Brainstorming Warum klassische Fantasy spielen?

Tja, wenn man mit den obigen Sätzen kein Problem hat, dann ist die Historie als Fantasyspielwelt sicher interessant. In Wahrheit kommts nur drauf an welche Themen jemand in seinem Spiel will und nicht in welcher Welt man spielt oder wieviele Details diese besitzt.
Es ist eben auch eine Frage, wie nah ich an der Realität bleiben möchte.

In einer LoneStar-Runde (für die Unwissenden: das ist der größte private Sicherheitskonzern in Shadowrun, der polizeiliche Arbeit anbietet) mußte ein Teil der Charaktere vor Gericht aussagen. Da haben wir die Gerichtsverhandlung ausgespielt, weil wir natürlich kein Klischee ausgelassen haben, das durch zahlreiche us-amerikanische Gerichts-Serien/-Filme vermittelt wird.

Verlegen wir das ganze in die Realität und die Charaktere sind staatliche Polizisten/private Sicherheitsleute und müssen vor Gericht aussagen, dann ist das auch einmal nicht mehr so einfach. Will man sich jetzt ernsthaft für eine Szene, die sehr viel Spaß macht/machen kann, mit den Feinheiten des jeweiligen geltenden Verfahrensrechts auseinandersetzen? Oder greift man hier dann auf einmal zu klischeehaftem Wissen und transportiert dies in das Spiel?

Oder die Charaktere finden sich in einem Gefängnis wieder. Will ich mir jetzt wirklich mehrere Dokumentationen, Reportagen und Bücher anschauen/lesen, um die Realität möglichst "real" abzubilden und nicht wieder in Klischees abzudriften?


Ohne das gehässig oder abwertend zu meinen, aber ich würde mir gerne einmal eine Runde der Verfechter von "earth with a twist" anschauen, um zu sehen, bis zu welchem Grad man die Realität nun umsetzt.

Und bei den obigen Beispielen ist ja nun noch längst nicht der "twist" und die Auswikrungen desselbigen berücksichtigt.
 
Und bei den obigen Beispielen ist ja nun noch längst nicht der "twist" und die Auswirkungen desselbigen berücksichtigt.

Kann man auch gar nicht berücksichtigen und das war auch nicht Sinn meines obigen Postings. Der Sinn war zu zeigen, daß man im Prinzip nur die Themen, die man spielen will und die historische Realität übereinanderblenden kann. Eine fundiert wissenschaftliche und realistische Berücksichtigung kann man gar nicht erstellen, da lügt man sich in die eigene Tasche. Dazu reichen die wissenschaftlichen Kenntnisse bzw. die Zeit von 99% der Autoren nicht. Und für das restliche Prozent ist es eine sinnlose Fleissaufgabe, da die Abenteuer dadurch auch nicht besser werden.
 
Naja, man spielt ja auch ein Spiel und betreibt keine Wissenschaft.

Aber wenn ich jetzt Solomon Kane spielen möchte, würde ich mir schon noch mal vergegenwärtigen, was da so los war (z.B. Stand der Wissenschaft, aber auch der gesellschaftliche Umgang, Hierarchien, Machtstrukturen usw.). Und es ist klar, dass ich leichter und mehr Informationen und Details finde, als zu einem Fantasy-Setting. Die Frage ist ja nur, wieviel man davon verarbeiten und dann tatsächlich für das Spiel gewinnbringend kann.
 
Eigene Fantasywelt oder fantastische Realität? Was ist besser?

-Ganz Norddeutschland wird 1348 von wilden Orkhorden aus Polen unter Führung des Orkbosses Grazghul besetzt. Mecklenburg-Vorpommern und Berlin werden vollkommen verwüstet, deren Bewohner gefangenennommen und als Sklaven an die Mongolen verkauft. Der Papst ist erzürnt, und schickt eine Truppe aus Schweizergarden und Heilungsklerikern aus dem Orden des Heiligen Petrus über die Alpen unterstützt von einem Zwergenbattaillon mit Orgelkanonen.

-Aus den Tiefen der unheilige Schwarzwaldkrypta kommen die Abenteuerer und versuchen ihre Beute in den umliegenden bayrischen Städten loszuschlagen. Nur den löchrigen Bag of Many Things aus der Zeit von Karl dem Großen behalten sie sich. ("man kann ja nie wissen vielleicht find ich drin noch eines der berühmten Kirschtörtchen"...meinte der verfressene Halbling/Dieb der Gruppe auf eine diesbezügliche Frage)

Tja, wenn man mit den obigen Sätzen kein Problem hat, dann ist die Historie als Fantasyspielwelt sicher interessant. In Wahrheit kommts nur drauf an welche Themen jemand in seinem Spiel will und nicht in welcher Welt man spielt oder wieviele Details diese besitzt. Denn gewisse traditionelle fantastische Themen (wie z.b. ein Bag of Many Things und Halblingsdiebe) wirken in einer historischen Welt ab einem gewissen Grad nur mehr lächerlich.
Wow... das Setting ist verdammt cool.
 
So ähnlich schaut das in unseren Pseudohistorischen Setting auch aus. Nur die Orks sind dort keine Orks ala Tolkin oder Warhammer sondern mehr eine andere Menschengattung. Ähnlich wie Neanderthaler oder Florensis. Wir nennen sie Branen, sie sind neben den Mongolen ein wildes Reitervolk, sie sind groß massig und stark (vielleicht eher zu vergleichen mit den Orks aus SR).
 
Niedertracht schrieb:
Oder die Charaktere finden sich in einem Gefängnis wieder. Will ich mir jetzt wirklich mehrere Dokumentationen, Reportagen und Bücher anschauen/lesen, um die Realität möglichst "real" abzubilden und nicht wieder in Klischees abzudriften?
Vielleicht willst du es ja auch einfach nicht verstehen: Klischees zu benutzen ist doch völlig leigitim. Auch Klischees kommen nicht von nirgendwo, sondern basieren auf vorhandenen Infiormationen. Sohn des Südens hat den Kern der Threadaussage in Post Nr.63 ja nochmal versucht zu erklären.Die vorhandenen Informationen sind mehr und leichter zugänglich und vor allem, eingängiger (das heisst nachvollziehbarer).Dazu gehören natürlich auch viele Klischees.
Klischees sind nebenbei nichr an eine bestimmte Information gebunden (wie "MUSS aus der Realität stammen"), sondern sind nur ein Hilfsmittel. Schließlich ist ein Tolkienork in der Fantasy auch schon ein Klischee. Captain Kirk ist auch ein Klischee.
Oben wurden sie benutzt, um Midgard zu beschreiben. Danach wird versucht, sie wieder zu ändern, damit es nicht "Keltisch, angelsächsisch,whatever" wirkt. Ziemlich viel unnötige Arbeit meiner Meinung nach. Denn kennt man Midgard, dann weiß man z.B. dass 99% einfach nur geklaut und umbenannt wurde. Ich sage für unser Rundensetting auch immer "ja, so wie Römer und Germanen halt". Und danach ist es RICHTIG viel Arbeit, genau das wieder herauszuarbeiten.
 
Oben wurden sie benutzt, um Midgard zu beschreiben. Danach wird versucht, sie wieder zu ändern, damit es nicht "Keltisch, angelsächsisch,whatever" wirkt. Ziemlich viel unnötige Arbeit meiner Meinung nach. Denn kennt man Midgard, dann weiß man z.B. dass 99% einfach nur geklaut und umbenannt wurde. Ich sage für unser Rundensetting auch immer "ja, so wie Römer und Germanen halt". Und danach ist es RICHTIG viel Arbeit, genau das wieder herauszuarbeiten.

1. Wie schon gesagt, deshalb mag ich Settings, bei denen ich dar gar nicht so sagen würde. Ich sage auch adjektive wie "ganz grob" dazu und erwähne gleich, das das nur ein Bruchteil des Settings ist.

2. Ich verweise nach Möglichkeit immer auf die Settingbücher, dann brauch eich nicht viel zu erklären. Ich erwarte von meinen Mitspielern, das sie sich kurz oder lang mit dem Setting auseinandersetzen, und zwar mit den Settingbüchern, nicht mit den realen Vorbildern oder Klischees.

3. Ich kenne Midgard sehr gut, sogar den Vorgänger Magira. Ja, es wurden 80 Prozent adaptiert (99 Prozent ist zu viel IMHO). Das macht es sicher zum einen Einfach, zum anderen für mich einfach nur langweilig und uninterressant. Wenn die die Wahl habe, ein Midgard-QB zu lesen und eines für Earthdawn, Glorantha oder etwas anderen, ziehe ich immer das andere Midgard vor. Weil ich es einfach langweilig finde, mich mit Midgard zu beschäftigen.
 
Aber liegt das nicht vielleicht daran, dass Midgard weniger Konflikte hat als Benjamin Blümchen? Mir scheint die Welt sehr statisch zu sein und deshalb langweilig. Es bietet einfach so wenig.

Ich finde z.B. Piraten als Thema auch interessanter als Nonnen. Beides wären historische Settings. (Natürlich fehlt noch ein gutes investigatives Mystery-Rollenspiel um Nonnen, die in ihrer Freizeit Werwölfe jagen. Aber das ist eine andere Geschichte.)
 
(Natürlich fehlt noch ein gutes investigatives Mystery-Rollenspiel um Nonnen, die in ihrer Freizeit Werwölfe jagen. Aber das ist eine andere Geschichte.)

Sowas gibts schon. Ist auch ein Pseudohistorisches Setting im 11 oder 12. Jahrhundert und man spielt Nonnen und Mönche die im Kampf geschult sind und Heretiker und Dämonenzeugs jagen und auch ein bissi auf Spionage ist es aufgebaut.
Weiß leider nicht mehr wie es heist.
 
Sohn des Südens schrieb:
Tolle Idee für eine Kampagne

Niedertracht schrieb:
Wow... das Setting ist verdammt cool.

HJ schrieb:
Jetzt hab ick Bock auf Vampirkillernonnen und Priester, die geweihte Feuermagie wirken.

q.e.d.

achja, und
boyscout schrieb:
interessant, wie die Diskussion von "erdinhalte in Fantasysettings transponieren besser als andersherum?" (also das THEMA) zu "historische Settings vs. erdnahe Settings" gewandert ist
 
Du hast bei deinem Zitaten diejenigen vergessen die explizit ihre Abneigung gegen das Fäntelalter-Zeug bekannt gegeben haben.
 
Aber liegt das nicht vielleicht daran, dass Midgard weniger Konflikte hat als Benjamin Blümchen? Mir scheint die Welt sehr statisch zu sein und deshalb langweilig. Es bietet einfach so wenig.

Auch das ist ein Grund, wobei es ja an den SLen liegt, Konflikte einzuführen. Aber wir spielen seit 20 Jahren Kaufabenteuer, die sind eigentlich nicht langweilig. Und ich brauche in Quellenbüchern keine Konflikte, mir reicht es, interessante Settings zu erforschen. Ich spreche ja vopm lesen, nicht vom Spielen, das ist dann der zweite Schritt.
 
Du hast bei deinem Zitaten diejenigen vergessen die explizit ihre Abneigung gegen das Fäntelalter-Zeug bekannt gegeben haben.

Das macht er schon die ganze Zeit, andere Meinungen nicht zur Kenntnis zu nehmen oder zu seinen Gunsten interpretieren.

Man könnte seine These mal ausweiten:

Warum Fantasy lesen und nicht historische Romane :D
 
Ich finde z.B. Piraten als Thema auch interessanter als Nonnen. Beides wären historische Settings. (Natürlich fehlt noch ein gutes investigatives Mystery-Rollenspiel um Nonnen, die in ihrer Freizeit Werwölfe jagen. Aber das ist eine andere Geschichte.)

So gehen die Geschmäcker auseinander: ich fände ein historisches Nonnensetting (denke da an Hildegard von Bingen u. a.) für ein Spiel deutlich interessanter und erfrischender, als Piraten oder vampirwerwolfjagende Nonnen mit Maschinengewehren oder geweihter Feuermagie.
 
Das ist ja uninteressant. Fändest du Nonnen denn auch interessanter und erfrischender als z.B. Midgard? Mein Argument war ja, dass ob ein Setting interessant ist oder nicht erst einmal nichts mit der Historizität zu tun hat. Ob man nun Piraten oder Nonnen spannender findet ist ja nur Geschmacksfrage.
 
Nun es scheint eine Geschmacksfrage zu sein nachdem es einige Leute gibt die sich in dem Thread gemeldet haben die Aussagen das es ihnen schmeckt,
und sich andere Leute gemeldet haben die Aussagen das es ihnen nicht schmeckt.
Ergo: Geschmacksfrage

Es gibt halt welche die gerne "England um 1455 zur Zeit der Rosenkriege [optinal mit mystisches Zeug <X>] spielen" nun und andere die gerne "Westeros um 37AL zur Zeit der Herrschaft von Aegon I Targaryen" spielen. Es gibt welche die gerne Geschichten um Alben, Nibelungen etc. pp. vor einem "real"-mittelalterlichen Hintergrund spielen und andere die lieber mit Elben, Hobbits etc. pp. über Mittelerde tollen (oder mit Thorwaler, Nivesen durch Aventurien).
 
Fändest du Nonnen denn auch interessanter und erfrischender als z.B. Midgard?

Wahrscheinlich.

Mein Argument war ja, dass ob ein Setting interessant ist oder nicht erst einmal nichts mit der Historizität zu tun hat.

Bei mir schon.

Ich persönlich mache mittlerweile in vielen Fällen einen Bogen um Fantasy oder "Fäntelalter"-Welten. Wenn es Optionen gibt, allzu Phantastisches auszuklammern, komme ich auch mit einer Fantasy-Welt zurecht (ein Beispiel wäre Game of Thrones ohne die hier und da vorkommenden, magischen Dinge und Elemente).
 
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