So, das erste V20D-Crowdfunding ist überstanden. Es waren, das werden sicher sowohl die Beteiligten von Ulisses (allen voran André, der jetzt gewiss einige graue Haare mehr auf dem Haupte trägt und sich seinen Urlaub mehr als redlich verdient hat!) als auch die Unterstützer bestätigen, sehr turbulente 5 Wochen, mit vielen Aufs (vor allem in finanzieller Hinsicht und dem Erreichen einiger Ziele) wie leider auch Abs. Zeit für eine ganz persönliche Manöverkritik (Betonung auf "persönlich"; meine Sicht der Dinge mag an der einen oder anderen Ecke etwas überzogen sein, und ich nehme ausdrücklich nicht für mich in Anspruch, für irgendjemand anderen als mich selbst zu sprechen).
[Anm.: Eigentlich gebietet die Höflichkeit ja André den Vortritt und seine Sicht der Dinge zuerst präsentieren zu lassen. Aber das eine oder andere brennt mir einfach schon eine Weile unter den Nägeln, deshalb halte ich es heute mal nicht so mit der Höflichkeit...]
Mein Fazit könnte überschrieben sein mit "Es hätte alles so schön sein können, aber...".
Wo fange ich an? Vielleicht zuerst mal mit den nackten Zahlen. Mehr als 121.000 €
! Wow! Selbst wenn man die Rückerstattungen einrechnet dürften am Ende noch um die 115.000 € rauskommen. Das hätte sich bestimmt niemand auch nur im entferntesten erträumt. Natürlich waren die Dankeschöns durchaus eher im gehobenen Preissegment angesiedelt (was aber bei gegebenenfalls Deluxe-Ausgaben von Grundregelwerk + 3 Quellenbüchern durchaus gerechtfertigt ist). Trotzdem: Fast 590 Unterstützer haben bewiesen, dass "Vampire" in Deutschland alles andere als tot ist; zum Vergleich: Das parallel laufende Crowdfunding für "Lore of the Clans" hat mit 1633 Unterstützern umgerechnet knapp 124.000 € zusammengekratzt. Auch wenn die beiden Kampagnen bzw. Produkte nicht 100%ig vergleichbar sind, finde ich "unsere" V20-Kampagne trotzdem recht beeindruckend!
Allerdings fand ich die Entscheidung seitens Ulisses, nicht nur das V20-Grundregelwerk zu crowdfunden, sondern obendrein auch noch das Kompendium, Gejagte Jäger und Kinder der Revolution mit ins Paket zu nehmen, schon ein wenig merkwürdig. Ich habe es seinerzeit auf der Kampagnenseite geäußert und ich wiederhole es an dieser Stelle gerne noch einmal: Ich habe es gleich für einen Fehler gehalten, das ganze (auf deutsch) verfügbare Material mit einem Schlag auf den Markt zu werfen. Bei mir entstand der Eindruck eines Strohfeuers: Schnell mal alles rauswerfen, und dann herrscht wieder Stille auf dem V20D-Sektor. Insgesamt war die Aktion zwar ein großer Erfolg, das kann man unumwunden sagen (s.o.). Aber es bleibt abzuwarten, wie es jetzt mit V20 weitergeht, und im nachhinein bekommt man schon ein wenig den Eindruck, die Aktion sei so angelegt worden, weil man dann etwas mehr Bandbreite an Stretchgoals hatte: Hardcover für die Quellenbücher, vollfarbige Ausgaben der Quellenbücher, Deluxe-Ausgaben der Quellenbücher... Nach meinem Verständnis sollen Stretchgoals die Qualität oder den Umfang eines angebotenen Produkts verbessern, so wie bei den Quellenbüchern auch geschehen. Aber erst das Ziel bei satten 70.000 € (alle Bücher bekommen ein zusätzliches Lesebändchen) hatte irgendeine direkte Auswirkung auf das Grundregelwerk, den eigentlichen Kern der Kampagne. Das legt schon ein wenig den Vermutung nahe, dass es fast schon eine Verlegenheitslösung war, die Quellenbücher in der Aktion anzubieten - für das GRW alleine hätte es schlichtweg nichts gegeben, mit dem man die Fans für ihren finanziellen Einsatz hätte belohnen können. Grund dafür war sicher nicht zuletzt auch die rigide Lizenz-Politik von CCP. Dazu später mehr.
Aber lassen wir die Sache mit den Quellenbüchern mal außen vor (insgesamt habe ich, abgesehen vom Regalplatz, ja kein Problem damit, wenn ich zusätzlich zum V20-Regelbuch gleich noch drei Deluxe-Quellenbücher ins Regal stellen kann) und freuen uns statt dessen, dass die Aktion wirklich phänomenal lief. Offenkundig so phänomenal, dass kurzerhand noch zusätzliche Ziele aus dem Ärmel geschüttelt werden mußten, weil alle Beteiligten wohl von dem riesigen Erfolg der Kampagne überrollt wurden. Plötzlich floß das Geld in rauhen Mengen (überspitzt gesagt, mir ist schon klar, dass sich André jetzt keinen zweiten Mercedes in die Garage stellt
), die Finanzierung war in weniger als 24 Stunden unter Dach und Fach, und die Ziele wurden beinahe im Tagesrhythmus erreicht. Klar muß man da überlegen, was man den Fans an neuen Belohnungen präsentiert. Die Frage ist nur: War der Umfang des Erfolgs tatsächlich nicht absehbar? Immerhin waren von Beginn an Ziele bis 50.000 € definiert, ein wenig wurde also schon in diese Richtung spekuliert (ich unterstelle auf keinen Fall, dass die Idee "Kommt, lasst uns die Deluxe-Fassung vom Kompendium bei 50.000 ansiedeln, das erreichen wir sowieso nie" irgendwie im Spiel war). Der Gedanke "Was machen wir eigentlich bei 60.000 €??" hätte einem also durchaus zumindest im Ansatz kommen können.
Schauen wir uns die zusätzlichen Ziele mal genauer an:
Bei 55.000 € wurde einfach mal "Wir übersetzen die Werwolf: Die Apokalypse Jubiläumsausgabe + Quellenbücher" eingeschoben. Pardon my English, aber was'n Bullshit
! Ich spiele seit fast 20 Jahren "Vampire", ich habe in dieser Zeit nicht eine einzige Partie "Werwolf" gespielt, weil mich das Spiel schlicht nicht interessiert. Was kümmert es mich also bei einem
V20-Crowdfunding, ob "Werwolf" auf deutsch rauskommt oder nicht. Nennen wir es (schon wieder) eine Verlegenheitslösung, und eine - böse gesagt - echt verlogene noch dazu: Lesen wir mal die Beschreibung genauer:
"Wir bringen die Jubiläumsausgabe von Werwolf: Die Apokalypse auf Deutsch heraus. Das Veröffentlichungsmodell wird analog zur Vampire-Veröffentlichung gestrickt, also die normale Ausgabe kommt in den Laden. Für die Deluxe- und Edelausgaben wird es ein eigenes Crowdfunding geben. Das wird neben dem Grundregelwerk noch die folgenden Bücher umfassen:
The Skinner SAS
W20 Changing Breeds
W20 Rage Across the World
W20 Book of the Wyrm"
Oh, kommt schon, Leute! Bei jeder Gelegenheit steht das Thema im Raum, dass CCP ein gelinde gesagt schwieriger Verhandlungspartner hinsichtlich der Lizenzen sei; ich weiß aus erster Hand, dass die Verhandlungen für V20 lange, sehr lange gedauert haben. Und dann wird locker flockig in den Raum gestellt "Wenn ihr uns durch Unmengen Geld zeigt, wie interessiert ihr an der Jubiläums-WoD seid, dann bringen wir auch Werwolf raus, und ausserdem noch dieses und jenes und noch ein Quellenbuch". So etwas wirkt nicht sehr glaubwürdig, wenn - wie wir gleich noch sehen werden - CCP bei jeder Kleinigkeit querschießt. Sowas schreibt man nur, wenn man die Lizenz ohnehin schon mehr oder weniger in der Tasche hat, sonst steht man nämlich sehr schnell als der dumme August da.
Ich glaube, hier wäre weniger mehr gewesen, W20 als Ziel einzubauen war in meinen Augen taktisch mehr als unklug.
Bei 65.000 €:
"Wir erwerben die Lizenz für den Storyteller-Abenteuer-System-Leitfaden und stellen ihn allen Vampire-Fans auf Deutsch als kostenlosen PDF-Download zur Verfügung." Zwei Kritikpunkte: 1.
"wir erwerben die Lizenz...", und zwar bei CCP, mit denen in Lizenzangelegenheiten zu verhandeln eine wahre Freude ist. 2.
"...und stellen ihn allen Vampire-Fans auf Deutsch als kostenlosen PDF-Download zur Verfügung." Ich hab schon in der Kommentarfunktion auf der Crowdfunding-Seite genölt: Wenn die Fans Ulisses einen Sack Geld hinstellen, dann sollten Stretchgoals in erster Linie auch diesen zahlenden Fans zugute kommen. Natürlich hat André recht wenn er (sinngemäß) sagt, dass etwas Gutes ja nicht dadurch schlecht wird, weil es alle bekommen. Und die zahlenden Fans bekommen ja auch eine Druckversion davon (was mir persönlich eh lieber ist). Trotzdem hatte dieses Ziel für mich das, was in meiner schwäbischen Heimat ein "G'schmäckle" genannt wird.
Ob der SAS-Leitfaden ein hochwertiges Ziel ist oder nicht kann ich noch nicht beurteilen, ich hab das engl. Original noch nicht gesehen; es klingt auf alle Fälle nicht uninteressant, bin wirklich gespannt, was uns da erwartet.
Bei 80.000 €:
" Wir erstehen die Lizenz für den V20-Erzählerschirm und schenken jedem Unterstützer [...] ein Exemplar." Zu der Sache mit der Lizenz muß ich, glaube ich, nicht mehr viel sagen (auch wenn sie in diesem speziellen Fall doch noch interessant wird). Ansonsten war ich schon (positiv) überrascht den Spielleiterschirm als Ziel zu sehen, der laut Andrés Kommentar vom 09.04.
"mit nicht unerheblichen weiteren Lizenzgebühren verbunden und in der Produktion sehr teuer" ist und eigentlich nicht vorgesehen war. Klasse, dass das doch noch gestemmt werden konnte!
Bei 90.000 € hätte es dann die Deluxe-Version des Erzählerschirms (coooool!!), bei 100.000 noch einen Schuber geben sollen. Leider platzte dann aber die erste Bombe: CCP macht heftigste Probleme wegen verschiedenster Stretchgoals bzw. dem Aussehen der Bücher
. Was erstmal bedeutete, dass der Deluxe-Erzählerschirm wie auch der Schuber erledigt war. Interessant fand ich in der Erklärung aber die Passage
"Die Pappvariante [des Erzählerschirms] ist meiner Ansicht nach mit der Lizenz verbunden und sollte darum gesichert sein." Mit welcher Lizenz denn? Etwa mit der, die bei 80.000 € noch explizit erstanden werden sollte?
André hat, in der Kommentarfunktion nach seinen learnings [sic] gefragt, geantwortet:
"Mein Hauptlearning ist: Abnahme fertige Crowdfunding-Seite mit beschriebenen Produkten ist nicht gleich Abnahme der beschriebenen Produkte. Ich werde in Zukunft jedes einzelne Produkt separat beschreiben und nicht eher ankündigen, bis ich vom Lizenzgeber eine direkte und eindeutige Abnahme dieses einen Produkts bekommen habe. Außerdem werde ich die Planung von Dingen wie LARPs und Releasepartys 6-8 Wochen vorher anstoßen. Das gleiche gilt für die Dummy-Produktion." Das klingt wirklich wie eine ganz ausgezeichnete Idee...
Damit kommen wir nämlich zum großen Klops der Kampagne. Es gibt kaum eine Möglichkeit, das Folgende höflich zu sagen, ich bemühe mich dennoch so gut ich kann: Wie naiv kann man denn sein, einem lizenzrechtlich extrem schwierigen Verhandlungspartner wie CCP nur den Internetauftritt für die Crowdfunding-Kampagne vorzulegen und dann zu glauben, damit seien auch alle abgebildeten Produkte abgesegnet
? Insbesondere, wenn es nur
Platzhalter-Abbildungen für die Deluxe- bzw. Edelausgaben der Bücher gibt? Ich meine, ich als Fan habe nur paar Nächte über der Entscheidung gebrütet, ob ich wirklich so viel Geld für die Edel-Ausgabe des GRWs ausgeben will (und kann); der Umstand, dass es nur eine sehr grobe Beschreibung gab, hat mich da nicht abgeschreckt, weil ich einfach blind darauf vertraut habe, dass da was Tolles bei rauskommt (auch wenn man im Nachhinein sagen muß, dass es irgendwie symptomatisch war, dass die Aktion startete, obwohl selbst Ulisses scheinbar keine konkrete Vorstellung davon hatte, wie die fertigen Produkte tatsächlich aussehen würden). Aber wir reden hier über CC-motherfucking-P!! Über die Firma, die es, wie wir schmerzlich erfahren mußten, nicht mal ohne weiteres zuläßt, dass man verbesserte Versionen ihrer lizenzrechtlich bereits abgesegneten Produkte auf den Markt wirft (sei es die Edel-Version des GRWs, sei es die Deluxe-Fassung des Erzählerschirms). Mit so einem Unternehmen auf diese Weise umzugehen ist im besten Fall naiv, im schlimmsten Fall grob fahrlässig
!
Ich kann mich leider nicht des Eindrucks erwehren, dass Ulisses (ich will es hier nicht allein an der Person von André festmachen, zu so etwas gehören immer mehrere) nicht so recht wußte, wie das Projekt angegangen werden soll, was dazu führte, dass man das Ganze überstürzt und voreilig in Gang setzte, obwohl noch gar nicht alle Unwägbarkeiten aus der Welt geschafft waren; ich reite jetzt einfach mal auf den fehlenden Dummies rum; es dauert für einen erfahrenen Buchbinder nicht extrem lange, etwas in der Art der Deluxe- oder Edelversion herzustellen. Ein Dummy wäre eigentlich absolut zwingend notwendig gewesen, bevor man den Startschuß hätte geben dürfen (CCP war wohl der gleichen Meinung). Selbst wenn am Ende unter der Abbildung ein unverbindliches "Abb. ähnlich" gestanden und die Beschreibung die möglichen späteren Abweichungen von der Abbildung aufgelistet hätte, wäre das immer noch seriöser gewesen als einfach mal einen Platzhalter zu präsentieren und die Unterstützer dann ewig zu vertrösten. So wirkte das Ganze, als sei man am 02.04. überhaupt erst auf die Idee gekommen, einen Buchbinder zu suchen und einen Dummy in Auftrag zu geben.
Vielleicht noch ein Wort zu CCP:
Ich verstehe es einfach nicht.
Okay, das waren jetzt fünf Worte, dann kann ich genausogut noch ein paar dranhängen...
Für mich als Fan/Käufer der WoD ist das Geschäftsgebaren von CCP offengestanden in keinster Weise nachvollziehbar. Zwar finde ich es prinzipiell eine gute Politik, nicht alles lizenzrechtlich abzunicken, um einen gewissen Qualitätsstandard zu garantieren. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber was spricht dagegen, wenn ein auf dem Rollenspielsektor erfahrener und etablierter Verlag wie Ulisses Produkte im Angebot hat, die es in dieser Form vielleicht nicht beim englischen Original gibt, die aber auf alle Fälle qualitativ hochwertig, vielleicht sogar noch besser als das Original sind (siehe, wie an anderer Stelle erwähnt, Edel-Ausgabe, siehe Deluxe-Schirm)? CCP könnte doch im Gegenteil glücklich sein, dass jemand die Lizenz so ernst nimmt und sich die Mühe macht, ein richtig, richtig gutes Produkt auf den Markt zu bringen. Über anderes Beiwerk kann man geteilter Meinung sein; Lesezeichen oder T-Shirt muß nach meinem persönlichen Empfinden nicht zwingend sein. Aber einem Spiel, das auf der Verwendung von W10 basiert, ein Würfelset mit vielleicht 10W10 beizulegen, das womöglich sogar noch entsprechend gestaltet ist (grün marmoriert in Anlehnung an das Cover, ein Ankh auf der 10), finde ich jetzt nicht abwegig. Wenn der Charakterbogen als pdf vom Lizenznehmer veröffentlicht werden darf, warum dann nicht auch ein ausfüllbares pdf? Und eine luxuriöse Ausgabe des Regelbuchs durch einen zusätzlichen Schuber aufzuwerten klingt für mich ebenfalls wie eine gute Idee und beweist doch um so mehr die Wertigkeit, die Verlag und Käufer dem Produkt beimessen.
Ich für meinen Teil werde in unserer Chronik (die in Chicago spielt) vermutlich in Kürze einen multinationalen Konzern namens Chicago Consolidated Power (kurz: CCP) einführen, einen bösen Strippenzieher im Hintergrund, gegen den Pentex wie ein harmloser Tante-Emma-Laden wirkt. Irgendwie muß man seinen Ärger ja verarbeiten...
Die Verhandlungen bis zur Lizenzvergabe an Ulisses waren bestimmt nicht leicht, und die Verhandlungen der letzten Wochen waren mit Sicherheit die Hölle, deswegen möchte ich auch an dieser Stelle nochmal deutlich sagen: Danke, Ulisses, und danke, André, für das, was da an dieser Stelle geleistet wurde!!
Ausgehend von diesem Dankeschön möchte ich auch einen anderen Punkt noch positiv hervorheben: Die Informationspolitik von Ulisses bzw. André. Wenn's was Neues gab, war man sehr zeitnah und umfassend informiert, wurden Fragen gestellt, wurden diese schnell beantwortet, kurz: Ich hatte während der gesamten Kampagne das Gefühl, über alles auf dem Laufenden zu sein. Selbst als die schlechten Nachrichten hinsichtlich der gestrichenen Ziele eintrudelten, gab es kein Herumdrucksen, keine Ausreden, kein Vertrösten (und jeder, der schon mal schlechte Nachrichten von diesem Ausmaß hat verkünden müssen, weiß, dass das weiß Gott keine leichte Sache ist)
.
Um auf mein Fazit zurückzukommen: Es hätte so schön sein können. Wenn gewisse Dinge (insbesondere lizenzrechtlicher Art) bereits im Vorfeld geklärt worden wären, wäre die Kampagne durchgelaufen wie ein Uhrwerk, alle hätten Konfetti geworfen, die Champagnerkorken knallen lassen und Rosenblüten auf Andrés Weg gestreut. Statt dessen, das wollen wir einfach mal festhalten, wurde eine Edel-Ausgabe angekündigt und mußte ersatzlos gestrichen werden, ein Block mit Charakterblättern wurde als Stretchgoal versprochen und wurde buchstäblich im letzten Moment wieder gecancelt (was nicht ganz so dramatisch war), ebenso ein Deluxe-Erzählerschirm und ein Schuber (das war schon dramatischer). Das hinterläßt einfach ein gewisses ungutes Gefühl, einen schalen Nachgeschmack, trotz all der erzielten Erfolge (die ja unbestreitbar sind). Es spricht aber auf alle Fälle für André, dass er bis zuletzt gekämpft hat, um doch noch ein symbolisches Ziel für alles jenseits der 80.000 hinzubekommen (manch anderem wäre bei solchem Gegenwind sicher irgendwann die Kraft ausgegangen); der Kunstband mag nicht jedermanns Sache sein, ich persönlich finde ihn als Ziel interessanter als den Charakterblatt-Block, um so mehr als das Buch tatsächlich ein Crowdfunding exclusive ist und anderswo nicht zu haben sein wird.
Nicht zuletzt dieser Einsatz hat die Kampagne, die spätestens seit dem Einspruch von CCP eigentlich alle Zutaten für eine veritable Katastrophe hatte, doch noch zu einem Erfolg werden lassen (vielleicht ist die Sache mit den Rosenblüten ja doch noch nicht aus der Welt...
).
Wie geht's jetzt weiter? Kommt zunächst mal auf Ulisses an. Bleibt's, wie von mir befürchtet, bei einem Strohfeuer (das dennoch schwer heilbaren Schaden verursacht, weil V20 dann wieder in der Versenkung verschwindet bzw. eine Kuriosität im Portfolio von Ulisses bleibt)? Oder bleibt der Verlag jetzt am Ball und sorgt dafür, dass in akzeptablen Intervallen (von vielleicht einigen Monaten, auf keinen Fall aber erst in einem bis anderthalb Jahren!) neues Material nachkommt? Wir können es nur hoffen. Andrés Kommentar auf eine entsprechende Nachfrage läßt durchaus den Weg in beide Richtungen offen:
"Nein, die restlichen V20 Bücher sind nicht vom Tisch. Sie sind aber auch noch keine sichere Nummer."
Ich denke, mit den nächsten Quellenbüchern steht und fällt sehr viel. Wenn die Bücher (so sie denn überhaupt erscheinen) einfach so, in gewöhnlichen Ausgaben, auf den Markt kommen - schön. Kauf ich. Wenn es wieder eine Crowdfunding-Geschichte wird (und das hoffe ich trotz der Ereignisse der letzten Wochen durchaus, weil ich auf Sonderausgaben von Vampire-Büchern echt stehe!)... dann darf beim nächsten mal nichts, aber wirklich gar nichts schief gehen!
Auf jeden Fall freue ich mich jetzt erst mal auf ein trotz allem richtig fettes Deluxe-Paket!
Wie André so schön geschrieben hat: Die Dunkelheit kehrt verdammt noch mal nach Deutschland zurück!
Ich möchte hinzufügen: Und das verdammt noch mal mit aller Macht!
Hoch die Tassen!!