[05.05.2008] - Der Neue

Eldrige

Zombie-Survival Experte
Registriert
2. März 2004
Beiträge
5.858
Eigentlich waren die Pfade Abseits der gewöhnlichen Wege Finstertals eine sehr schnelle Art sich durch die Stadt zu bewegen. Man scherte sich nicht um Straßen, Bürgersteige oder ähnliche Umwege, sondern ging den direkten Weg zum Ziel. Manchmal durch Wäschekeller und alte Flure, dann wieder entlang eines Gespinstes aus Mauern und Fassaden Rückseiten. Dabei konnte es zwar durchaus passieren, dass man in einem altem Gebäude die Treppen hinauf stieg und aus der Dachluke kletterte um dort am Dachfirst entlang zu wandern, aber in der Regel holte man diese Zeit problemlos wieder auf, weil man so ganz bequem einen Häuserblock überquerte, um den normale Fußgänger umständlich herumlaufen mussten.

Heute jedoch, hastete Lurker nicht hier entlang, sondern suchte zum Einen eine Route die einigermaßen bequem mit dem Gepäck des Neuen zu nehmen war und erzählte zum Anderem einiges über die Stadt. Wann immer die Aussicht es erlaubte, wies er auf die Kunstakademie hin, zeigte auf interessante Bereich der Stadt, die Mülldeponie und das umgebende Nosferatu Territorium, oder auch den Stadtpark und die Werwolf Gebiete. Wenn sie Boden oder Kellerniveau erreichten, wies Lurker Alfons auf Zugänge zur Kanalisation oder versteckte Briefkästen der Verborgenen hin. Er würde sich nach und nach in das Informationssystem der Stadt einarbeiten können.

Schließlich stiegen sie über ein altes Baugerüst in einen alten Hof hinab. Die Wände waren vor langer Zeit einmal verputzt, dass sah man an den Resten die vor sich hin bröckelten. Jetzt bestanden sie fast nur noch aus schmutzig roten Ziegelsteinen und wuchernde Moos. Auf der Gegenüber liegenden Seite war ein Gebäude zu sehen, dass sich wie die meisten hier, in die Erde gekauert zu haben schien. Die Wände waren von der selben Qualität wie jene im Hof hier und staubige Rest blinden Glases hingen in größtenteils kaputten Fenstern. Jemand hatte modrige Bretter und Klebeband genommen um sie von Innen abzudichten. Die Türen auf der Rückseite waren aus aus großem, massivem Metall und wie die Wände bis zu einer bestimmten Höhe über und über mit Grafiti und Schmierereien übersät. Wummernde Bässe waren zu hören und ab und an erbrach dieses Ungetüm von einem Haus einen Schwall verbrauchter, viel zu oft geatmeter Luft, die mehr Qualm und Schweißgeruch mit sich trug als eigentlich in so ein Haus passen sollten. Mit diesem ungesundem Atem spieh es auch immer ein paar ungesund aussehende Gestalten aus. Heruntergekommen und krank, manche zitternd, allesamt blass und fertig. Sie lungerten in Grüppchen um kleine Feuer herum, die sie entzündet hatten und rückten einander auf den zerschundenen Leib um sich gegenseitig zu wärmen.

Lurker sah sich kurz um, Irgendwo hier musste Stray sein. Er war gespannt wie ihr Zusammentreffen laufen würde. An Alfons gewandt machte er eine Geste, die deutlich machte, dass sie angekommen waren.

Stray müsste schon hier sein, sie wird gleich kommen.
 
AW: [05.05.2008] - Der Neue

Nur wenige Minuten dauerte es, bis Jenny wirklich aus dem Dunkel heraus in den Lichtkegel der Außenbeleuchtung trat. Sie trug ihren geliebten Minirock im Schottenmuster, hochgezogene schwarze Kniestrümpfe die in schweren Springerstiefeln steckten, ein farblich abgepaßtes T-Shirt mit der pinken Aufschrift HATE und darüber ihre schwere Lederjacke, die seit neustem an der Rechten Schulter einige langezogene Risse aufwies.
Vier um genau zu sein.

Wie üblich rauchte sie eine Zigarette.

Normalerweise würde sie beim Anblick ihres Ziehvaters voller Vergnügen auf ihn zuspringen und mit einigen übertrieben herzlichen Gesten ihr Freude über das Treffen ausdrücken. Heute Nacht aber brachte sie kaum ein halbgares Grinsen zusammen.
Irgendetwas stimmte nicht.

Jetzt wo sie die beiden Nosferatu endgültig erreichte, sah man auch, dass sie rot verheulte Augen hatte und im wahrsten Sinne des Wortes verdrießlich aussah. Gut, man kannte die quirrlige Punkerin ja als äußerst Gefühlsbetont, es konnte sich bei der Ursache für das verdrießliche Gesicht, also auch um einen Motorschaden an ihrem Motorrad, oder um eine überfahrene Katze am Straßenrand handeln.
Sie unternahm einen zweiten Versuch freudestrahlend zu Lächeln.
Der Versuch mißlang erneut.

"Hey Vater, du glaubst gar nicht wie froh ich bin dich zu sehen! Gestern war ein verdammter Scheißtag..."
 
AW: [05.05.2008] - Der Neue

Alfons hatte die Tarnung des Zeitungsjungen angenommen. Er nannte sie ganz gern so, auch wenn er wusste, dass die Zeitungsjungen eigentlich irgendwann in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts verschwunden waren. Diese Gestalt hatte einige Wandlungen in der Geschichte durchlebt und war jetzt eigentlich nur noch ein Teenager von 16 Jahren, vielleicht auch 15 oder 17, der sich wenig von anderen seines Alters unterschied. Ab 16 durfte man in Ländern wie Deutschland gute Arbeit erledigen und so war diese Tarnung ideal für alle möglichen Jobs und viel eigentlich nie besonders auf. Er hatte eine Antiformjeans an, weil sie modern war und ein T-Shirt mit irgendeiner generischen Aufschrift, wie man sie bei den üblichen Kleidungsgeschäften kaufen konnte. Zusammen mit den Puma-Sneakers wirkte er wie ein generischer Teenager, einer von Tausenden. Leider war der Trolli zu groß, um ihn in die Tarnung zu integrieren, außerdem hatte es vorher noch nie Anlass gegeben, so etwas zu üben und so baute Alfons einfach darauf, dass seine Erscheinung am ehesten heimatverloren aussah, gerade wie jemand, der von zu Hause weg war und jetzt ein neues Leben wollte - und das etwas überstürtzt.

Er wusste nicht, was er von dieser Begegnung halten sollte und hielt sich deshalb im Hintergrund. Das war ohnehin häufig der beste Weg, einfach im Hintergrund bleiben. Warten und beobachten, das war der Weg der Nosferatu und er hatte sie durch die Jahrhunderte geführt und von einem winzigen, verlachten Clan zu einem der größten und bedeutendsten geführt. Warum sollte man also mit dieser altbewährten Methode brechen?
 
AW: [05.05.2008] - Der Neue

Gut dass es dem Nosferatu völlig egal war, ob seine Ziehtochter nur schmollte, oder tatsächlich etwas vorgefallen war. Seine Reaktion wäre in jedem Falle die gleiche gewesen, denn stets hatte er seine väterlichen Beschützer Attitüden an seinen 'Kindern' ausgelassen. Dabei hatte er tatsächlich mehr fremde Kinder in seinem Nest großgezogen, als eigene. Einerlei, Stray war ebenso sehr seine Tochter, wie das sein wirkliches Kind, Raphael, war. Genau genommen hatte er mit ihr bereits mehr Zeit verbracht als mit dem Nosferatu Frischling, der sich von ihm abgewandt hatte. Also bot er ihr nur schweigend einen Arm an um sie für einen kurzen, aber festen Moment der Geborgenheit zu umarmen. Kurz zupfte er an ihrer Lederjacke herum um sich die Risse anzusehen und bemerkte natürlich ihre Verletzung. Sorge wallte in ihm auf, zeitgleich mit Wut, wer es gewagt hatte sie zu verletzen. Er wusste nicht, dass der Werwolf bereits tot war, der dies getan hatte, aber es war ohne Frage gut für diesen. Egal wie er gestorben war, der Nosferatu hätte ihn leiden lassen. Die gemeinsame Zeit der Rache hätte ganz sicher damit angefangen, dass Lurker dem Anderen den Schlund mit rostigen Nägeln und Glasscherben gefüllt hätte. Mit einem Schluck Säure zum spülen, damit es besser rutscht.

Ja. Man sieht es. Du kannst es uns direkt erzählen. Dies ist Alfons, er gehört zur Familie und ist heute Nacht hier angekommen.

Kurz sah er zu seinem neuem Clansbruder hinüber und bemerkte mit großem Wohlwollen, wie geschickt sich der Andere in den Hintergrund begeben hatte. Eine abwartende, unauffällige Position einnehmen und alles beobachten. Besser konnte man es gar nicht machen.

Alfons, das ist Stray, meine Tochter. Offiziell gehört sie nicht zum Clan, aber das ist kein Problem, da ich sie immer nur inoffiziell treffe.

Der Satz wurde von einem süffisantem Tonfall begleitet und war deutliches Zeichen von Lurkers grimmigem Humor in solchen Sachen. Damit brachte er die Politik auf den Punkt, positionierte sich aber gleichzeitig eindeutig außerhalb dieses Systems und machte klar, dass seine Loyalität nicht auf Gesetzen beruhte, sondern die Familie vor ging. Egal wie diese dazu geworden war.
 
AW: [05.05.2008] - Der Neue

Dieses Mädchen gehörte also offiziell nicht zum Clan, aber er traf sie dennoch, dann halt inoffiziell. Mit dieser Aussage konnte sich Alfons also aussuchen, wie er selbst zu dieser Person stand. Das war wohl so, wie ein Bastardkind - es fließt das eigene Blut darin, aber es ist einfach nicht das selbe. Hier war das eben nur anders herum. Das Blut fehlte, aber die Anerkennung war da. Der Londoner beschloss, über diese Sache später nachzudenken, wenn er etwas Zeit und Ruhe hatte. Jetzt wäre jede Reaktion auf diese Aussage nur übereilt, und wenn der Nosferatu in den Jahrhunderten eines gelernt hatte, dann war es, dass man Dinge planen musste - Gott hatte einem ja auch die Zeit dazu gegeben.

Eines allerdings störte ihn schon jetzt. Wenn sie gewissermaßen adoptiert war, dann teilte sie nicht diese ... Strafe, dieses Aussehen. Sie würde also niemals wirklich verstehen können, wie ein Nosferatu war, genauso wie das niemand verstehen konnte, der von außerhalb kam. Dieses mangelnde Verständnis führte ja auch dazu, dass man so eine enge und familiäre Verbindung zu seinem Clan einging. Er wusste also jetzt schon, dass er sie wohl niemals ganz akzeptieren können würde, aber das schien ja auch nicht von ihm verlangt zu werden.

"Guten Abend," meinte er schüchtern, wie nur ein Teenager es konnte. Alfons fand es recht angenehm, dass jede einzelne Maske irgendwie schon das passende Verhalten unterstützte. Die Maske des Geschäftsmannes gab ihm Selbstvertrauen und die des Zeitungsjungen lies ihn schüchterner werden. Und da ohnehin jeder Vampir irgendwo ein bühnenreifer Schauspieler war, ergab sich alles passend, wie der Nosferatu fand. "Ich bin Al."
 
AW: [05.05.2008] - Der Neue

Sie grub ihren Kopf tief in die Schulter Lurkers und verharrte einen Moment in dieser Stellung. Kurz vorher hatte sie die Aussage zu ihrer inoffiziellen Clanmitgliedschaft noch in sofern ergänzt, dass sie darauf bestand, ebenfalls auch kein offizielles Mitglied der Camarilla zu sein. Nach der wirklich ungewöhnlichen Kuschelpause fing sie stockend an zu berichten. Sie erzählte von ihrem Kampf auf dem Friedhof, ließ dabei nicht unerwähnt, wie eng es zwischendrin für sie gewesen war, bis sie dem Wolf nur um einen Wimpernschlag zuvor kam und ihn mit einem brachialen Schlag niederstrecken konnte. Nahtlos sprang sie danach zu ihrem Treffen mit Enio an der alten Fabrik und berichtete wie Fabian sie beiden um ein Haar mit einem in seinem Plattenkoffer versteckten Sprengsatz in die Luft gesprengt hatte. Sie wurde dabei nicht müde zu erwähnen, dass sie es war die den Auslöser in Händen hielt und daher nur um haaresbreite Enio getötet hätte. Spätestens jetzt musste Lurker etwas über ihre Gefühle zu dem Sheriff spühren, denn ihr ranne einmal mehr blutige Tränen der Verzweifelung über die Wangen. Als sie zum Ende kam berichtete sie noch darüber wie sie nach dem Erwachen über ihren Ghul hergefallen war. Sie hatte den Hunger einfach nicht mehr beherrschen können und hatte nach dem Treffen mit dem Brujah Primogen einfach nicht mehr die Zeit gehabt etwas zu trinken.

Jenny mochte nach außen nicht wie eine Nosferatu wirken, aber man merkte ein wenig, dass sie unter einem ähnlichen Fluch litt. Sie wurde ausgegrenzt und mißbraucht, weil sie clanlos war und in ihrem Inneren spürbar zerrüttet war.

"Verstehst du? Es war wie bei Tom, meinem Mann. Als ich zur Besinnung kam, lag sein toter Körper in meinen Armen. Bei den Göttern, ich kann mich nicht einmal daran erinnern es getan zu haben..."
 
AW: [05.05.2008] - Der Neue

Einen nüchternen Bericht der gestrigen Nacht hatte er bereits bekommen. Natürlich konnte Stray wesentlich deutlicher auf Details eingehen. Das mochte noch wichtig sein. Als sie von ihrem eigenem Kampf berichtete und wie knapp sie erneut dem Tod von der Schippe gesprungen war, verzog er merklich das Gesicht, als hätte er in eine besonders bösartige Zitrone gebissen. Ja, sie hatten darüber gesprochen und ja, er hatte zugestimmt, dass er ihr vertraute und zumindest akzeptierte was sie tat. Aber das hieß schließlich nicht, dass es ihm gefallen musste.
Nur gut, dass er gestern nicht gewusst hatte, was seine Tochter wieder alles getrieben hatte. Er wäre umgekommen vor Sorge und hätte ganz sicher die Primogenssitzung sausen lassen um zu ihr zu gehen.

Zum Attentat des Brujah Mahler hatte er nur ein grimmiges Nicken übrig. Für ihn war die Uhr abgelaufen. Eigentlich hatte er nur vorgehabt dem Proleten eine Lektion zu erteilen, weil er sich an Massimo vergriffen hatte, aber er hatte ihn ausdrücklich davor gewarnt sich an Jenny zu vergehen. Egal in welcher Weise. Er bettelte also darum zur Strecke gebracht zu werden? Konnte er bekommen. Eine Horde Psychiater wäre sicherlich nötig gewesen um all die verkorksten Gedankengänge im Kopf von Fabian Mahler zu entwirren und ganz bestimmt hätten sie Gründe im Dutzend gefunden warum der arme Kerl gar nichts dafür konnte, dass er ein wahnsinniger Bombenleger geworden war. Schwere Kindheit und auch die Gesellschaft war schuld, sowas hörte man immer wieder. Für Lurker machte es keinen Unterschied, der Brujah war völlig durchgeknallt und er gehörte weggemacht.
Behutsam nahm er Strays kleine Hände in seine Spinnenbeinartigen Finger und streichelte sie.

Nur was ihren Guhl anging, konnte er wenig mehr als ein paar tröstende Worte erübrigen. Für gewöhnlich war es einfacher, wenn man sein Opfer am Leben ließ, denn dann konnte es von selber aufstehen und wieder verschwinden. Lästiges Leichen entsorgen und Spuren verwischen ersparte man sich und Probleme blieben aus. Aber wenn die Umstände eben andere waren, wenn man mehr nehmen musste als so ein Menschending verkraftete, gut, dann sollte es so sein. Der Kerl lag in seiner Wohnung, Lurker würde dafür sorgen dass man ein wenig Heroin, ein paar Schläuche und Spritzen, sowie einen schmutzigen Löffel und eine abgebrannte Kerzen dort finden würde. Drogentoter im Ostviertel. Die Polizei hatte Stempel für so etwas, abstempeln und weglegen. Keine große Sache.

Er war aber nicht dein Mann. Du hast nicht darum gebeten zu sein wie du bist. Die Menschen töten auch um sich zu ernähren und wie so oft töten sie im großem Maßstab. Im Gegensatz zu denen, haben wir das Töten noch nicht industrialisiert, ich denke also, dass du dir da wenig Gedanken machen musst. Die Menschen töten sich gegenseitig aus belangloseren Gründen. Solange sie sich für Kleingeld gegenseitig abstechen, oder aus ideologischen Gründen den Schädel einschlagen, müssen wir uns kaum moralisch rechtfertigen, oder?

Er nahm einen Finger unter ihr Kinn und hob es an, um ihr in die Augen zu sehen. Sie hatte getan was nötig war.

Wenn es dich tröstet, würden die Menschen von uns wissen, würden sie uns allesamt ausrotten. Uns Monster sicher als erstes. Die hübschen würden sie vielleicht behalten. Außerdem werden wir mit dem Blut das wir von ihnen nehmen diese Stadt retten. Das haben wir in der Vergangenheit getan und tun es jetzt wieder. Ohne uns, gäbe es schon lange niemanden mehr in dieser Stadt.

Die Tatsache, dass es ohne ihre Art auf dieser Erde ganz sicher einen Berg Probleme weniger gäbe und das es ihre Spezies war, die das Elend der Menschen aufrecht erhielt, weil der Status Quo so nützlich war, kam gerade recht akademisch daher. Wer wusste schon, ob sich die Menschen ohne sie nicht schon lange selber ausgerottet hätten?

Immerhin hatte Alfons nun, nach Strays Bericht, schonen einen bunten Strauß an Dingen gehört, die in dieser Stadt vorgingen. Werwölfe auf Friedhöfen, unterirdische Verließe, randalierende Brujah die versuchten den Sheriff der Stadt in die Luft zu jagen und von dem Geist des Tzimiscen Zacharii, der nach der Macht griff, hatte Lurker noch gar nicht angefangen. In die Vergangenheit und auch die aktuellen Probleme der Stadt, konnte sich der neue Nosferatu hoffentlich noch in Ruhe einarbeiten.

Du hörst mein Lieber, es geht einiges drunter und drüber hier. Ich selber werde heute Nacht, gemeinsam mit Stray und dem Sheriff, eine Expedition unternehmen, wo wir die Stätte des gestrigen Werwolf Angriffes untersuchen wollen. Ich weiß nicht ob deine Interessen und Fähigkeiten eher im theoretischen, oder im praktischen liegen, das bespreichen wir später. Ich vermute du wirst dich heute zunächst einrichten und dann in der Akademie anmelden wollen?

Zumindest das letztere war für das neue Oberhaupt des Clans der Verborgenen kein Muss. Wenn ein Clansbruder nur für wenige Nächte hier belieben wollte, oder gar komplett untertauchen würde, dann würde Lurker ihn ganz gewiss nicht zur Seneschall schleifen um dem Anmelde Protokoll der Camarilla genüge zu tun. Aber da Alfons im Vorfeld darum gebeten hatte, das man die Obrigkeit über seine Ankunft informierte, würde er mit Sicherheit auch persönlich vorstellig werden wollen. Im Grunde kam ihm das auch zu paß, so musste er sich zumindest keine Gedanken um einen 'illegalen' Clansbruder machen. Er hatte wahrlich schon genug Ärger.
 
AW: [05.05.2008] - Der Neue

Ganz bestimmt würde er sich nicht auf dem selben Friedhof rumtreiben, auf dem sich vor kurzem noch eine Bande Werwölfe aufgehalten hatte. Der Ort allein war ja schon bezeichnet, Friedhof. Ein Ort für Tote und Alfons hatte vor noch längere Zeit durch die Nacht zu wandeln. Solche Unternehmen waren immer etwas für die Hitzköpfe einer Domäne, die es auch immer in viel zu großer Anzahl gab - und Alfons würde mit Sicherheit bestreiten jemals zu ihnen gehört zu haben.

"Ja, ich bin gerade angekommen und muss erst einmal irgendwo unterkommen. Das wird wohl ein ein bisschen dauern und ich werde Sie nicht begleiten können, Sir. Wobei, wenn Sie noch etwas Zeit haben, Sir, könnte ich dann noch ein kurzes Gespräch unter vier Augen mit meinem Primogen führen? Weil, ich hab noch keinen Plan, wo ich da unterkommen will und wie und wo ich mit dem Prinzen reden kann und so weiter ..."

Alfons merkte, dass er Jugendsprache einfach nicht mehr sprechen konnte, deutsche zumindest. Ihm fehlten irgendwie die Worte dazu. Das musste er üben, unbedingt. Sonst wäre die ganze Verkleidung ja sinnlos. Demnächst musste er also eine Disco oder sowas finden, damit er wieder besser lernen konnte. Auf der anderen Seite war so eine Disco immer voller Leute und das war auch wieder schlecht. Vielleicht gab es ja auch andere Jugendtreffpunkte, wo weniger los war. Dann ein paar Worte aufschnappen und schon gewann diese Verkleidung wieder an Professionalität. Alfons kam zu der Überlegung, dass sein Ortswechsel vielleicht doch etwas überstürtzt gewesen war.

"Ich kenn mich halt hier noch gar nicht aus und weiß eigentlich gar nichts über die alltäglichen Dinge hier, so wohnen und jagen und Hotspots halt. Wo geht man hin, wer ist wer."
 
AW: [05.05.2008] - Der Neue

Wieder so eine neue Situation für ihn. Es war immer selbstverständlich für ihn gewesen, dass er ein Familienmitglied in alles einwies und diesem half, wo und wann immer es ihm möglich war, aber nun fragte ihn Alfons diese Dinge als 'Primogen' und nicht mehr nur als gewöhnlichen Clansbruder, als den sich Lurker im Grunde immer noch sah. Dies alles war nichts, was sie nicht auch vor Stray besprechen konnten, aber wenn es unter vier Augen passieren sollte, dann würde er diesem Wunsch natürlich entsprechen. Das der Neue eigentlich etwas verpasste, wenn Jenny nicht zuhörte, weil sie dann auch keine Einwürfe machen konnte, war dann halt die Konsequenz. Lurker vermutete aber, dass die Orte und Leute die Stray aufsuchte, Alfons nicht zwingend interessieren würden. Er nickte also seiner Tochter kurz zu.

Ich bespreche kurz ein paar Dinge mit Alfons und dann können wir uns langsam auf den Weg machen zum Treffpunkt mit Enio.

Die Tatsache, dass er gerade darüber sprach ein Areal zu betreten, auf dem gestern erst ein Haufen Vampire, darunter seine Tochter, von ein paar Werbestien zerfleischt worden wäre, schien ihn nicht zu beunruhigen. Auch solche Dinge nutzten sich scheinbar ab. Vielleicht ging er aber auch nur intuitiv davon aus, dass der Blitz niemals zweimal an der selben Stelle einschlug?
Tatsache war, er hatte schlimmeres durchgemacht, seit dieser Mist angefangen hatte.

Er ging mit Alfons ein paar Schritte zur Seite. Stray war ein absoluter Verfechter persönlicher Freiheit und würde den Wunsch des neuen Nosferatu wahrscheinlich besser verstehen und billigen, als Lurker selber das tat. Er verließ sich jedoch natürlich nicht darauf, dass sie einfach nur ungestört waren, dort wo sie standen, sondern er reichte seinem Bruder eine Hand. Sobald dieser den Handschlag annahm, oder auf andere Weise Körperkontakt zu ihm aufgenommen hatte, griff der Nosferatu in seinen Gedanken hinaus in die Nacht und zog mental den Vorhang zu, so dass sie nicht belauscht oder beobachtet werden konnten. Als dies geschehen war, lächelte er kurz.

Gut, jetzt sind wir vertraulich. Ich kann dir gerne unter der Stadt einige Stellen zeigen, an denen du unterkommen kannst. Unser Blut hat hier wunderbare unterirdische Anlagen angelegt. Vermutlich sind sie deshalb so gut ausgebaut, weil wir Oberirdisch immer ein wenig unterrepräsentiert waren. Es ist halt eine Rosen Stadt. Im Untergrund kannst du dich natürlich überall einrichten. Hier draußen gibt es zwei Möglichkeiten, die ich aber beide nicht unbedingt empfehlen würde. Zum einen kannst du in der Gast Domäne in das Hotel 'El Privilegio' einziehen für die ersten Tage, zum anderen könntest du dir einen Unterschlupf im Industriegebiet suchen. Der Ostteil der Stadt ist Nosferatu Gebiet, uns gehört also die Mülldeponie, sowie das östliche Industriegebiet und die Wasserwerke. Die Oberfläche ist aber natürlich nicht sonderlich sicher im Augenblick. Gestern Nacht haben die Werwölfe am Tage zugeschlagen und viele von uns aus ihren Verstecken gezerrt und vernichtet.

Lurker schwieg kurz und sammelte sich. Wahrscheinlich hatten sie zwei Tote zu beklagen und er musste sich eingestehen, dass dies seine Schuld war. Er hätte sie aufsuchen und ihnen seine Hilfe anbieten müssen, damit sie sich in Sicherheit hätten bringen können. Auch wenn von dieser Akuten Gefahr nicht auszugehen war bis gestern. Er hatte einfach nicht genug Zeit gehabt.

Wenn du dich anmelden möchtest, musst du, wie ich ja schon sagte, zur Kunstakademie. Sie hat einen Hintereingang, den du findest, wenn du die Parkanlage durchquerst und dich dort westlich hälst. Dort findest du viele Überwachungskameras und eine Tür ohne Griff oder Klingel. Klopfe einfach dort, oder schlüpfe mit jemand anderem hindurch. Wenn du dich vorher sehen lässt und dich jemand bemerkt, dann wird man dir aber auch ohne ein Klopfen öffnen. Du bist dann im Büro der Seneschall. Ihre Guhl, ein Mädchen namens 'Laura Rabe' wird dort im Vorzimmer sitzen und dich zur Seneschall durchwinken. Wenn sie nicht kooperativ ist, dann kannst du ihren ekel vor unsereins sehr gut als Hebel einsetzen. Sie wird praktisch alles umgehend für dich erledigen, wenn du ein wenig auf den Teppich tropfst.

Er schenkte Alfons ein überbreites Grinsen. Anscheinend konnte Lurker der Idee das Menschlein durch ihr Büro zu jagen einiges abgewinnen.

Ich habe dich bei der Seneschall Magdalena Buchet, die sich selbst 'Lady Noir' nennt bereits angekündigt, es sollte also keine Probleme geben. Die Seneschall ist bis vor wenigen Nächten noch die Guhl des Prinzen gewesen, aber er hat sie in die Nacht geholt und geheiratet. Frag nicht, es sind halt Rosenzöglinge. Sie ist also im Grunde ein Frischling, aber ein gewieftes, sei auf der Hut. Der Prinz ist gestern Nacht vermutlich verunglückt, zumindest ist seine Limousine von einem LKW gerammt worden und ausgebrannt. Buchet ist ein zäher und schlauer Hund gewesen. Möglich das er noch existiert, aber bis wir näheres wissen, müssen wir in Betracht ziehen das jemand versucht hat ihn zu ermorden. Wohlmöglich war es die Seneschall selber, auch das wissen wir nicht. Ich zumindest traue ihr nicht, ich bin aber auf dein Urteil gespannt.

Vielleicht konnte Alfons jetzt schon erahnen in was für ein Höllenloch er hier geraten war. Krieg mit den Werwölfen, der Prinz vielleicht bei einem Attentat ums Unleben gekommen, das war schon ziemlich harter Tobak. Dabei hatte Lurker noch gar nichts von dem Geist des Tzimiscen erzählt, der die Stadt erneut heimsuchte.

Wichtig für dich in diesen Nächten ist der Sheriff, ein Brujah und Primogen seines Clans. Mit ihm arbeiten wir, also unser Clan, im Augenblick an den vielen Brandherden in Finstertal. Es gibt da noch ein Problem aus der Vergangenheit, aber das ist eine Geschichte, die ich dir ausführlicher erzählen muss und für die du dich in die Vergangenheit der Stadt hineinarbeiten müsstest. Die Geissel ist ein Verwandter von uns, wenn auch kein Nosferatu. Sein Name ist Dominic Dargol. Unglücklicherweise gehört er zu den Vermissten des gestrigen Abends. Gut möglich dass er es nicht geschafft hat.

Die Stimme des Nosferatu klang neutral, als er dies berichtete, aber man konnte einen leicht beschlagenen Tonfall heraushören. Er hatte die Geissel nicht sonderlich gut gekannt, aber dennoch war Dargol jemand gewesen der seinem Wesen und der Familie nahe gewesen war. Näher als viele andere in der Stadt. Apropos viele Andere.

Dann haben wir da noch die Hüterin der Elysien, eine Toreador namens Helena und die Harpyie, ebenfalls eine Toreador namens 'de Groot'. Beide trifft man bestimmt oft im Hauptelysium der Stadt dem 'Cafe de Trois'. Ich meide den Schuppen, nur Püppchen dort. Du weißt schon, Rosenkinder und ihr Dunstkreis eben. Soweit die Amtsinhaber unserer verträumten kleinen Stadt. Oh..warte..richtig...ich bin außerdem zum 'Hilfssheriff' ernannt worden. Frag nicht was das soll, das war so eine verrückte Idee unserer lieben Seneschall Noir. Ein Küken eben, was will man machen.

Lurker zuckte mit den Achseln um zu verdeutlichen, dass er die Idee des Posten eines Deputys zwar für merkwürdig befand, wer hatte denn bitte auch schon mal gehört das es irgendwo noch einen 'Hilfssheriff' gab, außer im Western, aber er nahm andererseits die Privilegien dazu gerne an. Er hoffte, ausführlich genug gewesen zu sein für Alfons. Er hatte nicht so einen guten Start hier in der Stadt gehabt. Um so mehr, war es ihm ein anliegen, dass der Andere sich hier gut aufgehoben fühlte.

Brauchst du sonst noch etwas? Einen Ort der dich näher interessiert? Du bekommst in der Akademie noch einige Unterlagen. Da wird dann auch ein Stadtplan dabei sein, auf dem die Orte von 'öffentlichem Interesse' für unsereins eingezeichnet sind.
 
AW: [05.05.2008] - Der Neue

Alfons war erschlagen von dieser Fülle an Informationen, die aus seinem Clansbruder herausquollen. Diese Menge an Informationen hatte er nicht erwartet, aber er war dankbar; nicht sicher ob er alles behalten hatte, aber dankbar.

"Ok, ich danke Ihnen. Ich werde mich dann so gegen 3 bei Ihnen melden, falls ich bis dahin nichts gefunden habe, wo ich den Tag verbringen kann. In London habe ich in einem Anwesen gewohnt und ich werde versuchen auch hier mittelfristig in einem eigenen Haus unterzukommen. Da fällt mir ein, ich habe niemanden, der für mich tagsüber Geschäfte erledigt. Kann mir der Clan da jemanden stellen? Oder könnten Sie mir den Unterschlupf doch besser jetzt zeigen, falls Sie noch etwas Zeit haben? Dann kann ich mein Gepäck loswerden und muss nicht mit Koffer zum Seneschall und mir diese Karte holen. Wissen Sie, Dinge mit dem Clan Toreador habe ich lieber schnell erledigt und hinter mir, als dass ich Sie ewig aufschiebe, gerade weil ich sie sonst ewig aufschieben würde.

Meine Einschätzung des Seneschalls werden Sie natürlich erhalten. Mit dem Recht als Neuling werde ich ein paar Dinge ansprechen, mal schauen, wie sie reagiert, wobei mir die Idee gerade suspekt ist, dass ein Kind regiert," fügte Alfons noch hinzu.
 
AW: [05.05.2008] - Der Neue

Natürlich hatte Jenny nicht das geringste dagegen einzuwenden, dass der Neue sich noch kein Bild von ihr gemacht hatte. Im Gegenteil sie betrachtete die Tatsache, dass er sich eben nicht anbiederte als durchaus angenehm. So war das eben unter den Nosferatu. Man legte keinen besonders großen Wert darauf bei einem Fremden gut anzukommen. Der erste Eindruck war aufgrund des Fluches eh nie sonderlich positiv und da die Familie weltweit eh den wohl engsten und ehrlichsten Kontakt zueinander pflegte, waren solche Schmeicheleien auch vollkommen unnötig.
Jenny verkrümelte sich in eine Ecke und zündete sich eine Zigarette an. Lurkers Worte hatten sie wieder aufgebaut. Dabei war es sogar fast egal was er gesagt hatte, ihr reichten seine Nähe und sein Wohlwollen. Mit ihm in der Nähe war immer alles gut und wenn er ihr keine Vorwürfe machte, sondern auf ihrer Seite stand, war eben auch alles richtig. Wenn ihr Vater nichts Schlechtes in ihrem Handeln sah, dann war sicher auch nicht Schlechtes darin zu finden.
Sie nickte still in sich hinein und es ging ihr gleich noch ein wenig besser. Wie so oft wechslten ihre Gefühle wie auf Knopfdruck in eine völlig andere Richtung. Blieb abzuwarten, dass die beiden sich wieder bei ihr blicken ließen...
 
AW: [05.05.2008] - Der Neue

Auf seine Frage nach einem Blutsklaven zuckte es kaum wahrnehmbar um seinen verunstalteten Mund. Es war eine völlig normale Frage in ihrer Gesellschaft und verdiente eine genauso gewöhnliche Antwort, unabhängig was Lurker davon hielt. Also war seine Stimme nicht belegt oder unfreundlicher, als er antwortete.

Ich habe keinen Menschen zur Hand, nein. Ich greife für das meiste auf gewöhnliche Dienstleister zurück. Man kann in diesen Nächten im Grunde alles erledigen lassen, ohne jemals jemandem persönlich zu begegnen oder zweimal denselben Menschen zu beauftragen. Diener sind genehmigungspflichtig bei der Akademie, dort können sie sicher einen beantragen. Da unser Clan bislang keinen hält, wird man sie kaum abweisen können.

Er nickte knapp, als der Andere ihm erklärte er würde sich ein Bild der Seneschall machen. Vielleicht war es auch eine Zustimmung auf Alfons Aussage, dass er ein Küken auf dem Thron befremdlich fände. Anscheinend war alles wichtige geklärt, daher brach Lurker den Bann, den er auf sie gelegt hatte und kehrte mit dem unguten Gefühl für einen eventuellen Beobachter, dass sie schon die ganze Zeit an dieser Stelle standen, in die Realität zurück. Kurz winkte er Stray zu und sah dann wieder zu ihrem Neuankömmling.

Von hier aus ist es nicht weit bis zur Mülldeponie. Dort werden wir ihr Gepäck lagern und wenn sie nichts ansprechendes finden wo sie bleiben möchten, kommen sie einfach dorthin und wir gehen gemeinsam in den Untergrund.

Wenn Alfons damit einverstanden war, würde sich das Trio also zu besagtem Ziel aufmachen und sich dort trennen, so dass der neue Nosferatu in die Kunstakademie gehen konnte.
 
Zurück
Oben Unten