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Da wollt ich euch wohl ein A für ein O verkaufen.Du meinst sicher den Film "Apocalyptico" und nicht, wie im Thread-Titel angegeben, die Musikgruppe "Apocalyptica", oder?
Ja. Besser wäre "Apocalypse Then!".Da sieht man mal, was für ein bekloppter Name das ist. Kann sich keiner merken.![]()
Die sollen einfach nicht dort die Bäume fällen, wo er herläuft - könnte ihn ja treffen und bei anderen wäre es wohl egal. Er schien für die Holzfäller schon so eine Art Boss zu sein.By the way, kann mir einer den Gag erklären, der nach dem umfallenden Baum auftauchte.... Baum fällt, der Anführer brüllt: "Hier laufe ich!"...
Was macht es schon, wenn in einem Hollywood-Film „Wald“ gemeint ist, aber von Schauspielern, die der Sprache nicht mächtig sind, „Hühnchen“ gesagt wird? Oder „Schilfrohr“, wenn ein „Kopfsprung“ angesprochen ist? Nichts, weil es Kino ist? Gut, dann reden wir nicht weiter und nennen „Apocalypto“ einen Sprach-Klamauk, der halt nicht lustig ist, weil ihn keiner versteht.
Um Authentizität bemüht
Doch der Film von Regisseur Mel Gibson (seit dem 14. Dezember 2006 im Kino) wird als Oscar-Kandidat gehandelt, und zwar als – festhalten – bestes fremdsprachliches Werk. Deutsch gibt es im Gibson-Kino nur als Untertitel, die Akteure versuchen sich bei der Menschenjagd im Original-Duktus der Ureinwohner.
Doch das Gebrabbel, dem Image vermeintlicher Authentizität dienend, hört sich nur für Unwissende wie Maya an. Sprachforscher Nikolai Grube hat nach mehrmaligem Vorführungsbesuch ganz anderes vernommen. Sein Vergleich: „Die Dialoge klingen, als hätten Chinesen versucht, nach drei Wochen Crash-Kurs Französisch zu quasseln.“
Kopfschütteln bei den Muttersprachlern
Grube weiß, wovon er redet. Er spricht selbst Maya, seine Frau gehört zum Volk der Maya, und er ist eine weltweite Kapazität für das alte Maya an der Universität Bonn. Die Muttersprachler unter seinen Freunden bestätigen den Eindruck.
Was die Gemüter der acht Millionen Köpfe zählenden indigenen Bevölkerung zwischen Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador offenbar noch mehr erregt, ist die Darstellung der Ureinwohner als primitives Volk, das im Blutrausch Menschen hinmetzelte. Grube: „Blut- und Menschenopfer waren – wie in allen antiken Gesellschaften – Teil eines komplexen religiösen Systems; für ein Massenschlachten, wie es im Film dargestellt wird, fehlen jegliche Befunde.“
Blutiger Eintopf
Auch die wissenschaftliche Beratung des Regisseurs durch Richard Hansen – dem Direktor des Mirador-Projektes, eines der größten archäologischen Projekte in Guatemala – hat wenig zur Authentizität beigetragen. Mel Gibson hat alles, was man über die Maya so weiß, in einen Topf gegeben, Blut darüber gekippt und kräftig umgerührt. Koloniale spanische Propaganda über Blutopfer der Azteken, gibt er bei den Maya als authentisch aus.
Den Zusammenbruch ihrer klassischen Hochkultur lässt er mit der Ankunft der Spanier einhergehen, obwohl Ersterer in Wirklichkeit bereits 300 Jahre zuvor stattfand. Dass es im Wald lebende Maya ebenso wenig gab, wie Sippen, die isoliert auf Lichtungen lebten, fällt da kaum noch ins Gewicht. Der Hühnchen gibt’s so viele.
Erniedrigung eines geschundenen Volkes
In einer Kritik hieß es: Man müsse den Film wohl sehen, ohne daran zu denken, dass er von Mel Gibson sei. In Klammern: jener Gibson, der in der Vergangenheit mit rassistischen Äußerungen gegen Juden aufgefallen ist. Das ist nicht nötig. Wenn überhaupt irgendetwas, dann muss man in „Apocalypto“ ein dummdreistes rassistisches Machwerk erkennen.
Denn Apokalypse bedeutet Erlösung – und diese bringen am Schluss des Filmes mutmaßlich die spanischen Eroberer und christlichen Missionare den Maya. Und das ist gut, denn sie sind verroht, von Innen her zerfressen. Das ist keine Ohrfeige für ein geschundenes Volk, sondern viel schlimmer: spannend-sorglose Unterhaltung.
Published on Sunday, December 17, 2006 by CommonDreams.org
Der nüchterne Rassismus von Mel Gibsons Apocalypto
von Liza Grandia
[...]
Ich möchte mich hier nicht anderen akademischen Kritikern anschließen, die nur auf die zahlreichen historischen und archäologischen Ungenauigkeiten eingehen, sondern auf vier rassistische Botschaften eingehen, die der Film dem Publikum mitteilt:
1. Indigene Amerikaner sind austauschbar. Viele Kritiker haben Gibson dafür gelobt, daß er den Film in einer gegenwärtig gesprochenen Mayasprache gedreht und verschiedene indigene Schauspieler eingesetzt hat.
Gibson brüstete sich gegenüber der Presse, wie vergleichsweise billig es gewesen sei, den Film zu machen, weil er diesen Schauspielern und seiner mexikanischen Crew so wenig zahlen mußte. Für mich sahen diese Schauspieler nicht nach Maya aus und hörten sich auch nicht so an. Ihre Sprache war schrecklich [...] Wenn jemand einen Billigfilm über die Bandengewalt in Brooklyn mit australischen und britischen Schauspielern drehen würde, die einen ganz anderen Akzent mitbringen, würden die Kritiker diesen Film auch als "authentisch" loben, nur weil die Schauspieler Englisch sprechen?
2. Mesoamerikanische Kulturen sind alle gleich. Zwar werden wegen der "Authentizität" einige archäologische Details korrekt wiedergegeben, aber dann schmeißt Gibson aztekische Opfer mit Maya-Ritualen zusammen, als seien diese dasselbe. Sicherlich brachte die herrschende Klasse auf dem Höhepunkt der klassischen Maya-Zivilisation ihren Göttern gelegentlich Menschenopfer dar, aber in keiner Weise auf dem Holocaust-Level, den Gibson in Apocalypto darstellt, mit ganzen Feldern voller verwesender, enthaupteter Leichen, über die sein Held Jaguarklaue auf seiner Flucht vor seiner Hinrichtung in der Stadt stolpert. Mit Hilfe des Archäologen Richard Hansen scheint Gibson alles recherchiert zu haben, was die Maya im Lauf einer über tausendjährigen Geschichte falsch gemacht haben und hat das in ein paar schreckliche Tage gezwängt. Wie sähen die Gringos eigentlich aus, wenn wir einen Film machen, in dem nacheinander die Folter in Abu Ghreib und die Lager in Guantanamo erscheinen, die Tuskegee-Experimente, Lynchmorde des Ku Klux Klan, die Schlacht am Wounded Knee, Intrnierungslager für Japaner, den Weg der Tränen, die Hexenjagd von Salem, die Hinrichtungen in texanischen Gefängnissen, die Polizeibrutalität bei Rodney King, das Gemetzel auf dem Schlachtfeld von Gettysburg und die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki - und dies als definitive Aussage über die US-Kultur hinstellen?
3. Die indigenen Völker hätten edle Wilde bleiben sollen, da Versuche, Städte und komplexere politische Organisationen aufzubauen, ihnen den unausweichlichen Abstieg bringt. Gibson will in diesem Film eine Aussage über den Niedergang von Reichen machen. Die einzige klare Aussage, die ich erkennen konnte war, daß die indigenen Völker besser freundliche Jäger und Sammler im Wald geblieben wären und nie hätten versuchen sollen, eine eigene Zivilisation aufzubauen. Gibson ignoriert die Tatsache, daß zur Zeit der spanischen Invasion alle Mayavölker seit Jahrhunderten entweder städtisch oder seßhafte Bauern waren und komplexe Handelsnetzwerke unterhielten und stellt den Stamm seines Helden als rohes, aber glückliches Regenwaldvolk dar, das in Isolation lebt und sich in gesegnetem Unwissen über die korrupten Städte in ihrer Nachbarschaft befinden. Er kontrastiert diese edlen Regenwaldwilden mit den bösartigen Stadtbewohnern wie Sklavenhändlern, despotischen Politikern, psychotischen Priestern und sadistischen Kopfjägern, die alle inmitten verwesender Abfälle, Dreck, Krankheiten und allgemeinem Elend leben. Die tatsächlichen Mayastädte waren Orte mit ausgezeichneten Wasser- und Abwässersystemen, großartigen Bibliotheken und außerordentlicher Kunst und Architektur. Wenn Gibson, wie er gegenüber der Presse behauptet, eine Aussage über die Folgen der Umweltzerstörung drehen wollte, warum hat er keinen Film über die Exzesse der Konzerne in Love Canal oder Three Mile Island gemacht, anstatt den historischen Ruf der alten Maya in den Schmutz zu ziehen?
4. Die Ankunft der Spanier wird fast so dargestellt, als sollten diese die Maya vor sich selbst retten. Nach 2 Stunden schrecklicher Gewalt sehen wir in den letzten Minuten des Films die wunderbare Rettung des Helden Jaguarklaue vor seinen Verfolgern durch das Erscheinen spanischer Galeonen vor der Küste. Die kurze Szene am Ende zeigt harte Spanier, die sich dem Land in Booten nähern und christliche Kreuze über das Wasser bringen. Nachdem er seinen Zuschauern 2 Stunden furchtbarer Gewalt aufgezwungen hat, benutzt Gibson diese sanften Bilder, um dem Publikum einen hoffnungsvollen Seufzer zu erlauben, mit der Aussicht, daß diese europäischen Zivilisationsbringer nun gekommen snd, um das Durcheinander der Maya in Ordnung zu bringen. Indem er seinen Film damit enden läßt, ignoriert Gibson den weitaus größeren Genozid, der den Maya bevorstand. Innerhalb von 100 Jahren nach der Eroberung ermordeten die Spanier 90 bis 95% der Maya-Bevölkerung durch Krankheiten, Krieg, Hunger und Versklavung.
Die Maya-Zivilsation zu verleumnden und zu stereotypisieren und gleichzeitig die Botschaft zu transportieren, der den Maya bevorstehende Holocaust durch die Spanier sei ein "Neuanfang", zeigt, wie rassistisch Gibson wirklich ist - sei es betrunken oder nüchtern.
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Liza Grandia ist Kulturanthropologin und arbeitet seit 1993 mit Maya-Völkern in Guatemala und Belize; sie spricht fließend Q'eqchi' Maya. Sie ist gegenwärtig an der Yale University und arbeitet an einem Buch mit dem Titel: "Unsettling" about the repeated land dispossessions
and enclosures of the Q'eqchi'.
Common Dreams NewsCenter (http://www.commondreams.org/)
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