[04.06.06] Komm zu Papa...

AW: [04.06.06] Komm zu Papa...

Der Malkavianer hatte schon so ein Gefühl als er da stand und auf das Klackern der Eingangstüre wartete, die Ernest Abwesenheit einleutete, dass da noch etwas sein musste.
Der Duft ließ jedoch keinerlei Zweifel zu. Ariel.

Justify atmete einmal tief ein, um den himmlischen Hauch zu genießen. Sie hatte eine unglaubliche Fähigkeit. Sie konnte Papa Justify die in den Jahrzehnten längst vergessene schwere seines eigentlichen Alters wieder bedauerlicherweise bewusst machen. Seine Glieder wurden schwer, die Kniee wurden schwach.

"Ariel - eine Freude dich wieder anzutreffen." Er fragte erst garnicht, wie es ihr ergangen war. Er ahnte es.
Nach einer Weile löste er sich von dem gefallenen Engel und begab sich wieder schweren Schrittes zu dem Sessel der da stand und ließ sich darin erleichtert unter dem Blicken der Schönheit darin nieder.
"Ich habe soetwas in meinem Schlaf geahnt. Die Welt bleibt nicht stehn." klang es nachdenklich. Es ist ein halber Monat vergangen. Wischst du das Wasser weg, fließt es zurück.
"Sie weckt dein Interesse?" Papa Justify wusste, dass sich Ariel stets um alle bemühte, die Frage war also 'Warum?'.
 
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Der Engel schien die Last auf seinen Schultern ertasten zu können, denn bald spürte Justify wie geschickte zarte Finger damit begannen die bleierne Schwere fort zu massieren.
„Wie könnte sie nicht? Ich denke, sie weiß gar nicht was sie da tut…“, Ariel schien beiläufig zu plaudern während sie konzentriert die Punkte suchte, die sie stimulieren musste um dem jungen Ahnen wohl zu tun: „Sie tut mir Leid… sie hat so viel Leid erfahren, dass sie innen drin ganz verdreht ist. Für sie ist das alles nur ein Film, der vor ihr abläuft, oh Papa… ich habe Filme gesehen! Kurt hat sie mir gezeigt. Sie sind fast wie die Schöpfung selbst, aber nur fast. Es ist, als hätte man Geschichten aus den Köpfen genommen und in ein kleines Kistchen gesteckt, dass man dann in ein anderes Kistchen steckt und sich dann in noch einem Kistchen immer wieder ansehen kann. Ich glaube, weil die Menschen so leicht vergessen und so können sie sich immer wieder neu erinnern… vielleicht können sie auch so endlich verstehen, was in den Köpfen der anderen vorgeht…ich werde das beobachten, denke ich…“
Ariel würde vermutlich sprachlos vor Entsetzen sein, wenn sie zum ersten Mal darauf stoßen würde, dass nicht alle Filme wie die von Disney waren. Kurt hatte sehr auf "leichte" Kost geachtet und wusste wohl warum.
„Wusstest Du, dass die Geschichten von Tieren wie gemalt aussehen? Ich frage mich warum…“
Ariel war schon immer leicht abzulenken gewesen.
 
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Papa Justify genoß die samften Berührungen auf den Schultern und lauschte den Ausführungen Ariels. Sie schien alles um sich herum zu vergessen, sodass sie nicht merkte, wem sie von Filmen erzählte. Justify war blind für Ariels Bilder, aber wusste um ihre Wirkung. Er konnte sich ausmalen, was Ariel meinte. Abbilder der Wirklichkeit, täuschend echt, dass sie dem Geist Streiche spielen vermochten.

Justify entschied sich der Frage mit einem kleinen zustimmenden Nicken zu beantworten, um Ariel samft auf das Thema zurück zu bringen. "Wo ist sie jetzt?"
 
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Ariel war sich Justifys zustand nur allzu bewusst. Deshalb erzählte sie ihm doch überhaupt nur davon...
Schlanke Finger wanderten den Nacken des alten Mannes hinauf und endeten in sanft kreisenden Bewegungen an seinen Schläfen. Bilder vom Maler, der hinter seinem Zeichenblock saß und ihn konzentriert anschaute, begannen sich in seinem Kopf zu bilden.
Ariel tat sich schwer damit in fremde Köpfe einzudringen, zu schwer fiel es ihr die Lügen und die Falschheiten und kleinen Einbildungen zu durchschauen die ihr so unendlich fremd waren, daher blieb es eine einseitige Übertragung, nur aus ihr heraus.
Justify wäre vielleicht überrascht über die ausserordentliche Schärfe und den fantastischen Detailreichtum ihrer Wahrnehmung gewesen, wenn er einen Vergleich hätte anstellen können. Dann änderte sich das Bild, während Ariels Finger unermüdlich weiter Entspannung schenkten. Bambi, die Schöne und das Biest und der Oger Shrek wanderten vorbei, gefolgt von anderen, realen, Bildern die Ariel als schön empfunden hatte. Das Lachen eines Kindes, der Mond unter Wolken, die aufgehende Sonne über dem Meer, die silberne Stadt... vieles wirkte fremd und abstrakt, denn Ariels Erinnerung schien bis an den Anfang des Seins und in eine andere... unfassbare Existenz zurück zu reichen, aber sie waren allesamt friedlich und dafür gemacht den müden Geist des Malkavianers zu umschmeicheln.
"Ich muss jetzt gehen...", sagte der Engel leise und ihr Duft und ihre Berührung verblassten, wie auch die Bilder schwächer wurden und dann engültig wieder nur noch Erinnerungen waren. Ariels Erinnerungen, die sie ihm geschenkt hatte.
 
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Auch wenn Papa Justify vielleicht die Fähigkeiten besaß ein wenig den Zauber dieser heiligen Schönheit zu nehmen, hatte er Ariel als Person immer als unantastbar betrachtet. Sie erschien dem alten Mann immer als neutral, ein Zustand höhster Ehre, und so hatte man dieses Wesen auch entgegenzutreten - mit Neutralität und Ehre.

Ihre Erinnerungen erschienen dem Bokkor teils greifbar real und teils überaus fremd. Man konnte behaupten, dass beide - Ariel, aber auch Papa Justify -außergewöhnliche Arten die Welt wahrzunehmen entwickelt hatten, die unterschiedlicher kaum sein konnte. Ihre faszinierte ihn, seine würde sie verstören.

Sie verschwand. Der alte Prister folgte ihrer Spur noch eine Weile im Geiste.
Sie hatte ihm nicht geantwort und doch hatte sie es ihm verraten. Wie der Wind ein Blatt wurde ihm unbewusste die Antwort gebracht. Ein Besuch beim Seneschall lohnte mehr als zuerst gedacht.
 
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