AW: Anarchen Anschlagthesen
Und das Beste zum Schluss (anbei in layouteter Version, ready for use)
rabenschw@rz
d e n n . m e i n . i s t . d i e . n a c h t
D E C L @ R A T I O
Wir sind die Kinder der Nacht. Die Freien des Nachtvolkes. Die wahrhaftigen Vampire. Wir sind rabenschw@rz.
Unser Erbe ist die Finsternis. Die Jagd unser Anrecht. Das Blut unser Tribut. Die Freiheit unsere Bestimmung.
Wie wir vom Schlagen unseres Herzens befreit sind, so sind wir auch dem Ticken der Stechuhr entronnen. Unsere Ketten des Lebens sind zerschlagen. Keine Ketten des Blutes werden wir im Tode mehr anlegen.
Wir sind frei und unabhängig, ohne Hörigkeit gegen irgend eine Organisation, und einer Person nur ergeben, so wir uns selbst dazu entscheiden.
Wir sind fähig, über uns selbst zu gebieten. Mündig, für uns selbst zu sprechen. Wir brauchen keinen Prinzen, kein Primogen oder sonst einen Anführer denn denjenigen, den wir selbst dazu bestimmen.
Wir sind allen, die wie wir frei und doch noch gefangen sind, brüderlich verbunden, und bieten darum dem fremden Bruder Obdach und Schutz an, gleich welchen Clanes und welcher Generation, sofern dieser bereit ist, in Harmonie mit uns zu leben.
Die Freiheit betrachten wir als Geburtsrecht jedes einzelnen des Nachtvolkes, von nun an bis an das Ende der Zeit. Als Folge dieser Freiheit achten wir die Freiheit und das Leben des anderen, und also wahren wir die Maskerade, welche wir nicht für andere, doch für unser ureigenstes Interesse verteidigen und schützen.
M M I I I . b y . $ h e l l d r a k e
I
W A S . I S T . R A B E N S C H W @ R Z ?
0 rabenschw@rz ist ein anarchisches Netzwerk unabhängiger Kainskinder.
1 Zweck von rabenschw@rz ist es, die Aktionen der deutschen Anarchen zu koordinieren, Verbindungen zwischen einzelnen Anarchen herzustellen, den Erfahrungsaustausch zwischen den deutschen Anarchen und Anarchengruppen zu begünstigen und die daraus erwachsende Interessenverbindung der deutschen Anarchen zur Verteidigung derselben vor Willkür und Verfolgung einzusetzen.
01 rabenschw@rz selbst ist unpolitisch und nur dem allgemeinen Ansinnen der Förderung der Freiheit der Kainskinder verpflichtet.
11 rabenschw@rz basiert auf der Mündigkeit, der Eigenverantwortung und dem Respekt jedes einzelnen an das Netzwerk angeschlossenen Anarchen.
001 Kainskinder, die das Netzwerk schädigen, für persönliche Vendettas oder die eigene Politik missbrauchen oder Terrorakte gegen eine andere Sekte verüben werden vom Netzwerk rabenschw@rz ausgeschlossen und in ernsten Fällen durch die Anarchen des Netzwerkes gerichtet werden.
101 Die Anarchen des Netzwerkes rabenschw@rz sind weder Terroristen noch Missionare. Von den Mitgliedern der kainitischen Sekten wird erwartet, dass diese uns in Ruhe lassen. Aggression wird nur erfolgen, wo Aggression gegen uns geübt wird.
111 rabenschw@rz ist eine virtuelle Domäne entsprechend der Tradition. Herr der Domäne ist der rabenschw@rze Baron $HELLDRAKE. Als Anarche des Netzwerkes bist du sein Gast.
II
@ N A R C H I S C H E . P R I N Z I P I E N
0 Clanszugehörigkeit ist Ahnenhörigkeit. Clan sein, heißt Vieh sein. Nur wer sich selbst als Einzelwesen betrachtet, kann Anarche sein. Der eigene Familie verbunden zu sein ist kein Widerspruch zum anarchischen Gedanken. Sich aber als funktionellen Teil eines Clanes zu betrachten, Interessen des Clanes den Interessen der Anarchen überzuordnen, die Älteren des Clanes als Befehlsgeber anzuerkennen oder Mitglieder anderer Clane abwertend zu betrachten ist ein Widerspruch zum anarchischen Gedanken.
01 Maskeradeschutz ist Selbstschutz. Jedes Kainskind profitiert davon, dass die Maskerade existiert. Kein Anarche profitiert davon, wenn die Maskerade verletzt wird. Die Wahrung der Maskerade durch eigene Verantwortung statt Camarilla-Gewaltherrschaft ist darum ein zentraler anarchischer Gedanke.
11 Respekt üben ist Freiheit fördern. Nur wo Respekt herrscht, gibt es Toleranz. Nur wo es Toleranz gibt, existiert Freiheit. Darum ist der Respekt vor dem anderen – selbst dem Nicht-Anarchen – das Fundament der anarchischen Idee.
001 Freiheit ist keine Utopie. Sie wird weder herbeidiskutiert noch durch Terrorismus erzwungen. Anarchische Freiheit kann nur gelebt werden. Darum beginnt sie auch nicht morgen in Utopia, sondern jetzt, in dieser Sekunde, hier unter uns.
101 Ein Leben ist alles, was wir haben. Es ist egal, ob du 1 Jahr oder 100 Jahre alt bist: Jeder von uns ist das Resultat seines ganzen Lebens, und darum sind wir alle gleich, nämlich ein Leben alt, und die Erfahrungen des Älteren sind nicht wertvoller als der Schmerz des Jungen.
III
G E S C H I C H T E . D E R . @ N A R C H E N
. P r ä l u d i u m . . . . . . . . . . . . . . . .
Trotzdem die Freiheit das Geburtsrecht des Kainskindes ist, nehmen viele Untote dieses Recht nicht wahr. Wie im Leben, also auch im Tod lassen sie sich die Kette anlegen, nur ihre Namen wechseln, die Notwendigkeit, die Sicherheit, die Wirtschaftskraft, die Pflicht, die Karriere, die Ehre.
Wer die Kette trägt, wähnt sich besser. Heißt sich strebsam, wenn er ein Sklave der Arbeit ist, heißt sich erfolgreich, wenn er ein Knecht des Konsums ist, heißt sich treu, wenn er eine Hure der Macht ist, heißt sich ehrenvoll, wenn er ein Sklave seines Stolzes ist.
So sind viele unserer Art im Blute erschaffen worden, die Seele aber ist Mensch geblieben, doch was so romantisch verheißungsvoll klingt heißt nur, dass sie das Leben verloren hat, ohne zugleich in die Freiheit des Todes erwacht zu sein. Sie krümmt sich zusammen, schreckt nach einem vergeudeten Leben in Knechtschaft, Gesetzestreue und Herdenleben in Entsetzen zurück, selbständig und frei sein zu müssen. Die traurige Wahrheit ist, dass viele des Nachtvolkes zu feige sind, um frei sein zu können, und der hingeworfene Amtsknochen schmeckt ihnen süßer als jeder selbst gedachte Gedanke.
Von ihnen aber wollen wir nicht sprechen, denn sie sind von anderer Art als wir, und wir wünschen uns ihrem missionarischen Eifer der Weltversklavung nur zu widersetzen, nicht aber sie selbst zu missionieren, denn Freiheit können sie nie als Geschenk erfahren, nur als Fluch. Das also ist es, wovon diese Schrift handelt: Von uns, den wahrhaftigen Vampiren. Der wahren Brut des Kain.
. . D i e . G e g e n l ü g e . . . . . . . . . . .
Verstehe zunächst eines: Alles, was dir über den Ursprung der Vampire erzählt wird, ist Lüge, selbst dies hier.
Was bekannt ist über unsere Art – das heißt, was von einem Alten verbreitet wurde – diente jenem stets zu einem Zweck, und dieser ist, den Jüngeren seiner Freiheit zu berauben, um selbst mehr davon zu erhalten, ebenso, wie wir das Leben trinken, um selbst mehr davon zu erlangen.
Was wir dir hier enthüllen werden, ist darum nicht "die Wahrheit". Es ist nur eine andere Auslegung dessen, was die Freiheitsauger behaupten, das passiert ist, und soll dich schützen vor ihren Geschichten.
Unsere Erschaffer, unsere Ahnen haben uns ihre vergiftete Wahrheit eingespritzt, auf dass wir kauern in Ehrfurcht vor ihnen, und in Furcht vor der Dunkelheit im Kerzenschein ihrer Tempel dienen.
Wir aber haben in ihren Lügen die Saat unserer eigenen Wahrheit gefunden, haben einen Stolz entfacht, der unsere Furcht für alle Zeit besiegt hat, denn wir haben den Weg Kains betreten, des Wanderers, des Ausgestoßenen, des Einsamen, wandernd, ausgestoßen und einsam wie ein jeder von uns in seiner Nacht ist, alleine und von tödlicher Schönheit, ein König seiner selbst.
Wir sind nicht Narren, die auf den Erlöser Kain warten oder vor der Apokalypse bibbern. Wir sehen ihn als Symbol dessen, was wir sind, und lernen an ihm, unseren eigenen Weg in die Wüste der Nacht zu finden, wie er es getan hat.
Das Buch Nod ist so wahr oder unwahr wie die Bibel, darum behalte gut im Kopf, wie sehr du im Leben an das Wort der Bibel wortwörtlich geglaubt hast, denn im Tode solltest du das Buch Nod nicht stärker beachten.
. . . D e r . e r s t e . A n a r c h e . . . . . .
Dies ist Kain. Der legendäre Erste. Unser aller Vater. Der seinen Vater Adam und dessen Vater YHWH herausforderte. Der gegen die Ungerechtigkeit aufbegehrte. Der verflucht wurde, weil er die Ordnung der Dinge nicht akzeptierte. Und der sprach zu den Engeln, dass er nicht durch die Gnade YHWHs oder Adams leben will, sondern durch seine eigene Macht. Seine eigene Kraft.
. . . . D i e . A n a r c h e n r e v o l t e . . .
Unter allen Traditionen, die Kain seinen Kindern gegeben hatte, achteten die Tyrannenprinzen, die seinem Blute entstiegen, unterdessen er selbst sich in Abscheu abkehrte von ALLEN seinen Kindern (auch Brujah) nur auf jene, welche dem Erhalt ihrer Macht dienten. Und wurden achtlos gegen die anderen. Bis dass es kam, dass die Kirche die Kainiten entdeckte und sie zu bekämpfen lernte. Ein Kreuzzug gegen alle Kainskinder. Eine Tilgung von Kains rebellischem Erbe vom Antlitz der Welt.
Die Tyrannen schickten ihre Bruten zu kämpfen und zu sterben, unterdessen sie sich weiter zurückzogen. Schon in jener Zeit erschufen sie Kinder, nur um sie getötet zu sehen, um sie achtlos zu verheizen in einem Kampf, der nicht zu gewinnen war. Oft starben 100 Kinder und mehr, um das leben ihres Erschaffers zu sichern.
Wo ein Erschaffer starb, blieben führungslose Neonaten zurück. Andere entkamen auf anderem Wege ihren Herren. Die Neonaten schlossen sich zusammen. Aus Angst. Dann: Aus Zorn. Sie fielen über die Burgen ihrer Herren her. Stürmten die Throne der Städte.
Die kainitische Welt stürzte um.
Die Ältesten der Clane, die, deren Korruptheit und Skrupellosigkeit ihnen bislang das Leben erhalten hatte, zum Preis ihrer Brut, versammelten sich, um die Inquisition und die Anarchenrebellion zu besprechen.
Ihre Machtgier verbargen sie hinter Gerede von Schutz und Notwendigkeit zur Einigkeit, doch zusammen mit der Besinnung auf die Tradition der Maskerade etablierten sie weitere Gesetze und Auslegungen der Traditionen, die ihre Macht sichern sollten und über alles hinausgingen, was je ein Kainit gewagt hat zu fordern.
Clan Ravnos verließ das Treffen voll Abscheu. Einem Gesandten der Anarchen, dem die Ventrue freien Abzug garantiert hatten, lauerten Häscher der Ventrue auf und vernichteten ihn, als dieser empört abreisen wollte.
In ihrer Arroganz und ihrem Größenwahn erklärten die versammelten Ahnen der Camarilla jeden Kainiten zum Mitglied dieser Sekte, zum Diener ihrer Herren, zum Knecht ihrer Gesetze, der nicht offen widersprach und so zum Feind der Camarilla werden sollte. Clan Nosferatu und Gangrel schwiegen. Und wurden so zu Mitläufern der Camarilla.
Die Revolte aber ging weiter. Jahr um Jahr.
. . . . . . D a s . E n d e . d e r . R e v o l t e
Die Ahnen der Brujah, die der Camarilla beigetreten waren, redeten gütig mit ihren Kindern, ihren Ancillae und Neonaten, und beschworen das Bild der Einheit des Clanes herauf. Und garantierten Reformen. Und Frieden, nach dem viele sich sehnten nach Jahren der Kämpfe.
Und so fielen die Brujah von der Revolution ab, und traten vor die Camarilla, und baten um Frieden. Im Austausch gegen die Gnade der Vergebung für ihre Untaten. Zusätzlich lieferten sie Namen. Verstecke. Strategien. Und brachen der Revolution das Genick
Die erste aller Konklaven wurde in der Nähe eines englischen Weilers abgehalten. Wieder war freier Abzug versprochen worden. Es wurde der Dornenvertrag verkündet. Ein Ende der Revolution im Austausch für Toleranz und Frieden.
Die mächtigsten unter den Anarchen wurden gezwungen, das Blut der Ahnen der Camarilla zu trinken, und opferten sich so für ihre Kameraden.
Viele Anarchen gaben den Kampf auf, tauschten Vergebung für ihre Taten gegen Informationen über ihre Kameraden.
Andere starben heldenhaft, um ihren Freunden den Abzug zu ermöglichen.
Wer Vergebung suchte, wurde in Ketten von Blut gelegt und von der Camarilla aufgenommen. Gefressen mit Blut und Seele.
Die Revolution war vorbei.
Die Anarchen der Lasombra und Tzimisce wussten, dass sie für ihre Verbrechen jenseits von Gnade waren. Und akzeptierten den Dornenvertrag nicht.
200 Jahre währte der Krieg. Oft standen die Autarki jener Clane gegen ehemalige Verbündete, deren Blick gebrochen war und nun für die Camarilla ihre Schuld abarbeiten mussten.
Dann mussten die Autarki der Lasombra und Tzimisce in die Neue Welt flüchten. Und dort erst, im Exil, schufen sie ihre neue Sekte, den Sabbat. Und sind verloren seitdem, denn wo die Doktrin den freien Geist ablöst, wo Hass statt Respekt gepredigt wird, ist keine Freiheit mehr, nur Fanatismus und Terror.
In Europa ging das Ringen weiter, indem kleine Gruppen von Anarchen versuchten zu überleben. Doch der Niedergang war nicht aufzuhalten.
War das 18. Jahrhundert noch einmal eine Zeit der vergänglichen Siege, wurde das 19. zum Jahrhundert der Niederlage. Neue Imperien entstanden. Und die Camarilla saß im Herzen jedes Zentrums der Macht.
Die Methusaleh des Mittelalters sanken in Starre oder Vergessenheit. Die Ahnen des Mittelalters wurden die neuen Methusaleh. Die brutalen Ancilla des Mittelalters die neuen Ahnen. Und so fort.
Jene Ancillae, die zur Zeit der Anarchenrevolution als Häscher und Hunde ihrer Ahnen gedient und die Anarchen gejagt hatten, waren nicht zufrieden damit, gewonnen zu haben.
Unter ihrer Herrschaft als Ahn sollte die Saat der Rebellion ein für allemal zerstampft werden. Sie wurden zum Motor der Industriellen Revolution, die Maschinen und die Versklavung von Mensch und Kainit in seelenlosen Staaten mit seelenlosen Unternehmen – dies war das Abbild ihrer haßerfüllten Herzen.
Die neuen Ahnen griffen aus, zerschlugen endgültig die Anarchen Europas, und trieben in den USA eine Welle flüchtender Anarchen vor sich her von West nach Ost, bis diese sich an der Westküste zum letzten Gefecht sammeln sollten.
. . . . . . D a s . 2 0 . J a h r h u n d e r t . .
Der Sieg über die Anarchen war erreicht. So dass die Tyrannen sich wieder einander zuwandten. Aus ihrer Verderbtheit erwuchs der Erste Weltkrieg, die große Depression, der Zweite Weltkrieg. Für die Anarchen eine Zeit, sich zu sammeln, und den Krieg zurückzutragen ins Herz der Dunkelheit, Europa.
Indem sich nicht nur den Menschen, sondern auch den Kainiten mit dem Advent der Massenkommunikation der gesamte Horror der Tyrannei erschloss, wurde vielen Ahnen und der Camarilla insgesamt die Maske von der häßlichen Fratze gerissen.
Vor allem anderen verloren die Ahnen die Kontrolle der Information. Jeder Kainit, der Ohren hatte zu hören und Augen zu sehen konnte klar erkennen, worin der Quell des Leides in der Welt lag – und die heranwachsenden Generationen hatten von Kleinauf gelernt, zu zweifeln, zu hinterfragen und selbst zu denken.
Über die Überwindung der Moral des Hasses aus den Anfangstagen des Jahrhunderts, über die Wogen der Empörung über die Greuel der Ahnen hinaus wurde die Technologie unser stärkster Verbündeter.
Die Flucht vor der Macht der Camarilla kam zum Stehen. Die Westküste Amerikas fiel an die Anarchen. Mexiko an den Sabbat. Von dort aus ging die Woge der Schlachten wieder ostwärts – und im kriegszerrütteten Europa, mitten im schwarzen Herzen der Macht der Camarilla, mitten zwischen Trümmern entstand eine neue Generation von Anarchen, die es nie gelernt hatte zu dienen.
Nun, am Anfang des Dritten Jahrtausends, wechseln wieder die Mächte in der Camarilla. Die Methusaleh des Nachmittelalters verschwinden. Die haßerfüllten Ahnen der Zeit der Ersten Revolution werden die neuen Methusaleh sein. Die Ancilla der Industriellen Revolution werden zu Ahnen.
Unsere Gegner sind von Tyrannen, die durch Macht und Gewalt alleine und offen herrschen, zu Tyrannen des Denkens, Tyrannen der Worte geworden.
Die Mauern im Labyrinth sind nur scheinbar gefallen. Die Sprache unserer Gegner ist perfekter geworden. Die Schale so weich. Aber in ihren Leibern schlagen die gleichen schwarzen Seelen wie eh. Und immer noch sind sie ihrer Herren treue Diener, Erben nicht nur ihrer Reiche und Macht, sondern auch ihrer Schuld.
Dies vergessen jene Anarchen, die unsere Bewegung verraten. Die sagen, dass die Camarilla nicht mehr der tyrannische Moloch unserer Jugend ist. Dass Reformen jetzt möglich sind. Und Koexistenz. Und Frieden.
Sie könnten sich nicht mehr irren.
III
D E N . G E G N E R . V E R S T E H E N
Die Kainiten der Camarilla, in Europa noch immer unnsere größte Opposition, wollen das, was sie schon als Mensch wollten: Sicherheit.
Wenn eine Gang von Anarchen die lokalen Kainiten vor externen Gefahren (auch Werwölfen und dem Sabbat) besser schützen kann als der Prinz, wird der lokalen Bevölkerung der Zorn eines Justikars viele tausend Kilometer entfernt egal sein.
Die größte Gefahr für Frieden und vor allem die Sicherheit der Kainiten sind längst nicht mehr die Anarchen, die am Rand der Domäne ihren eigenen Wegen folgen, sondern der tyrannische Prinz, der den Frieden mit jenen Anarchen aufs Spiel setzt, der versucht, seine Domäne weiterhin mit so harter Hand wie in alter Zeit zu führen. Wenn dieser dann den Streit mit den Anarchen sucht, wird das Primogen ihn zu entfernen wissen, um die Sicherheit der Domäne zu erhalten.
Frieden ist möglich. Aber nicht, wenn wir Anarchen nach Belieben um uns schlagen und so das Bild der Bedrohung bestätigen, das die Tyrannen von uns zeichnen. Wir vor allen anderen müssen unsere Absprachen einhalten, denn bricht dann der Tyrann sein Wort, so richtet sich der Zorn über den entstehenden Krieg auf ihn und nicht auf uns.
Unsere Gewalt darf niemals beliebig sein, sondern muss immer kontrolliert bleiben. Auf jene konzentriert, die suchen unser Feind zu sein. So weiß jeder andere, dass wir seine Sicherheit nicht bedrohen, dass die Wahl, ob wir Feind sind, ganz bei ihm liegt – und so wird der Ruf stärker, uns in Ruhe zu lassen. Unseren Worten zuzuhören.
Idealismus ist rar geworden unter den Jüngsten dieser Zeit. Ihr Herz desillusioniert durch das Scheitern der 68er in vielen Dingen. Ihr Geist zynisch und kalt und verdorben von der Lust nach Konsum und Geltungsdrang.
In den Jüngsten liegt die Saat unseres Unterganges, wenn wir sie abweisen. Denn in ihnen erblüht die dunkle Saat derjenigen, die uns als Neonaten verrieten und verkauften in der Zeit der Ersten Revolution. Die als Ancillae die Häscher der Ahnen waren in den Zeiten der industriellen Tyrannei, die als Agenten dieser Ahnen die Propagandamaschinen leiteten und an deren Hass und mildem Wort sich die Massen verführten.
Und die heute die Ahnen des Blutes sind.
V
@ N A R C H I E . L E B E N
Wer sich nach dem einfachen Weg sehnt, nach Frieden und Sicherheit in einer Gruppe, wer mit dem Empfangen von Befehlen kein Problem hat und wem noch im Tode die Nennung seines Amtstitels einen Stännder ins Beinnkleid zaubern kann, den kann keinn gutes Wort der Welt dazu bringen, Anarche zu werden.
Bestenfalls sind wir ihm egal. Schlimmstenfalls scheitert er in seiner Camarilla, wird ausgestoßen unnd durch unns aufgenommen, sehnt sich aber im Herzen nach seinem Platz am Busen des Prinzen und verrät uns für einen Judaslohn.
Es hat keinen Zweck, den falschen Leuten das Richtige erklären zu wollen. Das haben Anarchen lange genug gemacht.
Die Motive für das, was wir tun, haben wir darum nicht den intellektuellen Schwätzern, den Hosenscheißern, den Allesbesser-Wissern oder den clansloyalen Brujah zu erklären, sondern den potenziellen Anarchen in allen Clanen. Allen Domänen.
Denen, die sofort begreifen, was wir meinen. Weil sie selbst Gefangene sind. Die auf das Geschwätz der Reformer nichts geben können, weil es ohne Folgen und Taten geblieben ist. Die es satt haben!
Den Kainiten der vergangenen Berliner Häuser haben wir uns zu erklären. Denen, welchen unter dem Hohen Prinzen der Verfassung Freiheit versprochen wurde. Denen, die glaubten, in einen prinzen-oppositionellen Wortführer ihre Hoffnung auf Freiheit setzen zu können. Denen, welchen eine bessere Zukunft versprochen wurde.
Aber auch den braven Neonaten, deren Herzen vor reiner Angst verschlossen sind.
Den wenigen selbständig denkenden Brujah, denen es aufstösst, dass ihre Ahnen auch nicht besser sind als andere. Den braven Gangrel, die mit der Mär von der Heiligkeit der Camarilla und der Ehre, für sie zu kämpfen gefüttert wurden, und nicht begreifen, warum sie keine Macht in dieser Camarilla haben. Den Malkavianern, die nicht verrückt genug sind. Den Nosferati, die begriffen haben, dass sich die Dinge ändern können. Den Toreador, die ihren Ahnen das Weinglas reichen. Den Tremere, denen zu viel über ihren Clan enthüllt wurde. Den Ventrue, die noch an die Wahrhaftigkeit, die Ehre und die Ritterlichkeit glauben, und sich nicht davor verschließen können, dass ihre Ancillae und Ahnen zum Feind im eigenen Bett geworden sind.
Und allen, die Morgen um Morgen die Traditionen absingen, in der blinden Hoffnung, es verberge sich Recht auch für sie darinnen.
Denen haben wir unsere Ziele zu vermitteln, die für die Ausbeutung, die sie erleiden, keine Entschädigung bekommen. Durch Recht. Durch Freiheit. Durch Anerkennung. Die alle Zukunftsversprechen ihrer Erschaffer und Mentoren und Ahnen und Ancillae und Prinzen und Primogene und Kanzler und Castellane und Vögte und Seneschalle und Harpyien als Lügen entlarvt haben und nur noch Angst vor den Häschern haben.
Oder vor der großen, unbekannten, nie erlebten Freiheit, Vampir zu sein.
Denen - und nicht den auch nach der Erschaffung kleinbürgerlich gebliebenen Kuschern haben wir zu sagen, dass der Anfang längst gemacht wurde, und es keine ferne Utopie ist, Anarche zu sein, sondern dass sie, jetzt, sofort, ihr Erschaffungsrecht annnehmen können!
Denen haben wir zu sagen dass wir die Anarchen aufbauen – und zwar außerhalb UND innerhalb der Camarilla. Als Planer und Denker. Als Überzeuger und Widersprecher. Als Kämpfer und Schläfer.
Denen müssen wir zeigen, was die Konsequenz des Schweigens ist. Der Tod der Familie. Der Zusammenbruch der Werte. Das blinde Rennen um Konsum und Status. Das Ende von 5.000 Jahren Menschheitsgeschichte, erstickt im Sumpf der blinden Arbeitswut einerseits und der Vernichtung von produzierten Gütern zur Wahrung der Preise andererseits.
Wir werden das System nicht in einem Tag stürzen können, und vielleicht wollen wir das auch überhaupt nicht.
Aber wir können uns schon jetzt Freiräume erstreiten. Und so den anderen zeigen, dass es geht. Dass es Alternativen gibt. Dass man die Scheißwelt, wie sie ist, noch längst nicht so akzeptieren muss. Dass man nicht machtlos ist.
Und indem man nicht machtlos ist, ist man schuldfähig. Schuld, nichts zu tun. Schuld, zu erdulden. Schuld am eigenen Unglück - und am Niedergang der Welt im Konsum-Einheitsbrei der Globalisierungsfalle, was einem egal sein mag oder eben auch nicht.
Wir haben tausend Wege zu Vasallen und Ancillae schon hinter uns - den Tanz mit Städteordnungen und Verfassungen und Traditionen und all den Lügen, auf denen die Camarilla aufbaut -, die Wartezeiten und Versprechen, die Aufwartungen, die abgeleisteten Dienste für den Prinzen, das Datum, wo es bestimmt klappt und nichts geklappt hat. Und das Gespräch mit dem netten Seneschall, dass den Tod der Freunde dann doch nicht verhindert hat.
Und wie uns ergeht es Tausenden von Kainiten, überall.
Wir haben klarzumachen, dass es natürlich Dreck ist zu behaupten, die Camarillaherrschaft samt allen Prinzen und Räten, Erstgeborenen und Vasallen, Häusern und Bezirksregenten, dies alles ließe sich unterwandern, nasführen, überrumpeln, einschüchtern, kampflos abschaffen.
Machen wir uns und ihnen stets klar, dass Anarche sein kein Osterspaziergang ist. Dass unsere Gegner die Mittel natürlich so weit eskalieren werden, wie sie können, aber auch nicht weiter. Um die Konflikte auf die Spitze treiben zu können, bauen wir Gruppen auf. In jeder Domäne.
Ohne diesen Aufbau der Anarchen hier und in allen Domänen, können die Gegner alles machen: Einsperren, Pfänden, Blut stehlen, Pfählen, Einschüchtern, Schießen, Verbrennen, Herrschen.
Und auf den Dornenvertrag scheißen.
Die Konflikte auf die Spitze treiben heißt: Dass die nicht mehr können, was die wollen, sondern machen müssen, was wir wollen.
Wenn du auf keine andere Weise glücklich leben kannst als als Anarche, so bist du Anarche.
rabenschw@rz
d e n n . m e i n . i s t . d i e . n a c h t
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