AW: Wanted - noch ne Comicverfilmung
Darauf das nur Konsequenzen uns von Gewalt abhalten, basieren ja weite Teile unseres Rechtssystems und wir sind geneigt zu glauben das das so stimmt.
Darauf basieren lediglich weite Teile der konservativen und reaktionären Geisterhaltung: "der Mensch ist ein Tier, dass man nur durch Gewaltandrohung zur Kooperation bewegen kann." Gesetze als Mittel um Menschen zu kontrollieren.
Unabhängig davon, dass ich mich weigere diesen Weltanschauung anzuerkennen, sehe ich in dieser Ansicht auch genug Fahrwasser für Leute, die eine Ausrede suchen um Macht über andere auszuüben bzw. ihr Bedrüfnis danach zu legitimieren. Der ideologische Kern, den Wanted bedient, empfinde ich als ablehnens- und verachtenswert.
In meinem Herzen bin ich geneigt dir zuzustimmen und zu sagen "Nein, verdammt - ICH töte keine Menschen aus Prinzip!" - aber dann sehe ich was "da draußen" passiert und ich weiß: Manche würden es tun wenn keine Konsequenzen drohen.
Das bezweifele ich auch nicht. Die Frage ist welche Schlüsse du für dich und deine Sicht der Menschen und der Welt in der wir leben, ziehst.
Willst du wirklich in einer Welt leben, in der du davon ausgehen musst, dass ein anderer ein amoralisches, psychopathisches Tier ist? Willst du in einer Welt leben, in der jeder davon ausgeht, dass du so ein Mensch bist? Willst du mir erzählen, dass die einzige Möglichkeit wie man sich vor Menschen auf die diese Beschreibung zutrifft schützen oder wehren kann, die ist, jeden als potentiellen Mörder, Vergewaltiger oder Sadisten zu behandeln?
Willst du wirklich lieber 99 normale, funktionierende und gereifte Menschen wie Abschaum behandeln, weil es da 1 gibt, der es verdient hat?
Ob man jetzt dem ergebnis des Comics beipflichtet (Ich bin ja der Meinung man muss einem Werk nicht recht geben um es interessant und diskussionswürdig zu finden) oder nicht - die Diskussion die sich daraus ergibt ist interessant.
Warum halten wir uns an Gesetze? Und warum glaubst du das man Menschen nicht mit Gewalt entgegen treten sollte? Philosophisch ist die Suche nach der Antwort spannend genug.
Das mag sein. Aber das ist keine Leistung des Comics, sondern die der Leser, die mit solchen oder verwandten Fragen an das Comic gehen. Denn diese gewaltverherrlichende und Amoral glorifizierende Story dient bestenfalls (und selbst das nur in sehr seltenen Fällen, wie bei dir anscheindend) als Katalysator für andere Dinge. Der Comic selbst hat wie ich finde keine lobenswerten Eigenschaften oder thematische Qualität mit der er beeindrucken kann.
Der Comic mag zufällig der kleine Stein gewesen sein, der deine philosophischen Überlegungen ins Rollen gebracht hat. Aber diese geistige Arbeit hast allein du geleistet, nicht der Comic. Oder anders formuliert: wir halten Newton für den Entdecker der Schwerkraft; nicht den Apfel, der ihm auf den Kopf gefallen ist.