Was ist euch im RPG wichtig?

Jace Beleren

ist raus aus diesem Laden. Genug ist genug.
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14. Juli 2011
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Nachdem es schon zwei Anläufe gibt, die mich eher... verwundern, auch mal ein Anlauf von mir zum Thema.

Bitte nennt die zwei konzeptuellen Merkmale, die euch bei RPG am Wichtigsten sind, ohne Gewichtung untereinander. Benennt sie bitte jeweils mit einem Wort und versucht, eine kurze Nominaldefinition für das jeweilige Wort zu liefern, in maximal 4-5 Sätzen.
 
1. Wettkampf
Wettkampf um Problemlösung, Zielerreichungsgrad und in der Inszenierung überzeugender Wendungen im Kontext einer phantastischen Geschichte und unter der Maßgabe der unlimitierten Handlungsoptionen des Rollenspiels.

2. Leute
Hereingabe und Genuss von Spannung, Überraschung und Witz aller Spielteilnehmer im Kontext einer phantastischen Geschichte (und darüber hinaus) unter der Maßgabe der unlimiterten Handlungsoptionen des Rollenspiels.
 
Ich spiele um fremde Welten und Kulturen zu erschaffen und/oder zu erforschen, aber nicht nur als passiver Beobachter sondern eher als "Experimentalforscher", um zu sehen, wie sie funktionieren und auch auf Veränderungen und Krisen reagieren, bzw. wie viel mit einem bestimmten Konstrukt/Charakter dann machbar ist.
 
1. Immersion:
Ich will wie in einem guten Film oder Buch in der Geschichte aufgehen und mich durch die klare Perspektive (mein SC) so weit wie möglich in die Rolle und die Spielwelt einfühlen können. Ich will sie intensiv erleben.

2. Empathie
Ich will im Vorfeld verstehen, was im Kopf eines SCs abgehen muss, damit er so ist, wie der SC, den ich spielen will. Ich versuche mich so gut es geht in diese Denkweise hinein zu denken und zu fühlen, wobei ich eigene Gedanken, Ideale, Emotionen zeitweilig zur Seite schiebe/ersetze/überlagere.
Nach dem Spiel bin ich fasziniert von den Einsichten, die ich gewonnen habe und dem Verständnis, für z.B. Verhalten, dass mir vorher nur irrational oder dumm erschien - weil es in gewissen Kontexten nachvollziehbarer wird. NachFÜHLbarer.

Kurz:
Ich versuche während des Rollenspiels ein anderer Mensch in einer anderen Welt zu sein, weil mich diese Erfahrung unterhält und ich darüber hinaus das Gefühl habe, mehr Verständnis für die reale Welt zu gewinnen. Es ist für mich eine sehr intensive und bewegende Unterhaltungsform - eben wie der Genuss eines wirklich (wirklich!) guten Buches oder Films... nur noch immersiver.

Anmerkung:
Um diese beiden Dinge OPTIMAL zu erreichen, sind FÜR MICH weitere Dinge notwendig oder sehr förderlich, wie z.B. eine Kombination aus Entscheidungsfreiheit (ich muss den SC schon auch ausleben können) und Simulation statt Plot-Design (weil ich die Welt in ihrer "Echtheit" fühlen will und nicht nur die Sehenswürdigkeiten aus dem Reiseführer erleben will).
Das sind aber nur Mittel, die durchaus zur Debatte stehen. Die Ziele sind in erster Linie die dort oben.
 
Na dann:

1.:Charakter:
Einen Interesanten/coolen/anderen Charakter zu bauen und zu spielen. ja, ZU SEIN.

2.: Athmosphäre
Dies beinhaltet sowohl die Geschichte an sich als auch das stimmige Spielen/Erleben derselben (ergo eines ohne das andere ergibt weniger/keine Athmo).


Und ichs timme Ioelet so weit zu, dazu tragen (natürlich) auch noch andere Dinge bei.
Deine Kurzzusammenfassung ist übrigens klasse und beschreibt, wenn auch etwas anders als ich es gesagt hätte, recht genau den Reiz des RPG`s.
 
Strategie: Ich sehe die Konstruktion eines nach den Regelmechaniken effektiven Charakters als mathematische Herausforderung; Das gewinnbringende Einsetzen begrenzter Reccourcen (Erfahrungspunkte) und das Optimieren der Fähigkeiten sind für mich ein wichtiger Spaßfaktor.

Darstellung: Ich möchte interessante, Charaktäre mit möglichst stimmiger Persönlichkeit entwerfen und mich in sie hereindenken. Sozusagen Urlaub von mir selbst machen.

Bitte nennt die zwei konzeptuellen Merkmale, die euch bei RPG am Wichtigsten sind, ohne Gewichtung untereinander.

Da viele Leute (unverständlicherweise) glauben, dass diese zwei Merkmale sich gegenseitig ausschließen möchte ich trotzdem erwähnen, dass sie für mich zu 100% gleich wichtig sind.
 
Was mir im RPG wichtig ist:

"Spielkomponente":
Die Metaebene des Rollenspielsystems. Wie die Regelsystemelemente ineinandergreifen und eine möglichst schnelle aber auch widerspruchsfreie Abwicklung des Ablaufs ermöglichen ohne jedoch zu arg zu abstrahieren. Führt im Hinblick auf den wünschenswerten Schwierigkeitsgrad zur Erzeugung von emergenter Spannung unweigerlich zur Ausbildung von Taktik- und Systemkenntniszwang und ist daher positiv zu bewerten.

"emergente Spannung":
Die Spannung, die sich erst aus spielerentscheidungsbetontem Spiel heraus durch die korrekte Abwicklung mithilfe einer guten Spielkomponente (siehe oben) im Wechselspiel mit einem fordernden Ingame-Konflikt/-Dilemma entwickelt und meiner Ansicht nach nicht durch festen Ablauf (aka starres Abenteuergerüst) sondern eine dynamische Flexibilität gewährleistet wird.
Das, was die Meisten hier als "gutes Abenteuer" beschreiben würden.


Ich hoffe, dass euch das einigermaßen weiterhilft.
 
Handlungsfreiheit
Handlungsfreiheit ist DAS hervorhebende Merkmal, das P&P gegenüber allen anderen eskapistischen Hobbies hat.
Daher ist es nur die Höflichkeit gegenüber dem SL, die mich unsichtbare Wände oder minderkompetente Charaktere (sei es bei Fertigabenteuern oder als Settingkonvention) ertragen lassen. Ich will als Spieler sagen, was abgeht, und die Spielwelt soll sich fügen. Dementsprechend möchte ich auch als SL proaktive Spieler, die genau wissen, was sie wollen. Und wenn sie vernünftig planen, oder einfach manipulative Bastarde sind, dann bekommen sie normalerweise auch ihren Willen.

Freunde.
Das klingt so unendlich banal. Und ist es auch. Und eigentlich ist es auch ein nicht erwähnenswerter Grundsatz. Dachte ich. Aber scheinbar ist es doch nicht so selbstevident, wie ich annahm.
Ich spiele nur mit Leuten, denen ich auch beim Umzug helfen würde. Außer auf Cons, versteht sich. Aber die besuche ich kaum. Aus genau diesem Grund. Rollenspiel ist für mich eine einigermaßen intime Angelegenheit. Ich lasse mich auf meine Mitspieler ein. Ich möchte mich nicht auf Idioten einlassen müssen. Und ich möchte als SL auch eigentlich nicht den Streitschlichter geben müssen. Und deshalb betreibe ich es am liebsten mit guten Freunden. Und betreibe mit guten Freunden am liebsten Rollenspiel.
 
Charakter-Exploration
Ich persoenlich nehme mir gerne ein Charakter Konzept heraus das mich fasziniert, um ueber das Spiel den Charakter im Wirken auf die Spielwelt, andere Figuren zu beobachten, die Handlungsweisen bzw. Charakteristika zu erkunden und ihn in eine atmosphaerisch dichte Geschichte verwickelt zu sehen. Der Charakter muss nicht zwangslaeufig selbsterstellt sein, sondern kann mir durchaus gereicht werden. Ich persoenlich bevorzuge dabei Gegenwarts nahe Settings gegenueber (High-) Fantasy, da fuer mich die Exploration besser funktioniert wenn ich bekannte Ankerpunkte habe.

Strategie & Taktik
Damit meine ich vorallem die Spielmechanik. Eine Rollenspielwelt lebt fuer mich mit und durch die Spielmechanik und meine Vorstellung orientiert sich eher an den Mechanismen als an der Realitaet. Ferner mag ich es sowohl komplex (kontrollierten) Mechanismen beim ablauf zu zusehen wie auch selbst Anteil daran zu nehmen und bewusst strategische bzw. taktische Entscheidungen zu treffen. Das heisst die Vorstellung eines neuen, innovativen und eleganten RPG Mechanismus - hierbei wuerde ich die One Roll Engine als Beispiel anfuehren - loest bei mir ein aehnliches Mass an Enthusiasmus hervor wie das studieren von Tesuji oder das verfolgen einer Go Partie.


Ich betrachte beide Elemente als gleichwertig. Das heisst eine Charakter-Exploration funktioniert fuer mich nicht wenn der spielerische / strategische Anteil nicht vorhanden ist und eine Mechanik alleine ist ohne den entsprechend faszinierenden Charakter fuer mich auch nichts wert.
Ich wuerde trotz der hochen Gewichtung der Spielmechanik behaupten das ich eine gewisse Immersion verspuere und anschliessend die entstandene Geschichte schaetze. Ich wuerde behaupten das die Begeisterung fuer die Spielmechanik sowie den Charakter nicht dazu fuehrt das ich mich ignorant gegenueber den Mitspielern oder Meta-Beduerfnissen (dramatische statt strategische Entscheidung im richtigen Moment) verhalte.
 
Hey Teylen, wir haben ja den gleichen Spielstil. Wir sollten ns bei gelegenheit mal an den selben Spieltisch setzen.
 
1. Freie Gedankenwelt
Im Rollenspiel, gerade beim Pen&Paper, sind den Gedanken und Welten keine Grenzen gesetzt. Alles ist im Prinzip möglich, jede Welt darstellbar, jede historische Linie ein Setting und jedes Konzept eine eigene Welt. Diese fantastische Freiheit ist nur selten gegeben.

2. Interaktion mit dieser Welt
Ein Buch bietet eine lineare Geschichte, ein Computerspiel vorgefertigte Fragen und Antworten. In keinem anderen Medium ist die Interaktion mit der Welt so frei wie im PnP und auch die Reaktion von der Welt so realistisch.
 
Danke Leute, genau so hab ich mir das vorgestellt, macht weiter so!

Gen Wochenende werd ich mich mal hinsetzen und versuchen, eine gewisse Quintessenz aus dem Thread zu ziehen, und dann kann man das Thema vielleicht noch etwas anders beleuchten.

Ich freu mich über eure bisherig sehr konstruktive Mitarbeit!

Danke dafür!
 
Erbauen: Die Protagonisten erschaffen etwas, das größer ist als sie selbst und beständig.

Zeigen: Den Mitspielern interessante Dinge vorführen und zeigen. Das kann ein interessanter Charakter, eine interessante Situation usw. sein. Der Genuss ergibt sich aber nicht direkt aus dem Gegenstand, sondern aus der Freude der Mitspieler daran.
 
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