kann,
weiß ich, es ist für mich zu spät,
zu spät, zu spät.

Auch wenn Mike gerade versichert hatte das er sich benehmen würde hieß das noch lange nicht, das er der Gefangene von Richard und Jenny war. Aber die Vampirin war zum Glück die vernünftigere von den beiden und sie hatte in Zukunft zu entscheiden.

++Wenn Papi nein sag, geh zu Mama, Windelscheißer!

Jetzt da Mike auf das Gefühl achtete merkte er das ihm die Zeit langsam weg lief. Als er aufgewacht war, war das Gefühl noch nicht so dringend.

##Du hast die letzten Tage überstanden, was machen ein paar Minuten oder Stunden für einen unterschied. Du musst mitspielen. Die Situation ist für sie genau so neu, wie für dich. Schaffe keinen Präzedenzfall zu deinen Ungunsten.

Zu Mikes bedauern tauchte noch eine Verzögerung auf: Jung, seltsamer Modegeschmack und miserable Schminkfähigkeiten, wo sonst als vor einer Schule für Pinselschwinger hätte er so jemanden erwartet.
Ärgerlicherweise hatte Richard recht, sie wäre ihm wirklich nicht weiter aufgefallen. Dabei schrie ihre ganze Erscheinung doch nach Vampir.

##Die erste und wichtigste Regel: Maskerade.

Sie und vielleicht die Versuchung nach Blut, sollte also der Grund sein, warum er plötzlich ohne Aufsicht noch nicht mal vor die Tür gehen konnte?! Gestern hatte er noch unbedingt andere Vampire kennenlernen wollen, aber heute wollte er alleine sein.
Auf Richards Frage zuckte er mit den Schultern. Inzwischen starrte er ganz offensichtlich die jungen Frau an.

"Warum sollte ich?"

Was genau mit ihren Lippen los war, konnte Mike nicht wissen, aber alleine die Ähnlichkeit mit Blut verhinderte schon, das er seinen Blick lösen könnte. Um wenigsten irgendwas zu machen knallte er die Tür wieder zu.

++Ohh, da muss scheiß Seelenfrieden noch etwas warten. Ruhe bekommst du noch genug wenn du Tod bist, Langweiler.

Richards Worte machten aus dem Mädchen ein faszinierendes Raubtier und Mike glotze sie wie ein beschränkter Tourist im Zoo an. Ein Zoo ohne Mauer, wie sollte er dieser Attraktion widerstehen?

**Eine neue Bekanntschaft, eine Gelegenheit, eine Herausforderung, etwas Interessantes, der Gegenbeweis den du Brauchtest, wie für dich geschaffen.
##Du machst einen schlechten Eindruck. Du musst etwas tun.
Die Vampire legten Wert auf Benehmen und Etikette, die er noch zu lernen hatte.
Mike hob grüßend die Hand.

"Guten Abend!?!"

Mike musste sich etwas überwinden um seine Stimme einen erfreuten Klang zugeben. Die Szene kam ihm unwirklicher und unnatürlicher vor, als vor dem Schreibtisch einer schönen, fremden Vampirin zu knien. Er ging langsam auf sie zu. Was sollte er tun? Sie fragen ob sie Hilfe bräuchte, ihr ein Kompliment über ihr Aussehen machen, sich verbeugen, vorstellen, hinknien oder wortlos mit auf die Mauer setzten. Nur zurück konnte er jetzt nicht mehr.
Verdammter Richard, verdammtes Mädchen, verdammter Hunger, verdammte Vampirgesetze, verdammte Gedanken in seinen Kopf und zweimal verdammte Neugier.

Der mit der bunten Stimme kam auf sie zu, und die Farben, die in seinem Innersten durcheinander wirbelten, waren von so unüblicher Schönheit, ihr Tanz so hypnotisch, dass Grete nahezu wie das Lamm an der Schlachtbank gelassen auf ihren auf sie zukommenden Gesprächspartner starrte.

Sie blinzelte. Langsam, wie in Zeitlupe bewegten sich ihre Augenlider. Fast wie ein vor den Augen schwingendes Medaillion eines Hypnotiseurs zwangen sie den Gegenüber, den Blick darauf zu richten.

Und doch schaffte dieser Junge es, Gretchen anzusprechen! Die vielen bunten Farben in der Stimme ihres Gegenübers wurden wieder bei Seite gedrängt, und als er sie begrüßte, da klang er fast nur noch rosa, lieb und anständig. Und doch war tief in ihm etwas viel Interessanteres verborgen, das für jeden mit 'dem Blick', für jeden, der das atonale, verwirrende Lied des Lebens hören konnte und die verworrenen Hinweise des Schicksals in auf dem Boden verstreuten Blättern konnte, unheimlich anziehend war. Beeindruckend. Erotisierend. Die Sexualität des Geistes...

Der Blick dieser tiefen Augen richtete sich auf Mike, zuckten für eine halbe Sekunde hinüber zu Richard, dann wieder zurück zu ihm, und schienen ihn nicht mehr los lassen zu wollen.

"Guten Abend." Mit völlig neutralem Gesichtsausdruck gesagt, doch der Blick hinein in Mikes Augen machte aus diesem schlichten Satz aus einer wortkargen, einfalltslosen Begrüßung ein empathisches Streicheln seiner Innenschenkel, eine emotionale Hand auf seinem Knie.
Um verrucht zu klingen, hätte die Begrüßung tiefer, rauchiger gesprochen sein müssen. So klang Grete - für normale Zuhörer - wie eine junge Frau, die sich noch nicht sicher zu sein schien, ob sie selbstsicher oder vorsichtig sein sollte.

Rein optisch war Gretchen von schlankem Körperbau, mit ihren 1,65m fast schon zierlich zu nennen. Sie hatte ebenmäßige Gesichtszüge, die ein klein wenig zu kindlich waren, um 'klassisch' zu wirken, nichts desto trotz aber gerade dadurch auch enorm verwundbar und schützenswert aussahen.

Für Richard stellte sich ihre Aura als ein Kaleidoskop von Farben, Gefühlen, Gedanken und Stimmungen dar. Momentan herrschte noch der ruhige, entspannte Grundton vor, doch hatte er bereits deutliche Ströme von Neugierde, sexueller Erregung, Angst, Zutraulichkeit und einen kurzen, schwarzen Blitz des Misstrauens wahrnehmen können... und ihre Aura waberte ständig weiter, schien nie wirklich konstant zu bleiben... fast schon, wie diese verschiedenen Ströme, die in Mikes Aura um die Vorherrschaft zu kämpfen schienen...

Wie in Trance näherte sich Richard dem Mädchen. Für einen Nicht-Malkavianer stellte sich seine Aura als eine Explosion von Gefühlen raus: Verlust, Liebe, Fürsorge, Idealismus, Gerechtigkeit, Vorsicht, Angst, Wut Zweifel... Die Gefühle ihrer Aura waren ab und zu in Funken in seiner wiederzuerkennen, wohl jedes Mal, wenn er sich auf eins ihrer Gefühle einzustellen versuchte. Er empfand nach. War sensibel.

Doch vermutlich galt ihre volle Aufmerksamkeit bereits Mike. Und Richards der Frau.

"Guuuten Aaaabend." spracher wie in Trance und hypnotisiert. Er versuchte sich nicht forttragen zu lassen, sich nicht von der Aura gefangen nehmen zu lassen... Es war zu gefährlich. Mike musste umsorgt werden.

Gretchen blinzelte kurz.

Hupsi... Ich war da wohl etwas zu überwältigend...

Dann durchzuckte sie erneut eine Woge des Misstrauens.
Ich habe doch gar nichts gemacht?! Warum will er mich glauben machen, hilfos zu sein? Eine Falle? Ich...
Die abrupte Änderung war in ihrer Aura deutlich zu erkennen. Jedoch verschwand sie genau so abrupt, wie sie gekommen war, als sich Gretchens Stimmung schon wieder änderte.
Immer mit der Ruhe... fang keinen Streit an... verärgere die anderen Kinder im Sandkasten nicht...

Dann lächelte sie auch schon wieder zuckersüß und ihr unschuldiger, freundlicher Gesichtsausdruck passte auch zu den Gefühlen, die ihre Aura vermittelte.

Sie beugte sich - immer noch auf der Leiter sitzend - leicht auf ihrer Mauer vor und sprach nun Richard an - ja, schien ihn jetzt das erste Mal überhaupt warhzunehmen. Fehlte nur noch, dass sie ihm ungefragt auf die Nase stupste! Das tat man nämlich nicht (daran hatte sie ein sehr ungehaltener Gangrel einmal vor über 60 Jahren erinnert.

"Die Nacht sei mit Euch, Kainskinder..."

Richard schüttelte die Trance nun komplett ab. Und mit deinem Geiste... ergänzte er im Stillen.

"Richard Stein." er nickte knapp. Aura verworren, Blut am Mund, kindliches Verhalten... Da tut ein Malkavianer, als sei er komplett durch. Was hat sie in Wirklichkeit? Ne Psychose? Phobie?

"Mit wem habe ich das Vergnügen?"

Vor ihr stand ein Mann. Anfang zwanzig, kurzes schwarzes Haar. Schwarzes Hemd, schwarze Jeans, Stahlkappenboots. Die obersten beiden Knöpfe des Hemdes waren geöffnet. Auch wenn Richard den Eindruck eines Schwächlings machte, war er durchaus (auf eine metrosexuelle) Art und Weise anziehen... Er hatte etwas jugendlich, studentenhaftes....

Die zierliche Kainiten stützte sich mit beiden Händen auf der Mauer ab, so dass sie für einen kurzen Moment in der Luft zu schweben schien, dann nahm sie die Knie sittsam zusammen, streckte die Füßchen vor und hüpfte von der Mauer um auf hochhackigen Stielettos überraschend trittsicher zu landen. Manche Modelschönheit hätte sich bei diesem Stunt die Knöche gebrochen.

Sie kam etwa zwei Meter vor Richard auf, zupfte ihr Kleidchen zurecht, blinzelte Mike fast schon frech zu und wandt sich dann wieder Richard zu. Möglicherweise war er erstaunt zu sehen, dass sie vor ihm einen formvollendeten Knicks machte.

Auch er hat eine bunte Stimme! So sensibel... so aufmerksam gegenüber den Dingen, die um ihn herum geschehen...

"Sehr angenehm, Herr Richard Stein.
Ich werde Gretchen geheißen, Gretchen Worre... vom Clan des Mondes..."
Ein Blick auf Mike.
"Und dieser junge Mann dort hinten?"

Sie sagte das 'Mann' nicht so, als wäre damit eine Rassenbeschreibung gemeint. Viel mehr auf eine fröhliche, joviale Art, auf gewisse Art und Weise das weibliche Pendant zu einer kumpelhaften Art...

"Mike Weiss, mein Schoolar, selbst clanlos." antwortete er ruhig und verständlich.

Auch wenn er Mike keine Auren lass, konnte er seinen Blick nur schwer von diesen Augen und diesen Lippen lösen. Er wollte die Frau einfach von der Mauer heben, in den Arm nehmen und auf den Mund küssen.

##Das ist unklug. Das Risiko ist größer als nur eine Ohrfeige.
++Feigling!

Erst als sie sich vorbeugte und ihren Ausschnitt darbot, konnte sich Mike ablenken.
Keine Kinder? Stimmt! Ach nein, Kainskinder. Wer oder was war Kain? Und warum meinte jeder er sei ein Kind?

++Tja Scheiße, so Viele können sich einfach nicht Irren, Pimpf.

Wenn man sich an die Schmike gewöhnt hatte, sah sie aus der Nähe wirklich nicht schlecht aus und sie konnte offensichtlich auch ihre Augen nicht von Mike lassen.
Seine Haut hatte die Farbe seine Stimme: Rosa. Sein Anzug und Hemd waren ordentlich, seine blonden Haare chaotisch, wie direkt nach dem Aufstehen. Vielleicht war es Absicht, denn es stand ihm. Obwohl wahrscheinlich das meiste bei ihm noch gut aussehen würde.
Also Vorstellen, Siezen und Klappehalten. Wie eben? Aber hier würde er sich bestimmt nicht hinknien. Zu dreckig.
Es wurde ein Zwinkern und eine höfliche Verbeugung, wie als wollte er danach zu einen Judogriff ansetzen um sie zur Matte zuschicken. Die Freude in seinem Gesicht und in der Stimme war inzwischen echt, aber sicher nicht anständig.

"Ich bin Mike. Mike Weiss." Hetero.

++Denk daran was Papi sagt, du darfst auf keinen Fall Mädchen alleine treffen. Sie können böse Sachen mit dir machen wollen. Du wärst vollkommen hilflos, Pimp.

Was machte die Frau hier? Hatte sie vielleicht auch so eine Anmeldungsmappe?

Eine Anmeldungsmappe hatte sie tatsächlich, sie lag hinter ihr noch auf der Mauer. So lange konnte die Kainitin also noch nicht in Finstertal sein. Allem Anschein nach hatte sie wenige Minuten vor den beiden einen Termin bei der Seneschall gehabt. Oder sie saß einfach schon eine ganze Weile auf der Mauer, wer wusste das schon bei einer Malkavianerin.

Gretchens Sinne schärften sich und sie schien Mike mittlerweile mit ihren Blicken zu verschlingen.
Hatte wirklich einmal irgendwer behauptet, Kainiten hätten keinen Sexdrive mehr? Wenn das tatsächlich so war, dann musste es an etwas völlig anderem liegen. Was auch immer es war, es schien Mike für die Vampirin attraktiv und interessant zu machen.

"Soso... Scholar... Clanslos..."
Gretchen schnüffelte. Leise und damenhaft. Aber nichts desto trotz wie ein Raubtier, das Witterung aufnahm.
In ihrem Geist begann wieder diese Musik...

Der Wahnsinn...
ist nur eine schmale Brücke,
die Ufer sind Vernunft und Trieb...
ich steig dir nach, das Sonnenlicht den Geist verwirrt,
ein Raubtier das vor Hunger scheucht,
witter ich dich meilenweit...

Grete sprach ohne Richard anzusehen, ganz auf Mike fixiert.
"Eine noble Geste... jede Erziehung ist ein Blananceakt zwischen Prestigegewinn und Vernichtung... doch riecht Euer Mentor nicht, wie unsereins..." Gretchen lächelte entschuldigend. "... sondern viel ... anständiger... ruhiger... vernünftiger..."

Ob der Toreador dies nun als Beleidigung oder als Lob auffasste, war einmal dahingestellt.

"Ihr hingegen, Mike Weiss..." Sie ahmte seine exakte Betonung des Namens nach, als er ihn ausgesprochen hatte, und es wirkte nicht einmal, als würde sie sich über ihn lustig machen " ... riecht nicht nach der Unbestimmtheit eines Clanslosen. Euer Blut riecht bis hier her zu mir, als hätte es die Stimmen des Mondes schon längst gehört..."

Gretchens Kopf ruckte. Sie blinzelte.
Fast als wäre ihr gerade bewusst geworden, dass das ein Schritt zu weit gewesen war.

Erst wollte sie instinktiv in eine aggressive Abwehrhaltung gehen, beherrschte sich dann aber wider Erwarten. Verdrängte die Gefühle von Angst, Zurückgewiesenheit und präventiver Aggression. Sollte Richard sie noch immer astral mustern, wäre ihm dieser Vorgang nur all zu deutlich.
Statt dessen zwang sie sich wieder zur Freundlichkeit - auch in Gedanken! - und zur Ruhe. Atmete unbewusst tief durch, fast als um ihre nächsten Worte zu betonen.

"Entschuldigt. Das war zu..." ehrlich " ... aufdringlich."

Das war also die Gefahr vor die ihm Richard schützen wollte?! Das er mit einem Vampir sprechen musste und wiedermal kein einziges Wort verstand.
Hatte sie gerade Caitiff beleidigt? Warum musste Richard das auch wieder ausplaudern? Was war die Stimme des Mondes?

##Du hast seit Tagen nicht geduscht.

Hat sie das über die Entfernung schon riechen können? Starrte sie ihn deswegen so an?

**Hilflos, dumm und stinkend!

"Schon gut." murmelte er.
Sie mussten nicht seine Aura lesen, um zu sehen das er tatsächlich etwas bestürtzt war.

Ohne nachzudenken überwand Gretchen die Entfernung zwischen ihnen beiden, berührte mit einem Finger sacht sein Kinn und hob sein Gesicht, damit er sie anblickte.
Wie aus einem Mutterinstinkt heraus.

"Halt Dich nicht für wertlos!" herrschte sie ihn unvermittelt an.
"Lass Dir das von keinem einreden!"

Wieder dieses Blinzeln, dieses zeitlupenhafte Begreifen, dass das eigene Handeln in den letzten Sekunden überhaupt nicht den kainitischen Gesellschaftsregeln entsprochen und Grenzen überschritten hatte.
Abrupt zog Grete die Hand wieder zurück, nahm ein wenig Abstand zwischen sich und die Männer.

"Das war... entschuldigt, Herr Stein. Ich hatte nicht das Recht, Euer Mündel zu berühren oder anzufahren."

Ich habe jedes gottverdammte Recht, das ich mir NEHME! Das Recht des Stärkeren!

Wieder an Mike gewandt.

"Wenn Du Fragen hast... über das was Du bist... über die Dinge, die du hörst... so werde ich sie dir mit der Erlaubnis deines Mentors gerne beantworten.
Wenn Dich das noch zu sehr... beunruhigt... und Du nicht darüber sprechen willst, so finde erst Deine Balance.
Aber lass Dir von niemandem einreden, es wäre ein Nachteil, so zu sein, wie Du bist!"

Auch nicht von Dir selbst...

Naja. Schon wieder zu weit gegangen. Fuck!
Man gewöhnte sich mit der Zeit daran.

Jetzt wandte sich Grete wieder an den Toreador.
"Euer Mündel hat eine ... Gabe... die nicht jeder verstehen wird...
Die Augen eines Malkavianer sehen mehr, als die eines normalen Kainiten... weil sie anders sehen.... Manchmal setzen wir deshalb ungewöhnliche Prioritäten und vernachlässigen die Regeln, die uns die Höflichkeit vorschreibt."

Sie deutete auf die Mappe, die hinter ihr auf der Mauer lag.
"Ich bin heute Nacht aus München angekommen, auf der Suche nach einem Freund..."
Sie deutete auf die Mappe in Mikes Hand.
"Seid ihr selbst schon länger in Finstertal oder ebenfalls neu angekommen? Vielleicht könnt ihr einer Dame ein paar Tips geben, wo man sich hier in Finstertal als einer von unserer Art den Abend vertreiben kann?" Dort sollte ich dann auch nach meinem bärtigen Knuffel-Teddy suchen... Ob er immer noch dieses Auto fährt?

Mike erschrak und spannte sich für eine Sekunde an, als Gretchens Hand auf ihn zu kam. Aber von einer jungen Frau, ließ er sich schließlich die Berührung gefallen.

##Du warst unachtsam. Sie hat dich Angreifen können. Du warst völlig unvorbereitet.

Warum entschuldigte sie sich bei Richard?

++Du gehörst ihm. Papi kann seine kleinen Lustsklaven verleihen wie er will!

Antworten und Erklärungen zu dem Vampirtalk wäre wirklich nett.
Aber wofür sollte er sich nicht schämen? Das er ein Clanloser war? Das hatte ihm Jenny auch gesagt.
Oder das er ein Blutsauger war ? Ob er sich schon damit abgefunden hatte? Wahrscheinlich nicht. Sicher nicht bevor er nicht darüber Nachgedacht hatte, in Ruhe, zum Beispiel in einem kleinen Pavillon im Park. Zu dem er zu spät kam...

Dann kam aber endlich eine Vokabel die er verstand: Malkavianer, der Clan der Wahnsinnigen. Das sie durchgeknallt war, erklärte so einiges.

++Ohh, Blitzmerker, was für eine Überraschung. Da fällt sie in eurer Gesellschaft ja gar nicht auf.

Richard lauschte und achtete auf jedes Detail der Unterhaltung, verglich es mit den Gefühlen in ihrer Aura. Mike... Ein Malkavianer von Geburt.

"Ich bin neu in dieser Stadt und doch schon lange genug hier um Freunde verloren zu haben, Gretchen." antwortete er. "Nenn mich Richard." ergänzte er, die Unhöflichkeit, die sie zuvor schon zeigte, für sich selbst beanspruchend.

Der Wandel des Ausdrucks vom Studenten in den Rebellen war fließend... Vor ihr stand jemand mit Idealen. 'Jungen Idealen'

"Mike ist alles andere als wertlos. Und wir werden ihm auch nicht das Gefühl geben, wenn das in unserer Macht steht. Mir geht es auch nicht um Prestige, Gretchen. Mir geht es um alles andere. Es geht mir um Gerechtigkeit. Mike hat eine Chance verdient. Seinen Erzeuger nicht zu kennen, ist schon genug der Bürde." Richard seufzte kurz.

"Wenn du meinst ihm helfen zu können..." Richard griff in eine Tasche, holte eine Visitenkarte hervor.

R.S. stand dort. Darunter eine Telefonnumer.

"Rufen sie mich an, oder besuchen sie uns, das heißt Jenny, Mike oder mich im Hovel. Mike wird die nächste Zeit immer bei einem von uns beiden sein."

Er warf ihr ein enigmatisches, zugleich rebellisches Lächeln zu.

"Falls sie Sorge haben, ich wäre auf Grund der Etikettebrüche ihrerseits verärgert, kann ich sie beruhigen: Freundlichkeit steht bei mir höher im Kurs als Höflichkeit... Sie sagten, sie vermisen einen Freund?"

Während er sprach, ging er einen Schritt weiter auf sie zu... Die Springer kamen geräuschvoll auf dem Boden auf. Er stand nun, zumindest symbolisch und angedeutet, schützend vor Mike... Und Gretchen.

Er könnte tatsächlich der richtige sein, um dieses aus dem Nest gefallene Kücken zu erziehen...

Wortlos nahm sie die Visitenkarte an. Zückte ein rosanes 'Hello-Kitty'-Smartphone. Programmierte sorgfältig die Nummer ein. Steckte beides beiseite und widmete dann wieder ihrem Gesprächspartner ihre volle Aufmerksamkeit.

"Das Hovel..." Gretchen griff hinter sich, durchblätterte kurz die Unterlagen in der Begrüßungsmappe. Realisierte, wo dieser Schuppen lag und was für ein Stadtviertel das war.
"... ich verstehe." Sie lächelte. "Das werde ich tatsächlich in den nächsten Tagen tun."

Dann kam er auch schon auf ihren kleinen Knuffi-Bären zu sprechen.

"Ein Bekannter, aus München. Wir hatten da eine... interessante... gemeinsame Zeit... Er ist Spanier, etwa einen Kopf größer als ich" sie hielt eine Hand auf atwa 1,85 in die Luft "breite Schultern, trainiert... Rauschebart und lockige Haare. Trägt eigentlich immer eine Sonnenbrille und hatte diesen so geilen Oldtimer..."

Gretchen seufzte. Die Chancen standen nicht gut, dass ausgerechnet diese beiden ihren Knuffel kannten. Was waren das aber auch für geile Zeiten gewesen mit Senór E.'s Haschmobil...