wizkid schrieb:
Als ich dann tiefer in die Welt eintauchte und den wahren Hintergrund entdeckte, stieg die Bewunderung über diese Welt noch stärker an.
Ohne jetzt zu spoilern (seid ihr hier bzg. Engel eigentlich auch so "streng" diesbezüglich?), finde ich diese Aussage in bezug auf den Hintergrund doch ein wenig befremdlich. Ist Bewunderung da nicht irgendwie eine völlig deplazierte Vokabel?
wizkid schrieb:
Die schönste Zeit war aber immer noch die, vor der Erkenntniszeit, wo man mit den gegebenen Beschreibungen der Welt und den Kurzgeschichten, sich seine eigene Welt im Kopf aufbaute. Wo ist also das Problem ? Sind wir schon so dermaßen unkreativ geworden, daß wir nach Metaplot spielen müssen ?
Darum geht es doch gar nicht.
Natürlich kann man locker Hunderte von Geschichten spielen, die mit dem Megaplot nichts zu tun haben und ich würde behaupten, nicht gerade wenige Runden werden den Megaplot auch dann als Element, mit dem die Charaktere direkt konfrontiert werden ausklammern, wenn er veröffentlicht ist.
Zum einen gibt es aber eben auch bestimmt etliche Runden, die den Metaplot gern einbauen würden und es schlichtweg nicht können sowie zum anderen die Tatsache, dass man mit dem Metaplot zwangsläufig immer wieder in Kontakt gerät.
Ob nun Fegefeuer, Technisches, Pontifex, Traumsaat oder anderes, all das sind zentrale Bestandteile des Spieles, die man nun schlecht alle komplett ausklammern kann.
Klammert man sie nicht aus, muss man aber bis auf bei wenigen Hintergrundinfos eben auf die eigene Phantasie und Kreativität setzen und die hat nicht unbedingt ihre Grenzen, sorgt mit der Zeit aber zwangsläufig dafür, dass überall andere "Engel-Universen" entstehen und es keinen klaren Konsens mehr unter den Spielern gibt, was nun wie ist oder nicht.
Natürlich kann man das Ganze auf Gerüchten basieren lassen, falschen Schlüssen usw., das ist eine interessante Option. Was daran stört ist die Tatsache, dass es die einzige Option ist, die einem bleibt.
zornhau schrieb:
Das war vor - wieviel? - fünf Jahren?
Naja, soooo lang ist das dann auch noch nicht her. Engel erschien zur Spiel 2001. Zumindest hab ich zur Spiel 2002 damit angefangen und wurde am Stand darüber informiert, dass das Spiel im Vorjahr zur Spiel herausgekommen sei.
Rechnet man den Oktober der Messe weg, sind es jetzt knapp 39 Monate, die das Spiel auf dem Markt ist, also keine 3,5 Jahre.
Ist aber auch egal, ob nun 1,5 Jahre mehr oder weniger.
Der Punkt ist, dass eine monatlich spielende Runde damit 39 Abende auf dem Buckel hat - die meisten Runden spielen einmal wöchentlich oder alle 14 Tage, also sind 39 eher als Untergrenze zu sehen.
Hinzu kommen dann noch zahlreiche existierende Runden in Foren oder in Chats.
Keine Ahnung, wie das in anderen Runden so ist, bei uns war es allerdings fast immer so (ich erinnere mich jetzt nur an eine einzige Ausnahme), dass ein Plot innerhalb eines Abends auch sein Ende fand.
Da Engel nunmal Engel und keine Akkordmitarbeiter, ebenso wenig Kanonenfutter sind, entwickeln sich Charaktere über 39 erlebte Aufträge eine ganze Ecke weiter. Bedenkt man dann noch, dass nicht alle Scharen von Auftrag X zu Auftrag Y eilen / fliegen, sondern zwischendurch auch mal Ruhepausen einlegen, ihre wie auch immer gearteten Wunden lecken, vielleicht an Exerzitien teilnehmen oder schlichtweg kleinere Dienste im Auftrag der Kirche durchführen, die nicht unbedingt ausgespielt werden (tatkräftige Unterstützung eines raphaelitischen Spitals beispielsweise), kann man auf jeden Fall sagen, dass während der Spielzeit bestimmt intime 1,5 Jahre vergehen, eher mehr, wenn die Aufträge jeder für sich entsprechend mehr Raum einnehmen als eine Woche oder so.
Dieses Beispiel geht wohlgemerkt nur von einer monatlichen Runde aus. Bei einer 14tägigen Runde sind es dann etwa 3 Jahre etc.
Viel Zeit für Charakterentwicklung, viel Zeit für das Sigil, je nach Gruppe, Häufigkeit des Spielens, Spielart usw. vielleicht auch Scriptura ... und keiner hat nen Plan.
Auch nach der xten Begegnung direkt oder indirekt mit sämtlichen Schlüsselelementen des Systems gibt es keine Antworten, nicht einmal im Ansatz.
Da liegt auf der Hand, dass man sich etwas aus den Fingern saugen muss und gerade für Kanon-interessierte Spieler ist das ärgerlich, weil die unweigerlich aus selbigem herausgerissen werden.
Das ist vor allem darum ärgerlich, weil:
Anfangs wurde (...) noch davon gesprochen, daß F&S vorhabe, den Metaplot relativ zügig voranzubringen.
So war und so ist es nämlich und das war etwas, das mir persönlich an Engel besonders gut gefallen hat: Die endliche Geschichte.
Nach den Jahren, die ich nun mit Rollenspiel beschäftigt bin, haben sich nu wirklich viele Bücher und viele Systeme angesammelt, geht wohl keinem Rollenspieler anders.
Um noch ein neues System anzufangen, nochmal neue Bücher zu kaufen (außer der Komplettierung der Reihen, die man sowieso sammelt und / oder spielt) ... dazu muss ein System mittlerweile vor allem eins: Etwas Neues sein.
Sicherlich gibt es Leute, die alles unbedingt testen wollen und sich anschaffen, aber ich denke einfach mal, dass das nicht unbedingt der Standard ist. Rollenspiel ist ein durchaus als zeitraubend zu bezeichnendes Hobby und Zeit die fairste Ressource der Welt, denn jedem stehen nicht mehr und nicht weniger als 24 Stunden zur Verfügung, also ist in der Regel irgendwann irgendwo Schluss.
Engel war nicht nur als postapokalyptisch ausgelegtes Spiel etwas Neues, sondern neu vor allem auch durch die genutzten Elemente des Spiels.
Alternativen gab es trotzdem, auch auf dem "Engel-Sektor".
Ich persönlich hab mich aber für Engel entschieden, weil gerade die Aussage einer endlichen Geschichte mich angesprochen hat. Endlich mal ein System mit soundsouvielen Büchern in denundden Abständen und dann hält man ein Gesamtwerk in Händen, mit dem man alles mögliche anstellen kann.
Wichtig war für mich dabei auch die Aussage von F&S, dass man den Leuten nicht wie bei so vielen anderen Produkten einfach nur das Geld aus der Tasche ziehen wolle, sondern man auf ein hochwertiges Produkt setze, das endlich sei, aber eben durch Qualität besteche und alles habe, Punkt.
Tja: Dat war jawohl mal nüscht, wa?
Wie eh und je verschieben sich die Erscheinungsdaten nach hinten und nach hinten ... und neben den einst als komplette Titel genannten Büchern kommen jetzt doch noch andere Bücher, ein Engel 2.0 und weitere Gerüchte über noch mehr Bücher (die zum jetzigen Zeitpunkt allerdings wirklich nur Gerüchte sind). Was dabei warten muss ist - genau, der Metaplot, den man als SL nunmal für "runde Sachen" durchaus brauchen kann oder braucht.
Ist ja toll, wenn man zwischendurch noch eine Runde Beginen / Monachen oder Ketzer oder Beutereiter oder so als Spieler-SCs einwirft, aber die Erfüllung ist das zumindest für mich persönlich nun nicht so wirklich.
wizkid schrieb:
Wenn ich Star Wars spiele in der Bürgerkriegszeit spiele, ist es doch auch langweilig, wenn man schon weiß, was passiert und pingelig genau dem Plot folgt.
Sorry, check ich nicht.
Einen Metaplot zu haben hat doch überhaupt nichts damit zu tun, wie ich mein Spiel in Details (sic!) gestalte?
Zum einen spielt ein Metaplot am Rande mit, streut Dinge ein, führt zu gewissen Erklärungen, Entdeckungen usw., aber er bestimmt doch nicht die Spieler bzw. die Aufträge an sich (das ist ja auch nicht die Kritik am Mangel, s.o.).
Außerdem bieten Rollenspiele unter anderem ja nun auch die Möglichkeit, die Dinge anders zu machen. Niemand hält einen ab, einen Bürgerkrieg beispielsweise anders ausgehen zu lassen.
Das hüpfende Komma der Geschichte ist einfach, dass ich als SL die Wahl haben möchte, ob ich mich nach dem Kanon richte oder nicht. Kann ich aber nicht, weil ich den Metaplot bei Engel auch als SL ja gar nicht kenne.
Wenn ich mich gegen den Kanon entscheide, hab ich außerdem die Gewissheit, dass es in anderen Runden eben anders läuft oder laufen kann. Die Verständigung mit anderen Gruppen, Gastspielern etc. ist viel einfacher.
Wenn du drei Engelspieler, die seit drei Jahren spielen und sich nicht sonderlich kennen, zusammen an einen Tisch setzt zu einer Engelrunde, dann werden unweigerlich - wenn man Glück hat, schon vorher, in Pausen oder nachher - erstmal Gespräche nötig, wer wie was wo und so weiter und es kann leicht passieren, dass ein Charakter plötzlich steif und fest etwas behauptet, was allen anderen den Unglauben ins Gesicht treibt. Sicherlich kann auch das lustig sein. Muss aber nicht so sein, schon gar nicht, wenn es eben unweigerlich so ist.
wizkid schrieb:
Stattdessen sind Spieler oftmals überrascht, wenn etwas anderes als in den Filmen passiert und die Folge ist, daß jeder gespannt ist, was als nächstes folgt.
Kann ich mir auf Engel übertragen nicht als Situation vorstellen.
Alle mir bekannten Gruppen spielen Engel so (live, in Foren etc. ist das anders), dass die Spieler gar nicht wissen, wie der Hintergrund nun genau aussieht. Also kann man auch keinem den Spaß verderben, oder?
Wäre der Metaplot bekannt und würde beispielsweise lauten "Die Welt geht unter", dann heißt das noch lange nicht, dass alle Engel grundsätzlich in Depressionen verfallen und auch nicht, dass sie das Schicksal der Welt nicht doch zu ändern versuchen, oder?
Ha! Da ist schon wieder so ein Punkt bzgl. Metaplot - kann es überhaupt um einen Weltuntergang gehen? Oder würde nur Europa und vielleicht Afrika untergehen? Kann ich nicht so genau sagen, darüber gibt es nämlich nirgendwo etwas zu lesen ...
wizkid schrieb:
Laßt den Engelmachern einfach mal etwas Zeit, die haben enorm viel wegen D&D und WOD zu tun, womit sie überhaupt ihr Engelwerk finanzieren. Ich warte folglich lieber und hoffe, daß sie die Zeit dafür auch gut nutzen und nichts überhastet rausbringen.
Wenn es unter Rollenspielern aller Coleur sowas gäbe wie die realen Unworte des Jahres, dann würde ich stark dafür plädieren, diese Aussage direkt auf Platz 1 zu setzen.
1. Kam die D&D-Lizenz deutlich nach Engel.
2. Kam die WoD 2.0 deutlich nach Engel.
3. Stand Engel 2003 zumindest bei F&S zahlenmäßig bei den Einnahmen direkt nach Vampire
Und ich werde nie verstehen, warum man als Konsument von Rollenspielbüchern grundsätzlich geduldig und nachsichtig wie eine Mutter mit ihrem Kind ("Och, lass den Jungen doch mal machen ...") sein muss und keine Kritik äußern darf. :nixwissen
wizkid schrieb:
Und wenn ihr meint, daß das lange dauert, dann fragt euch noch mal, wie lange ihr auf gute Romanfortsetzungen wartet, wie z.B Lied von Feuer und Eis.
Ist ja auch fast dasselbe, auf einen Roman zu warten, mit dem ich nichts anderes tue, als ihn zu lesen und der in der Regel von einer Person geschrieben wird (je nach Autor) oder auf Rollenspielerzeugnisse (bzw. klarere Informationen) zu warten, die eine ganze Reihe von Autoren haben, die ich für mein Spiel nutzen möchte oder meine, sie zu brauchen und die zu guter letzt nicht in rein belletristischer Form mitsamt dem zugehörigen Handwerkszeug wie Prämisse, Spannungsbogen und Co. aufwarten müssen.