AW: The Shield (Season 1 bis 2.5)
Und was tut man gutes daran die Figur zu verdammen statt sie anzunehmen?
Hier geht es ja nicht um einen realen Mordfall oder die grundsätzliche Frage ob sich Polizisten so verhalten dürfen oder sollten. Sondern um Immersion. Und die verbaut man sich selbst wenn man anfängt aufgesetzte moralische Urteile zu fällen.
Also das halte ich ja für durch und durch falsch. Das Verurteilen einer Figur mit Immersionsminderung gleichzusetzen, macht nur Sinn wenn du den Protragonisten immer als Identifikationsfigur voraussetzt. Wie nah man sich an der Hauptfigur bewegt, d.h. wie stark die Empathie und die Identifikation ist, wirkt sich zumindest bei mir nur selten auf die Immersion aus. (Wobei ich die Figuren bei Sin City so abstoßend und billig konzipiert fand, dass mich das auch abgestoßen hat. Aber die Geschichten in denen es mir so ging, kann ich an einer Hand abzählen.)
SoK hat ja The Godfather bereits erwähnt. Nur weil die Geschichte von einer bestimmten Figur handelt, muss man sich nicht auf die Seite der Figur stellen, um in die erzählte Geschichte einzutauchen. Das ist sowohl bei den großen Shakespeare-tragödien so wie auch bei Comics wie Watchmen.
The Shield geht meiner Meinung sogar noch ein Stück weiter, weil man oft zwischen Mitleid und Gerechtigkeitssinn hin und her pendelt, wenn die Figuren irgendwann ihre "Strafe" bekommen bzw. mit den Konsequenzen ihres Handelns leben müssen.
Aber andererseits bin ich auch eher Pragmatiker als Moralist.
Wie ich bereits sagte... Pragmatismus wird in dieser Serie mit Amoralität gleichgesetzt. Die ganzen Rationalisierungen mit denen Vic daherkommt, sind alles nur Ausreden. Vic hat keine Werte, die er nicht gewillt wäre zu verraten, um seinen Hals zu retten. Der Unterschied zu Shane ist nur, dass Vic geschickt und clever genug ist, um sich selbst zu belügen.