Sternenstaub

traum

Grinsekatze
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2. Oktober 2003
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Leicht nervös, aber doch entspannt und zufrieden lehnte er in der Küche mit den Hüften an die Arbeitsplatte gelehnt und inhalierte tief den Rauch der Filterzigarette, die er ihr aus ihrer vergessenen Schachtel stibitzt hatte. Langsam blies er den Rauch in die Höhe und sah dabei zu wie sich aus dem Rauch hübsch tanzende Formen bildeten, währen das sanfte Licht der untergehenden Sommersonne durch die halb herunter gelassenen Rollläden in den Raum sickerte. Es duftete nach dem sorgsam und in aller Ruhe zubereitetem Essen welches im Ofen schmorte, welches zuvor in liebevoller Arbeit nur für sie bereitet wurde. Doch das Essen im Ofen war noch nicht fertig, lange noch nicht. Zeitlich war alles genau geplant worden, nachdem sie heute Morgen nach einem Abschiedskuss die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, und er wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett sprang um sie heute Abend, an genau diesem Abend, verwöhnen zu können wenn sie wieder nach Hause kam.

Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, schob ihn weiter nach hinten über den Küchentisch und faltete seinen kleinen Zettel vor sich auf. Sorgsam studierte er noch einmal alle Punkte die er sich aufgeschrieben hatte, während er einen Schluck Rotwein nahm. Soweit war alles erledigt, die Einkäufe waren erledigt, die Hausarbeit hatte er ebenfalls schon hinter sich. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihm, dass seine Zeitplanung perfekt gelaufen war. Er hatte noch eine gute Stunde Zeit bis sie wieder nach Hause kommen würde, und somit entschloss er sich, zu den letzten Feinheiten überzugehen. Beim Verlassen der Küche strich er der Katze, die ihn den ganzen Tag schon interessiert bei allem begleitet hatte, sanft über den Rücken.

Die ganze Wohnung wirkte seltsam verträumt, fast schon ein wenig unwirklich. Wie sie ihn still und in warmes Licht getaucht umgab. Warm strich sanfter Abendhauch durch die geöffneten Fenster, mischte die Atmosphäre jedes Zimmers mit dem anderen und entwickelte so etwas ganzes, ja, etwas Vollkommenes. Doch es war längst noch nicht perfekt, es fehlten noch die Kleinigkeiten die den Abend zu etwas Besonderem machen sollten. Er öffnete in seinem Zimmer die Schublade mit den Räucherstäbchen und den Kerzen. Ein Gemisch aus den verschiedensten Essenzen umwaberte ihn, während er dort stand und an jeder Packung Stäbchen schnüffelte um den passenden Geruch für heute Abend herauszufinden. Neben ihm miaute der Große und sah ihn irgendwie verschmitzt an. Lächelnd beugte er sich herunter und hielt dem Kater eine Packung hin. Neugierig wie der Große war schnupperte er leicht an der Packung, setzte sich wieder hin und miaute wieder. Dann musste dieser Geruch der Beste sein, dachte er sich als sich wieder aufrichtete und noch eine große handvoll blutroter Kerzen aus der Schublade nahm, bevor er sie wieder behutsam schloss.

In jedem der Zimmer verteilte er die Kerzen, verschob hier und da den Kerzenständer ein Stück und zupfte erneut im Schlafzimmer die Bettdecke zurecht. Noch eine halbe Stunde hatte er Zeit, also ging er langsam ins Bad und lies heißes Wasser in die Wanne laufen, während er sich auf der Kante niederließ und in Gedanken ein wenig mit dem Wasserstrahl spielte. Die Stäbchen brannten schon und hüllten die Wohnung in eine, die Sinne vernebelnde, Zuflucht vor dem Alltagsstress.
In der Küche warf er nochmals einen Blick in den Ofen. Es hatte noch Zeit. Bisher lief alles fantastisch, dachte er bei sich und nahm eine Tasse aus dem Schrank, welche er mit ein wenig Milch füllte erwärmte und etwas Honig hinzu gab. Auf dem Weg zurück ins Bad griff er sich noch den kleinen Strauss Rosen welchen er heute Früh gekauft hatte. Er gab langsam den Milch- und Honigbadezusatz ins Wasser und begann langsam, fast feierlich die Blätter von den Rosenblüten zu zupfen um sie langsam auf das Badewasser und auf den Badezimmerboden sinken zu lassen.

Es war fast soweit, und er bewegte sich langsam durch die Wohnung um die Kerzen zu entzünden. Er begann im Bad und beendete seinen Gang im Wohnzimmer, wo er eine CD aus dem Ständer nahm und einlegte. Er startete die CD, ging nochmals in die Küche und entkorkte eine frische Flasche Rothschild, die er extra für heute gekauft hatte und trug diese, zusammen mit 2 Weingläsern auf einem Tablett ins Bad. Auch um die Flasche und die Gläser verteilte er noch zaghaft ein paar Rosenblätter. Es sollte nicht zu überladen wirken, nicht zu viel und nicht zu wenig. Zufrieden nickte er, als er sein Werk in den letzten Augenschein nahm. Gleich müsste sie da sein, stellte er fest, lehnte die Badezimmertür an und begab sich in den Flur.

?Weißt du, jedes Mal wenn ich Nachts von dir träume und mit dir im Himmel auf einer Schäfchenwolke tanzen war, bleibt immer etwas Sternenstaub an meinem Körper haften. Und mit diesem Sternenstaub möchte ich ein Bild malen. Ein Gemälde nur für dich allein.?, philosophierte er vor sich hin als er meinte die Luft knistern zu spüren als sich ihr Schlüssel in der Wohnungstür drehte.

traum, 09.04.2004
 
Eine schöne Liebesszene. Liest sich gut und lässt einen gut mitfühlen.
 
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