AW: Waffeninfo: Hasta
Luc Ifer schrieb:
Achso...war ja auch nur so ein Gedanke von mir, da ich mir dachte: "Wenn man ein Rottschwert einhändig führen kann, warum dann nicht auch eine Hasta?"
Im Engel 2.0 Regelwerk steht das Rottschwert und die Hasta unter "Zweihandwaffen". Das Rottschwert wird mit 3kg Masse angegeben und die Hasta sogar noch mit 4,5kg (in der alten Regelversion hatten beide noch 5kg!). Diese Massenangaben sind für halbwegs stimmige Waffengewichte ohnehin viel zu hoch. Kein Zweihandschwert (und das Rottschwert ist ja nach den Illustrationen nicht einem historischen "Zweihänder"-Schwert nachempfunden, welches tatsächlich auch im praktischen Fall mal 5kg Masse haben konnte, sondern einem Langen Schwert (oft auch als "Anderthalbhänder" bezeichnet, obwohl diese auch fast ausschließlich mit zwei Händen zu führen sind). Ein solches Langes Schwert ist mit unter 2kg Masse auch ab und an mal einhändig einsetzbar. Alles schwerere macht es träge (man sollte halt nicht die vollkommen haarsträubenden Massen von Schaukampfwaffen als Vergleich heranziehen - die meisten Schaukämpfer verwenden KEINE Schwerter, sondern klobige Metallprügel (und behandeln diese dann auch dementsprechend). Ein Schwert muss führig sein und keine Hantel für das Krafttraining darstellen.).
Meine Schätzung nach den Darstellungen und meinen Erfahrungen mit Schwertern ist die, daß die Masse eines Rottschwertes eher bei 1,8 bis 2,0 kg liegt und die einer Hasta ähnlich hoch liegt nur mit einer wesentlich "kopflastigeren" Massenverteilung (wenn der Schaft aus Holz besteht. Falls er ebenfalls aus Metall bestehen sollte - was die ganze Waffe wiederum zu träge machen würde - dann wäre eine Masse bei 2,5 bis 3,0 kg das höchste der Gefühle - und diese "Full-Metal-Hasta" wäre kaum mehr zum echten Kampfeinsatz zu gebrauchen).
Mich nerven inzwischen die bisweilen wirklich in keinem erträglichen Verhältnis zur Alltagserfahrung stehenden Massenangaben für Waffen (und auch andere Ausrüstungsgegenstände) enorm. Wenn man dieselben Unverhältnismäßigkeiten auf ein Obstmesser oder eine Nagelfeile anwenden würde, dann müßten diese soviel wie realiter ein ganzes Dutzend Exemplare zusammen wiegen. Fantasy/Phantasie hin oder her. Eine Welt, in der ein Liter Wasser immer noch 1 kg wiegt, in der ein Apfel vom Baum nach unten auf den Boden fällt, in solch einer Welt ist ein Einhandschwert für sehr kräftige Kämpfer maximal 1,3 kg schwer und im zweihändigen Fall maximal 2,0 kg. Alles andere - vor allem die krass überhöhten Angaben - kommen in meiner Welt der Engel (und anderen Fantasywelten - außer Glorantha, wo es keinen Stahl sondern nur mythologisch gebundene Metalle gibt) eben nicht vor.
Luc Ifer schrieb:
Das bringt mich zur nächsten Frage:
Ich würde meinem Ramieliten wahrscheinlich eine Waffe geben die seinem eleganten Typ entspricht und dachte an ein Florett, Degen etc. und kam auf einen Schwertrapier.
...
da dies eine sehr elegante Waffe ist und an sich recht wenig Schaden macht bis auf einige bestimmte Bewegungen [Ausfallschritt und stechen etc.])
Da gilt es mehrere Dinge zu bedenken: Engel bekommen in der Regel kaum Extra-Würste als Waffen, sondern Government Issues (zwar in guter Qualität, aber trotzdem keine Neun-Glieder-Peitsche, keine Indiana Jones Peitsche, keine Fliegende Guillotine, ...). Wer stellt in der Welt der Engel noch solche Waffen her?
In Gabrielsland wird solch eine - ja eher einer Kultur der persönlichen (Ehren-)Duelle unter bürgerlichen Fechtern entstammende - Waffe wohl kaum produziert werden, da die Resourcen dafür zur Ausstattung der militärischen Einheiten (Templer und angelitische Söldner) bitter nötig sind und sich keiner mit solche einer überhaupt nicht kriegstauglichen Waffe den Ärger der kirchlichen Aufpasser zuziehen wollte.
Somit wird es schon eine gute Geschichte brauchen, wie dieser Ramielit an diese mehr als nur exotische Waffe gekommen sein will - geschweige denn, daß er sie leicht bei Verlust in einem der in der Welt der Engel oft und heftig geführten Kämpfe gegen Traumsaat oder Ketzer wieder ersetzen könnte (übrigens brechen solche leichten Klingen, die fast nur auf Stich und Ritzen mit der Spitze ausgelegt sind, verdammt leicht, wenn ein massigeres Schwert diese direkt mit einem Klingenangriff attackiert oder wenn sie in einem Gegner auf Knochen stechen).
Die Ausbildung in der kaum einem Templer oder anderem Ramieliten-Engel geläufigen Waffe wird auch noch zu erklären sein (wobei ich mir hier vorstellen kann, daß der Ramielit eventuell über noch erhaltene alte, vorsintflutliche Fechtbücher gestolpert ist und sich diese aus den alten, vorsintflutlichen Sprachen übersetzt haben könnte). Aber auch dieser Ramielit wird am "normalen" Waffenkampftraining aller Postulanten teilgenommen haben und dort die üblicheren Waffen der Ramieliten - eben die Government Issues - kennengelernt haben, wie es jeder "GI-Joe"-iel hat.
Dann ist natürlich zu berücksichtigen, was der Ramielit mit dieser Waffe tun soll. Soll er sich mit arroganten adeligen, rapiertragenden Menschen ein Duell im Morgengrauen liefern? Wohl kaum. - Soll er sich mit seinen Schargeschwistern durch Schwärme von zäher, chitingepanzerter Traumsaat hindurchkämpfen? Wohl eher.
Für die "normalen" Missionen in der Welt der Engel brauchen die Engel TAUGLICHE WAFFEN und keine Accessoires und Kinkerlitzchen. Selbst ein ordentlicher Dolch hat eine solch massive Klinge, daß er mit beherzter Kraft den Chitin-Panzer einer Traumsaat-Kreatur, die ähnlich groß wie ein Engel ist, noch durchdringen kann. Das Rapier ist für ungerüstete Zivilisten gefährlich und würde noch nicht einmal einem Söldner oder Zugvogel in Rüstung ernstlich Probleme bereiten.
Zum "Ausfallschritt": Wie oft meinst Du kämpfen Engel treppauf-treppab auf den marmornen Stufen zum Schloß des schurkischen Herrschers ein finales Duell gegen den Gentleman-Bösewicht? Nie. Sie kommen aus der Luft, lassen dem Schurken einen Stein auf den Schädel fallen oder köpfen ihn im Vorbeiflug mit ihrer Hasta. - Zur Information: Engel können fliegen. - Die Waffen der Engel sollten stets auch im Flug bzw. beim Luftkampf einsetzbar sein. Ein Rapier-Stich nur aus dem Arm geführt (in der Luft ist ein Ausfallschritt, der die gesamte Körpermasse hinter die Spitze der Waffe bringt, leider nicht möglich) bringt NICHTS. Gerade mal einen Kratzer, der die Traumsaat darauf aufmerksam macht, daß da noch ein weiterer und sogar fast wehrloser Gegner wartet, den Feuerodem oder die Säure verpaßt zu bekommen.
Mir ist in vielen Engel-Forenrollenspielen, die ich aus Interesse mitgelesen habe, aufgefallen, wieviele Spieler besonders von Ramieliten bei ihrer Waffenauswahl die naheliegendsten Einsätze einer Engelsschar komplett ignorierten und sich statt solider Kampfausrüstung lieber das Waffenäquivalent von Manolo Blahniks zugelegt hatten. In Forenrollenspielen, wo Kampfsituationen meinem Eindruck nach sogar eher vermieden werden, kann das eventuell noch eine Weile gutgehen. Aber nicht bei normalen Engel-Pen&Paper-Missionen.
Was manche dem Engel-Rollenspiel vorwerfen, nämlich daß hier Kindersoldaten ausgebildet und verheizt werden, das vergessen oder verdrängen viele. In meinen Scharen achtet spätestens der Michaelit darauf, daß seine Engel keinen Scheiß, sondern echte, gefährliche, kriegs- und traumsaat-taugliche Waffen mitführen - und auch darauf, daß sie damit umgehen können!
Eine Schar ist eine militärische Einheit. Es gilt auch in einer Engel-Schar nur ein Prinzip: JEDER KÄMPFT, KEINER DRÜCKT SICH! Zimperliche, weinerliche Engel kann es geben und jeder Michaelit krümmt sich, wenn er entdeckt, daß er eine Heulsuse als Raphalit oder Ramielit in der Schar hat (wobei ich mir das bei der verdammt harten und gemeinen Ausbildung der Ramieliten auch kaum vorstellen kann, daß da ein weinerliche Engel herauskommt - das hätten ihm seine nicht zartfühlenden Mit-Geschwister im Ramieliten-Himmel schon vor der Weihe ausgetrieben).
Da ihr nach D20 Engel spielen wollt, gebe ich zu bedenken, daß die meisten Traumsaat-Kreaturen einen Signums-Gabrieliten (Level 1) binnen ein-zwei Kampfrunden vom Himmel fegen können. Wir spielen nach Arkana-System, wo die Spieler selbst entscheiden, ob es an der Zeit für ihren Engel zur Rückkehr zum Vater ist. Meine erwartete Sterblichkeitsrate für Engel nach D20 ist SEHR hoch, solange die Engel nur wenige Hitpoints haben (also in den niedrigen Leveln). Das kann man kompensieren, in dem man D&D goes Engel spielt und nur Traumsaat oder andere Gegner den Engeln entgegenschickt, die diese auch bewältigen können (Challenge Rating - dieser Dämon reckt hier auch sein schmutziges Haupt). Im Arkana-System ist dieses Verbiegen der Spielwelt nicht nötig, da hier die Engel nur so verletzlich sind, wie es die Spieler wollen.
Ich bin wirklich neugierig auf Deine Erfahrungen mit D20 Engel. Schreib doch mal in einem neuen Thema etwas dazu, wenn ihr die ersten Runden gespielt habt.