Ich meld mich einfach auch mal, nicht zuletzt weil ich mich selbst -denke ich- gut zum "Nachwuchs" zählen kann. Ich bin erst mit etwa 16 auf die "klassischen" Rollenspiele aufmerksam geworden, und das obwohl ich, solange ich mich nur zurückerinnern kann, ständig in diversen "Nerdshops" anzutreffen war.
Die Gründe, warum das "Zusammentreffen" mit Rollenspielen so lange gedauert hat, sind manigfaltig und wurden hier auch teilweise schon angerissen.
Punkt a) war natürlich: Es gab einfach keine Werbung. Nicht das Geringste. Irgendwann hat man dann mal was von D&D gehört aber da ich ne ziemliche Aversion bezüglich der "klassichen" Fantasy hege (Es gibt nur Tolkien. PUNKT. Unendliche Geschichte, WarCraft 3 und Dragon Heart werden gerade so toleriert. Alles andere ist Ketzerei!
) hab ich mich damit dann auch nicht weiter beschäftigt und es einfach für das x-te neue Fantasy-PC-Game gehalten... ^^'''
Punkt b) war wohl, dass ich selbst, als ich dann online über die WoD gestolpert bin und mich sofort in das Setting verkuggt habe, noch ne gefühlte Ewigkeit in dem Comic/Actionfiguren/Tradingkart/name nerd stuff, they got it - shop meines Vertrauens hab suchen müssen, bis ich die Ecke, in der die Systembücher versteckt waren, gefunden habe. Spricht halt leider auch nicht unbedingt so dafür, dass da en großer Absatz mit zu erzielen wäre...
Naja, dann der entscheidende Schritt endlich von Online-Chroniken weg zum Pen&Paper oder Live zu kommen...
stellte sich als sehr, sehr schwierig heraus.
Ich wohne in einer ziemlich ländlichen Region (das kleine Zipfelchen Deutschland an der Grenze zu Frankreich, das, was in etwa so häufig die Zugehörigkeit gewechselt hat wie Elsas-Lothringen auf der anderen Seite...) und es schien ein Ding der Unmöglichkeit bereits aktive Spieler zu finden.
Das liegt zum einen an mangelnder Onlinepräsenz von aktiven Runden auf der einen Seite, und ich schätze an dem Teufelskreis: Weniger Kinder=>weniger Quotennerds pro Jahrgang auf der anderen Seite.
Sprich: An die "alten Hasen" kam ich zum Großteil gar nicht ran und die par Nerds (ja, ich verwende das Wort "Nerd" hier absichtlich etwas inflationär zur Abgrenzung vom 0815 Teenie...)die ich sonst so kannte und die nicht so total auf der "iiiih! Du bist ein Mädchen!!! Du bist bestimmt nur pseudo-nerdig um dich an uns ran zu machen"-Schiene liefen, waren eher auf der Sifi und Magic The Gathering-Seite der Macht angesiedelt und hatten von RPGs außerhalb ihres PCs leider keinen Schimmer.
Es folgten immer mal wieder Versuche "Normalo"-Freunde für Rollenspiele zu begeistern, aber das hat irgendwie nicht funktioniert. Ich weiß nicht warum, ev waren meine Bemühungen als SL einfach derart erbärmlich oder es war einfach nichts für sie aber fakt ist: Ich habs nicht geschafft noch irgendjemanden aus meinem Umfeld mitzureißen.
Mit 18 hab ich dann erstmals die Gelegenheit gehabt nen Blick in eine Vampire-Live-Runde zu werfen....nachdem ich eine Art "Casting" durchlaufen hatte was an sich genügend über das recht elitäre Gebaren der Gruppe aussagt...*sfz*
Naja, dazu waren meine Vorstellungen mit deren Spiel nicht so ganz kompatibel, also hab ich das Handtuch geworfen und dachte schon "das war's, für mich niemals Rollenspiel..." als ich dann doch zufällig darüber gestolpert bin, dass eine Vampire-Live-Chronik etwa ne Stunde mit dem Auto von mir gerade im Aufbau ist und demnächst starten soll.
Da spiel ich mittlerweile seit bald 2 Jahren und muss auch sagen, dass ich gar nicht mal das Gefühl habe, dass die "Eingesessenen" mir nur weil ich so viel jünger bin deswegen en Strick drehen, im Gegenteil. Austausch funktioniert, man kriegt Tipps und das Spiel macht Spaß. ^^
Ok, von Einzelpersonen kamen tatsächlich mal Aussagen wie "Ihr solltet froh sein, dass jemand wie ich, der schon 20 Jahre Vampire-Erfahrung hat überhaupt mit euch spielt!" aber...besagte "Diven" sind schon seit längerem nicht mehr beim Spiel aufgetaucht nachdem das alles etwas hochgekocht ist und...da bin ich ehrlich ein bisschen froh drüber.
Aber um zum Spielabend zu kommen investiere ich viel Zeit, Geld (Sprit/Bahnkosten) und an sich auch Nerven, immerhin hat es echt Jahre gedauert, bis ich diese eine Möglichkeit hatte dem Hobby nachzugehen.
Mit Leuten, die ich darüber kennengelernt habe, kann ich jetzt auch endlich hin und wieder Pen&Paper spielen aber...irgendwie find ich es immernoch etwas befremdlich, dass ich dafür wirklich immer zwischen 1 bis 3 Stunden Fahrt auf mich nehmen muss...
Um jetzt die Probleme, die ich sehe bzw. mit denen ich auf meinem Weg zum Hobby konfrontiert wurde, nochmal kurz Zusammenzufassen:
1.)Zu wenig Werbung/zu wenig Präsenz auf Messe-Formaten wie "Welt der Familie", wo man ganz einfach Nachwuchs werben könnte
2.) Ausprägung gewisser, geradezu elitärer Strukturen halten potentielle Anfänger fern
3.)gerade auf dem Land: Einfach weniger Leute die überhaupt potentiell nachkommen könnten
4.)tatsächlich auch in einem gewissen Maße ein zu festgefahrenes Klischee vom "Rollenspielnerd", das ja eben auch medial gefördert wird/ausbleiben einer Gegenbewegung ("das is doch irgendwie total komisch, also, sich sowas einfach nur vorstellen und dann so reden als wärs wahr ist doch irgendwie kindisch und lächerlich. sowas machen doch nur totale Versager.")
Dass die Settings an sich das Problem sind glaub ich im Übrigen weniger. Es ist ja eine Auswahl gegeben. Aber selbst die "Platzhirsche" sind in der Tat einfach mal nicht wirklich im Fokus eines "Uneingeweihten" anzutreffen. Darum scheint man sich auch irgendwie gar nicht zu bemühen.
Und was die Konkurrenz angeht...
Ich wurde nicht zuletzt vom PC-Game Bloodlines von der WoD überzeugt und auf der Basis verlief auch eine meiner wenigen erfolgreichen "Missionierungen".
Auch Aussagen wie "Das ist wie Skyrim, nur ganz ohne Map-Beschränkung und Questbindung" können Leute dazu bewegen sich zu interessieren - wenn sie denn mal an das Ganze rangeführt werden.
Überhaupt ist ein großes Problem -meiner Erfahrung nach- auch weniger tatsächlich, dass es so viele Konkurrenzprodukte gibt, sondern eher, dass die meisten Jugendlichen ziemlich hobbylos sind. Vielen reichen irgendwie Liter von Alkohol um die Zeit, die sie nicht grade in der Schule verbringen, rumzukriegen. Ev geht man nochmal ins Kino und en par machen Sport oder spielen ein Instrument. Da hörts dann aber auch schon ziemlich auf. Höchstens "Shopping" könnte man noch als potentielles Teenie-Hobby anbringen aber...das wars dann wirklich.
Zumindest ist es das, was ich in meiner Schulzeit so kennengelernt hab und momentan auch im Studium weiterhin beobachten kann.
Die "Gamer" waren eine vergleichsweise kleine Gruppe.