Warum Mitspieler "kontrollieren"?

AW: Warum Mitspieler "kontrollieren"?

Nicht wirklich. Für "fünf Minuten" allerfeinster Unterhaltung, in denen ich meine Spielweise fabrizieren kann, bin ich auch bereit, den anderen Spielern diese Zeit zuzugestehen. Dann kann man sich immer noch auf einen "Gruppenspielstil" zurückbesinnen, wenn's denn nötig ist.

Hm, bist du sicher? Wie sieht das denn bei deiner Gruppe aus, also wie nutzt du deine Szenen und die der Anderen?
Wenn ich an manche Runden zurückdenke, dann sah das so aus: Einer reisst OT-Witze, über die niemand lacht, weil a) die anderen Spieler über "ihre" nächste Szene nachgedacht haben und b) der Typ einfach nicht witzig ist, einer nervt die Leute mit ausladenden Beschreibungen wie elegant und toll sein Char seinen Zweikampf besteht, einer würfelt, rechnet und labert die Ergebnisse runter, z.B. "8, 5, 2, 2, 7, 11 und 9 Erfolge, macht 44. Kann ich das repräsentativ für eine Woche nehmen? Gut, macht, hm, 176 Erfolge nach vier Wochen", was auch keine Sau interessiert und Alle warten auf Anerkennung, die sie dafür aber von der Gruppe niemals bekommen würden... nur manchmal kommts zu Szenen, in der sich Witz (oder so), Beschreibung und Gewürfel vereinen, z.B. "Ich werfe dem Typen einen abfälligen Blick zu, ziehe mein Schwert, hole aus und... *würfel, würfel, würfel* ...kann es kaum fassen wie es mir aus der Hand rutscht, im hohen Bogen nach oben fliegt, wieder runter kommt und sich in meinen Fuß bohrt. - Patzer, mittelschwerer Eigentreffer, Hälfte der Gesundheitsstufen weg, so ein Scheiss!" Dafür gibts dann zwar Anerkennung, aber leider nicht für das, was der Spieler selbst als Leistung ansieht, auch nicht toll. Klar gibts in anderen Szenen Höflichkeitsaufmerksamkeit o.Ä., aber wer nicht gänzlich auf den Kopf gefallen ist, erkennt den Unterschied. Ich weiss wirklich nicht, wo da "allerfeinste Unterhaltung" sein soll.
Auf der anderen Seite stehen Runden, in der alle das selbe spielen, aber mit unterschiedlichen Strategien... klar machen dann der Krieger, der Dieb und der Zauberer unterschiedliche Dinge, aber sie alle tragen zur Lösung des Abenteuers bei / erzählen tolle Geschichten / sind witzig / ... - und das ist das Entscheidende. Die persönliche Note ist dabei ausdrücklich erwünscht.

Ich bin zwar ohnehin kein Fan von Alleinunterhaltung, aber wenn jemand vor sich hin labert ohne dass ihm jemand zuhört, sollte ers wohl doch lieber zu Hause aufnehmen und bei YouTube reinstellen, da schauen es sich sogar Leute an, und für die Anderen gilt Gleiches: Wenn man ohnehin alleine spielt, braucht man auch keine weiteren Anwesenden... klar, so manche Gruppen treffen sich nur noch zwecks des gemeinsamen Beisammenseins, aber selbst reines Casual Gaming lässt sich in gewisser Weise kohärent spielen.
 
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Hm, bist du sicher?
Ziemlich sogar. Das mag aber auch daran liegen, daß ich seit jeher in dieser Form spiele - Beinarbeit bei Shadowrun ist bei uns eher persönlich, indem die Spieler ihre Charaktere deren Kontakte abklappern lassen (um es einfach darzustellen). Dies wird grds. auch ausgespielt - NICHT in epischer Länge und Breite, aber meine Mitspieler sind so tolerant, daß wenn sie merken, da sitzt einer, der mit seinem Charakter ein wenig mehr mit dem (imaginären) Kontakt interagieren möchte, nicht sofort mit Hufen scharren. Dann plaudert der Rest über das letzte Wochenende (zumindest an die Teile, an die sie sich erinnern können), über den letzten Film im Kino oder lassen eigenständig ihre Charaktere interagieren (gehen die Planung noch einmal durch). Vor allem erste Beispiele mögen vielleicht etwas verstörend wirken, aber bei uns klappt das ganz gut.
Und auf der anderen Seite ist auch niemand beleidigt, wenn ein anderer Mitspieler anmerkt, man solle so langsam auch ein Ende finden.

Wie sieht das denn bei deiner Gruppe aus, also wie nutzt du deine Szenen und die der Anderen?
Das hängt natürlich von der Szene ab, d.h. es kann Szenen geben, da lasse ich meinen Charakter absichtlich und ganz bewußt eigenbrödlerisch handeln und in anderen Szenen versuche ich die Charaktere der Mitspieler einzubinden. Auch SL forciere ich durchaus Szenen, in denen nur ein Spielercharakter "in Action" ist (ein Kontakt will sich alleine mit dem Charakter treffen, um ein ganz klassisches Beispiel zu nennen).

Wie ich die Szenen der anderen nutze, ist ebenfalls vielfältig (s.o.), wenn ich jedoch merke, ich störe die (momentan) Aktiven, versuche ich dies einzustellen (wie auch meine Mitspieler). Das gelingt nicht immer, aber dann sagt einer kurz, daß er sich gestört fühlt und gut ist (vielleicht bekommt er noch einen spaßigen Spruch gedrückt und weiter geht's). Ich kann mich aber an etliche Szenen erinnern, wo wir just unsere (Neben)Aktivität eingestellt haben und der laufenden Szene beiwohnten (sowohl Spieler als auch Charakter sahen sich zum ersten Mal mit einem schwarzen IC konfrontiert).

Dafür gibts dann zwar Anerkennung, aber leider nicht für das, was der Spieler selbst als Leistung ansieht, auch nicht toll. Klar gibts in anderen Szenen Höflichkeitsaufmerksamkeit o.Ä., aber wer nicht gänzlich auf den Kopf gefallen ist, erkennt den Unterschied.
Keine Frage, wobei ich aber nicht sehe, wieso man solchen Szenen als Nichtbeteiligter Aufmerksamkeit schenken sollte. Solange es sich in einem zeitlichen Rahmen hält (den jeder für sich selbst entscheiden muß), kann ich mich auch anderweitig beschäftigen (s.o. - und die Beispiele sind bewußt gewählt, es gibt viele Möglichkeiten sich still die Zeit zu vertreiben, z.B. indem man überlegt, welches Talent etc. man nächste Stufe wählt). Ganz "unwichtige" Szene sollte man eh aussparen - wobei "unwichtig" möglicherweise im Auge des Betrachters liegt. Dazu später mehr.

Ich weiss wirklich nicht, wo da "allerfeinste Unterhaltung" sein soll.
Deine Beispiele würde ich auch nicht so sehen. Habe ich aber auch nie behauptet. Ob ich es als "allerfeinste Unterhaltung" sehe, hängt davon ab, was mir Spaß macht (mich unterhält) und dem Zusammenspiel mit dem/den anderen Beteiligten. Deswegen muß für dich auch nicht das "allerfeinste Unterhaltung" sein, was es für mich ist - wobei um es noch einmal ausdrücklich zu sagen: obige Beispiele gehören für mich auch nicht dazu.

Auf der anderen Seite stehen Runden, in der alle das selbe spielen, aber mit unterschiedlichen Strategien... klar machen dann der Krieger, der Dieb und der Zauberer unterschiedliche Dinge, aber sie alle tragen zur Lösung des Abenteuers bei / erzählen tolle Geschichten / sind witzig / ... - und das ist das Entscheidende. Die persönliche Note ist dabei ausdrücklich erwünscht.
Ich gehöre ja zu den Leuten, die glauben, daß der Großteil der Spieler eine Mischung aus verschiedenen Spielertypen (nach Laws) ist, wobei sie einfach an bestimmten Dingen mehr Spaß haben. Daher empfinde ich es auch nicht als Widerspruch, daß verschiedene Vorlieben an einem Tisch versammelt sind und miteinander Spaß haben, wenn man vorher kurz ein paar Worte verliert - sehe ich immer wieder, wenn mein liebster Gastspieler/-SL bei uns mitspielt.
Verschiedene Spielertypen müssen ihren Zielen ja nicht gegenseitig im Weg stehen. Das passiert wohl nur, wenn "Extreme" aufeinander treffen.

Natürlich gibt es auch Konstellationen, die eher nicht geeignet sind. Da sollte man auch nicht den Versuch machen, sich irgendwie zusammenzuraufen. Bis zu einem gewissen Punkt mögen Kompromisse noch in Ordnung sein, aber irgendwann ist eine unsichtbare Grenze überschritten.
Mit jemanden, der jeden Einkauf "stundenlang" ausspielen möchte, "unwichtige Dinge" nicht überspringen möchte ("Nein, ich möchte jetzt die Landschaft beschrieben haben, die wir durchqueren.") usw., würde ich nicht spielen wollen. Mit jemanden, der jedoch sagt: "Mein Waffenhehler ist ein sehr guter Freund aus gemeinsamen Armeetagen (Klischees sollte man pflegen). Da würde ich gerne ein wenig Smalltalk neben dem eigentlichen Grund des Anrufs machen." hätte ich absolut keine Probleme - sofern da nicht alle halbe Stunde angerufen wird und 20 Minuten palawert wird. Für mich eher unwichtig, für den anderen Spieler vielleicht wichtig. Da kann sich in meinen Augen wohl mal fünf Minuten anderweitig beschäftigen, wenn man darauf selbst keinen Wert legt.

Ich bin zwar ohnehin kein Fan von Alleinunterhaltung, aber wenn jemand vor sich hin labert ohne dass ihm jemand zuhört, sollte ers wohl doch lieber zu Hause aufnehmen und bei YouTube reinstellen, [...]
Bin ich absolut deiner Meinung. Ich ging eigentlich von Szenen aus, an denen SL und nicht alle Spieler beteiligt sind. Monologe führe ich in Form von Selbstgesprächen schon genug, keine Frage.


Fazit: Solange sich die verschiedenen Vorlieben in einem bestimmten Rahmen halten, sind verschiedene Spielertypen aus meiner Erfahrung kein Problem am Tisch. Eine Bereicherung findet aber auch eher nicht statt. Sofern durch Kompromisse das eigene Spielverhalten so verwässert wird, daß man keinen Spaß mehr hat, besteht eine Inkompatibilität, die man sich eingestehen sollte und getrennte Wege (im Rollenspiel) gehen sollte.
 
AW: Warum Mitspieler "kontrollieren"?

Kay, das hab ich verstanden, allerdings hab ich noch zwei weitere Fragen: Wo siehst du denn die wesentlichen Unterschiede im Verhalten der verschiedenen Spieler deiner Gruppe und worin siehst du das Spielziel? Für mich hört es sich bisher so an als ob eure Gruppe doch ziemlich homogen ist: Run lösen als gemeinsames Hauptziel, Privatleben anspielen als Color-Dreingabe.
 
AW: Warum Mitspieler "kontrollieren"?

Bin ich eigentlich der einzige, der bei 5 Minuten Langeweile nicht gleich droht seine Freunde (!) mit einer Eisenstange zu verprügeln?

Unverträglichkeit von "Spielertypen" ist wie die Hoffnung, deine Frau ist bereit einen Dreier mit dir und ihrer besten Freundin zu haben: Einbildung.

Letztlich sind es eher "Menschentypen", die ausschlaggebend sind, wie bestimte (Interessen)-Konfliktsituationen gelöst werden

Grüße
Hasran
 
AW: Warum Mitspieler "kontrollieren"?

Bin ich eigentlich der einzige, der bei 5 Minuten Langeweile nicht gleich droht seine Freunde (!) mit einer Eisenstange zu verprügeln?

Wozu sollte ich meine Freunde verprügeln, wenn ich mich beim Rollenspiel langweile? Die spielen doch gar nicht mit... :rolleyes:
Ich bin jedenfalls bereit, meine Rollenspielgruppe(!) zu verlassen und mir ne neue zu suchen, wenn mir beim Spielen langweilig wird. Freunde sind dafür da, um sich bei Problemen zu helfen, um zusammen einen drauf zu machen und all sowas... Mitspieler dafür da, gemeinsam zu spielen.
Ich würd ner schlechte Gruppe, nem schlechten Freund oder ner schlechten Partnerin definitiv den Rücken kehren. Selbstverständlich.

Unverträglichkeit von "Spielertypen" ist wie die Hoffnung, deine Frau ist bereit einen Dreier mit dir und ihrer besten Freundin zu haben: Einbildung.

1. Es geht nicht um Spielertypen, sondern um Spielpräferenzen. Die können nämlich durchaus zu Konflikten führen.
2. Du kennst offensichtlich nicht die richtigen Frauen. Mit so ner negativen Grundhaltung kann das aber auch nix werden. (Wenn du Tipps haben willst, wie sich das ändern lässt, schau mal bei Joyclub.de rein oder nutz die Suchfunktion von Lovetalk.de ... ein Rollenspielforum ist nicht unbedingt der richtige Ort für diese Diskussion.)

Letztlich sind es eher "Menschentypen", die ausschlaggebend sind, wie bestimte (Interessen)-Konfliktsituationen gelöst werden

...aber nicht, wie sie entstehen.
 
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