Suche ein System für "historische" Settings

MoonDaughter

Schamlose Social Char- und Face-Spielerin
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5. April 2021
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Hey, evt könnt ihr mir weiterhelfen. Ich suche ein neues Rollenspielsystem für mich. Ich würde mal beschreiben wie es dazu kommt und was ich suche:
Ich habe in letzter Zeit recht viel Cthulhu ("Gaslight" in den 1890ern und klassisch in den 1920ern) gespielt und geleitet, was eigentlich sehr weit weg von den Systemen ist die ich sonst mag (meine drei "Standardsysteme" sind DSA 4.1, Shadowrun 5 und World of Darkness V20/W20/M20). Ich habe aber gemerkt, dass Cthulhu eigentlich doch kein System ist, dass mir sonderlich viel Spaß macht, aber das es einen Grund gibt, warum ich es so lange versucht habe, weil es eben ein paar Aspekte abdeckt, die mir in anderen Systemen die ich spiele fehlen. Vielleicht könnt ihr mir helfen ein System zu finden, dass das abdeckt aber besser passt.

Ich habe nämlich festgestellt, dass mir bei Cthulhu der Teil am meisten Spaß macht der stattfindet, BEVOR der Horror beginnt. Also das spielen in der Weimarer Republik oder der USA zur Zeit der Prohibition oder Großbritannien zur Zeit von Suffragetten, Irland-Konflikt und die vielen anderen historischen Settings die in Cthulhu oft der Ausgangspunkt sind. Gerne mit möglichst viel liebevoll gemachten historischen Details, historischen Stadtkarten, historischen Persönlichkeiten als NPCs, dem behandeln von Problemen und Konflikten die es in der Zeit gab... In vielen meiner Cthulhu-Runden habe ich gemerkt, dass ich eigentlich nur das historische Setting erkunden wollte, was oft genug die Mitspielenden genervt und die SL überfordert hat. Und meine eigenen Cthulhu-Runden habe ich vor allem mit mehrtägiger Geschichtsrecherche vorbereitet. Kurz, ich bin nicht die typische Cthulhu-Spielerin und meine Spielweise ist wohl nicht die von dem System vorgesehene.

Der zweite Aspekt den ich an Cthulhu mag ist das "ganz normale Leute spielen". Ich finde zum Beispiel total cool, dass die Klassen im wesentlichen Berufe sind, die es zu der bespielten Zeit halt gab.

Dem gegenüber stehen ein Haufen Dinge, die bei mir eher Spaßmindernd sind. Der ganze Fokus auf Horror und wahnsinnig werden. Aber auch mechanische Aspekte wie zum Beispiel die zufallsbasierten Steigerungen und die absurd hohe Streuung eines W100. In DSA, Shadowrun oder Vampire ist es so, dass einem Char der in einem bestimmten Gebiet ein Profi ist, einfache Aufgaben in dem Gebiet auch (fast) immer gelingen. In Cthulhu dagegen heißt es wenn eine Person bestmöglichst in ihrem Gebiet ist, dass Routine-Aufgaben in 9 von 10 Fällen gelingen, schwierigere in etwas weniger als die Hälfte der Fälle (und sehr schwierige in nicht mal einem Fünftel). Das empfinde ich als unstimmig.

Also suche ich ein Rollenspiel, bei dem man Abenteuer in historischen Settings spielt, es gut recherchierte Quellenbücher und Spielhilfen gibt (Der Cthulhu-Quellenband "Berlin - Welthauptstadt der Sünde" ist mMn eine der besten Rollenspielhilfen die ich kenne, solche Sachen halt), das ein Würfelsystem mit nicht ZU viel Streuung hat (maximal so viel wie bei den von mir hauptsächlich gespielten Systemen die ich oben aufzähle) und wo die Charaktersteigerung nicht zufallsbasiert oder Levelbasiert funktioniert sondern es ein Punkte-Kauf-System gibt.
 
Midgard 1880 ist zwar nicht rein Punkte-Kauf-orientiert, aber spielt in einem historischen Setting (fast) ohne Übernatürliches - vor allem ist es aber kein Horror-Rollenspiel (wie etwa Call of Cthulhu, wo natürlich das wahnsinnig Werden Programm ist).

Für das Spielen in rein historischen Settings ist nur ein einfaches generisches Regelwerk nötig.
Davon gibt es jede Menge.

Hier ist eher die Frage, wie "cinematisch" es sein darf?
Also sollen die Charaktere eher hochkompetent sein und mit allerlei seltsamen Aktionen durchkommen dürfen, oder sollen die Charaktere eher oft scheitern und sich durchgängig vorsichtig verhalten müssen?

Quellenbände, gerade von Cthulhu, kann man aber ja immer verwenden und einfach das Übernatürliche ignorieren. Oder man nimmt gleich die Wikipedia oder (gerade für das Rollenspiel hilfreich) gut bebilderte Geschichtsbücher.

Ich habe z.B. inspiriert von der Babylon Berlin Serie mit dem Cortex Prime Regelwerk die Spielercharaktere als Ermittler einer Mordkommission auf unterschiedliche Fälle - oft von politischer Brisanz zusätzlich zum eigentlichen Verbrechen, das es aufzuklären galt - angesetzt. Das läuft mit diesem eher cinematischen System sehr gut, die Charaktere können einiges, aber das System liefert allein durch die Regelmechaniken immer wieder "Komplikationen", "Twists" in der Geschichte, die die Dinge interessanter machen.

Muß es denn ein deutschsprachig vorliegendes Regelwerk sein oder ginge auch ein englischsprachiges?
 
Private Eye ist darauf ausgelegt, Kriminalfälle im historischen London zu lösen, ganz ohne Übernatürliches. Ich habe es bislang nur einmal vor ca. 10 Jahren gespielt, aber wenn ich mich recht erinnere, hat das Regelwerk ähnliche Schwächen wie Cthulhu.
 
Wie Zornhau schon sagte: Wenn es sowieso rein historisch sein soll, Hintergrund selbst recherchieren, passendes Regelsystem drauf und fertig.

Du hast World of Darkness ja schon erwähnt und das erfüllt Deinen Wunsch nach Kompetenz ja ganz gut. Hinweise um sich normalsterbliche Charaktere zu bauen, sind da ja üblicherweise mit drin.
Und für Vampire und Mage gibt es "Victorian Age"-Varianten - da vielleicht mal online nach Charakterbögen suchen. Die dürften für Deine Zwecke passendere Fertigkeits-Listen haben als der moderne Kram.
 
Hört sich so an, als suchst du nicht irgendwas "Historisches", sondern was für eine ganz bestimmte Ära. Das wird mir aus dem Post noch nicht ganz klar. Andere historische Zeiten haben durch die Technologie ja ganz andere Schwerpunkte in den Skills. Etwas allgemeines ist dann sehr schwierig.

Ich finde ja fast alles, was aus der D100 Ecke kommt geradezu prädestiniert für historische Settings, aber wenn du eh was komplexeres suchst, und ich nehme an was NICHT cinematisches (siehe Zornhaus Post) hast du denn GURPs noch nicht angeguckt (hätte nicht gedacht dass ich das jemals wieder empfehlen würde)? Die Quellenbücher von GURPs sind legendär gut (wobei ich sie - nicht aus Legenden, sondern First hand nur als guten Durchschnitt bezeichnen würde).

Ich kann mir aber z.B. auch gut vorstellen, mit Harnmaster was im "echten" Mittelalter zu spielen (wobei ich persönlich niemals was real Historisches spielen würde weil die Historie einfach nur elendig ist). Aber mit Harnmaster dann Babylon Berlin zu spielen wird wieder schwierig (siehe oben).
 
Ich glaube, @MoonDaughter macht die Fragestellung am falschen Kriterium fest. Vielleicht interpretiere ich das auf Grund meiner eigenen Neigungen in Deinen Post hinein, aber für mich wirkt die Frage nach dem richtigen System nicht zwingendermaßen lösungsfindend.

Für mich klingt das, als bist Du eine Stimmungsspielerin, die Lust hat entsprechend historische Settings zu erkunden und mit der Gruppe auszuspielen mit eben einem Fokus auf "einfache Leute"-Spielercharakteren. Das System selbst ist dabei so wie ich das hineingelesen habe, eigentlich irrelevant. Die eigentliche Frage ist doch was Du für ein Spielerlebnis haben willst und mit welcher Gruppe an Spielern Du das ausleben kannst. Ich frage mal ketzerisch: Braucht es denn unbedingt ein System mit diversen ausgearbeiteten Quellenbüchern, wenn es so viel an historischem Quellen- und Inspirationsmaterial gibt? Der Crunch und Stats-Werte von irgendwelchen NPCs sind doch im Zweifelsfall recht schnell "zusammengedengelt". Lass Dich von Detektiv- und Piratenromanen inspieren und verwende ein generisches System! Ob nun FATE oder Savage Worlds, egal! Welches System Dir auch immer am intuitivsten von der Hand geht. Selbst mit dem WoD Basisregelwerk lässt sich jedes beliebige historische Setting bespielen (wird halt der Skill Autofahren durch Reiten ersetzt und Computer-Hacking durch Literatur-Recherche, was auch immer Du in Deinem Setting gut gebrauchen kannst).

Wichtiger ist, ob Deine restliche Gruppe auch Lust darauf hat. Ich will Dich jetzt nicht dazu anleiten, Deine Gruppe über den Haufen zu schmeißen, aber mal in was neues reinschnuppern oder eine Internetgruppe suchen oder gründen um auch mal aus der eigenen Rollenspiel-Bubble heraus zu kommen scheint ggf. ein ganz guter Ansatz zu sein :)
 
Also suche ich ein Rollenspiel, bei dem man Abenteuer in historischen Settings spielt, es gut recherchierte Quellenbücher und Spielhilfen gibt (Der Cthulhu-Quellenband "Berlin - Welthauptstadt der Sünde" ist mMn eine der besten Rollenspielhilfen die ich kenne, solche Sachen halt), das ein Würfelsystem mit nicht ZU viel Streuung hat (maximal so viel wie bei den von mir hauptsächlich gespielten Systemen die ich oben aufzähle) und wo die Charaktersteigerung nicht zufallsbasiert oder Levelbasiert funktioniert sondern es ein Punkte-Kauf-System gibt.
Schwierig.

Historische Rollenspiele sind (leider) nicht beliebt, das muss man direkt aussprechen. Die meisten Rollenspieler haben an rein historischen Settings kein Interesse und zu der nötigen Recherchearbeit (was, sorry Leute, sich an den bisherigen Antworten hier ganz gut zeigt) die gleiche Einstellung wie Dilberts spitzhaariger Boss. ("Ich gehe davon aus, dass alles, von dem ich keine Ahnung habe, leicht ist.")

Bei den existierenden historischen Rollenspielen (z.B. Flashing Blades) ist es darüber hinaus so, dass das reine Erkunden einer historisch interessanten Epoche aus der Warte normaler Leute nicht so im Vordergrund steht. Um es wiederum direkt zu sagen: Die einzigen historischen Settings, die zumindest marginale Beachtung finden, sind die, in denen man ordentliche Schlagetots (Cowboys, Samurai, Piraten etc.) spielen kann.

Um zumindest ansatzweise etwas positives beizutragen: Die diversen GURPS-Quellenbücher für historische Settings erfüllen die letzteren Anforderungen einigermaßen und sind in der Regel sauber recherchiert. Aber das sind fast alles Ein-Buch-Settings ohne weitere Quellenbücher.
 
Aber auch mechanische Aspekte wie zum Beispiel die zufallsbasierten Steigerungen und die absurd hohe Streuung eines W100. In DSA, Shadowrun oder Vampire ist es so, dass einem Char der in einem bestimmten Gebiet ein Profi ist, einfache Aufgaben in dem Gebiet auch (fast) immer gelingen. In Cthulhu dagegen heißt es wenn eine Person bestmöglichst in ihrem Gebiet ist, dass Routine-Aufgaben in 9 von 10 Fällen gelingen, schwierigere in etwas weniger als die Hälfte der Fälle (und sehr schwierige in nicht mal einem Fünftel). Das empfinde ich als unstimmig.
Separat muss man allerdings sagen, dass das in mehr oder minder starker Form ein Problem der meisten Rollenspiele ist. Eine Konsequenz davon, dass es generell als wünschenswert erachtet wird, dass auch ein wenig befähigter Charakter durch Glück eine schwierige Aufgabe bewältigen kann, ist, dass durch Pech auch ein sehr fähiger Charakter eine einfache Aufgabe versemmeln kann.
Es ist mechanisch kein Problem, das abzustellen, aber genau wie historische Settings ist es anscheinend bei der Masse der Rollenspieler nicht erwünscht.
 
Ich suche ein neues Rollenspielsystem für mich
Ich lese das und denke mit dem Rest hat @Durro-Dhun vollkommen recht

Du suchst etwas was dich nicht mit zu viel Regeln belastet und Dir ist das in-Charakter Spiel wichtiger als Würfelorgien?
Das geht mit den meisten Systemen, wenn man die Regeln meist ignoriert und als Spielleiter Ergebnisse bestimmt
Das müssen aber die Spieler mitmachen wollen

Mir geht es oft ähnlich, in Charakter Erkundung und Entwicklung der Welt während meine Mitspieler mit den Würfeln scharren und die Augen verdrehen. Dem Spielleiter macht mein Ansatz auch Spaß, nur sind die anderen am Tisch eher an "Butt-Kicking" interessiert. D.h. die wollen Rambo oder Legolas sein...

Deine Spielgruppe anderes spielen zu lassen als das was sie mögen, das wird schwör
Rules-Light, also eher Savage Worlds und eher nicht GURPS, auch wenn letzteres PCs auf Normalmaß erlaubt, wenn Du das suchst
 
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