Rezension [T-Rezi] Doctor Who – Staffel 5.1

Caninus

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Doctor Who – Staffel 5.1


Science-Fiction-Serie für die ganze Familie [T-Rezi]


"Doctor Who" ist einfach Kult, jedenfalls in England. Aber auch in heimischen Breitengraden schart die Serie immer mehr Fans um sich. Dank der Ausstrahlung im deutschen Bezahlfernsehen (FOX) spricht der Doktor auch wieder deutsch und ist, ohne Umwege über UK-Händler, auch in Deutschland käuflich zu erwerben. Polyband sei Dank.

Dabei hat sich FOX dazu entschieden "Doctor Who" mit der fünften Staffel (die fünfte Staffel des Reboots, wohlgemerkt) wieder ins Rennen zu schicken. Das bedeutet für deutschsprachigen Fans leider, dass einige der vorherigen Staffeln (mit dem grandiosen David Tennant als Doktor) noch fehlen. Eine Lücke, die - hoffentlich - bald gefüllt wird. Glücklicherweise setzt die elfte Inkarnation des Doktors keinen Handlungsbogen fort, sondern beginnt einen neuen.

In der Hauptrolle ist diesmal Matt Smith zu sehen, dessen Äußeres alleine schon skurril genug ist, der dazu aber noch einen kauzigen und verspielten Doktor präsentiert. Noch immer voller Tatendrang, voller Abenteuerlust, aber auch ein wenig kindlicher. Immerhin ist "Doctor Who" eine Familienserie und da passt das alles wunderbar.

An der Seite des Doktors haben wir auch eine neue Companion. Fans wissen, dass der Doktor immer jemanden an seiner Seite hat, wenn er durch Raum und Zeit reist. Immerhin ist der Doktor der letzte der Timelords und er braucht die Gesellschaft. Einsamkeit liegt ihm nicht, nein. Da kommt die kleine Amelia Jessica Pond gerade recht, die dem Doktor erst als Kind begegnet und sich ihm Jahre später als Companion (Vertraute, Begleiterin) anschließt. Die kleine Verzögerung geschieht übrigens unfreiwillig, aber der Doktor ist halt ein miserabler Pilot. Vor allem kurz nach der Regeneration.

Staffel fünf startet also mit einem brandneuen Doktor, mit einer brandneuen Story und einer brandneuen Companion, die mit Karen Gillan hervorragend besetzt ist. Erneut gelingt es den Machern neue Akzente zu setzen und dabei beliebte und geliebte Elemente der Serie und der Charaktere beizubehalten.

"Doctor Who – Staffel 5.1" beinhaltet nun die erste Hälfte der fünften Staffel. Das sind sieben Episoden, verteilt auf zwei Blu-rays. Die dritte Disc ist ganz dem Bonusmaterial gewidmet, das mit mehr als 140 Minuten daherkommt und viel tolles Material bietet. Dazu gehören die Doctor Who Confidentials (also der Blick hinter die Kulissen für jede einzeln der Folgen), Monster-Akten zu den Daleks und den weinenden Engeln, zwei Videotagebücher und zusätzliche Szenen zur ersten und fünften Episode. Zu vier Folgen der ersten Staffelhälfte gibt es auch noch Audiokommentare, die sich natürlich auf den jeweiligen Discs befindet. Das Bonusmaterial wird durch ein kleines Booklet abgerundet, das nochmal weiterführende Informationen und einen Blick auf die Produktion der Box enthält. Für Fans der Serie also massig Material, um gänzlich in die Serie eintauchen zu können. Immerhin trägt die Box auch den Zusatz „Fan-Edition“.

"Fünf vor Zwölf" (The Eleventh Hour), "Der Sternenwal" (The Beast Below), "Sieg der Daleks" (Victory of the Daleks), "Zeit der Engel" (The Time of Angels (1)), "Herz aus Stein" (Flesh and Stone (2)), "Die Vampire von Venedig" (The Vampires of Venice), "Amys Entscheidung" (Amy's Choice) - das sind die enthaltenen Episoden.

Der Einstieg des neuen Doktors mit "Fünf vor Zwölf" ist dabei besonders stark und zeigt, was Matt Smith zu bieten hat. Vor allem die Szene auf dem Krankenhausdach ist der Kracher und lässt Kenner der alten Folgen Freudentränen in die Augen schießen. Hier zeigt sich allerdings auch das ganz große Problem des Doktors im Deutschen.

Zum Einen spiegelt die Übersetzung des Titels nicht ansatzweise das Original wieder (allgemein ein deutsches Problem bei Serien und Filmen) und setzt die Synchronisation erneut auf das höfliche "Sie" in der Anrede. Bis zu einem bestimmten Punkt sicherlich vertretbar, aber schlussendlich sollten die Charaktere irgendwann einmal zum persönlichen "Du" übergehen. Zwar ist "Doktor" auch ein Titel und per se mit "Sie" richtig angesprochen, aber tatsächlich kennt auch das Deutsche den Einsatz von Titeln mit einem kameradschaftlichen "Du". Jedenfalls den älteren Generationen dürfte das bekannt sein. Allerdings ist ein zu höflicher "Doctor Who" besser als gar kein "Doctor Who". Da die Stimmen ziemlich gut passen und sich die Sprecher hörbar Mühe geben, ist das natürlich Jammerei auf hohem Niveau. Zuschauer mit guten Englischkenntnissen können auch auf die englische Tonspur zugreifen, die - wie die deutsche Tonspur - in DTS-HD 5.1 vorliegt. Das ist Service am Kunden und macht es so viel einfacher, die Blu-ray-Box in den Warenkorb zu legen.

Nach dieser kleinen Unannehmlichkeit, richtet sich der Fokus nun auf die einzelnen Episoden. Wie geschrieben, bietet "Fünf vor Zwölf" einen starken Einstieg und beginnt einen neuen, staffelübergreifenden Handlungsbogen. Der wird mal mehr und mal weniger von den folgenden Episoden aufgenommen. Manchmal könnte er auch unter den Tisch fallen und wirkt leicht aufgesetzt, wie in "Der Sternenwal". Auch hier das Problem, dass der deutsche Titel den englischen Sinn verfehlt.

Nach einer obligatorischen Zweiten-Weltkriegsfolge und gleichzeitig auch dem üblichen (meist ersehnten) Auftritt der Daleks, wird den weinenden Engeln eine Doppelfolge spendiert. Die weinenden Engel sind Feinde des Doktors, die bei David Tennant vorgestellt wurden (Staffel 3, Folge 10, „Blink“). Nun hat auch Matt Smith als Doktor mit ihnen zu schaffen und die liebe Amy bekommt arge Probleme mit den Engeln. Die Doppelfolge ist sehr unterhaltsam, kann aber bei Kennern der Serie einen üblen Beigeschmack hinterlassen. Denn im Gegensatz zu ihrer Premiere in der Serie, wurden die Engel nun verändert und haben doch ein wenig an ihrem Biss verloren. Schade.

Allgemein zeichnet sich die fünfte Staffel dadurch aus, dass es am rechten Biss mangelt. Witzigerweise reißt das die Folge "Die Vampire von Venedig" wieder heraus und zeigt, was alles in der Serie steckt. Aber an die vergangenen vier Staffeln kommt Smith nur mühsam heran. Stellenweise laufen ihm Karen Gillan und Arthur Darvill sogar den Rang ab. Amy ist einfach eine tolle Companion und Gillian weiß ihre Rolle mit Leben zu füllen. Hilfreich ist dabei sicherlich auch ihr Aussehen, aber auch Arthur Darvill. der spielt nämlich Rory, Amys tollpatschigen, aber liebevollen Verlobten. Und Rory rutscht im Laufe der Handlung langsam in die Position eines zweiten Companions, der sich allerdings den Respekt des Doktors noch verdienen muss. Dabei ist der Kontrast zwischen Amy und Rory einfach hinreißend. Der Doktor ist dabei das Salz in der Suppe und so kommt es auch auf der emotionalen Schiene zu grandiosen Augenblicken. Das ist vor allem in "Amys Entscheidung" der Fall. Ein grandioses kleines Finale, wie es heute ja gerne in Produktionen eingesetzt wird und zu Zeiten des letzten großen Autorenstreiks aus den USA herübergeschwappt ist. Ob dieser Einfluss von Vorteil ist, wird sich noch zeigen müssen.

"Doctor Who – Staffel 5.1" knüpft jedenfalls an die tollen Staffeln der Vergangenheit an. Allerdings hat David Tennant seine Spuren hinterlassen und die Serie maßgeblich geprägt. Die neuen Drehbücher kommen da nur selten heran, sind aber noch immer hervorragend geschrieben und umgesetzt. Smith wird sicherlich seinen Weg finden, zumal er Gillan und Darvill an seiner Seite weiß. Schauspielerisch ist dieses Trio jedenfalls erstklassig, allein die Geschichten lassen noch ein wenig zu wünschen übrig.

Die Aufmachung der Box ist dagegen mehr als gelungen. Das Blau der Blu-ray Verpackung wird schön aufgenommen und ist in die Gestaltung mit eingeflossen. Diese befindet sich wiederum in einem schmalen Pappschuber.

Bild und Ton kommen in HD-Qualität daher und punkten in allen Bereichen - passender Bildschirm und Soundanlage vorausgesetzt. Ehrlicherweise ist es sogar so, dass die fünfte Staffel vor allem durch ihre Präsentation in HD gewinnt und noch einige Bonuspunkte einfährt. Die Produktion spielt nämlich gekonnt mit der HD-Technik und präsentiert Kostüme und Kulissen besonders prächtig, ebenso den satten Sound, kombiniert mit einem flotten und modernen Grundthema. Erstklassig!

Am Ende ergibt sich für "Doctor Who – Staffel 5.1" ein sehr positives Resultat. Die neue Staffel hat zwar kleinere Anlaufschwierigkeiten und die deutsche Bearbeitung hätte einen Tick liebevoller sein können, aber schlussendlich präsentiert sich hier der Einstieg in unendliche Abenteuer durch Raum und Zeit, nach Wahl in Deutsch oder Englisch. Top!

Copyright © 2012 by Günther Lietz, all rights reserved
Diese Rezension erschien ebenfalls auf Taysals WebBlog und Filmbesprechungen.de.

Doctor Who – Staffel 5.1

UK 2010
Länge: ca. 320 Minuten; Bonusmaterial: ca. 145 Minuten
Freigabe: ab 12 Jahre

Bild: 16:9 (1.78:1), FullHD 1080
Sprachen: Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Englisch, Deutsch

Regie: Euros Lyn, Toby Haynes, Richard Clark, Adam Smith, Jonny Campbell, Andrew Gunn, Catherine Morshead, Ashley Way
Buch: Steven Moffat, Mark Gatiss, Toby Whithouse, Simon Nye, Chris Chibnall, Richard Curtis, Gareth Roberts
Kamera: Rory Taylor, Stephan Pehrsson, Owen McPolin u.a.
Musik: Murray Gold

Darsteller: Matt Smith, Karen Gillan, Paul Kasey, Arthur Darvill, Ruari Mears, Freema Agyeman, Catherine Tate, Camille Codur, Noel Clarke, Alex Kingston, Barnaby Edwards, John Barrowman, Bernard Cribbins, Jacqueline King, Nicholas Pegg, Lachele Carl, Frances Barber, Silas Carson, John Simm, Caitlin Blackwood, Elisabeth Sladen, Ian McNeice, Dan Starkey, Mark Gatiss, Jessica Hynes
Vertrieb: BBC / Polyband
Blu-ray-Start: 27. 04. 2012Den Artikel im Blog lesen
 
Yay! "Who da man?" ist einfach super.

Doctor Who ist grandios. Ich habe die Weeping Angels auch schon im Rollenspiel als Gegner verwendet. Sehr coole Plots die ganze Staffel hindurch, aber es ist auch ein kleiner Wehmutstropfen, die Rezi zu lesen, da die BBC erst vor wenigen Wochen die letzte Folge ausgestrahlt hat, in der wir Amy und Rory an der Seite des Doctors sehen konnten.

Ich kann die Serie auch nur jedem wärmstens ans Herz legen.
 
Man merkt der Staffel an, daß man sich sehr bemüht, den Bogen nach oben zu bekommen, der unter Davis' Federführung doch schon einen starken kreativen Abwärtstrend erkennen ließ (siehe auch die vierte Torchwood-Staffel, die Davis' kreative Schaffenskrise imho am sichtbarsten unterstreicht). Über Smith als neuen Doctor kann man sicherlich diskuttieren, er legt definitiv nicht so einen "quick start" hin, wie Tennant es getan hat. Trotzdem ist er sozusagen eine gute (und logische) Fortführung der doctorschen Eigenheiten.

Hätte ich Tennant gern weiter als Doctor gesehen? Ja. Das ging mir aber auch schon bei Ecclestones Doctor so.

Ist Smith ein schlechter Doctor? Für mich definitiv nicht. Gewöhnungsbedürftig trifft es vielleicht am besten.

Hat der Wechsel des Showrunners der Serie geschadet? Hell no!
 
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