AW: Was gehört in ein epische Abenteuer/eine epische Kampagne
Grundsätzlich überlege ich mir vor dem Start einer neuen Kampagne ob die Charaktere von Anfang an als "Auserwählte" gekennzeichnet sind. Oder ob ich erstmal so vor mich hin leite, verschieden Teile der Welt vorstelle, wichtige NSCs einführe und mir dann im Laufe der Kampagne überlege wo und wie genau die Helden eine Wichtige Rolle übernehmen.
In der ersten Variante muss man auch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Es reichen oft dezente Andeutungen auf etwas episches das in der Zukunft wartet. Z.b. in dem einer der Charaktere große ähnlichkeit hat mit einem Helden aus der Vergangenheit. Oder wenn die Charaktere Visionen erhalten, die sie vor Gefahren warnen, etc.
Und zu beginn baut man dann eine Große Bedtrohung auf, sehr stimmungsvoll ist auch immer eine Prophezeiung. Wenn man viel Zeit zum Vorbereiten hat, kann man auch schon alle wichtigen Ereignisse in die Prophezeiung schreiben (am besten etwas Kryptisch, so ähnlich wie die Nostradamus Texte). Und dann Entdecken die Charaktere irgendwann, dass sie gemeint sind, wenn es in der Prophezeiung um die Heldenhaften Retter geht.
Bei der anderen Variante fehlt meist die Prophezeiungs Geschichte. Die Charaktere sind Helden, weil sie zufällig am Richtigen Ort zur Richtigen Zeit sind und etwas riskieren. Zur Motivation ist es sehr Hilfreich, wenn die Charaktere an dem Land um dass es geht sehr hängen. Weil es ihre Heimat ist, weil sie ein Teil davon besitzen oder weil sie den König für einen echt coolen Typen halten.
Geschickt ist es auch, früher eingeführte Bösewichter gegen die die Charaktere schon einmal angetreten sind, wieder aus der Kiste zu kramen. Der Vorteil ist, dass die Charaktere ihren Gegner schon kennen und sich damit meist persönlich angesprochen fühlen.
Allgemein gilt, dass ein gutes Finale her muss. Und danach sollte die Kampagne auch ein ordentliches Ende gefunden haben. Entweder Opfern sich alle Helden, oder sie haben dann einen angemessenen Ruhesitz, oder sie werden von einem Dämon in die Niederhöllen gezogen, wo sie bis zum jüngsten Gericht gefoltert werden. Auch bittere Enden sind durchaus möglich. Und gerade beim Kampf gegen einen Super mächtigen Obermotz sollten die Charaktere einiges an Federn lassen, auch sollte der ein oder andere Charakter ins Grass beißen.
Wo wir gerade bei Oberbösewicht sind. Die gegnerische Seite sollte natürlich ein Profil haben. Wenn es einfach eine Horde Dämonen ist, die auf die Welt aus einem Portal strömen, sollten die sich durch ihre Kämpferische Überlegenheit auszeichnen. Nekromantie Gegner zeichnen sich eben dadurch aus, dass jeder Tote nur ein Gewinn für sie ist. Menschlichere Bösewichte sollten dagegen geschickt vorgehen. Intelligente Pläne haben, sowohl was intrigen angeht als auch was die Schlachten angeht. Man kann diese Profile natürlich auch mischen und ich hab längst nicht alle möglichen aufgezählt. Wichtig ist die Bösen an die eigene Kampagne an zu passen. Hat man eine Metzelkampagne, langweilt man die Spieler vielleicht mit Tagelangen Intrigen Geschichten. Ist die Gruppe voller Forschungs Magier, sollte das lösen von Rätseln das zusammenbasteln eines großen Rituals oder ähnliches im Fordergrund stehen. Hat man dagegen eine Gruppe von Charisma Monsters, sollte vielleicht im Fordergrund das Intirgenspiel am Hof stehen. Auch hier gilt natürlich dass das nur Beispiele sind.
Praktische ist es auch immer, wenn jemand Tagebuch führt oder wenigstens die wichtigsten Daten mitschreibt. Gerade wenn viele NSCs auftauchen, oder es anderweitig kompliziert wird ist das immer praktisch. Und bei Epischen Kampagnen kann es schonmal vorkommen, dass Ereignisse oder Charaktere die man vor einem Jahr gespielt hat wieder interessant werden.
Wenn die Kampagne dann zu Ende ist, sollte man sich auch noch überlegen wie es weitergehen soll. Bleibt man in der alten Welt, sollte man natürlich die Auswirkungen der Kampagne nicht ignorieren. Am besten man macht einen kleinen Zeitsprung, 10 oder 15 Jahre. Dann hat man genug Zeit um als SL die Auswirkungen der Kampagne so hin zu biegen wie man sie in der neuen Kampagne haben will.
Je nach Setting sollte eine Epische Kampagne sich natürlich auch noch anders gestalten. Ich überlege immer mit meinen Spielern gemeinsam worauf man denn Lust hat. Und dementsprechend wählen wir dann Spielwelt und System. Ich vermeide es, z.B. knallhartes realistisches Rollenspiel in den Vergessenen Reichen zu spielen. Ich persönlich finde das unpassend, dafür nehme ich dann lieber das reale europäische Mittelalter als Basis. Bzw. spiele dann in einer Cyberpunk welt. Wenn dagegen lust auf Fantasy besteht (und für mich ist Fantasy immer der Kampf Gut gegen Böse in all seinen Varianten), dann spiele ich nicht Cyberpunk 2020.
Apropos Cyberpunk : in Science Fiction scenarien sind epische Kampagnen immer etwas schwieriger zu gestalten ohne das Genre stark zu belasten. Oft wird es dann Fantasylastig, oder rutscht ins Indiana Jones Scenario ab, bzw. wird zu Star Wars. Man sollte sich nicht auf ein Gut-Böse Schema festlegen sondern auf den Konflikt verschiedener Interessen. Und die Gegner sollten auch immer aus zu ihnen passenden Motiven handeln. Ein großkonzern denkt in Marktwirtschaftlichen Begriffen, da geht es um Gewinnmaximierung, Dividenden steigerung etc. Ein Großkonzern verblässt nicht einfach so Milliarden Geld um die Weltherrschaft zu erlangen, daran verdienen die doch garnichts und haben noch einen haufen arbeit zu leisten. Genauso Politik, es ist in der modernen Zeit einfach unsinnig dass ein Staat im Stil der Weltkriege mit vielen Soldaten und massig Material die Welt erobern könnte. Die Welt wird beherrscht durch die Beherrschung der Kapitalströme, also die großen Börsen und Banken, die Internationalen Organisationen etc.
Häufige Themen können also sein : Kampf dem Polizei und Überwachungsstaat, Kampf gegen gewinnträchtiges Forschungsprojekt 101, Kampf den Illuminaten die durch Kontrolle aller wichtigen Börsen sehr mächtig werden würden, Kampf dem Unterdrückungsregime irgendwo in Afrika. Am besten man schaut ab und an in die Zeitung, da findet man die besten Ideen, die Wirklichkeit ist dann doch einfallsreicher als alle Spielleit der Welt es je sein könnten.
So ist jetzt viel Text hoffe ich habe keinen damit erschlagen, und hoffe es hilft dem ein oder anderen. Klar sollte sein, dass dies hier meine persönliche Meinung und Erfahrung ist, und nicht das Goldene Buch des Epischen Kampagnen spielens.
Gruß Wingless