Oder eure Ideen, Meinungen und Kritiken, falls keine Erfahrung da ist?
Erfahrung mit dem Einsatz von Tokens habe ich im Bereich Pen & Paper gar keine.
Ohne das ganze je in der Praxis getestet zu haben, gefällt mir die Idee aber richtig gut.
Bei vielen anderen Brett-, Karten-, Würfel- und anderen Gesellschaftsspielen wird ja häufig auch reger Gebrauch davon gemacht.
Ob es sich dabei nun um Glasperlen, Spielgeld, Pokerchips, Pappmarken in Herzchen-Form oder was-auch-immer handelt.
Dafür dass das nicht auch beim Pen & Paper Rollenspiel funktionieren sollte, sehe ich so auf die Schnelle keinen vernünftigen Grund.
Vorteile
Dafür sehe ich bei der Token Variante jede Menge Vorteile.
Langlebigkeit
Besonders deutlich bei Spielwerten, die sich im Verlauf eines Spielabends zwar rasch ändern können, sich aber zu Beginn jeder Sitzung wieder komplett auffrischen. Also so etwas wie Edge-/Karma-Pool bei Shadowrun z.B. Ausdauerpunkte, etc.
Hier könnte man sich die lästige Radieren-und-Neu-Eintragen Operation, die mir vor allem aus dem Grund ein echter Dorn im Auge ist, weil man damit jedes noch so schön gestaltete Charakterblatt über kurz oder lang komplett ruiniert, komplett sparen.
Aber auch bei Spielwerten, über deren aktuellen Stand auch bis zur nächsten Sitzung Buch geführt werden muss, könnte man die Lebensdauer des Charakterblatts - wegen seltener Aktualisierungen vermutlich beträchtlich erhöhen.
Zeitersparnis
Auch in Sachen zeitlicher Aufwand verspreche ich mir von der Token-Variante eine deutliche Ersparnis.
Besonders bei Spielern, wie mir, die wegen nicht immer vorhersehbarer kleinerer Unfälle mit Speisen, Flüssigkeiten, etc. am Spieltisch ihr Charakterblatt auch am Spieltisch in einer Prospekthülle aufbewahren, entfallen zu Radiergummi Suchen, Sitznachbar fragen, ob der ihn vielleicht gesehen hat, alten Wert entfernen, selbe Operation für den Bleistift und neuen Wert Eintragen zudem die Operationen Charakterblatt aus der Hülle ziehen und nach vollendeter Aktualisierung wieder in die schützende Hülle stopfen.
Anschaulichkeit
Ein weiterer Vorteil der Token-Variante als Lösung für das Buchhaltungs-Problem betrifft die intuitive Anschaulichkeit.
Halte ich z.B. die Gesundheitspunkte meines Charakters mit einer Anzahl physischer Objekte fest, so vermittelt mir bereits die Größe des Vorrats einen recht guten Eindruck davon, wie es um meinen Charakter steht.
Zugegeben - natürlich nicht ganz so präzise, wie der nackte Zahlenwert.
Aber auch das kann man aus dem Blickwinkel Immersion betrachtet ja zugleich auch als Vorteil sehen. Denn wer kann schon von sich behaupten anstelle eher schwammiger Angaben wie "echt prima", "geht so", "total mies", etc. hier stets einen exakten Zahlenwert angeben zu können.
Alternativen
Wie Du der obigen Analyse eventuell bereits entnommen hast, handelt es sich bei dem Problem Buchführung über sich häufig ändernde Spielwerte um eines, das für meinen persönlichen Geschmack mit dem Radieren-und-Neu-Eintragen Verfahren nicht gerade optimal gelöst ist.
Hier eine Reihe anderer Alternativen als die Token-Variante für das Buchhaltungs-Problem, mit denen ich aus diesem Grund bereits gearbeitet hatte.
Vielleicht ist ja für den ein oder anderen Sonderfall, wie die die im Eingangspost genannten Spielwerte mit unhandlich großem Wertebereich auch für Dich etwas dabei.
Vom Magic spielen bin ich das mit den Tokens hantieren ja eh schon gewohnt.
Option 1: Life Counter
Ebenfalls von Magic übernehmen kann man die "Lifecounter" Geschichte.
Für Nicht Magic-Spieler hier ein knapper Erklärungsversuch:
Um über einen Spielwert "Lebenspunkte" im Bereich von 1 bis 20 Buch zu führen, verwenden Magic-Spieler nicht selten einen 20 seiteigen Würfel (W20).
Dieser wird dann so auf den Tisch ausgerichtet, dass die nach oben zeigende Fläche den aktuellen Stand des Zählers angibt.
In der W20-Variante ist das ganze für das Pen & Paper Rollenspiel nur äußerst bedingt geeignet.
Die richtige Fläche zu finden, die man bei einem Update nach oben drehen muss, ist meist nur nach längerer Suche ausfindig zu machen.
Schummrigere Lichtverhältnisse beim P&P als bei der Magic-Partie machen das Ganze nicht wirklich besser.
Gut einsetzbar ist die Wüfel-als-Zähler Variante bei Werten im einem Bereich von 1 bis 6. Die gewünschte Fläche findet man hier im Handumdrehen.
Auch ist es dabei von Vorteil einen möglichst großen Würfel zur Hand zu haben.
Im Idealfall den richtig (!) dicken Klumpen ab 4cm Kantenlänge, den man zum Würfeln ohnehin nicht gescheit verwenden kann.
Nicht nur der besseren Lesbarkeit ist eine hohe Kantenlänge zuträglich, sie reduziert zugleich auch die Gefahr den Würfel am Spieltisch versehentlich umzuschubsen.
Wogegen selbst der klobigste Würfel bei dieser Variante nicht schützt, ist ein Fallen aus dem gültigen Wertebereich: x Werte kann ein x-seitiger Würfel repräsentieren - danach ist Feierabend.
Option 2: Schmierzettel
Ein echter no-brainer ist die nächste Variante.
Einfach den aktuellen Stand schnell veränderlicher Spielwerte wie Kontostand, Mana-Punkte, Ausdauer, etc. auf einem separaten Zettel festhalten.
Hier kann bei einem Update den alten Wert ganz einfach munter streichen und durch den aktuellen Wert ersetzen.
Besonders nützlich bei großen Zahlenwerten, wie XP, Kontostand, XP, etc.
Im Kopf nur schwer zu berechnende Summen und Differenzen können hier vor dem Streichen von altem und zu verrechnenden Wert, mit dem aus der Schule bekannten schriftlichen Rechenverfahren bestimmt werden.
Dieses Variante ist - je nach eigener Disziplin - genauso nützlich wie unbrauchbar.
Schmierzettel ist eben Schmierzettel und so kommt es trotz aller guten Vorsätze nicht selten vor, dass sich der aktuelle Spielwert nach längerer Spielpause ganz ohne einen Graphologen zu Rate zu ziehen, kaum korrekt bestimmen lässt.
Auch besteht bei dieser Variante die Gefahr, dass der Schmierzettel - weil separat gehalten - bei der nächsten Sitzung ganz einfach gar nicht mehr auffindbar ist.
Vermeidbar ist dieses Problem bei Verwendung oben genannter Prospekthüllen als Schutz für den Charakterbrief. Hier einfach nach abgeschlossener Sitzung den Schmierzettel mit in die Prospekthülle stecken - fertig.
Option 3: Zustands-Liste
Bei Werten, die (voraussichtlich) über längere Zeiträume hinweg monoton steigen, bzw. fallen, recht nützlich sein, kann das folgende Verfahren, die man je nach persönlichem Geschmack gleich in zig Variationen einsetzen kann.
Die Grundidee ist dabei aber stets die selbe: Halte auf dem Charakterblatt oder einem separaten Bogen eine Liste aller Zustände vor, die der Spielwert, über den Buch geführt werden soll, annehmen kann.
Welche konkrete Repräsentation für die einzelnen Zustände verwendet wird, ist dabei für das Verfahren komplett Wurst. Gängige Varianten sind Zahlenreihen, wie sie z.B. bei Cthulhu für Werte wie Geistige Stabilität, etc. zum Einsatz kommen, oder Kästchen wie sie z.B. bei den Zustandsmonitoren von Shadowrun verwendet werden.
Der aktuell gültigen Wert der Zustands-Liste wird dann ganz einfach auf dem Blatt markiert.
Sind die Zustände der Liste dabei linear angeordnet, bietet sie in Sachen intuitive Anschaulichkeit den selben Vorteil, wie die Token-Variante.
Bereits der "Füllstand" der Liste verschafft einen recht guten Eindruck davon, wie gut oder wie schlecht es um die aktuelle Ausprägung des Spielwerts bestellt ist.
Variante 1:
Mit Papier und Stift lässt sich das z.B. bewerkstelligen, indem man ein Kringel um den aktuellen Wert zeichnet und eventuell vorhandene Kringel um nun nicht mehr aktuelle Werte streicht. Erst wenn ein bereits gestrichener Wert nun doch wieder als aktueller markiert soll, muss man der Liste mit einer weiteren Operation Lösche-Streichung(en) zu Leibe rücken.
Die meisten Änderungen sind - wie Eingangs erwähnt über längere Zeiträume hinweg monotone Veränderungen vorausgesetzt - somit recht flink vorgenommen.
Erst beim Rücksetzen der Markierungen wird ein wenig mehr Zeit benötigt.
Auch nutzt sich das (Charakter)blatt dabei sehr viel langsamer ab, als bei der klassischen aktueller Wert stets an der selben Stelle.
Variante 2:
Alternativ zur Variation Papier und Bleistift, kann man bei einem in Prospekthülle eingetüteten Charakterblatt die nötigen Markierungen auch mit einem Filzstift auf Hülle vornehmen und sie bei der Markierung-Löschen Operation wieder abwischen.
Bis zur nächsten Spielsitzung festhalten lassen sich Werte - anders als bei Papier und Bleistift Variante - allerdings nicht.
Variante 3:
Ist es nicht nötig veränderte Spielwerte bis zur nächsten Sitzung festzuhalten, bietet sich schließlich noch eine dritte Variante an.
Bei genügend großen Zustands-Feldern der Liste genügt es nämlich auch den aktuellen Stand mit einem Token (z.B. einem W6) zu markieren und ihn auf der Zustands-Leiste auf und ab zu schieben.