Was tut Ihr um BESSER zu werden.

Wirrkopf

Titan
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26. Mai 2006
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Mein Lebensmotto ist Arbeite jeden Tag 24 Stunden daran, die beste mögliche Version von dir selbst zu werden.
Ich versuche ständig etwas neues zu lernen, beim Sport mehr zu leisten, im Job besser zu werden und so weiter.

Auch Rollenspiel ist ein SKILL wie jeder andere. Manche haben Talent zum Leiten, manche haben Talent einen Charakter darzustellen. ABER jeder kann auch darin Besser werden.

Meine wege um Besser zu werden sind:
- Foren lesen um Ideen aufzunehmen
- Verschiedene RPG-Regelwerke lesen, selbst wenn man sie nie Spielt
- Auf Cons möglichst mit vielen verschiedenen Gruppen spielen und neue Systeme ausprobieren
- Lets Plays von RPG Runden ansehen um zu sehen, wie andere es machen (Critical Role, Foreververse, Bacon Battallion...)
- Spielleitertips ansehen (How to be a great GM, GM Tips with Satine Phoenix, Nerdarchy)
- Das Verstellen der Stimme üben sowie Akzente und Dialekte lernen (Eine Fähigkeit, die auch ausserhalb von RPGs nützlich ist - und sei es nur als Partytrick)
- Körpersprache üben und nutzen (Eine Fähigkeit, die auch ausserhalb von RPGs nützlich ist)
- Über die Hintergründe der Spielwelt recherchieren (Wenn eine Spielwelt Wasserstofffusion zur energiegewinnung nutzt, dann lese ich mir durch oder schaue dokumentationen dazu an, um zu verstehen, wie es funktioniert)
- Schriftstellerhilfen und Kurse nutzen. Alles zum Thema Worldbuilding, Storystruktur, MindMapping, Charaktermotivation,...

RPG hat auch dazu geführt, dass ich viele Fähigkeiten erlernt habe, die ich später anderweitig einsetzen konnte:
- Mein Handwerkliches können wächst durch das Basteln von Kostümen für Larp sowie von Geländekarten für PnP
- Fantasy Rassen erhalten bei mir hin und wieder eigene Sprachen, daher habe ich eine Menge über Linguistik gelernt.
- Ich lerne über Fremde Kulturen und Religionen nur um diese für das erschaffen von eigenen Kulturen einzusetzen.
- Für Necropolis habe ich mir die komplette Bibel als Hörbuch zuegelegt und durchgehört (Und das als Atheist).
- Ich weiß mittlerweile eine Menge über realweltliche Kriegsführung und Strategie

Wie sieht es bei euch aus? Was tut Ihr um bessere SL oder bessere Spieler zu werden? Welche Fähigkeiten habt ihr euch nur durch das RPG Hobby angeeignet? Und was lernt ihr ausserhalb vom RPG?
 
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Rollenspielen eine große Diversität an Kenntnissen mit sich bringt - sei es Allgemeinwissen, Analysefähigkeit und eine Menge unnützes, aber unterhaltsame Wissen.

Aber was tue ich aktiv um als SL oder Spieler besser zu werden: Neben diversen online Tipps, dem schmökern von Rollenspielbpchern aller Art - aus Interesse, und das Nutzen des B!-Forums, ziehe ich (als SL) vor allem viel aus der eingeforderte Kritik. Nicht alle Spieler sehen sich in der Position oder persönlich in der Lage einem zu sagen, was einer gut, schlecht oder verbesserungswürdig gemacht hat, aber trotzdem sind genug dabei, mir genau das zu vermitteln.

Kritik ist dabei doppelt wichtig! Nicht nur hilft sie mir besser zu werden, sondern mich weiter auf sie zu zu bewegen und meinen Spiel- und SL-Stil anzupassen. Was vorher super lief, mag in einer neuen SL-Umgebung wieder unpassend sein.

Natürlich muss man als Mensch kritikfähig sein. Etwas, das viele gerne für sich beanspruchen, aber es schlicht und einfach nicht sind - dann sollte man daran arbeiten.

Reflexionsfähigkeit gehört ebenso dazu - sich selber kritisch zu hinterfragen. Und man darf dabei auch mal (mental) sich selber loben, wenn was richtig gut lief! Sonst ist es nicht Reflexion sondern Selbstzweifel.

Nicht nur lernt man so von sich selber und kann gegebenfalls passende Hilfe einholen (Spieler, SL, B!-Forum), sondern weiß auch, worin man gut und eben nicht gut ist. Das kann man gegebenfalls den Spielern/SL mitteilen (um Verständnis bitte). Aber auch weis man, was man umspielen oder auslassen kann - bis man es dann irgendwann hinreichend kann.

Dazu ein Beispiel: Ich kenne eine Menge Rollenspieler, die direkte einfordern. Ich habe selbst damals als Spieler-Neuling damit große Probleme gehabt - als SL seltsamerweise nicht... Ein Spieler in einer meiner Runden hat das gleich Problem und hat es auch angesprochen. Ich werde ihn nicht zwingen. Und er kann sich mit mehr Erfahrung anschauen, ob es was für ihn ist, die direkte Rede, oder nicht.

Natürlich sind Kritik- und Reflexionsfähigkeit immer nützlich - aber auch überraschend selten. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass dies im sozialen Zusammenleben (also auch Rollenspiel) besonders bereichernd ist.
 
Hm, ich tue viele Dinge fürs Hobby bei denen ich was lerne.
Aber das tue ich nicht, um besser zu werden. Sondern weil sie mir Spaß machen.

Da wären das Verfolgen von Diskussionen zum Hobby und lesen entsprechender Bücher. Das finde ich nützlich um besser zu erkennen, was man im RPG schätzt und was nicht.
Dann wurde ich deutlich besser im schönen aufbereiten von Texten durch die Homebrews die ich formatiert habe.
Wurde besser im Gestalten von Kartenmaterial.
Habe Fachbücher gewälzt und Dokumentationen gesehen, um bestimmte Settings und SC Hintergründe besser greifen zu können. Viel zu bestimmten Zeiten oder Regionen.
Habe gelernt, mehr zu improvisieren und mich fallen zu lassen um Vorbereitung zu minimieren.
Habe mir teils Bruchstücke verschiedener Fremdsprachen angeeignet.
 
Es geht für mich vor allem um gute Unterhaltung. Dazu gehört natürlich eine Geschichte, die etwas aussagt. Um diese mit Flair rüber zu bringen, verliere ich mich gerne mal in den Recherchen und suche mir "Spielsachen", Anker, die in das Setting passen. Generell würde ich jedoch sagen, ist vor allem wichtig, dass man für alle gleichermaßen da ist und versucht, eine humorvolle Stimmung zu halten. Witze sind unheimlich wichtig. Pointen kommen aber nur gut, wenn es auch einen ernsten Kontrast dazu gibt. Komik will auf jeden Fall gelernt sein. Da können sich viele noch eine Scheibe von abschneiden.

Richtig Improvisieren - also ohne Vorbereitung spielen - tue ich tatsächlich erst nach einer ziemlich langen Odyssee wieder. Das ganze muss für mich eine gewisse Qualität haben, dann habe ich auch Freude daran. Mir gefällt die Aspektidee von Fate. Damit lässt sich sehr viel anfangen.
 
Richtig Improvisieren - also ohne Vorbereitung spielen - tue ich tatsächlich erst nach einer ziemlich langen Odyssee wieder. Das ganze muss für mich eine gewisse Qualität haben, dann habe ich auch Freude daran. Mir gefällt die Aspektidee von Fate. Damit lässt sich sehr viel anfangen.
Ich improvisiere gerne - auch darin muss man sich üben und es genau so vorbereiten, wie andere geplante Abenteuer. Ich schau mir gerne Improvisations-Theater an - da kann man viel von lernen. Auch diese Schauspieler brauchen ein Thema, Vorstellung von ihrer und den anderen Rollen, ein Genre, Set etc. Da hab ich viel durch das Zuschauen für meine SL-Fähigkeiten mitgenommen.

Habe Fachbücher gewälzt und Dokumentationen gesehen, um bestimmte Settings und SC Hintergründe besser greifen zu können. Viel zu bestimmten Zeiten oder Regionen.
Oh ja. Ich finde mittlerweile Sachbücher interessanter als Romane. Decke mich je nach Lust, Laune und RPG-Bedarf mit GeonEpoche ein...
 
Man darf jedoch nicht die Beziehung vergessen, die Basis jeglicher Interaktion. Wenn man nicht bereit ist, für positive, gemeinsame Werte einzustehen, hat das ganze Fachwissen und Vorbereiten mal schnell einen wahnhaften Charakter. Es gibt keine Perfektion. Es ist immer ein Austausch zwischen drinnen und draußen. Wenn draußen nicht stimmt, kann drinnen noch so vielfältig sein, es wird trotzdem nicht angenommen. Mag die Ausrede der Job, die Familie oder generell "keine Zeit" sein.

Deshalb muss man sich - glaube ich - vor allem in Geduld und (leider auch ;) ) in Bescheidenheit üben. Wenn es nicht mehr geht, dann ist halt Schluss und das sollte man dann auch akzeptieren können, sich loslösen, um wieder für neue Dinge frei und nicht in Undankbarkeit gefangen zu sein. Das kann natürlich bedeuten, dass man sein langjähriges, liebstes Hobby aufgeben muss und sich mit etwas völlig anderen beschäftigen, etwas, das vielleicht schon viele Jahre aufgeschoben wurde und nur unter einer gewissen Anstrengung begonnen werden kann.

Das ist - glaube ich - auch der Grund, warum Selbstoptimierung nicht funktioniert bzw. ihre Grenzen hat. Es kann eine echte Beziehung weder initiieren noch ersetzen. Das große Problem ist halt, man erlebt sich häufig dann als "in Ungnade gefallen" und die Umgebung als feindlich. Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, in dieser Phase offenbaren sich die wahren Wesenszüge und wünsche jedem die Stärke, diese "Prüfung" durchzustehen.
 
Das setzt auch Mut voraus, sich das einzugestehen. Vor allem als Spielleiter, wo man weit mehr Zeit mit Rollenspiel verbringt, als nur mit dem Spielern am Tisch.
Ein Schritt zurück ist dann der Weg besser zu werden. Abstand aufbauen.

Für meinen Teil habe eine ähnliche, nicht ganz so drastische Erfahrung gemacht. Ich leite seltener und habe zuletzt für mich die Absicherung getroffen, dass ich über längere Zeit nur noch für Leute leite, mit denen ich mich abwechseln kann.

Besser werden durch Grenzen erkennen und auch klar ziehen!
 
Das ist - glaube ich - auch der Grund, warum Selbstoptimierung nicht funktioniert bzw. ihre Grenzen hat. Es kann eine echte Beziehung weder initiieren noch ersetzen.

Kein Mensch ist eine Insel, das habe ich auch garnicht gesagt. Natürlich muss man seine Balance Finden.
Wenn man bei all dem Lernen für das Spiel keine Zeit mehr zum Spielen hat, dann hat man offensichtlich etwas falsch gemacht.

Allgemein betrachtet kann das erlernen neuer Fertigkeiten aber beziehungen festigen.
Wenn freunde zum beispiel Fragen: "Hey, du kannst doch gut mit Pflanzen umgehen, was mache ich mit meinen Orchideen Falsch?"
"Hey, ich weiß, dass du dieses coole Regal in deiner Wohnung selbst gebaut hast. Ich möchte einen Gaming-Tisch bauen, hilfst du mir bei dem Entwurf?"

Und technisch gesehen kann man Fähigkeiten erlernen, die einem Helfen, Beziehungen zu initiieren... Neurolinguisitsches Programmieren zum Beispiel...

Aber der eigentliche Grund, warum ich das mache, ist: Egal was passiert - Meine Fähigkeiten kann mir niemand nehmen!
Die Weltwirtschaft kann zusammenbrechen: Ich weiß, wie man mit Holz Arbeitet, ein Feuer entzündet, Gemüse anbaut, Hühner hält...
Die Zombies können kommen: Ich weiß, wie man mit einem Schwert umgeht...
Ich kann gestrandet sein in einem Fremden land: Ich spreche Fließend Englisch, das hilft fast überall weiter...
Ein Flugzeugabsturz: Ich weiß, wie man Brüche schient, Blutungen stillt und einen Provisorischen Lagerplatz errichtet....
 
Was besser wurde? Kreativität, Improvisationskunst und Sozialkompetenz sowie Laienschauspielkunst sicherlich.
"Besser werden" ist jetzt auch der falsche Ansatzpunkt. Wüßte nicht was man jetzt groß noch besser machen könnte, irgendwann haste auch einen Punkt erreicht an dem sich diesbezüglich nicht mehr viel steigern läßt. Okay, man kann sich über andere Systeme informieren, aber nur, wenn sie für einen auch ansatzweise von Interesse sind, und nicht, weil es einfach nur "neu" ist. Aber für mich ist es ein Hobby, wenn kommt alles von selbst, und nicht, weil ich mich jetzt unbedingt aktiv qualifizieren muss. Und vieles ergibt auch von selbst, da ich z.B. mir gerne Bücher, Hörbücher und Filme sowie Serien aus den Bereichen Fantasy, Sci-Fi, Horror und Mystery antue, das bringt einen das natürlich auch rollenspieltechnisch weiter, liefert Ideen und fördert die Kreativität - aber ich tue das nicht um besser im Rollenspiel zu werden, sondern einfach weil ich es mag, wenn sind Verbesserungen nur einen Nebeneffekt. Interesse für Geschichte, Technik, Naturwissenschaften, Philosophie und Theologie sind bei bei jetzt auch nicht durch das Rollenspielhobby bedingt, sondern auch so vorhanden, und sind umgekehrt natürlich als Nebeneffekt hilfreich für das Hobby. Ebenso auch Dinge wie Kampfsport und militärische Ausbildung, das hilft einem auch bei RPG weiter wenn man weiß wie man Waffen benutzt, wie sie funktionieren und welche Wirkung sie haben, oder wie welche Kampftechniken funktionieren.
Ansonsten bleibe ich der Devise, die ich von unserem alten DSA-SL übernommen habe, treu: "Wir treffen uns um gemütlich beisammenzusien, zu quatschen, was lekkeres zu essen und zu trinken, und dann ein bißchen Rollenspiel zu machen." Sprich, alles nicht so bierernst zu nehmen und Spaß dabei zu haben in der angenehmen Gesellschaft von Freunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Wirrkopf
Klar. Hier geht es jedoch eher darum, was für einen praktischen Wert (Rollen-)Spiele haben können und weniger darum, wie man sein Spiel verbessert. Die Grenze der Selbstoptimierung liegt da, wo die gegenseitige Wertschätzung aufhört. Da kann man machen was man will, das wird nix (Besseres) mehr - auch nicht mit Psychotricks aus der Hipster-Juppi-Schublade wie NLP oder Dragon Dreaming.
 
Die Grenze der Selbstoptimierung liegt da, wo die gegenseitige Wertschätzung aufhört. Da kann man machen was man will, das wird nix (Besseres) mehr - auch nicht mit Psychotricks aus der Hipster-Juppi-Schublade wie NLP oder Dragon Dreaming.
Warum? Wertschätzung kann ja sogar als Einbahnstraße funktionieren.

Insofern kann der Wertschätzende sich auch weit über die ihm entgegengebrachte Wertschätzung optimieren.

Ich würd die Selbstoptimierung hier nicht so herunter-theoretisieren. Das klingt dann so nach Ausrede.

Wenn die Leute sich selbst optimieren wollen, dann sollen sie das ruhig tun.
Und wenn sich sich dabei aus ihrem Umfeld nach oben herausentwickelt haben sollten, dann sollten sie noch ihre Wertschätzung den anderen gegenüber optimieren. :)

Und direkt mit Themenbezug: Rollenspiel ist, weil es eine Quasi-Realität abbildet, schön vielfältig und bietet daher so viele Anknüpfungspunkte sein Wissen (und Können) zu verbessern. Und da man dabei vom 3-Meter-Brett des Spielens abspringt, macht das Eintauchen in den Lernstoff eben auch noch Spaß.

Ist daher um so mehr ne tolle Sache. Lernen sollte Spaß machen!
Nen Leben lang.
Besser gehts nicht.

Also bitte nicht mehr die Selbstoptimierung zerreden. :)
 
Ich finde "Selbstoptimierung" von der Begrifflichkeit her einfach nicht so prall für mich.

Mein Ziel, wenn ich etwas Neues lerne, liegt nicht darin mich zu optimieren, verbessern und zu einem noch produktiveren Zahnrädchen der Gesellschaft u. Wirtschaft zu machen (das ist die Konnotation die ich bei Selbstoptimierung habe und nicht mag).

Mein Ziel ist es, was Neues zu lernen, Wissen zu erweitern.
Weil ich es fürs RPG möchte, oder vielleicht auch einfach, weil ich gern Neues lerne. Spaß dran habe.

Aber egal aus welchem Grund: Ein Leben lang lernen ist ein Ideal, dass man nicht aus den Augen verlieren sollte! :)
 
Nun ob es mich wirklich als Spieler und/oder Spielleiter besser macht kann ich nicht sagen aber was ich immer und Regelmäßig tue ist mich in das Setting das wir gerade Bespielen Einzulesen.
Egal ob WoD, Shadowrun, Schattenjäger oder sonstige Spiele.
Ich lese mich in die Hintergrundwelt ein und versuche so ein "Gefühl" für die Spielwelt zu bekommen.
Ich lese auch nicht nur das was in den Büchern steht sonder durchforste auch immer wieder das Internet nach Wikiseiten oder ähnliches (Shadowhelix für Shadowrun und Lexicanum für Schattenjäger sind da sehr Empfehlenswert). Wie gesagt das hilft mir mich besser in der Bespielten umgebung zurecht zu finden und sowohl als Spieler wie auch als SL angemessen auf Spielinterne Situationen zu Reagieren.

Was ich auch mache ist das ich auf der Fahrt zu unseren Spielabenden immer Musik höre die mich quasie in ´Stimmung´ Bringt (z.B. eher Düstere Musik wie z.B. Sabbaton und ENomine bei Schattenjäger oder Schandmaul und Faun bei Fantasysettings). Das führt dazu das ich wenn ich dort angekommen bin Quasi aus dem Auto Aussteige und sofort die Passende Laune habe.
 
Ach herrje! Ab einem gewissen Alter ist man ja schon froh, wenn man den Status Quo halten kann und nicht reihenweise Dinge vergisst und verlernt.
Nein Spaß beiseite.

Nachbereitung
Eine Beobachtung, die ich in Sachen Qualitätssicherung an mir selbst gemacht habe, ist die, dass sich der Schwerpunkt bei mir sehr stark von vorsorglicher Vorbereitung zu Auswertung und Nachbearbeitung verschoben hat.

Sprich vor allem an den Dingen zu arbeiten, die @sleepnt unter dem Titel Reflexionsfähigkeit zusammengefasst hat.
Was ist besonders gut gelaufen und hat besonders viel Spaß gemacht, was hingegen weniger? Woran könnte das gelegen haben?
Kann man gelungene Aspekte neu aufbereiten und sie noch einmal verwenden? Oder sind sie mittlerweile abgenutzt und ausgelutscht?
Was nehme ich für das nächste Mal mit? Was lasse ich zurück?
Solche Dinge eben.

Merkfähigkeit

Wie eingangs angedeutet liegt der Rückgang in Sachen Vorbereitung meinerseits zu einem nicht unerheblichen Teil daran, dass sich die Aufnahmefähigkeit mit fortschreitendem Alter nicht gerade bessert.
In je mehr Welten man eintaucht, umso höher ist auch die Menge des Inputs, der bei Aufräumarbeiten des Gehirns durchs Raster fällt oder so einsortiert wird, dass einzelne Details verschiedener Szenarien ganz schnell versehentlich durcheinander gewirbelt werden.

Anstelle eines allgemeinen Ansatzes nach dem Motto "So viel Input wie nur möglich fressen", den ich gerade in der Anfangsphase mit besonderer Besessenheit verfolgt habe, konzentriere ich mich bei Recherche und Vorbereitung heute lieber auf die speziellen Besonderheiten der kommenden Spielabende.

Geht es mit dem Segelschiff auf große Fahrt, dann lese ich mir eine handvoll nautischer Begriffe an und versuche mir mit viel Phantasie ein halbwegs brauchbares Bild davon zurecht zu stricken, wie so ein Monster überhaupt in Zaum gehalten wird.
Vorsorglich bereite ich mich auf Eventualitäten wie diese allerdings nicht mehr vor.

Nicht zuletzt, weil ich schon zum x-ten Mal vergessen habe, ob es das Schot oder das Geitau war, das über Seitenliek von Schothorn über Rahnock entlang dem Mast zurück ans Deck führt. Eines davon braucht man zum Setzen und eines davon zum Einholen des Segels, soviel ist hängen geblieben. Der Rest aber schon längst wieder vergessen.
Alles halb so schlimm. Im Bedarfsfall kann man den Spickzettel mit der Skizze einfach wieder ausgraben und schnell nachsehen.

Kreativität
Ein gewisses Desinteresse vorsorglich besonders tief in den Hintergrund einer Spielwelt einzutauchen, ist allerdings nicht allein auf die genannten Alterungserscheinungen zurück zu führen.

Nachdem ich in meiner rollenspielerischen Vergangenheit die Recherche in dieser Angelegenheit zumindest in einer Spielwelt extrem obsessiv betrieben habe, habe ich den Eindruck gewonnen, dass detailliertes Wissen hierüber nur bis zu einem gewissen Grad wirklich hilfreich ist.
Solange sie die eigene Kreativität beflügelt ist Information über die konkrete Spielwelt extrem nüttzlich. Ab einem bestimmten Punkt scheint sich jedoch zumindest in meinem Fall ein gegenteiliger Effekt einzustellen.

Zu viele Randbedingungen, die beachtet werden müssen, zu viele Besonderheiten, die bei einer dem Umfang des Quellenmaterials angemessenen Darstellung dringen Berücksichtigung finden müssen, etc. schränken die eigene Kreativität extrem ein.
In meinem Fall nicht selten bis hin zu einem Punkt, an dem ich das Gefühl habe, vorgegebene Inhalte nur noch nachzubeten und zu reproduzieren, anstatt sie selbst zu gestalten.

Effekthascherei
Der Besuch besonderer Orte, wie etwa dem eines schillernden, magischen Palasts, ist nicht nur ein besonderes Ereignis für die Charaktere, sondern im Idealfall auch ein ganz besonderes Erlebnis für die Spieler.

Der Effekt verpufft jedoch, wenn jeder der beteiligten Spieler den zugehörigen Text des Quellenbands schon zig Mal gelesen und die Hallen und Säle dabei in der eigenen Phantasie schon unzählige Male durchschritten hat.
Nicht zuletzt, weil ich ich es als Spielleiter nicht hinbekomme, den Ort genauso atemberaubend, wortgewandt und eindrucksvoll zu umschreiben, wie das Quellenmaterial.

Hey keine große Kunst. Als Tintenkleckser und Schreiberling bleibt einem ja auch jede Menge Zeit Worte und Formulierung so lange hin und her zu drehen, bis sie zu einer einzigartig harmonische Komposition verschmelzen.
So viel Zeit bleibt mir am Spieltisch nicht, wenn ich die spektakuläre Szene Mal eben aus der hohlen Hand hervorzaubern soll.

Zu genaue Beschreibungen nachzubeten, ist ein äußerst undankbares Geschäft.
Besonders, wenn jeder der beteiligten Spieler den zugrunde liegenden Text bereits in- und auswendig kennt.

Klar, die ein oder andere Idee nehme ich dankbar mit, informiere mich aber auch anderweitig - systemfremder Literatur und dem Internet sei dank - und hole mir Anregungen für meine ganz eigene Version ein.
Auch in diesem Punkt bleibe ich bei der Vorbereitung aus den genannten Gründen lieber an der Oberfläche, als mich zu tief in eine fest vorgegebene Version zu versenken.

Improvisation

Selbst bei der Vorbereitung von Abenteuern gehe ich in der Regel mit einem Ansatz vor, den der ein oder andere gewiss als grob fahrlässig bezeichnen würde.

Stecke den groben Rahmen ab. Stelle Überlegungen zu den Personen, Parteien und besonderen Orte an, die im Verlauf des Abenteuers eine wichtige Rolle spielen könnten. Spiele die ein oder andere vermeintliche Schlüsselszene in Gedanken in unterschiedlichen Varianten durch.
Und verlasse mich darüber hinaus auf die Kreativität der Spieler und meine bescheidenen Improvisationskünste.

Kann alles ganz gehörig in die Hose gehen, kann aber auch Geschichten erzählen, die eine Intensität erreichen, die mit einem streng geskripteten Abenteuer unerreichbar ist.
Die tiefsten Stürze, aber auch die größten Höhen habe ich mit diesem Ansatz erreicht.

Gerade bei einem übervorbereiteten Abenteuer auf Schienen besteht die große Gefahr die Entwicklungsmöglichkeiten der Handlung bereits im Vorfeld auf eine einzige zu reduzieren und die Spieler von Akteuren zu Zuschauern zu degradieren.
Hier sind vor allem Special Effects ähnlich fest verdrahteter, geskripteter Videospiele Meister, die ein solche Story besser und eindrucksvoller transportieren können als ich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ab einem bestimmten Punkt scheint sich jedoch zumindest in meinem Fall ein gegenteiliger Effekt einzustellen.

Zu viele Randbedingungen, die beachtet werden müssen, zu viele Besonderheiten, die bei einer dem Umfang des Quellenmaterials angemessenen Darstellung dringen Berücksichtigung finden müssen, etc. schränken die eigene Kreativität extrem ein.
Deshalb würde ich mich nicht trauen DSA für DSA-Kenner zu leiten - ich nimm die Setting-Beschreibung da beim Wort, wo sie immer schreiben: Mach es zu deiner Welt :smoke:

Lust und Laune
Auch wenn es dem Wort der Woch entgegensteht, werde ich dadurch besser, dass ich das spiele und leite, wozu ich Lust habe. Da motiviert es mich entsprechend eine möglichst gute Perfomance zu liefern. Und es sind Themen/Settings/Systeme wo man mal Flauten oder Tiefs am schnellsten überwinden kann.
 
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