[07.05.08] Der Feind meines Feindes, ...

AW: [07.05.08] Der Feind meines Feindes, ...

Sie hatte deutlich mehr für den brummigen Brujah Sheriff übrig als vielleicht für sie gut sein mochte. Im Augenblick machte es den Eindruck, als könnten sie sich eine solche Verbindung leisten, aber wer wusste schon, ob sie sich nicht plötzlich auf unterschiedlichen Seiten des Spielfeldes wieder trafen? Pareto hatte heute beunruhigende Tendenzen zu den Blutmagiern gezeigt und hatte sich sogar auf das Spiel der Oberhexe eingelassen. Er war sogar bereit gewesen den Zauber Mumpitz mitzutragen, den Johardos Marionette dort veranstalten wollte.

Auch der Nosferatu hatte sich schon dabei ertappt sich zu wünschen, dass der Turiner weiterhin auf dem richtigem Kurs blieb und sich in alle Pläne integrieren ließ. Er war ein muffiger Querulant, aber sein Wort bedeutete etwas und er packte an wo es nötig war. Allerdings hatte Lurker auch in dieser Angelegenheit mehrere Eisen im Feuer. Es war seiner Meinung nach ein Fehler alles und jeden in eine bestimmte Richtung zu manipulieren. Es galt viel mehr, alles so vorzubereiten, dass am Ende ein Gewinn für ihn herauskam, egal in welche Richtung sich alles entwickeln sollte. Wenn man auf rot oder schwarz setze, gewann doch irgendwann die Bank. Nur wenn einem am Ende das Kasino gehörte, gewann man das Spiel.

Ich habe heute neue Bündnisse geschlossen und von dort Verlautbarungen bekommen, dass am Ende dieser Sache die hohen Damen und Herren der Camarilla wohl ohnehin hier aufkreuzen und ihre übliche Show abziehen werden. Das erscheint mir auch sehr wahrscheinlich, weil es schon beim letztenmal so gelaufen ist, als die Stadt in solcher Gefahr war. Am Ende kamen die Bonzen und haben mit verächtlichem Blick alles kritisiert und niedergemacht was hier geleistet wurde. Enio wird also auf sehr, sehr bitterem Wege erfahren wie die Dankbarkeit seines 'Vereines' schmeckt. Wenn ihm erstmal so ein arroganter Schnösel, der die ganze Zeit brav abgewartet hat bis Andere die Drecksarbeit machen, zur Türe hereinkommt und ihm erzählt wie unfähig er ja eigentlich als Anführer war, wird unser Kriegsherr sicher genau die Gemütsruhe an den Tag legen für die sein Clan so bekannt ist und dem Herren die Türe zeigen. Vermutlich ohne diese vorher zu öffnen. Unser Sheriff wird also am Ende dieser Dinge, wenn er sich ausgiebig von seinen Chefs mit Dreck hat bewerfen lassen dürfen, dafür dass er diese Stadt gerettet hat, sicherlich viel aufgeschlossener für dich sein.

Da der Nosferatu in Gegenwart seiner Tochter nicht auf die Kniffe seines Clans zurückgriff, war sein Gesicht in der Kapuze sichtbar. Ein wölfisches Grinsen, das aus viel zu vielen Zähnen bestand und deutlich zu raumgreifend war für einen Kopf seiner Größe, teilte die aufgebrochenen und vernarbten Lippen ihres Vaters.

Wie er ihr gesagt hatte, glaubte er nicht mehr an ihre politischen Ideale, als an die jedes anderen Vereins. Aber er hatte ihr versprochen, dass man ihr zuhören würde.

Als seine Tochter dann begann ihre Verbindung zu dem Koldunen zu analysieren trat er einen kleinen Schritt zurück. Er machte ihr Platz, damit ihre Gedanken sich entfalten konnten und sie die Bilder und Erlebnis Fetzen ausbreiten konnte. Es war zwar wie immer viel diffuser Unsinn dabei, wie die Tremere ihn auch so gerne verbreiteten, aber auch eine konkrete Sache die neu war und für ihn in das Bild passte. Eine Vermutung kristallisierte sich heraus.

Stray, ich glaube das ist ein wichtiges Detail. Berichte Enio davon. So bald wie möglich. Irgendetwas muss es mit diesem Dach auf sich haben. Im Augenblick werden die Überreste von Zacharri gesucht, weil die Seneschall irgendein Ritual abhalten will. Natürlich ist das Blödsinn, aber es handelt sich bei solchem Hokuspokus meistens um eine Art Placebo. So wie man einem Kranken Traubenzucker als Medizin verabreicht, kann der feste Glaube in die Wirksamkeit so eines Humbugs tatsächlich eine Wirkung erzielen. Es ist möglich, dass dort, unter diesem Dach etwas verborgen ist, das wir brauchen. Wenn du dem Sheriff von deiner Vermutung erzählst, versuche irgendwie die Hexenbrut mit zu denunzieren. Immerhin ist es ihr Speicher auf den man kriechen muss. Man könnte andeuten, dass die Oberhexe solche Dinge entweder verschweigt, oder nicht weiß. Beides spräche gegen sie.

Es wäre besser, wenn seine Tochter dies selbst übernahm. Der Brujah hatte seine Dosis Einflüsterung von Seiten Lurkers für diese Nacht schon bekommen und einen Großteil davon nicht schlucken mögen. Es wäre viel effektiver, wenn er diese Dinge von Jenny eingetrichtert bekäme.

Noch etwas, wir haben einen Haufen neuer Clansmitglieder in der Stadt seit gestern. Morgen Abend werden wir uns alle Treffen. Auf der Mülldeponie in dem altem Container in der Mitte. Du weißt schon, das Ding das wir immer 'den Konferenzraum' genannt haben. Da lernen sich alle kennen und wir besprechen uns.

Er lud seine Tochter genauso selbstverständlich zu einem Clanstreffen ein, wie einen Nosferatu von Blutes wegen. Etwas anderes wäre ihm auch gar nicht in den Sinn gekommen. Hätte er gewusst, das zumindest Delta bisher Schwierigkeiten hatte Strays Status anzuerkennen, es hätte auch nichts geändert. Der Clan ging immer vor, aber für ihn war seine Adoptivtochter der Clan. Wenn jemand eine Debatte über Blut und 'echte' Zugehörigkeit hätte führen wollen, wegen Lurker durfte derjenige das gerne dann außerhalb des Containers mit den Ratten der Müllhalde tun.
 
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Natürlich, es würde noch sehr viel passieren. Die Camarilla würde reagieren und neue Bonzen in die Waagschale werfen damit das Gleichgewicht der Macht nich aus dem Tritt kam. Neue Anführer hatten die Angwohnheit das Rad stets neu zu erfinden weil sie darauf bestanden das es ihr Rad sein musste mit denen die Geschicke geregelt wurden. Natürlich musste man dazu alle alten und bewährten Dinge schlecht machen. Dazu gehörten eben auch die alten Bosse. Würde Enio ebenfalls darunter zu leiden haben? Schön wäre es ja. Wenn auch schwer für den Pilger. Aber er stand ja nicht allein, sie würde ihm beistehen und ihm den Rücken stärken. Er würde lernen und auf ihre Seite wechseln. Gemeinsam würden sie die Stadt zu neuen Ufern führen.

Jenny lächelte versonnen und schaffte es nur äußerst widerwillig das Luftschloß das sich über ihr gebildet hatte, wieder abzuschütteln.

Sie konzentrierte sich auf die andere Sache die Lurker angesprochen hatte. Die Erinnerung aus ihrem Traum.

"Ich treffe Enio nachher und werde dann mit ihm reden. Allerdings meinte ich das Schloß am Stieed und nicht die Burg."

Ein Kichern folgte.

"Trotzdem gut den Hexen die Schuld in die Schuhe zu schieben!"
 
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Das Kichern der Caitiff ließ das Grinsen des Nosferatu erneut in die Breite wachsen. Auch wenn er gerade nicht recht wusste, welches 'Schloss' gemeint sollte, denn außer der Burg fiel ihm nur das Schloss in der Nähe des Schlosshotels im Süden der Stadt ein. Einerlei, es würde sich schon zeigen. Wichtig war nur, dass diese Neuigkeit ins Spiel kommen würde. Wenn man den Hexern im Augenblick nichts dabei in die Schuhe schieben konnte war das schade, aber dann eben beim nächsten Mal.

Möchtest du noch ein wenig hier bleiben, oder gehen wir ein Stück und ich erzähle dir was sich zugetragen hat?

Es war wichtig Stray zu informieren, aber ob dies nun unmittelbar oder im Laufe des Abends passierte konnte man wohl ihr überlassen.

Wie ich gehört habe, bist du mit einer Brujah aneinander geraten. Damit könnten wir beginnen.

Mit einer einladenden Geste wandte er sich in Richtung eines Baugerüstes, über das sie hinabsteigen und einen kleinen Spaziergang durch das nächtliche Industrieviertel unternehmen konnten. Ihr Reich.
Wenn seine Tochter mit ihm kam, würden sie, wie so oft, gemeinsam durch die verborgenen Pfade der Stadt wandern und sich nützliches, genauso wie belangloses erzählen. Einige Dinge, wie Lurkers Treffen mit dieser Lilly Flynn mochten im Augenblick für Jenny interessanter sein als Andere, aber in der Regel war die Adoptivnosferatu eine der wenigen Personen, bei denen es Lurker im Grunde egal war, über was sie sprachen. Wenn etwas dabei heraus kam, schön.
 
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Wie Lurker bereits erwartet hatte, entschied sich Jenny für den Spaziergang. Es gelang ihr nur selten sich für längere Zeit ruhig zu verhalten. Meist nur, wenn sie alleine auf dem Dach der alten Fabrik saß und über Politik und ihre Zukunft nachdachte. In Gesellschaft aber, hatte sie stets Hummeln im Hintern.

Sie hakte sich also bei ihrem Ziehvater ein und empfand dabei einen dieser seltenen Momente tiefer Zufriedenheit. Wenn Lurker in der Nähe war, fühlte sie sich geborgen und sicher. Auch konnte sie nicht anders, als zuversichtlich in die Zukunft zu blicken, den seine Nähe gab ihr Kraft.

Angeregt unterhielten sich die zwei Kainiten während sie langsam durch die dunkeln Straßen strichen. In diesem Augenblick waren sie nicht mehr die üblichen, gefährlichen Raubtiere, sondern nur noch Vater und Tochter.

Momente auf die man noch Jahre später mit einem leichten Gefühl von Wehmut zurückblickt. Augenblicke, in denen alles so zu sein schien, wie es sein sollte.
 
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