Warum du gute Ideen nicht aufsparen solltest

„Leite noch heute das beste Abenteuer aller Zeiten!“ So lautet der Titel und die klare Ansage von Harley Stroh in seinem Artikel in „Wie man Abenteuer schreibt, die nicht grottenschlecht sind“. Eine der Kernaussagen lautet: Spare dir gute Ideen nicht für irgendwann auf. Bau sie stattdessen ins nächste Abenteuer ein.

Ich gebe unumwunden zu: Ich fühlte mich beim Lesen ertappt. In meinem Notizbuch und meiner Festplatte schlummern unzählige gute Ideen. Ja, ich lehne mich aus dem Fenster und behaupte, teilweise sind es geniale Ideen! Und doch fristen sie ein kümmerliches Dasein, statt an meinem Spieltisch das Licht der Welt zu erblicken. Das liegt zum einen daran, dass ich gerne Kaufabenteuer leite – und die von Dungeon Crawl Classics haben bereits eine Menge fantastischer Ideen. Da möchte das jeweilige Abenteuer nicht überfrachten. Zum anderen – und das ist der schwerwiegendere Punkt – denke ich mir häufig genug: „Aus Idee 1, 2 und 3 bekomme ich kein kohärentes Ganzes hin. Das passt nicht zum System, zur angepeilten Atmosphäre, zur Stufe …“ Also brauche ich noch mehr Ideen. Tatsächlich kommen mir wieder neue Ideen. Aber die könnten ja besser in das Setting oder das Regelwerk passen. Also spare ich mir die auch auf. Wie bescheuert von mir.

Ja, grundsätzlich handelt es sich um einen validen Gedanken. Ein allzu beliebiges Abenteuer wirkt schnell albern. Und in Brindlewood Bay passt ein herumteleportierender Riese ebenso wenig ins Bild wie ein Raumschiff, mit dem Sternzeichen geändert werden können, in Beyond the Wall. Doch es gibt genügend Systeme, die für zusammengewürfelten Kram prädestiniert sind: Der Schatten des Dämonenfürsten, Dungeon Crawl Classics, Electric Bastionland, Mausritter, Swords & Wizardry … Bei diesen Systemen gibt es keinen Grund, gute Ideen aufzusparen. Außerdem ist das Ende einer tollen Rollenspielrunde leider immer näher als man denkt. Umzüge, Kinder, Berufswechsel, Pflege; Das wahre Leben macht uns häufig genug einen Strich durch die Rechnung. Also leite die nächste Rollenspielrunde so, als wäre es deine letzte!

Wenn du nun denkst „Was, wenn meine guten Ideen versiegen?“, dann versichere ich dir: Das werden sie nicht. Solange du dein Hirn beständig mit Anregungen fütterst, seien es Bücher, Filme, Museumsbesuche, Urlaube, Zeitungsartikel …, wird es zuverlässig Ideen ausspucken. Also schnapp dir diese eine geniale Idee, die dich schon böse aus den Augenwinkeln anschaut, und lass deine Gruppe auf sie los. Viel Spaß!



Jonas Boungard: Lektorat für Wie man Abenteuer schreibt, die nicht grottenschlecht sind


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